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Drehbuch

    Reise nach Wallau
   

© 2018 by Moana-Film GmbH


 

1.
Autobahnrastätte zwischen Frankfurt und Marburg. HANS BAUER (47) kommt mit einem Cappuccino und einer Zeitung zu einem hohen Tisch und setzt sich auf einen Hocker. Er überfliegt die Titelseite und löffelt zuerst den Schaum von oben weg.
Er hat kurzgeschnittene dunkelbraune Haare und trägt einen Bart.

2.
Vor dem Fenster der Raststätte steht MARIA (24). Neben ihr steht ein sehr großer vollgepackter Rucksack und eine Reisetasche. Sie beobachtet HANS beim Lesen und Cappuccinotrinken.

3.
HANS stellt die Cappuccinotasse in ein Regal und verlässt die Raststätte. MARIA geht zu ihm. MARIA: Würden Sie mich ein Stück mitnehmen? HANS: Wo wollen Sie denn hin? MARIA: Nach Siegen. Ein Stück kann ich Sie gerne mitnehmen. HANS holt seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche und entdeckt vor seinen Füßen eine Fünf Cent-Münze. Er hebt sie auf. MARIA: Das bringt Glück. HANS lächelt MARIA an und sagt: Glück kann ich brauchen. Kommen Sie mit.

4.
Im Auto. HANS fährt mit MARIA auf der Autobahn. MARIA: Interessieren Sie sich für Politik? HANS: Warum fragen Sie? MARIA: Ich habe Sie beim Zeitunglesen beobachtet. HANS: Ach so. MARIA: Was machen Sie denn? HANS: Ich schreibe Romane. MARIA: Wie heißen Sie? Vielleicht habe ich einen Roman von Ihnen gelesen. Ich lese viel. Ich studiere Germanistik. HANS: Ich habe bis jetzt nur einen Roman geschrieben. Aber keinen Verlag dafür gefunden. (Pause) Ich muss bei der nächsten Tankstelle noch einmal rausfahren, um zu tanken. MARIA: Wieso haben Sie bei der Raststätte nicht getankt. HANS: Die hatten kein Autogas.

5.
Tankstelle. HANS füllt Autogas in sein Auto. MARIA steht neben ihm. HANS: Autogas ist billiger und umweltfreundlicher. MARIA: Sind Sie verheiratet? HANS: Wie kommen Sie auf diese Idee? MARIA: Sie tragen einen Ehering. HANS: Der ist inzwischen veraltet. Ich bin seit ein paar Jahren geschieden. Der Tank ist voll. HANS geht zur Kasse.

6.
MARIA setzt sich in das Auto. HANS kommt zu ihr und gibt ihr eine Packung Bounty.
HANS: Als Reiseproviant. Ich hoffe, Sie mögen das. MARIA: Sie sind echt süß.

7.
Im Auto. Was machen Sie in Siegen? MARIA: Ich besuche meinen Freund. Wir wollen während der Semesterferien zusammen nach Italien fahren. HANS: Jetzt im August ist es da sehr voll. Und sehr heiß. (Pause) Da muss man sich schon sehr lieben, um dort glücklich zu sein. MARIA: Sie reden aus Erfahrung? HANS: Oh ja! Ich könnte Ihnen endlose Geschichten von meinen Italienreisen erzählen. MARIA: Ich würde ihnen gerne dabei zuhören.

8.
Auf einer Bundesstraße. HANS: Da ist Biedenkopf. Da bin ich ins Gymnasium gegangen. Gleich kommt Wallau. MARIA: Wallau? HANS: Da bin ich geboren. (Pause) Ich habe mich entschlossen, Sie nach Siegen zu fahren. Es macht Spaß, mich mit Ihnen zu unterhalten. Sie sollten die Adresse Ihres Freundes in mein Navi eingeben. MARIA: Er wohnt in der Hölderlinstraße 14. MARIA gibt die Adresse ein.
Nach einer Weile schminkt sich MARIA die Lippen. MARIA: Wenn mein Freund mich sieht, will ich schön aussehen. HANS: Sie sind auch so wunderschön.

9.
In Siegen. Es ist dunkel geworden. Das Navi sagt: Sie haben ihr Ziel erreicht. HANS steigt aus dem Wagen und holt Marias Gepäck aus dem Kofferraum. MARIA: Wenn du willst, gebe ich dir meine Handynummer. Hast du ein Stück Papier? HANS: Leider nein. MARIA: Dann gib mir deine Hand. MARIA schreibt mit Kugelschreiber in seine Handfläche: „Maria. 0172-64 58 77“. MARIA: Kannst du das lesen? (Nah) HANS: Ja. MARIA küsst HANS auf die Lippen. HANS lächelt MARIA etwas hilflos an. MARIA nimmt ihr Gepäck und klingelt an der Wohnungstür. HANS: Auf Wiedersehen, Maria. HANS steigt in sein Auto und fährt weiter.

10.
Vor der Villa von Frank. Mit Hilfe seines Navis findet HANS den Weg zu seinem Freund FRANK. Als er vor der Villa angekommen ist, hupt er dreimal.

11.
FRANK (47) kommt aus dem Haus und begrüßt HANS mit einer langen Umarmung. FRANK: Du hast dich ganz schön verändert. Ich dachte schon, du hast es dir anders überlegt und kommst nicht mehr. HANS holt den Koffer aus seinem Auto und geht mit FRANK ins Haus. FRANK: Ich zeige dir erst einmal dein Zimmer. Hast du schon etwas gegessen?

12.
Im Gästezimmer. FRANK schaltet das Licht ein. HANS: Ich habe ein schönes junges Mädchen nach Siegen zu ihrem Freund gebracht. Deshalb ist es später geworden. FRANK grinst und sagt, du hast um deinen Bart herum ganz rote Lippen. HANS: Sie hat mir nur als Dankeschön einen Kuss gegeben. FRANK: Verstehe. HANS: Was soll ich machen, Frauen lieben mich. FRANK: Du bist ein alter Schwerennöter.

13.
Im Wohnzimmer der Villa. FRANK und HANS sitzen an einem Tisch und essen ein improvisiertes Abendbrot. Sie trinken dazu Rotwein. HANS: Dein Wein schmeckt toll. Kriegt man so was inzwischen auch in Wallau? FRANK: Den habe ich extra für dich in Marburg besorgt. HANS: Auf dein Wohl. Beide stoßen mit ihren Gläsern an. FRANK: Du kannst bei mir so lange wohnen, wie du willst.

14.
Franks Gästezimmer. Am nächsten Morgen. HANS wacht durch die Sonne, die direkt in sein Zimmer scheint, auf. Er geht ins Badezimmer. FRANK ruft: Hast du gut geschlafen? HANS: Wie im Himmel. HANS putzt sich die Zähne und geht unter die Dusche.

15.
Im Wohnzimmer. FRANK deckt den Tisch für das Frühstück. HANS kommt zu ihm. HANS: Ich brauche noch deinen W-Lan Code. Du hast doch internet hier? FRANK: Klar. Möchtest du ein gekochtes Ei? HANS: Nein danke. FRANK: Ich habe frische Brötchen vom Bäcker geholt. Wenn du Marmelade willst, ich habe auch Marmelade. Der Kaffee ist schon fertig. HANS gießt Kaffee in die Tassen. Beide frühstücken. FRANK: Was möchtest du als erstes heute machen? HANS: Bei dem Traumwetter, das ihr hier habt, würde ich am liebsten schwimmen. Gibt es hier einen See, in dem man schwimmen kann? FRANK: Gleich hinter Breidenstein gibt es einen neuen Stausee. Da gehe ich immer schwimmen. Obwohl die Wasserqualität nicht so gut sein soll.

16.
Im Auto. FRANK fährt mit HANS in seinem neuen Audi A6 zum Stausee. HANS: Mein Gott, hier hat sich alles verändert. FRANK: Hast du gedacht, die Welt sei hier stehen geblieben? HANS: Irgendwie schon.

17.
HANS und FRANK schwimmen im See. HANS krault. FRANK schwimmt Schmetterling.

18.
Beide kommen aus dem Wasser, trocknen sich ab und legen sich auf einem großen Badetuch in die Sonne. HANS: Es ist schön hier. FRANK: Wie lange warst du nicht mehr hier? HANS denkt nach: Bestimmt so 15 Jahre. Ich habe Wallau aus meinem Gedächtnis verbannt. Auch deshalb bin ich hergekommen. Außerdem will ich versuchen, einen neuen Roman zu schreiben. FRANK: Zum Romanschreiben ist Wallau der perfekte Ort. Du wirst durch nichts abgelenkt, denn hier passiert so gut wie nichts, und ich fühle mich nicht so allein.
HANS holt einen Fotoapparat aus seiner Badetasche. HANS: ich würde gerne ein Foto von uns beiden haben. FRANK: Da drüben liegen zwei Mädchen. Frag doch die mit deinem ganzen Charme.

19.
HANS geht zu den Mädchen, die in Bikinis etwa hundert Meter entfernt liegen. HANS: Entschuldigung, ich möchte Sie nicht stören. Aber mein Freund und ich hätten gerne ein gemeinsames Foto. Die beiden Mädchen schauen sich an. Ein MÄDCHEN steht auf und geht mit HANS zu FRANK.

20.
HANS sagt zu FRANK. Komm steh auf. Die junge Dame will von uns ein Foto machen. HANS gibt seinen Fotoapparat dem MÄDCHEN und will ihr erklären, wie das geht. MÄDCHEN: Ich kenne mich aus. Ich bin auch Fotografin. HANS stellt sich neben FRANK. Das MÄCHEN macht ein Foto. MÄDCHEN: Ihr müsst lächeln. Dann kommt sie etwas näher zu den beiden. MÄDCHEN: Ich mache gleich mehrere Fotos. Dann habt ihr eine Auswahl. Das Mädchen schießt weitere Fotos und sagt, ich denke, das reicht. HANS geht zu ihr und sagt, herzlichen Dank. MÄDCHEN: Bitte schön, es hat mir Spaß gemacht. Sie gibt HANS den Fotoapparat zurück. MÄDCHEN: Toller Apparat.

21.
Wohnzimmer in Franks Villa. HANS und FRANK schauen sich gemeinsam die Bilder an. FRANK: Wir sehen beide für unser Alter doch noch ziemlich gut aus. HANS: Wir müssen jeden Tag schwimmen gehen. HANS zeigt FRANK die Hand, auf die Maria ihre Telefonnummer geschrieben hat (NAH). HANS: Ich krieg das mit Seife nicht weg. FRANK: Nimm Ata. Das steht in der Küche unter dem Waschbecken. Hast du dir ihre Nummer aufgeschrieben?

22.
Dorfstraße in Wallau. FRANK und HANS betreten mit einer vollen Einkaufstasche eine Metzgerei. FRANK: Ich koche für uns heute Abend Schnitzel mit Bratkartoffeln. Meine Exfreundin hat mir beigebracht, wie man Schnitzel richtig saftig macht. VERKÄUFERIN: Was soll’s den heute sein, Herr Winterberg. FRANK: Ich möchte gerne vier Schnitzel. Ich hätte gerne ein besonders gutes Fleisch. VERKÄUFERIN: Für Sie immer das beste.

23.
FRANK und HANS verlassen die Metzgerei und kommen an einem Café vorbei. HANS: Lass uns einen Capuccino trinken. Ich bin Capuccino süchtig.

24.
Im Café. FRANK und HANS essen Eis und trinken Capuccino. HANS: Der Capuccino ist wirklich gut. Du hast nicht zu viel versprochen. FRANK: Wallau ist inzwischen modern geworden. Ein MANN (45) kommt zu ihnen an den Tisch. Der MANN spricht HANS an: Bist du nicht der Bauer-Hans? HANS: Es tut mir leid. Ich kenne Sie nicht. MANN: Aber ich kenne dich. Auch mit Bart. Bist du inzwischen Moslem geworden? Du hast vor dreißig Jahren meinen Bruder ko geschlagen. Der musste ins Krankenhaus. Meine Freunde und ich haben dir damals klar gemacht, dass hier für dich kein Platz mehr ist. Das gilt noch immer. Am besten, du verschwindest hier so bald wie möglich. Einen guten Tag euch beiden. Der MANN verlässt das Café. FRANK und HANS sind eine Weile fassungslos. Dann sagt HANS: Die haben mir immer nachgerufen. Hänschen klein, ging allein. Das hat mich irgendwann wütend gemacht und dann habe ich dem erstbesten auf dem Heimweg von der Schule einen Kinnhaken gegeben. Er ist zusammengeklappt wie ein nasser Sack. Ich bin weitergegangen und habe mich nicht mehr um ihn gekümmert.

25.
Küche in der Villa. FRANK hat die vier Schnitzel auf dem Küchentisch ausgebreitet. HANS schaut ihm zu. FRANK: Jetzt kommt der Trick. Du musst sie zuerst in Mehl wälzen und erst danach im Paniermehl. Das ist das ganze Geheimnis.

26.
Im Wohnzimmer. Der Tisch ist gedeckt. FRANK kommt mit den gebratenen Schnitzeln und legt zwei davon auf jeden Teller. FRANK: Guten Appetit, mein Freund. HANS schneidet ein Stück Schnitzel ab und isst es. HANS: Mm! Das ist richtig gut. FRANK: Probier auch den Salat, denn dafür habe ich auch ein spezielles Rezept. HANS: Du hättest Koch werden sollen. FRANK: Kannst du Schach spielen?
HANS: Jeder kann das. Aber besonders gut bin ich dabei nicht. FRANK: Das macht nichts. Ich bin auch kein Schachweltmeister.

27.
FRANK und HANS spielen an einem anderen Tisch, vor einem großen LED-Fernseher Schach. FRANK macht einen Zug: Schachmatt. Willst du ein neues Spiel? HANS: Ich bin müde. Der Kerl im Café geht mir nicht aus dem Kopf.

28.
Am Waldrand. Der Himmel ist bedeckt. FRANK und HANS gehen spazieren. FRANK: Ich bin erschöpft. Lass uns mal hinsetzen. Ich bin nicht so ein großer Spaziergänger wie du. Ich fahre lieber mit dem Auto, wenn ich nicht alleine zuhause herumsitzen will. HANS macht Fotos von Wallau. HANS kommt zurück zu ihm. FRANK: Der verrückte Kerl von gestern wohnt in einem Seitental von Wallau. Ich habe für die Leute da vor ein paar Jahren ein Haus gebaut. Die haben einfach nicht gezahlt. Die haben immer neue Baumängel gefunden, um nicht zu zahlen. Ich musste vor Gericht ziehen, bis sie schließlich gezahlt haben. Die Leute, die da wohnen, sind alle irgendwie sonderbar. Das Dorf wollte mich einmal zum Bürgermeister wählen. Aber die haben Gerüchte über mich in verbreitet und haben damit das verhindert. Es wäre fast zu einem Dorfkrieg gekommen. HANS: Sei froh. HANS steht auf und macht ein Foto von FRANK. FRANK: Soll ich auch eins von dir machen. Mit Wallau im Hintergrund? HANS: Ok.

29.
FRANK hält mit seinem Audi vor einem Gebäude am Rande von Wallau. Am Eingang steht „Frank Winterberg GmbH“. Neben dem Gebäude stehen Bagger, Radlader, ein LKW und zwei PKW’s. Frank betritt das Gebäude.

30.
Büro von Frank. Am Computer sitzt Frau Bergmann (30), seine Sekretärin. Sie wünscht ihm einen guten Morgen. FRANK begrüßt sie per Handschlag. Guten Morgen Frau Bergmann. Ein wunderschöner Tag heute. FRAU BERGMANN: Der Architekt von Gladenbach hat gerade angerufen. Er wird erst zwei Stunden später zur Baustelle kommen.

31.
Wohnzimmer. Am nächsten Morgen. Der Frühstückstisch ist für Hans gedeckt. Neben seinem Teller liegt ein Zettel und darauf ein Hausschlüssel. „Ich musste in meine Firma. Danach bin ich bei drei Bauten die der Umgebung. Komme wahrscheinlich erst am Abend zurück. Fühl dich wie zuhause. Frank.“

32.
HANS kommt aus der Villa und sieht sich im Garten hinter dem Haus um. Dort gibt es Zwetschgen- und Pflaumenbäume und ein Beet mit blühenden Dahlien. HANS pflückt eine Pflaume ab. Sie ist schon reif. Er pflückt weiterere Pflaumen ab uns legt sie in seine Badetasche.

33.
HANS steigt mit seiner Badetasche in seinen Wagen und fährt weg.

34.
Am Stausee. HANS schwimmt. Als er zurückkommt steht das BIKINIMÄDCHEN (24) am Seerand und begrüßt ihn: Hallo! Wo haben Sie denn Ihren Freund gelassen? HANS: Der musste heute arbeiten. BIKINIMÄDCHEN: Was arbeitet er denn? HANS: Der hat eine Baufirma. BIKINIMÄDCHEN: Und was arbeiten Sie? HANS: Ich schreibe Romane. Da habe ich ziemlich viel Zeit. BIKINIMÄDCHEN: Oh!!!

35.
In einem Gasthaus. HANS und das BIKINIMÄDCHEN essen zusammen zu Mittag. BIKINIMÄDCHEN: Könnte ich in dem neuen Roman, den Sie gerade schreiben, auch vorkommen? Ich heiße Laura. HANS: Wenn ich eine Tochter gekriegt hätte, würde sie auch Laura heißen. BIKINIMÄDCHEN: Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen ganz viel aus meinem Leben erzählen. HANS: Dann fangen Sie am besten gleich damit an. BIKINIMÄDCHEN: Wollen Sie eine kurze Version oder eine lange? HANS: Die kurze Version würde mir schon reichen. Vielleicht inspiriert sie mich.

36.
In der Villa. HANS sitzt in seinem Zimmer am Laptop und macht sich Notizen. Überschrift: „Landleben“

37.
Im Wohnzimmer. HANS deckt für sich und FRANK den Tisch für das Abendbrot. Er hört Franks Auto vorfahren. HANS öffnet eine Flasche Wein. FRANK kommt dazu.
FRANK: Ein Haus zu bauen ist kein Kinderspiel. Vor allem, wenn Ehepaare die Bauherren sind. Der Mann hat sich noch diese Änderung am Haus vorgestellt, seiner Frau gefällt das gar nicht. Manchmal streiten sie sich so heftig vor meinen Augen, dass ich für mich denke, sie hätten sich besser vor dem Hausbau scheiden lassen sollen. (Pause) Wie war dein Tag? Ist dir schon etwas für deinen Roman eingefallen? HANS: Wie stellst du dir das vor? Einen Roman zu schreiben, geht nicht ruckzuck. Ich bin heute zum Stausee gefahren. Und stell dir vor, da war wieder das Mädchen, das uns gestern fotografiert hat. FRANK schüttelt den Kopf : Wie machst du das bloß? HANS: Sie heißt Laura und hat nach dir gefragt. Sie hat mir ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. FRANK: Ich bin hungrig. Lass uns erst etwas essen.

38.
FRANK und HANS sitzen vor dem Fernseher und sehen die Tagesschau. FRANK: Es gibt nicht wirklich Neues auf der Welt. FRANK schaltet den Fernseher aus. FRANK: Erzähl mir lieber die Geschichte von deiner Laura. HANS trinkt einen Schluck Wein. HANS: Sie ist 24, hat bis zu ihrem 16. Lebensjahr mit ihren Eltern in Bad Laasphe gelebt. Es war eine rundum glückliche Familie. Sie ist schwanger geworden und sie hat das Kind auf Wunsch ihrer Mutter, die streng katholisch ist, abtreiben lassen. Ihre Mutter ist jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Dann ist sie gestorben. Ganz plötzlich an Krebs. Ihr Vater hat das Haus verkauft und ist nach Australien ausgewandert. Kannst du dir das vorstellen? Ich hatte Tränen in den Augen, als sie mir das erzählt hat. FRANK: So was gibt’s. HANS: Sie ist bei ihrer Oma in Breidenstein aufgewachsen und hat das Abitur gemacht. Zum Studieren war kein Geld mehr da. Jetzt arbeitet sie in einem Fotogeschäft in Bad Laasphe und hat dort ein eigenes kleines Zimmer. Sie wäre gerne zum Film gekommen.

39.
HANS geht alleine im Wald spazieren.

40.
In der Villa im Wohnzimmer. FRANK und HANS essen Abendbrot. FRANK: Was hältst du davon, wir könnten eine Party machen, damit hier wieder etwas mehr Leben ins Haus kommt. Ich könnte dazu auch deine Ex-Frau einladen. Wenn ich sie anrufe, kommt sie bestimmt. Ina und ich haben uns immer gut verstanden. Du liebst sie doch noch? Oder etwa nicht? Alte Liebe rostet nicht, sagt ein Sprichwort. HANS denkt nach: Mit der Liebe ist es nicht so einfach. Am Anfang ist sie da, dann wird es immer mehr zu einer Gewohnheit. FRANK: Du trägst noch immer euren Ehering. HANS: Ich habe ihn nicht mehr so leicht abgekriegt. Meine Finger sind zu dick geworden. Also habe ich ihn dran gelassen. Mein erster Roman, den niemand haben wollte, handelt von der Liebe eines Ehepaars. Ina hat er gar nicht gefallen. Sie fand, dass die Frau dabei zu schlecht wegkommt. Ich hätte den Roman ganz aus der Perspektive des Ehemanns geschrieben.(PAUSE) Aber wenn du sie einladen willst, bitte. FRANK: Hast du ihre Telefonnummer. HANS: Auswendig weiß ich sie nicht. Da muss ich erst in meinem Computer nachschauen. HANS steht auf und geht in sein Zimmer. FRANK ruft ihm nach: Wir können auch Maria und Laura dazu einladen, damit du deinen Harem zusammen hast.

41.
Im Zimmer von HANS. HANS schreibt sich die Nummer von Ina aus dem Adressbuch auf einen Zettel.

42.
Im Wohnzimmer. HANS gibt FRANK den Zettel mit der Telefonnummer. HANS: Mir ist gar nicht wohl dabei, wenn du sie anrufst. Verstehst du das? Ich gehe am besten raus.

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ZWISCHENTITEL: „Eine Woche später“.

43.
Im Wohnzimmer der Villa. Die Party ist schon in vollem Gange. Der großeTisch ist beiseite geräumt. Auf ihm stehen Häppchen, die mit Wurst, Schinken und Käse belegt sind. Auf dem Couchtisch stehen Getränke und Gläser. HANS spricht mit LAURA und gießt ihr ein Glas Wein ein: Schön, dass Sie zu unserer Party gekommen sind. Ein junges Ehepaar kommt ins Wohnzimmer. FRANK stellt sie HANS vor: Das ist Karlheinz, mein bester Maurer. Er hat mir das schönste Mädchen von Wallau vor der Nase weggeschnappt. Sie heißt Isolde. HANS gibt ISOLDE die Hand. FRANK: Wage es nicht mit ihr zu flirten. Karlheinz ist mein kräftigster Mitarbeiter und der versteht in dieser Hinsicht keinen Spaß. Wenn du mit ihr tanzen willst, musst du ihn vorher fragen. Ich will nicht, dass eine Prügelei auf meiner Party ausbricht. ISOLDE lächelt HANS an: Frank übertreibt mal wieder. Ich entscheide allein, mit wem ich tanze.
Das Telefon klingelt. FRANK hebt ab und winkt HANS zu sich. FRANK: Es ist Ina. Sie steht auf dem Bahnhof in Biedenkopf und möchte, dass ich sie abhole. Kommst du mit? Deine jungen Damen können eine Weile auch ohne dich auskommen. HANS: Mach das lieber alleine. Ich kümmere mich um Maria, denn die ist extra wegen mir von Siegen gekommen.

44.
Vor dem Bahnhof. FRANK trifft INA VON FÜRSTENBERG (49) vor dem Bahnhof in Biedenkopf. INA trägt ein schwarzes Kostüm und schwarze halbhohe Schuhe. FRANK und INA umarmen sich herzlich. FRANK: Toll siehst du aus. INA hat einen großen Rollkoffer dabei. FRANK trägt ihn zu seinem Auto, das auf der anderen Seite des Bahnhofs steht. INA: Entschuldige bitte, ich müsste ganz dringend Pipi. Hier gibt es keine Toilette. FRANK: Hältst du es aus, bis wir bei mir sind. INA: Ich will es versuchen. Wenn nicht pinkele ich dir dein Auto voll. Beide steigen in das Auto. FRANK fährt los.

45.
Im Auto. Wie geht es dir? Hast du einen neuen Freund? INA: Ich habe viele Freunde. FRANK: Das meine ich nicht. So wie du aussiehst, bist du bestimmt von Männern umschwärmt. Auch ich würde bei dem Schwarm gerne dabei sein. Wie lange willst du bleiben? INA: Das weiß ich noch nicht. Ich bin neugierig auf dieses Wallau. Vielleicht verstehe ich dann, warum ich Hans einmal geheiratet habe. Bei einem Urlaub in Sardinien habe ich ihm mein ganzes Leben klitzeklein erzählt. Er hat mir nichts gesagt, außer das er in einem kleinen Dorf in Hessen geboren und aufgewachsen ist. FRANK: Wir sind gleich da. INA schminkt sich schnell die Lippen nach. FRANK schaut sie fragend an. INA: Damit die Dorfschönheiten auf deiner Party mich nicht für eine alte Frau halten, die mit einem Bein im Grab steht.

46.
Im Wohnzimmer der Villa. HANS und MARIA tanzen bei langsamer Musik ganz eng miteinander. Sie küssen sich dabei. MARIA: Ich finde es schön, dass du mich eingeladen hast. Ich hatte nicht mehr mit deinem Anruf gerechnet. Ich hatte nicht mehr mit deinem Anruf gerechnet. Ich hatte eine schwierige Zeit, denn mein Freund und ich haben uns getrennt. MARIA küsst HANS etwas länger. MARIA: Kann es sein, dass ich mich in dich verliebt habe? Liebe auf den ersten Blick, so was gibt es doch. Vielleicht hat das mein Freund gespürt? HANS: Weißt du schon, wo du heute Nacht schläfst? MARIA: Frank hat gesagt, dass ich hier im Wohnzimmer, wenn die Party vorbei ist, auf dem Sofa schlafen kann.. HANS: Du kannst bei mir schlafen. Das Bett ist groß genug für uns beide. Ich werde auch ganz brav sein.

47.
FRANK hält mit seinem Auto vor der Villa. INA stürzt sofort aus dem Wagen. FRANK holt ihren Koffer aus dem Kofferraum und ruft ihr nach: Die Toilette ist gleich im Flur. Zweite Tür links.

48.
Im Flur der Villa. FRANK wartet vor der Toilette auf sie. Als INA heraus kommt, fragt er sie: willst du, dass ich dir zuerst dein Zimmer zeige oder willst du gleich deinen Ex-Mann begrüßen. INA: Jetzt geht es mir besser. Aber ich will zuerst mein Zimmer sehen. Ich sehe ganz entsetzlich aus und will mich vorher noch ein bisschen schön machen. FRANK: Ich habe den Koffer schon in dein Zimmer gestellt. Da ist auch ein großer Spiegel.

49.
INA kommt ins Wohnzimmer. Sie hat sich umgezogen. Sie trägt jetzt ein rotes Kostüm und rote Schuhe. FRANK bringt ihr ein Glas Champagner: Du liebst doch Champagner? INA: Du bist noch immer sehr aufmerksam. Ja Champagner ist mein Lieblingsgesöff. HANS, der noch immer mit MARIA tanzt, löst sich von ihr. HANS: Warte, ich muss erst mal meine Exfrau begrüßen. HANS geht zu INA: Hallo Ina. Er küsst sie vorsichtig auf die rechte und die linke Wange. Beinahe hätte er sie auf den Mund geküsst. Sie hat das gemerkt. Er sagt entschuldigend: Alte Gewohnheit. Du siehst ganz und gar bezaubernd aus heute. INA: Und du hast dir einen Bart wachsen lassen. Daran muss ich mich erst gewöhnen, denn ich habe vor, länger bei Frank zu bleiben. Ich war gestern beim Sender. Die wollen mein neues Projekt finanzieren.

50.
FRANK tanzt mit INA. Sie lässt ihren Kopf an seine Schulter sinken. LAURA kommt zu den beiden und macht zu FRANK Gesten. FRANK: Ich glaube diese junge Dame will etwas von dir. LAURA: Frau von Fürstenberg, kann ich mit Ihnen draußen etwas besprechen? INA macht ein fragendes Gesicht, sagt dann: Bitte.

51.
INA und LAURA gehen auf die Terrasse. LAURA: Hans hat mir erzählt, dass Sie in Wallau einen Film drehen. Könnte ich da dabei sein? Ich kann alles und ich kenne mich hier aus. Und ich kann Autofahren.

52.
HANS geht zu ISOLDE, die mit KARLHEINZ auf dem Sofa sitzt. HANS: Ich würde gerne mit dir tanzen. Er schaut dabei auch KARLHEINZ an. Der nickt. ISOLDE steht auf. KARLHEINZ: Ich gehe solange raus und rauche eine Zigarette.
Sie ruft laut: Frank, hast du auch noch eine flottere Musik. Ich will tanzen und nicht dabei einschlafen. FRANK: Such dir was aus. Eine schnelle Musik mit viel Bass kommt aus den Lautsprechern. ISOLDE fängt sofort an wild zu tanzen. HANS macht mit. INA zieht ihre Schuhe aus und tanzt dann barfuss genauso wild wie ISOLDE. FRANK kommt zu ihr und macht, etwas ungelenk mit.

53.
KARLHEINZ steht auf der Terrasse und schaut den Tänzern durch die Terrassentür zu. MARIA macht ihm Gesten, dass er reinkommen und mit ihr tanzen soll.

54.
KARLHEINZ: Ich bin nicht so ein toller Tänzer. Eigentlich tanze ich überhaupt nie. Ich muss mir noch schnell Mut antrinken. KARLHEINZ trinkt sein Whiskyglas auf einen Zug leer. Dann tanzt auch er mit MARIA.

55.
FRANK bringt seine Gäste nach draußen zu ihren Autos. KARLHEINZ sagt zu Frank: Wir bringen Laura nach Hause. Es war ein schöner Abend und Isolde konnte sich endlich mal richtig austoben. ISOLDE: Ich liebe es zu tanzen. Mein Mann leider nicht. Gute Nacht, Frank.

56.
Im Gästezimmer von Hans. HANS liegt schon im Bett. MARIA kommt zu ihm. Sie zieht sich aus. MARIA: Mach deine Augen zu. MARIA legt sich mit Slip und T-Shirt zu ihm. MARIA: Du weißt, was du mir versprochen hast. Sie gibt ihm einen zarten Kuss und sagt: Gute Nacht Hans. Schlaf gut. HANS: Einfach mit dir im Bett wird das bestimmt nicht. Wenn ich anfange zu schnarchen, musst du mich wecken.

57.
Am nächsten Morgen. FRANK und INA sitzen am Esstisch und haben angefangen zu frühstücken. HANS und MARIA kommen dazu. INA: Habt ihr beide gut geschlafen? HANS: Maria hat geschlafen wie ein Stein. Ich leider nicht. Ich bin immer wieder aufgewacht und musste auf die Toilette. INA: Ich hab’s gehört. HANS: Ich habe zuviel durcheinander getrunken. Außerdem habe ich jetzt einen Kater. FRANK: Trink erst mal einen Kaffee. Der macht dich wieder munter.

58.
Parkplatz. FRANK hält mit seinem Audi auf einem kleinen von Bäumen umstandenen Parkplatz. INA, HANS und MARIA steigen aus.

59.
FRANK und INA, HANS und MARIA marschieren zum Stausee. FRANK breitet eine große Decke aus. INA legt eine Decke daneben. Sie zieht sich blitzschnell aus. Sie hat ihren einteiligen schwarzen Badeanzug bereits an. Auch MARIA. Auch sie trägt unter ihren Kleidern einen Bikini. HANS zieht sein Hemd und seine Jeans aus. HANS: Hat jemand von euch ein großes Handtuch? INA nimmt ihre Decke und stellt sich zum Umziehen vor HANS. INA: Jetzt kannst du deine Badehose anziehen. Ich kenne deine wertvollen Teile von früher. HANS: Aber Maria nicht. INA flüstert ihm zu: Ihr habt doch heute Nacht in einem Bett geschlafen? HANS: Ob du es glaubst oder nicht. Sie hat mich nicht nackt gesehen. Ich schlafe immer mit Unterhose. Als alle zum Schwimmen fertig sind und zum See gehen wollen, sagt FRANK: Wartet einen Moment. Ich mache von euch Dreien ein Foto. Hans in der Mitte und Ina und Maria auf seiner Seite. INA: Idiot! FRANK: Stellt euch nicht so an. Das wird ein tolles Foto. Ehemann mit Ex-Frau und junger Geliebter. INA: Du bist echt blöd. FRANK: Jetzt müsst ihr nur noch zum Wasser gehen. FRANK macht mehrere Fotos von den Dreien. Er geht zu INA: Entschuldige, meine Phantasie ist mit mir durchgegangen. Ich hätte wie du Filmregisseur werden sollen und nicht Bauingenieur. Frank legt den Fotoapparat zurück in den Beutel von Hans.. Danach gehen alle vier ins Wasser. INA nimmt die Hand von Hans und sagt: Jetzt sind wir fast eine richtige Familie. Weißt du noch, wie wir beide in Sardinien jeden Tag im Meer schwimmen gegangen sind.

60.
Alle schwimmen im See. INA schwimmt bald voraus. Die anderen können nicht so schnell schwimmen wie sie.

61.
FRANK, HANS und MARIA liegen auf den beiden Decken in der Sonne. FRANK: Wo bleibt nur Ina? Ich mache mir langsam Sorgen um sie. HANS: Ina ist eine unglaublich gute Schwimmerin.

62.
INA kommt zurückgeschwommen. INA: Das hat mir richtig gut getan. FRANK: Wo warst du so lange. Wir haben dich nicht mehr gesehen. INA trocknet sich ab. INA: Ich bin bis ans äußersten Ende des Sees geschwommen. INA legt sich auf die Decke neben HANS. INA: Jetzt fehlt nur noch Laura. HANS: Laura? INA: Ich habe sie angerufen und ihr gesagt, dass wir zum Stausee fahren. Da habt ihr beiden sie doch kennengelernt.

63.
LAURA fährt mit dem Fahrrad auf einem Radweg.

64.
LAURA geht zu ihnen. LAURA zu INA: Frau von Fürstenberg es hat bei mir etwas länger gedauert. Eigentlich wollte ich ganz pünktlich sein. Mein Fahrrad hat mich aufgehalten. Ich musste da erst wieder Luft aufpumpen. LAURA zieht ihre Kleider aus und geht schwimmen. INA erklärt den anderen: Laura wird mir helfen, wenn ich in Wallau meinen Film drehe. Sie will mir die ganze Umgebung hier zeigen. (zu HANS) Gibst du uns dafür dein Auto? Sie hat einen Führerschein. HANS: Da fahre ich dann lieber selber mit. Mein Auto ist zwar uralt, aber weil es Autogas hat, für mich ziemlich wertvoll.

65.
Im Zimmer von Hans. MARIA sitzt am Laptop von Hans und sucht sich eine Zugverbindung von Biedenkopf nach Frankfurt (NAH)

66.
Im Wohnzimmer. HANS und INA sitzen am Tisch und spielen gegeneinander Schach. INA: Früher habe ich dich geschlagen. HANS: Gegen Frank habe ich gewonnen. MARIA kommt dazu: Ich bin fertig gepackt. HANS steht auf und geht mit MARIA in sein Zimmer.

67.
Im Zimmer von HANS. MARIA: Bringst du mich bitte zum Zug? HANS: Willst du nicht noch eine Nacht hier bleiben. Nur eine Nacht. Ich fände das schön. MARIA: Mir ist das hier zu kompliziert geworden. Der Zug geht in einer Stunde. Wenn du mich nicht hinbringst, muss ich ein Taxi rufen.

68.
Am Bahnhof von Biedenkopf. MARIA kauft sich am Fahrkartenautomat ein Ticket. HANS steht neben ihr. MARIA: Ich fahre zu meinen Eltern nach Frankfurt. Von da fliege ich nach Bari. Ich will ans Meer. Vielleicht treffe ich meinen Freund am Strand.

69.
Der Zug fährt in den Bahnhof ein. HANS trägt das Gepäck zum Zug. HANS küsst MARIA zum Abschied. MARIA steigt ein. MARIA: Ich schicke dir eine Postkarte. Du bleibst ja in Wallau, bis du deinen Roman zu Ende geschrieben hast. Ciao Hans.

70.
Am nächsten Tag. HANS und INA fahren nach Bad Laasphe. Hans klingelt an der Haustür von Laura. HANS: Ich bin’s, Hans. LAURA antwortet am Türlautsprecher. Ich bin in fünf Minuten unten.

71.
HANS, INA und LAURA sitzen im Auto. LAURA: Ich schlage vor, wir fahren heute zum Hinterlandmuseum in Biedenkof. INA: Ich liebe Museen. Ich kann da Stunden verbringen. HANS: Ich nicht. INA nimmt die Hand von HANS. INA: Aber heute könntest du vielleicht mir zu Liebe eine Ausnahme machen. Vielleicht gefällt es dir ja. INA lächelt HANS an. HANS: Mal schauen.

72.
Marktplatz in Biedenkopf. LAURA: Hier kannst du deinen Wagen parken. Zum Schloss müssen wir laufen. Die Drei steigen aus. HANS macht ein Foto des Platzes, der von Fachwerkhäusern umgeben ist. HANS: Hier hat sich nicht viel verändert. Das ist beruhigend.

73.
Die drei steigen hinauf zum Schloß.

74.
Im untersten Stockwerk sind allerlei historische Kostüme und Kleider ausgestellt. HANS macht Fotos von INA und LAURA, die sich die Kleider anschauen.
LAURA: Ich will ein Foto von dir und Ina machen. HANS gibt LAURA seinen Fotoapparat. LAURA macht das Foto. LAURA: Ich will euch noch ein bisschen näher haben. Stellt euch doch da vor das Hochzeitskostüm aus dem 17. Jahrhundert.
LAURA macht das Foto. LAURA: Ihr seid so ein schönes Paar. Hans kannst du bitte den Arm um Ina legen. HANS tut, was LAURA gesagt hat. LAURA und jetzt müsst ihr euch anschauen und lächeln. So als wärd ihr verliebt.

75.
Im Wohnzimmer der Villa. HANS , INA und FRANK sitzen beim Abendessen. FRANK: Na wie war’s im Museum? HANS: Es war interessanter, als ich mir das gedacht hatte. Ein Blick in die Vergangenheit kann ganz schön sein. INA lächelt HANS an und sagt: Ja.

76.
Am nächsten Morgen. LAURA stellt ihr Fahrrad vor der Villa ab und geht ins Haus.

77.
INA und HANS sind noch beim Frühstück. INA willst du einen Kaffee? LAURA: Danke. Ich habe schon gefrühstückt. Sie setzt sich zu ihnen. LAURA sagt wie eine Fremdenführerin zu INA: Das Dorf Wallau besteht aus sieben Tälern. Ich will euch heute das schönste Tal, das Adelsbachtal zeigen. INA (zu HANS): Ich will auf jeden Fall auch das Haus, in dem du geboren bist, sehen. HANS: Das sieht sicher ganz schrecklich aus. Ich habe es nach dem Tod meiner Eltern an einen Freund aus meiner Jugendzeit verkauft.

78.
HANS, INA und LAURA laufen auf einem schmalen Weg, umgeben von Büschen und Bäumen. Plötzlich hören sie hinter sich Männer singen: Hänschen klein, ging allein, in den weiten Wald hinein. Alle drehen sich um. Zwei Männer kommen auf sie zu. Der MANN aus dem Café sagt nur: Ich habe dich gewarnt. Dann schlägt er HANS direkt zweimal ins Gesicht. HANS geht zu Boden. INA und LAURA sind entsetzt. Der Bruder tritt HANS mit dem Fuß mehrmals in den Bauch. MANN: Das ist mein Bruder, den du KO geschlagen hast. Ich hoffe, du hast jetzt genug von Wallau. Die beiden Männer verschwinden. INA und LAURA kümmern sich um HANS, der aus der Nase blutet.

79.
HANS setzt sich auf die Rückbank seines Autos. INA setzt sich auf die andere Seite. INA: Es ist besser, wenn du liegst. Sie bettet seinen Kopf in ihren Schoß und versucht, das Blut aus seiner Nase mit Tempotaschentüchern zu stillen. LAURA: Wir fahren Hans am besten zuerst einmal zur Notaufnahme ins Biedenköpfer Krankenhaus. HANS: Ich will nicht ins Krankenhaus. INA: Das ist mir jetzt egal. Ein Arzt muss dich untersuchen.

80.
Im Krankenhaus. Eine ÄRZTIN untersucht HANS. INA und LAURA stehen dabei. ÄRZTIN: Die Nase ist nicht gebrochen. Aber wir müssen ihn trotzdem röntgen.

81.
Hans liegt auf einer Liege und wird in die Röntgenstation gefahren. INA und LAURA folgen ihm. ÄRZTIN: Sie müssen draußen warten. (zu INA) Ich hoffe, ihr Mann hat durch die Fußtritte keine inneren Schäden davon getragen.

82.
Krankenhausgang. LAURA: Wir können froh sein, dass die Männer uns nicht vergewaltigt haben. Zwei Frauen und ein hilfloser Mann in einer gottverlassenen Gegend. Die ÄRZTIN kommt mit HANS, dessen Nase jetzt dick verbunden ist und dessen Auge rot und geschwollen ist, heraus. ÄRZTIN: Er hat zwei gebrochene Rippen. Aber seine inneren Organe sind nicht verletzt. Sie können von Glück reden. Ich empfehle Ihnen, dass er drei Tage im Bett bleibt. Er wird Schmerzen haben. Sein Auge sollte gekühlt werden, damit die Schwellung zurückgeht.

83.
Im Zimmer von Hans in der Villa. HANS liegt im Bett. INA sitzt neben ihm und kühlt mit Eiswürfeln, die sie in ein Tuch gehüllt hat, sein Auge. FRANK kommt ins Zimmer. FRANK: Was ist euch passiert? INA: Wir waren im Adelsbachtal. Da waren plötzlich zwei Männer, die haben Hänschen klein gesungen und dann zugeschlagen und, als er schon am Boden lag, auch noch getreten. Wir waren schon im Krankenhaus. FRANK: Wenn ihr mir das vorher gesagt hättet, hätte ich euch gewarnt. Soll ich mit meinen Bauarbeitern denen einen Besuch abstatten? HANS: Bitte mach das nicht. Ich will keinen Dorfkrieg.

84.
Im Wohnzimmer sitzt FRANK vor seinem Abendbrot und einem Glas Wein. INA kommt dazu. INA: Er ist eingeschlafen. FRANK: Möchtest du auch etwas essen und ein Glas Wein? INA: Ich kann nichts essen, aber Wein kann ich jetzt gebrauchen. FRANK holt ein Glas und gießt ihr Wein ein. INA: Ich werde heute Nacht beim ihm im Bett verbringen. FRANK: Das ist bestimmt eine gute Idee. Auf euch beide! Und das alles gut wird!

85.
Im Zimmer von Hans. Am nächsten Morgen. INA llegt neben HANS im Bett. HANS wacht auf und will aufstehen. Dadurch weckt er INA. HANS: Es ist schön neben dir im Bett aufzuwachen. INA: Das finde ich auch. INA streichelt die Brust von HANS. HANS: Das tut gut. Da vergesse ich sogar meine Schmerzen. INA: Ich hole dir eine neue Schmerztablette.

86.
Vor der Villa. LAURA kommt mit ihrem Fahrrad. FRANK ist dabei, in sein Auto zu steigen. LAURA geht zu ihm: Wie geht es Hans? FRANK: Ich hab ihn noch nicht gesehen. Ina war die ganze Nacht bei ihm und hat sein Auge gekühlt. FRANK: Ich muss in die Firma. Du kannst ruhig reingehen.

87.
In der Küche. Ina schmiert zwei Brötchen und belegt sie mit Schinken. LAURA kommt zu ihr. LAURA: Guten Morgen, Ina. Kann ich dir irgendwie helfen. INA: Du könntest etwas für mich einkaufen. Ich will ihm ein Mittagessen kochen, mit dem man Tote wieder lebendig machen kann. LAURA lacht. INA: Hier ist eine Liste für die Sachen, die ich brauche und hundert Euro. LAURA: Kannst du mir die Autoschlüssel geben. Ich will in Biedenkopf einkaufen. INA: Die Schlüssel liegen auf dem Tisch im Wohnzimmer.

88.
Zimmer von HANS. INA bringt HANS auf einem Tablett die Brötchen und eine große Tasse Kaffee. INA setzt sich neben ihn. INA: Zum Mittagessen werde ich etwas für dich kochen. Ich habe Laura zum Einkaufen geschickt. Du bleibst jedenfalls in den nächsten beiden Tagen liegen. Dein Auge sieht schon wieder gut aus, aber es beginnt sich langsam zu verfärben. HANS: Ich habe seit meiner Kindheit kein blaues Auge mehr gehabt.

89.
Im Badezimmer. INA putzt sich die Zähne und duscht. Danach füllt sie warmes Wasser in eine kleine blaue Wanne.

90.
In INAS Zimmer. INA zieht sich an.

91.
Mit der Wanne voll Wasser und einem großen Handtuch kommt INA zurück zu HANS. INA: Du riechst nicht mehr so gut. Ich werde dich waschen. Kannst du dich etwas aufstützen, damit ich ein Handtuch unter dich legen kann. INA legt ein großes Handtuch unter HANS. Dann stellt sie die Wanne auf einen Stuhl. INA: Jetzt musst du dich umdrehen. Auf die Seite, wo deine Rippen nicht gebrochen sind. Ich werde ganz vorsichtig sein. Wir fangen mit dem Rücken an. INA zieht die Unterhose von HANS aus und beginnt ihn, von oben bis unten zärtlich zu waschen. INA: Du willst doch bestimmt, dass ich heute Nacht wieder bei dir schlafe. HANS: Oh ja.

92.
INA steht mit LAURA in der Küche. LAURA: Ich habe in der Metzgerei den besten Schweinebraten gekauft. INA: Als wir noch verheiratet waren, war das sein Lieblingsessen. INA schiebt den Braten in den Backofen. LAURA: Ich lasse euch beide jetzt besser alleine. Wenn du mich brauchst, ruf mich an. Ich habe Urlaub genommen und habe also Zeit.

93.
Wohnzimmer Villa. Es ist Abend geworden. INA hat für ihn zum Abendbrot den Tisch gedeckt. INA kommt aus dem Zimmer von Hans. FRANK kommt herein: wie geht es ihm? INA: Ich habe ihm einen Schweinebraten gekocht. Seitdem ist er putzmunter. Im Kühlschrank ist der Rest. Übrigens hat dein Vater heute Nachmittag angerufen. Er will, dass du ihn zurückrufst. FRANK: Das hat Zeit.

94.
Im Badezimmer. INA putzt sich die Zähne und schüttet in einen roten Zahnputzbecher etwas Listerine und Wasser. Damit geht sie zu Hans.
INA (zu FRANK): Ich gehe jetzt ins Bett. Bin todmüde. Ich habe Hans drei Stunden lang aus „Gefährliche Geliebte“ von Murakami vorgelesen.

95.
INA gibt HANS das Zahnputzglas. INA: Kannst du damit bitte gurgeln. HANS gurgelt. INA zieht ihren Bademantel aus. HANS: Kannst du bitte das Licht ausmachen? Ich will nicht, dass du immer mein blaues Auge siehst. INA schaltet das Licht aus und legt sich zu Hans ins Bett. HANS: Kannst du bitte deinen Slip ausziehen. Ich will nicht, dass ein Stück Stoff zwischen uns beiden ist. INA zieht ihren Slip aus. INA: Bist du jetzt zufrieden. HANS: Fast. HANS zieht INA auf sich und küsst sie. INA küsst ihn ziemlich wild zurück. INA (flüstert): Bist du sicher, dass dir deine gebrochenen Rippen nicht weh tun? HANS: Todsicher.

96.
Am nächsten Morgen. INA und HANS sitzen am gedeckten Frühstückstisch. Sie sagen nichts, sondern lächeln sich nur glücklich an. FRANK kommt mit einem großen Koffer zu ihnen. FRANK: Meine Mutter ist schwer krank geworden. Mein Vater will, dass ich auf dem schnellsten Weg zu ihnen nach Florida fliege. Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können. Ihr beide wohl auch nicht, denn ich habe euch immer gehört. HANS: Ich habe gedacht, du schläfst schon. INA: Ich habe mich so gut es ging zurückgehalten. FRANK: Du hast gequietscht wie eine Quietschpuppe für Kinder. Bitte entschuldige meine Ausdrucksweise. Meine Sekretärin hat schon meinen Flug gebucht. Sie fährt mich zum Flughafen nach Frankfurt. Ich sehe euch beiden geht es gut bei mir. In den nächsten Wochen gehört euch das Haus alleine.

97.
HANS fährt mit INA zu dem Haus, in dem er geboren ist. Beide steigen aus dem Auto. HANS: Das hatte ich befürchtet. Mein Freund hat alles kaputt gemacht. Kannst du bitte ein Foto von mir und dem Haus machen. INA macht das Foto. INA: Wann sind deine Eltern gestorben? Können wir uns auch ihre Gräber anschauen? HANS: Nicht so gerne.

98.
HANS und INA fahren zum Wallauer Friedhof. Sie steigen aus dem Auto. INA nimmt die Hand von HANS. INA: Ich bin bei dir.

99.
Friedhof. Die Eltern von Hans haben ein Gemeinschaftsgrab. Es sieht etwas verwahrlost aus. HANS holt eine Gießkanne und gießt die halbvertrockneten Pflanzen. HANS: Ich habe dem Friedhofsgärtner jedes Jahr Geld für die Grabpflege bezahlt. INA: In Zukunft werden wir uns beide um das Grab kümmern. INA küsst HANS eine Träne weg.

100.
Einen Tag später. HANS und INA gehen Hand in Hand einen felsigen Weg bergauf. HANS: Der Igelsberg war für uns fast ein heiliger Berg. Der gehörte nur uns. Am Ende des Wegs kommen wir zu meinem Wald.

101.
HANS und INA gehen weiter.

102.
Etwas weiter oben auf dem Weg küsst INA HANS. Sie sagen nichts.

103.
HANS und INA gehen in den Wald. Sie sprechen nichts. Unter einer alten Buche bleibt INA stehen und fängt an HANS wild zu küssen. Nach einer Weile sagt INA: Ich will jetzt mit dir schlafen. HANS: Hier? INA: Ja. Beide ziehen ihre Hosen aus. HANS: Aber nicht quietschen. Sonst kommt ein Förster und sagt, das ist Waldfriedensbruch. INA: Ich liebe dich. HANS: Ich liebe dich auch.

104.
Beide liegen erschöpft auf dem Waldboden, schauen sich an und fangen an zu lachen. INA: Das war der beste Sex meines Lebens. Ich fühle mich, als wäre ich wieder achtzehn.

105.
Beide gehen den Weg wieder zurück. HANS: Das ist jetzt unser Berg. Sie küssen sich wieder. INA: Ok.

106.
Etwas später kann man am Fuße des Bergs ein Flüsschen sehen. HANS: Das ist die Perf. Als sie noch nicht den Stausee gebaut hatten, war dort noch viel Wasser. Manchmal haben wir dort Forellen gefangen. INA: Ich hätte jetzt Lust, eine gebratene Forelle zu essen. Ich habe Hunger gekriegt.

107.
Am Abend in der Küche in der Villa. INA brät zwei Forellen. HANS kommt zu ihr und sagt: Du bist einfach wunderbar. Mit dir zusammen zu sein, ist wie ein Märchen. (Pause) Mir ist vorhin am Computer eine Geschichte für meinen zweiten Roman eingefallen. Du inspirierst mich. INA: Kannst du schon mal den Tisch decken. Und ich möchte dazu Champagner. Vielleicht kannst du im Keller von Frank eine Flasche auftreiben.

108.
Im Wohnzimmer. HANS und INA essen die Forellen. Auf dem Tisch steht eine Champagnerflasche und zwei Gläser. HANS: Deine Forelle schmeckt phantastisch. INA: Eine Frau, die liebt, kocht gut. HANS: Dann hast du mich als wir verheiratet waren nicht geliebt. INA: Klingt logisch, ist aber falsch. Ich war eben die meiste Zeit unterwegs bei irgendwelchen Filmen als Regieassistentin. HANS: Lass uns nicht über die Vergangenheit reden. Genießen wir die Gegenwart. HANS hebt sein Champagnerglas und beide stoßen an. HANS: Auf eine schönere Zukunft.

109.
HANS fährt nach Biedenkopf und parkt sein Auto auf dem Marktplatz.

110.
In einem Friseurgeschäft. FRISEUSE: Sind Sie ganz sicher, dass Sie sich den Bart abschneiden wollen. HANS zeigt ihr seinen Ehering. HANS: Meine Frau hat sich von mir scheiden lassen. Jetzt sind wir wieder zusammen und ihr gefällt mein Bart nicht. Ich habe ihn seit unserer Scheidung wachsen lassen. Sieben Jahre Bart sind genug.
FRISEUSE: Haben Sie sich mit ihr geprügelt? HANS: Wieso? FRISEUSE: Weil Sie ein blaues Auge haben.

111.
HANS hält mit seinem Auto vor der Villa und hupt. INA kommt aus dem Haus und geht zu HANS. INA: Was hast du denn gemacht? HANS: Dir hat mein Bart doch nicht gefallen. Heute gehen wir zusammen wieder schwimmen. Hol deine Badesachen.

112.
Am Stausee. HANS und INA liegen auf einer Decke. INA: Du hättest mich fragen sollen. Ich hatte mich an deinen Bart gewöhnt. Jetzt fehlt irgendetwas in deinem Gesicht. Zum Glück ist dein blaues Auge noch da. INA küsst HANS auf sein blaues Auge.

113.
HANS und INA schwimmen im See.

114.
Im Wohnzimmer in der Villa. HANS sitzt an seinem Computer und schreibt an seinem Roman. INA kommt mit einer Postkarte zu ihm. INA liest ihm vor: Lieber Hans, ich habe in Italien meinen Freund getroffen. Wir haben uns wieder versöhnt. Ich bin glücklich. Vielleicht werde ich dich einmal besuchen. Deine Maria. HANS: Wieso liest du meine Post? INA: Wer Postkarten schreibt, weiß, dass auch andere das lesen. (Pause) Als ich zu Franks Party nach Wallau gekommen bin, hat sie danach in deinem Bett geschlafen. Hast du mit ihr geschlafen? HANS: Nein. Ich schwöre. INA: Deine Schwüre kenne ich von früher. Erinnerst du dich noch daran, wie ich dich und Heidi, die deine Tochter hätte sein können, in unserem Ehebett gefunden habe. Darauf habe ich dich aus meiner Wohnung geschmissen und mich dann von dir scheiden lassen.

115.
INA pflückt Im Garten hinter der Villa Pflaumen.

116.
HANS sitzt unter einem großen Sonnenschirm auf der Terrasse und starrt auf seinen Laptop.

117.
In der Küche wäscht INA die Pflaumen. LAURA kommt mit einer Tragetasche herein. LAURA: Ich hab dir etwas mitgebracht. INA: Möchtest du einen Kaffee? Ich habe Lust darauf. Setz dich schon mal ins Wohnzimmer.

118.
Im Wohnzimmer. INA kommt zu LAURA mit einem Tablett und setzt sich neben sie. INA: Hier ist Milch und Zucker. LAURA: Ich war gestern bei meiner Oma in Breidenstein zum Essen eingeladen. Ich habe ihr erzählt, dass du einen Film über Wallau drehen willst, und dass ich dir dabei helfe. Da ist sie dann in ihre Bibliothek gegangen und hat mir dieses Buch gegeben. INA nimmt das Buch und liest „Geschichte und Kulturkundes des Dorfes Wallau an der Lahn“. LAURA: Sie war früher Lehrerin an der Grundschule in Wallau. Sie schenkt es dir..
HANS geht zu den beiden. HANS: Mir fällt heute nichts ein. INA zeigt HANS das Buch. HANS: Ich will in den Wald spazieren gehen. (zu INA) Kommst du mit?

119.
HANS und INA sitzen auf einem Baumstamm am Waldrand hinter der Villa und sagen lange nichts. HANS: Wohnst du in München noch immer in unserer Wohnung in der Giselastraße? INA: Ja. Es gab für mich keinen Grund da auszuziehen. Die Sachen, die du da gelassen hast, habe ich in einen Karton verpackt und in den Keller gestellt. HANS steht auf und sagt: Komm lass uns ein bisschen im Wald herumspazieren.

120.
Im Wald zwischen Bäumen. HANS: Könntest du dir vorstellen einmal zusammen mit mir in Wallau zu wohnen? INA: Wieso in Wallau? HANS: Weil ich in Wallau geboren bin. Und weil wir nach nach einer Pause von sieben Jahren hier wieder zusammengekommen sind. INA: Du fantasierst.

121.
INA hat ein Abendessen gekocht. Im Wohnzimmer ist der Tisch für drei Personen gedeckt. FRANK kommt herein. FRANK: Auf der Autobahn wurden wir durch einen Unfall aufgehalten. Deshalb ist es bei mir etwas später geworden. FRANK: Meiner Mutter geht es wieder gut. Der Arzt hat ihr gesagt, sie könne noch gut hundert Jahre alt werden.

123.
Bahnhof in Biedenkopf. INA steigt aus dem Zug. HANS küsst sie kurz. INA umarmt ihn lange.

124.
Im Auto sagt INA: Können wir in Wallau gleich auf den Igelsberg fahren. HANS: Ok.

125.
HANS hält sein Auto neben dem Baum, wo sie miteinander geschlafen haben. INA steigt aus und setzt sich unter den Baum. HANS setzt sich neben sie. Es ist Herbst geworden. INA: Ich bin schwanger. HANS: Was? INA: Es ist hundertprozent sicher, hat meine Ärztin mir gestern In München gesagt. HANS: Was machen wir jetzt? INA: Ich ich will das Kind bekommen. (PAUSE) Als ich jung war, war ich ein wildes Mädchen und bin schwanger geworden. Meine Familie hat darauf bestanden, dass ich es abtreiben lasse. Das mache ich nicht noch einmal. (PAUSE) Ich bin sicher, es ist passiert, als wir hier miteinander geschlafen haben. HANS sagt nichts. INA: Ich weiß in meinem Alter ist das so gut wie unmöglich. (Pause) Es ist ein Wunder.

126.
Im Wohnzimmer der Villa. HANS und INA sitzen auf dem Sofa vor dem Fernseher. INA: Ich habe mich entschlossen, dass mein Kind in Wallau geboren wird. So wie Hans. FRANK: Ich werde für euch drei ein Traumhaus bauen. Zum Selbstkostenpreis. HANS: Aber nicht im Adelsbachtal. Alle drei lachen. INA: Am liebsten wäre es mir auf dem Igelsberg. FRANK: Da kriegen wir nie im Leben eine Baugenehmigung. Wir könnten es hier bei mir bauen. Mein Grundstück ist groß genug.

127.
FRANK zeigt INA und HANS auf seinem Grundstück den Bauplatz, den er sich ausgedacht hat. Hinter ihnen geht die Sonne unter. FRANK: Gefällt euch der Platz?
HANS und INA küssen und umarmen sich. FRANK: Ich hoffe, ihr streitet euch nicht, während ich das Haus baue.

THE END


 

 

 





 

 




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