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92 Die Sonnengöttin    94 Das Geheimnis    97 Just Married    97 Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan
99 Paradiso, sieben Tage mit sieben Frauen        00 Venus talking        02 Rot und Blau
03 Frau fährt, Mann schläft      05 Du hast gesagt, daß Du mich liebst      05 Rauchzeichen
06 Das Sichtbare und das Unsichtbare      08 Pink    10 Das rote Zimmer     11 Ins Blaue




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Süddeutsche Zeitung, Fritz Göttler, 17. 02. 2001, Reisen zu Sullivan
Film-Dienst, Horst Peter Koll, 13/2002, venus.de - Die bewegte Frau
TIP, Anke Lewekel, 13/2002, Wo die Liebe hinfällt
Tagesspiegel, Kerstin Decker, 20.6.02, Poppen und Klicken
Hamburger Morgenpost, Eckart Alberts, 20. 6. 02, Märchenhafter Liebesfilm von Rudolf Thome
Suttgarter Zeitung, Ulrich Kriest, 20. 6. 02, Die Dinge des Lebens bleiben aktuell
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, PETER KÖRTE, 16. 6. 02, Die Tiefe ist außen
FAZ, MICHAEL ALTHEN, 22. 6. 02, C'est le web
Die Zeit, Katja Nicodemusr, 27. 6. 02, Sommergefühl



    Reisen zu Sullivan

Fritz Göttler
Süddeutsche Zeitung
17. 02. 2001
Eine andere Art der Dekonstruktion gibt es bei Rudolf Thome. Zwanzig Jahre nach "Berlin Chamissoplatz" hat er einen neuen Film mit Sabine Bach gemacht, "Venus Talking", und schon das ist Grund zur Begeisterung. Sie ist zwar ein wenig arg auf Rohmer fixiert in diesem Film, aber es ist eine wahre Freude, ihr beim Tanzen zuzuschauen auf dem Kopfsteinpflaster eines alten Landhauses in Brandenburg, oder wie sie sich aufs Motorrad schwingt hinter dem Typ, den sie eben in der Kneipe kennen lernte. Wie sie neben einem anderen im Bett liegt, mit dem zu schlafen sie ganz gewiss keine Intention hat. Wie sie sich treu bleibt in diesen Momenten, und dem Gatten, von dem sie sich für ein paar Wochen getrennt hat.

Sabine Bach ist Venus Siebenberg, eine erfolgreiche Schriftstellerin, eine intellektuelle Hera Lind womöglich, die sich für ihr neues Schreib-,"Abenteuer" ins Glashaus hockt, in ein Penthouse über den Dächern von Berlin, und sich beim Schreiben zuschauen lässt. Wie immer bei Thome geht es darum, seine Seele zu finden, jenen merkwürdigen somnabulen Zustand also, in dem man bereit ist, alles zu vergessen, sich auf alles einzulassen.



    venus.de - Die bewegte Frau

Horst Peter Koll
Film-Dienst
13/2002
  Rudolf Thome erzählt weiter von den „Dingen des Lebens“. Während sich das kommerzielle (deutsche) Kino zwanghaft an verdrehten, komischen und turbulenten, letztlich aber immer gleich banalen Standard-Liebesgeschichten abmüht, berichtet Thome unspektakulär, ruhig und bewundernswert entspannt von weit komplexeren „Formen der Liebe“, wie bereits in den 80er-Jahren eine Film-Trilogie von ihm überschrieben war. Jeder neue Film Thomes erscheint wie die Fortsetzung der vorangegangenen; nicht, weil die Handlung weitergesponnen würde, sondern der vertraute Themenkosmos gewendet oder variiert wird und sich neue perspektivische Sichtweisen auf dasselbe gedankliche Zentrum ergeben. Thome, der „Philosoph“, legt sein Koordinatennetz dabei über Größen wie Arbeit und Familie, Liebe und Ehe, wobei die Suche nach Lebenssinn stets mit einem Bedürfnis nach Harmonie einhergeht; er sucht nach einem utopischen Ideal der „freien“ Liebe ohne all die nutzlosen Konflikte, Streitereien und Eifersuchtsanfälle. Seine Filme „fordern“ vielmehr andere moralische Grundsätze sowie ein (Ur-)Vertrauen, das zwischen den Partnern wie auch den Generationen als Basis für ein unverbrüchliches Miteinander dienen könnte. So greift Thome auch in „venus.de“ vertraute Motive und Konfliktsituationen auf, die filmische (Eric Rohmers „Herbstgeschichte“, fd 33 348) wie literarische (Salingers „Fänger im Roggen“, 1951) Leitfäden paraphrasieren, aber auch Bezug auf seine eigenen Filme nehmen: Einmal spielt die Schriftstellerin Venus Siebenberg in Gedanken den in „Paradiso“ (fd 34 959) realisierten Traum des Komponisten Adam durch, den (naiven?) Traum vom Paradies, in dem sich alle lieben und gut vertragen. „Wäre ich er“, sinniert Venus, „es wäre auch mein Traum.“

Die ebenso attraktive wie erfolgreiche Autorin ist freilich nicht Adam, der Mann, sondern Venus, die Frau, und sie lebt ihr eigenes Leben sowie ihren eigenen Traum. Auf einem in abseitiger Idylle gelegenen Hof führt sie mit Ehemann Max und den Kindern Sally und Thorsten ein von stillem Glück und Zufriedenheit erfülltes Dasein. Dieser (gleich mehrfach konnotierte) Stillstand soll für sechs Wochen ausgesetzt werden: Ihr Verleger hat ihr in Berlin ein schickes, rundum verglastes Turmzimmer hoch über den Dächern der Stadt als Arbeitsraum eingerichtet, wo sie, gleichsam „eingesperrt“ in einem Elfenbeinturm, ihren neuen Roman verfassen soll. Einziger Kontakt zur Außenwelt ist eine auf sie gerichtete Web-Kamera, sodass „die Welt“ ihr im Internet beim Schaffensprozess zusehen kann. Was sich als spektakulärer Marketing-Gag auszahlen soll und bereits einen Filmproduzenten auf den Plan gelockt hat, erweist sich für Venus zunehmend als Falle: Ein voyeuristischer „Web-Master“ hat weitere Geheimkameras installiert, und so bleibt es nicht verborgen, dass Venus eine Liebesbeziehung zu einem Maler begonnen hat. Sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder reagieren prompt: Ihr Verleger sieht sich in seiner Einnahmequelle bedroht; Venus’ Mann Max ist erschüttert vom Liebes-Vertrauensbruch, für den Venus verantwortlich ist; die Kinder schließlich, selbst mit ersten, für sie extrem aufregenden Liebes-„Spielen“ beschäftigt (bei denen sie freilich noch deutlich Halt und Orientierung suchen), wenden sich am Ende enttäuscht ab: Als Venus nach Hause zurückkehrt und ihren Alltag wieder aufnehmen will, weigern sie sich demonstrativ, ihrer Mutter beim Tragen des Gepäcks zu helfen.

Ist Venus Siebenberg also „schuldig“? Was hat sie mit ihrer Liebesaffäre nicht alles aufs Spiel gesetzt? Darf sie sich solch „frivoles“ Spiel mit den Gefühlen und dem Vertrauen der Menschen in ihrer Umwelt und ihrer Familie erlauben? Ein wahres Sperrfeuer von Vorhaltungen und Vorwürfen prasselt auf Venus nieder, und als Zuschauer ist man versucht, sich ihnen anzuschließen, zumal Thome alle Figuren, also auch „seine“ Venus, betont holzschnittartig anlegt und es damit an vorschnell zu übernehmenden psychologischen Erklärungsmustern mangeln lässt. In der Tat gibt es zahlreiche Leerstellen in der filmischen Erzählung, in denen Thome der Stille den Vorrang vor geschwätziger Überdeutlichkeit einräumt. In diesem Zusammenhang mag manche schauspielerische Schwäche oder der eine oder andere papiererne Dialog irritieren – bevor einem bei aufmerksam-unvoreingenommener Betrachtung aufgeht, dass man mit solchen Kritikpunkten eigentlich nur versucht ist, die inszenierte Gestelztheit handelsüblicher Kinogeschichten einzufordern. Thome indes ist mit seiner raffinierten Art des „plätschernden“ Erzählens weit näher am wirklichen Leben: Allein der Blick in die Gesichter der Protagonisten verrät mehr als deren Gerede, das immer auch eine zweite Ebene der Selbstdarstellung und -rechtfertigung enthält. Einmal gibt Venus in einem ihrer literarischen Gedanken sogar preis, was sie wirklich beschäftigt: dass sie eine Frau sei, die sich nur mit den Augen der Männer sieht; dass es ein kaltes, einsames Spiel sei, das sie betreibt; und dass sie auf der Suche sei – nicht nach Männern, sondern nach sich selbst. Dafür aber müssten wohl die „Regeln“ und Normen, die unsere Zivilisation fürs Miteinanderleben aufgestellt hat, neu überdacht und verändert werden, damit auch eine Frau wie Venus ihren Traum leben kann. Das ist Thomes reizvolle Utopie in seinem ebenso wundersamen wie wunderbaren Film: dass Vertrauen und Liebe einmal stärker sein könnten als Eifersucht, persönliches Verletztsein und moralische Empörung.



    Wo die Liebe hinfällt
Erster Flirt, heftige Affäre, wiedergefundenes Glück -
Rudolf Thomes sommerliche Liebespalette Venus.de

Anke Leweke
TIP 13/2002
  Es wird ziemlich viel getanzt in diesem Film: Eine Frau tanzt für ihren Mann, ein Jugendlicher rockt nach seinem ersten Kuss ab, ein Typ lässt nach wiedergefundener Potenz die Hüfte kreisen, und zwei Menschen lernen sich beim Tanzen kennen. Irgendwie sind das alles so peinliche wie schöne Momente. Weil beim Tanzen jeder auch ein bisschen von seiner Seele preisgibt, das kennt man ja selbst.

Ohnehin fühlt man sich beim neuen Film von Rudolf Thome auf ganz seltsame, kaum zu greifende Weise immer wieder ertappt. Was sicher mit den Themen zu tun hat: Von der ersten Liebe über die heftige Affäre bis zur wiedergefundenen Beziehung hat Thome für die Weile eines Sommers eine achterbahnartige Gefühlspalette zusammengestellt. Wobei er auf fast schon exzessive Weise die Wege der Liebe vergrößert und ausstellt - so spielt das „.de“ im Titel auf neue Kommunikationsformen an. Eine Schriftstellerin schreibt ein neues Buch und wird dabei von einer Webcam beobachtet. Entweder kann man das Geschriebene mitlesen, oder es wird aus dem Off vorgetragen.

Und nicht nur das: Thome setzt seine Heldin in einen gläsemen Turm mit Blick auf Spree und Oberbaumbrücke - alles wird einsichtig, und dennoch ist „Venus.de“ ein sehr diskreter Film. Eben weil Thome seiner Venus ihre Erfahrungen und Abenteuer lässt, während wir uns gemeinsam mit ihrer Filmfamilie an der vermittelten Form via Schrift und Internet abarbeiten müssen. So steht das freudige Strahlen von Venus, die in einer Disco von einem jüngeren Typen angemacht wird, ganz für sich und den Augenblick. Erst in der schriftlichen Auseinandersetzung wird die Affäre zum reflektierten Ausbruchsversuch, wenn Venus an ihren Mann denkt, der im brandenburgischen Land auf sie wartet. Immer wieder gelingt es Thome, Gesten und Worten eine ganz eigene Ursprünglichkeit zurückzugeben. Wenn sich die Kids für den anderen via Webcam ausziehen, dann haftet dem unscharfen Bild nichts anderes als die Schamhaftigkeit eines ersten Strips an.

„Venus.de“ ist wieder eine dieser hemmungslos-romantischen Thomeschen Versuchsanordnungen in Sachen Liebe. Wieder sind es das klare Sonnenlicht und die einfachen, gleitenden Bewegungen der Kamera, die vergessen lassen, dass man hier in einer Experimentierstube sitzt, in einem wundersamen Unding von Film.



    Poppen und Klicken

Kerstin Decker
Tagesspiegel
20.6.02
  Rudolf Thome ist ein Regisseur, der die Nachteile in der Entwicklung der europäischen Sittengeschichte zu seinem Thema gemacht hat. Der größte Nachteil ist die Monogamie. Andere mögen Filme über Seitensprünge drehen, stellen dabei aber die entmutigende abendländische Konvention Ein Mann - Eine Frau nicht grundsätzlich in Frage. An Filmtiteln mit solch enormen Pathos wie „Untreu“ - es ist, als stünde ein Ausrufezeichen dahinter - erkennen wir das schlechte Gewissen. Thome würde seinen Film nie so nennen. Venus.de heißt er, und sein Vorgänger nannte sich „Paradiso. Sieben Tage mit sieben Frauen.“ Die Zahlen stimmen. In „Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan“ (1997) war ein Mann gezwungen, mit nur zwei Frauen auszukommen. Und nun müssen wir genau sein.

Rudolf Thome plädiert nicht einfach für die Rücknahme des abendländischen Beziehungs-Sonderweges - ihn interessiert die Schicht darunter. Sagen wir, Thome verfilmt das Gemüt des Sexus im spätkulturellen Gehäuse. Alles spricht dafür, dass es sich in den letzten 3000 Jahren nicht wesentlich verändert hat. Thome zeichnet das Porträt eines Gefangenen, der sich ungefähr so befinden muss wie Rilkes Panther hinter den Gittern.
Eine Frau (Sabine Bach), Schriftstellerin, ein Mann (Roger Trebb), Lehrer, und zwei Kinder irgendwo auf einem ablegenen Bauernhof. Ihr Leben, eine Enklave. Sie bekommen Besuch vom Verleger der Schriftstellerin, auch Freunde sind da. Der Panther beginnt sich zu regen. Das Spiel von Anziehung und Abstoßung, einen Abend lang. Aber der Panther springt nicht, noch nicht. Man muß verstehen, dass die hier alle nur so kultiviert aussehen, um die Fallhöhe größer zu machen. Am nächsten Morgen wird Venus vom Bauernhof in die Stadt gehen, nach Berlin. Allein. Sechs Wochen in einem gläsernen Turm über der Spree, und dort schreibt sie ihren neuen Roman. Jeder kann ihr dabei zuschauen. Jeder kann mitlesen - Thome hat auch schon mal so gearbeitet.

Die Erfolgsautorin Venus Siebenberg Tag und Nacht live im Netz, allen Blicken ausgeliefert: Muss man noch sagen, dass das eine hocherotische Konstellation ist? Ungefähr so, wie es Malinowski beschrieb, als er das Geschlechtsleben der Wilden untersuchte: alle Blicke auf das kopulierende Paar in der Mitte der Versammlung gerichtet. Nur dass eine Frau am Schreibtisch vorm Computer, den Finger auf der Maustaste nicht auf den ersten Blick so wirkt wie bei Malinowski. Und darin besteht Thomes Risiko. Seine Bilder halten nicht Schritt. Ihr Risiko geht nicht auf, das Gehäuse durchsichtig werden zu lassen bis auf die Pantherschicht darunter. Wenn Sexualität im Wesen nichts anderes als Rücknahme unserer Vereinzelung ist, dann bleibt „Venus.de“ optisch doch in dieser Vereinzelung stecken. Und unser Blick mit. Die Versuchsanordnung kippt. Wir sehen mit einem gewissen Befremden Venus in Berlin ankommen und noch am allerersten Abend mit einem allerersten fremden Mann ins Bett gehen. Ja, hat eine Frau von vierzig Jahren mit Mann und zwei Kindern zu Hause nicht die Pflicht zu einer gewissen Reife der Wahl? Und: Würden wir eigentlich Bücher einer Autorin lesen wollen, die Venus Siebenhaar heißt? (Astor und Zoo Palast, Foto: moanafilm)



    Märchenhafter Liebesfilm von Rudolf Thome

Eckart Alberts
Hamburger Morgenpost
20. 6. 02
  venus.de - Die bewegte Frau: Eine Frau zwischen zwei Männern
Die Story: Nicht wie Schriftsteller sonst von der Stadt aufs Land, sondern vom Bauernhof nach Berlin zieht Venus, um dort ihren neuen Roman zu schreiben. Ihr Verleger hat ihr für sechs Wochen ein Penthouse gemietet. Bedingung: Sie stellt ihre Tagesproduktion direkt ins Internet und lässt sich beim Schreiben von einer Webcam filmen. Aber gleich am ersten Abend lacht sie sich in der Dicso einen jungen Liebhaber an. Max, ihr Mann, ahnt von nichts, bis beider Sohn auffällt, dass Mutter immer öfter dem Arbeitsplatz fernbleibt.
Die Schauspieler: Mit ihrem sensiblen Spiel fügt sich Sabine Bach nahtlos in die Riege von Thomes selbstbewussten Frauenfiguren ein. So trägt sie den Film fast ganz allein.
Der Regisseur: Woran liegt es, dass Rudolf Thomes Arbeit hierzulande fast ein Fall für Liebhaber geblieben ist? Zeitgleich mit Fassbinder und Wenders hat er in den Sechzigern in München zu filmen angefangen. Werke wie „Rote Sonne“ oder „Das Mikroskop“ kommen jedoch leichtfüßiger und verspielter daher als die Schwergewichte des Neuen Deutschen Films. Dem ist er auf seine spezielle Art bis heute treu geblieben.
Fazit: Von der Liebe (wovon auch sonst?) erzählt Thome in „Venus.de“. Wer diesen Zauber, der aus einer Verknüpfung von Märchen und Alltagsrealismus resultiert, einmal erspürt hat, kommt nicht mehr davon los.



    Die Dinge des Lebens bleiben aktuell

Ulrich Kriest
Suttgarter Zeitung
20. 6. 02
  Rudolf Thomes "Venus.de - Die bewegte Frau" erzählt vom öffentlichem Schreiben und den Milieus unserer Tage

Zu den kleinen Wundern, an die man sich gerne gewöhnt hat, gehört seit vielen Jahren das regelmäßige Auftauchen eines neuen Rudolf-Thome-Films in den Kinos. Fernab der sich selbst feiernden pseudoglamourösen Filmszene dreht der 63-Jährige auf minimaler Budgetbasis und leider weitgehend unbemerkt von einer größeren Öffentlichkeit kontinuierlich aufregende Filme. Heute startet sein neuer Film mit vierzehn Kopien - er trägt den Untertitel "Die bewegte Frau".

Die Geschichte von "Venus.de" ist rasch erzählt. Die erfolgreiche Schriftstellerin Venus Siebenberg (Sabine Bach) wird von ihrem Verleger überredet, ihr nächstes Buch vor laufender Webcam zu verfassen, die Filmrechte an dem Buch sind bereits verkauft. Dazu soll sie sich für einige Wochen von ihrer Familie trennen, um in einem Apartment über den Dächern Berlins isoliert arbeiten zu können. Den Kontakt zur Außenwelt stellen allein technische Apparaturen wie Computer und Faxgerät her. Venus nutzt den Abstand von ihrem vertrauten Alltag, um sich in der Stadt auf Abenteuer einzulassen: auf eine Affäre mit einem Maler und erklärtem Verächter von Literatur und Film. Leider sind heimlich weitere Kameras installiert worden, sodass das Paar beim Liebesspiel zu sehen ist, was den Verleger, den Filmproduzenten und die Familie auf den Plan ruft. Als Venus schließlich zurückkehrt, begegnet sie ihrer sich distanziert verhaltenden Familie.

"Venus.de" erzählt eine einfache Geschichte mit viel Raum zwischen den Bildern, in denen es sich der interessierte Zuschauer bequem machen kann. Ganz leicht und sommerlich ist diese Abenteuergeschichte, in der viel miteinander getanzt und sich beim Leben zugesehen wird. So unspektakulär und zufällig das scheint, so nah ist Thome dem Leben - jenseits der konventionellen filmischen Zubereitung. Plakatives ist Thomes Sache nicht. Aber man könnte die Grundidee des Films - die öffentliche Produktion von Texten - für einen bissigen Seitenhieb auf die Tendenz der Kulturindustrie halten, den Zugriff des Verbrauchers immer früher in der Produktionskette zu verankern und sich Literaturdebatten über noch nicht erschienene Bücher zu leisten.

Thome selbst denkt nicht an die Kulturindustrie, sondern an die Künstler. Was kann daran interessant sein, eine Schriftstellerin live bei der Arbeit zu beobachten? Rudolf Thome: "Eigentlich ist das langweilig, weil nichts passiert. Aber Künstlern ist ein gewisser Exhibitionismus zu eigen: damit etwas aufregend und toll wird, muss man etwas von sich zeigen. Auch verrät die gezeigte Konstellation auch etwas über die Figur, die offenkundig so viel Selbstvertrauen hat, dass sie glaubt, das aushalten zu können."

Immer wieder hat Thome seine Filme vor dem Alltag einer bestimmten Berliner Szene von Kulturschaffenden inszeniert. Seinen Filmen, die oft parabelhaft daherkommen, ist eine Ethnografie des Inlandes eingelagert: Thome zeigt einen (vielleicht nur geträumten) Way of Life: Ein bestimmtes Kulturpathos, ein Interesse für Musik und Tanz, Kleidungsweisen, Inneneinrichtungen, Körperhaltungen - alles dokumentiert durch Liebesgeschichten in einem gut situierten Milieu. Ist denn "Venus.de" auch wieder vermittelt autobiografisch? "Na ja, ich bin keine Frau, ich schreibe keine Romane vor laufender Webcam. Aber ich schreibe seit einiger Zeit meine Drehbücher im Netz, mit den Recherchenotizen Tag für Tag aktualisiert."

Die Tatsache, dass Venus in ihrer Isolation nicht schreiben kann, ist Thome wohl vertraut: "Ich muss selber leben, um meine Filme drehen zu können." Dieses Leben ist Thomes Filmen eingeschrieben, gerade im zeitlichen Abstand wird deutlich, wie zuverlässig die Arbeitsweise Thomes Daten für eine Mentalitäten- oder auch Architekturgeschichte Deutschlands liefert. Die Inspiration zu solch poetischen Verdichtungen des Alltäglichen rührt noch von Thomes Anfängen, als er mit Klaus Lemke, Eckart Schmidt und Wim Wenders zur kinobesessenen Gruppe der "Münchener Sensibilisten" zählte.

Früh hat Thome Kritiker mit der Aussage überrascht, er drehe Dokumentarfilme über Schauspieler, die Szenen aus einem Drehbuch nachspielen. So abstrakt und ausgedacht Thomes Geschichten auch erscheinen mögen, mit ihrem dokumentarischen Ansatz vermitteln sie stets ein konkretes Bild des Heute, zum Beispiel von Berlin. "Es ist schon so eine Idee, dass in meinen Filmen das Bild von Berlin, das ich in mir habe, das vielleicht ein Wunschbild ist, zu sehen ist. Ich denke da an die Nouvelle Vague, an das Paris der frühen Godard-Filme. Ich möchte in meinen Filmen auch so eine Stadt schaffen."

Weil aber Thomes Ästhetik eine Ethik ist, sind offenkundige darstellerische Schwächen das Resultat einer wunderbar altmodischen Hingabe an die Magie des Kinos: "Ich mache ja keine Probeaufnahmen. Das Wirklichmachen einer Szene ist eine zu ernsthafte Angelegenheit, um diese Energie in Probeaufnahmen zu verpulvern. Das hat mit Magie, mit Zauberei zu tun, wenn ich meine ganze Kraft in die Schauspieler projiziere. So was macht man nicht zum Spaß. Seit einigen Tagen drehe ich meinen neuen Film ,Rot und Blau", ich habe bereits acht Kilo abgenommen."



    Die Tiefe ist aussen
Es gibt ein Filmen ohne deutschen Filmpreis: Der Regisseur Rudolf Thome, „Venus.de“ und die Schattenökonomie der Liebe

PETER KÖRTE
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
16. 6. 02
  Wer den Mann besuchen will, der nimmt am besten den Weg über den Chamissoplatz, weil er direkt in Büro und Kinowelt von Rudolf Thome führt. „Berlin Chamissoplatz“, die Geschichte vom Architekten und der Hausbesetzerin, war vor zweiundzwanzig Jahren Thomes kommerziell erfolgreichster Film, und sein Büro liegt noch immer gleich um die Ecke.

Thome erzählt auch noch immer Liebesgeschichten, die nicht nur in Berlin spielen. Sie haben auch außerhalb der Stadt ein so nachhaltiges Bild von ihr hinterlassen, daß mancher, der in eine Berliner Altbauwohnung gerät, glaubt, er gastiere in einem Film von Rudolf Thome, in dem bisweilen auch Dialoge von Botho Strauß aufgesagt werden. Nach der Wende, als die Thirty- und Fourtysomethings Bauernhäuser im Berliner Umland kauften, sind Thomes Figuren mit Strauß und all den anderen natürlich mitgezogen und haben ihre Irrgärten der Liebe auf dem Lande weiterkultiviert.
Rudolf Thomes eigener Bauernhof in der Uckermark ist sogar ein Schauplatz seines neuen Films „Venus.de“. Im Büro des Dreiundsechzigjährigen aber wird kein Thome-Film gedreht. Die Parterrewohnung im Kreuzberger Hinterhaus sieht zu improvisiert aus, und der Goldene Bär, den das Schauspielerinnen-Ensemble seines Films „Paradiso - Sieben Tage mit sieben Frauen“ auf der Berlinale 2000 erhielt, steht achtlos zwischen Papieren und Ordnern auf einem Schneidetisch.

„Der Ruhm geht vorbei“, sagt Thome, der unbeirrt und unbeachtet von den Gremien der deutschen Filmförderung arbeitet, weil er es eines Tages leid war, immer wieder Anträge abzusenden und Absagebriefe zu bekommen. Zur Filmpreisgala am Freitag abend ist er auch nicht gegangen. Was soll er dort auch, nachdem es trotz zwanzig Filmen in vierunddreißig Jahren nicht mal zu einer Nominierung gereicht hat? Allerdings, schränkt Thome ein, haben die beiden Hauptdarsteller aus „Das Mikroskop“ (1987) damals die Auszeichnung für de besten Darsteller bekommen. Rudolf Thome wird niemals einen Deutschen Filmpreis gewinnen, und man kann nicht sagen, daß er deshalb verbittert sei. Geärgert habe er sich darüber nur, weil schon die Nominierung mit 200 000 Euro verbunden ist „davon könnte ich fast einen Film drehen“.

Der Mann, der 1969 mit "Rote Sonne" ein Stück Nouvelle Vague nach München importierte, ist seit Jahren mit Budgets um die 750 000 Mark ausgekommen. Er pflegt eine stabile Beziehung zur ARD-Tochter Degeto, welche die Filme durch Vorabkauf finanziert. Thome arbeitet diszipliniert und kostengünstig, er hat seine Drehbücher selber zu schreiben begonnen, „weil das Geld spart“. Mittlerweile macht dem einstigen Filmkritiker die Sparmaßnahme Spaß, und wenn in seinem nächsten Film „Rot und Blau“ Hannelore Eisner mitspielt, tut sie es umsonst, weil sie gern mit Thome drehen möchte. Die Schauspieler, die seine Filme tragen, sind sonst zumeist weniger bekannt, was den Vorteil hat, daß die Gesichter nicht vom Fernsehen verstrahlt sind. Und irgendwann hat Thome auch beschlossen, seine Filme selbst zu verleihen, weil die deutschen Verleiher sich zierten. Bei „Paradiso“, sagt er, habe er auch noch die Pressebetreuung eingespart, sich statt dessen mit seinem Mobiltelefon ins Weinhaus Huth am Potsdamer Platz gesetzt, ein Interview nach dem anderen gegeben und dabei viel Rotwein getrunken
.
Daß „Venus.de“ nun mit immerhin vierzehn Kopien bundesweit ins Kino kommt, hat seine Arbeit nicht verändert. Venus, Nachname Siebenberg, ist Schriftstellerin. Für ihr neues Buch verläßt sie für sechs Wochen Mann und Kinder und läßt sich bei der Arbeit von einer Webcam beobachten. Sie sitzt buchstäblich im Glashaus, in einem Pentagon mit Spreeblick, und sie läßt sich auf eine Affäre ein. Sie wird zur betrogenen Betrügerin, die lernen muß, daß ihr Verleger zusammen mit einem Produzenten, der die Filmrechte erworben hat, auch eine Kamera überm Bett installiert hat. Ein Mausklick des Sohnes hat daher Folgen, und Thome beschreibt diese in jenen einfachen, klaren und präzisen Bildern, die manche immer wieder dazu verführen, ihn für einen Realisten zu halten.

Thome hat seine Drehbuchproduktion bei „Venus.de“ täglich ins Internet gestellt, und insofern, sagt er lächelnd, sei's auch ein bißchen autobiografisch. Das ist aber auch schon alles. Denn Thome ist kein Psychologe, er ist ein Ethnologe im Inland, der einheimische Sitten und Bräuche erkundet. Seine Filme sind Versuchsanordnungen, die er mit möglichst viel Alltag anreichert. Damit hat er viele Mißverständnisse produziert, weil die einen das Märchenhafte oder Konstruierte, die anderen den Realismus darin nicht wahrnehmen wollen und weil beide damit die Ironie übersehen, die in der Kombination liegt. Im Ausland hat man das zeitweise ein bißchen besser verstanden, in Frankreich vor allem, woraus gleich das Etikett vom „deutschen Rohmer“ wurde, welches insofern praktisch ist, weil es Gegner wie Freunde von Thomes Filmen benutzen können.

Thome macht Liebesfilme, er arrangiert Fragmente einer Sprache der Liebe, und es gibt kaum jemanden im deutschen Kino, der sich so ausschließlich dafür interessierte, ohne das milde Beziehungschaos mit Elementen eines Krimis oder Sozialdramas ordnen zu wollen. Das Geschlechterverhältnis ist bei Thome deshalb nicht gerade eine Kampfzone; es dient eher als eine Art Stethoskop, mit dem man dem murmelnden Herzschlag der Gegenwart lauschen kann. „Meine Filme sind auf den ersten Blick flach“, sagt Thome mit jener Dosis an Koketterie, die in den meisten Selbstbezichtigungen liegt, und weil er sich vor vielen Jahren als Germanistikstudent länger mit Gottfried Benn beschäftigt hat, kommt auch gleich der Nachsatz: „Die Tiefe ist außen.“

Dafür meint er es sehr ernst, wenn er von seinen Filmen als „Zeitporträt“ spricht, das „zeigen soll, was ist“. Und vermutlich ist es nicht ganz abwegig, sich deshalb den Liebesverhältnissen zu widmen, die ja auch historische und soziale sind, weil sie vom Paarungsverhalten der Großstädter, von Beziehungspleiten und -aufschwüngen, von kleinem Betrug und großer Täuschung erzählen und damit zugleich die Schattenökonomie der Liebe bilanzieren.

So erzählt Thome moralische Geschichten, die keine Moral haben, und je älter er wird, desto mehr interessieren ihn dabei Jugendliche wie in „Venus.de“, in dem auch Sohn und Tochter des Krisenpaares die erste Liebe erleben. Schließlich habe er selbst zwei Kinder zwischen zwölf und vierzehn, sagt Thome, und fügt rasch hinzu, auch beim japanischen Schriftsteller Haruki Murakami, dessen Bücher er alle gelesen hat, stehe viel über jugendliche Liebende.

Und während er das sagt, denkt er schon an den nächsten Film, dessen Dreharbeiten am 7. Juli beginnen sollen. Die beiden männlichen Hauptrollen sind noch nicht besetzt. Arbeitsalltag, wie am Ende von „Venus.de“. Die Mutter kommt heim aufs Land, ihr Roman ist fertig, sie parkt den Mercedes und fragt, wer ihr beim Ausladen hilft. Der Ehemann bleibt unschlüssig stehen, die Kinder drehen sich um und gehen ins Haus. Irgendwie wird's schon weitergehen. Eine „glückliche Ehe im landläufigen Sinn“, sagt Rudolf Thome, „gibt es nicht“, und er findet, daß es als Vorbereitung fürs Leben vielleicht besser wäre, wenn nicht alle möglichen Geschichten dieses Ideal verzweifelt am Leben hielten. Da bleibt ihm noch viel zu tun.



    C'est le web
Lange war sie verschwunden - jetzt ist Sabine Bach „venus.de“

MICHAEL ALTHEN
FAZ
22. 6. 02
  Vor zweiundzwanzig Jahren gab es in Rudolf Thomes „Berlin Chamissoplatz“ eine Szene, in der Hanns Zischler Klavier spielt und dazu singt und Sabine Bach mit nassem Haar aus der Dusche kommt, sich in einem gestreiften Bademantel mit einem Glas Rotwein aufs Sofa setzt und ihm zuhört. Mehr passiert nicht. Aber wie das Gesicht dieser Frau vor Zuneigung und jähem Glück überzugehen scheint, das war ein so vollkommener Ausdruck dessen, was im deutschen Kino so selten ist, daß Sabine Bach für immer einen Platz im Herzen der Kinogeher hat.

Trotzdem ist sie danach von der Bildfläche verschwunden. Sie ist wohl hier und da mal aufgetreten, aber es war nicht schwer, sie zu verpassen. Was immer sie die letzten zwanzig Jahre gemacht hat, es wird wohl das richtige gewesen sein - sofern man das an der Art, wie ein Gesicht reifer wird, ablesen kann. Wie man in „venus.de“ sehen kann, ist sie immer noch eine schöne Frau, die manchmal an Kristin Scott Thomas erinnert, und wenn sie lacht, dann taucht wieder dasselbe Strahlen in den Augen auf, das sie schon vor zwanzig Jahren hatte, als sie auf dem Sofa Hanns Zischler zuhörte. Die Kamera mag sie, und so ist es kein Wunder, daß sich der Film um sie dreht. Je weiter sich allerdings die Handlung von ihr entfernt, desto schwächer werden die Figuren und desto dünner das Handlungsgeflecht. Aber darauf kam es in Thome-Filmen noch nie wirklich an, und so genügt es für „venus.de“ völlig, daß man das Gesicht einer Frau wiederfindet, die man vor zwanzig Jahren aus den Augen verloren hat.

In „Berlin Chamissoplatz“ ging sie mit Zischler ins Kino und sah Rivettes „Celine und Julie fahren Boot“, diesmal geht sie in Rohmers „Herbstgeschichte“. Und manchmal wünschte man sich, man könnte auch diesen Film auf französisch mit Untertiteln sehen, weil dann die Dialoge weniger befremdlich wären. Denn Thomes Filme sind so französisch, wie es deutsche Filme nur sein können. Sie lassen den sogenannten Dingen des Lebens viel Raum und machen dabei aus der Liebe ein Ding, das man fast mit Händen greifen zu können glaubt. Wobei die Filme Thomes ihrer zyklischen Art wegen oft mit Eric Rohmer verglichen wurden, obwohl er Claude Sautet viel näher ist, jenem wunderbaren Soziologen der Bourgeoisie, dessen Utopien auch auf jenes ländliche Miteinander von Familie, Freunden und Geliebten hinausliefen, von dem auch Thome immer wieder träumt. Eine ziemlich egozentrische Utopie für die Filmregisseure wahrscheinlich anfälliger sind als andere Menschen.

Die Venus des Films ist Schriftstellerin, lebt mit Familie auf dem Land und fährt nach Berlin, um dort ihren neuen Roman zu schreiben. Daß sie dabei von einer Webcam beobachtet wird, ist eine mäßig fruchtbare Idee, genauso wie die versteckte zweite Webcam, die sie heimlich überwacht. An diesen Verschlingungen des Plots beginnt der Film sich zu verlieren, und man hat den Eindruck, daß Thome immer dann am besten ist, wenn er den Menschen einfach nur zusieht: beim Miteinander, beim Tanzen, bei der Liebe. Denn die besten Bilder hat Rudolf Thome noch immer fürs Glück gefunden. Das war schon vor zweiundzwanzig Jahren so.



    Sommergefühl

Katja Nicodemus
Die Zeit
27. 6. 02
  Ein Schwenk über ein Stoppelfeld, Blätterrauschen, eine Hand voll Menschen, die in Brandenburg im Hof eines Hauses vor sich hin tanzen - im deutschen Kino kann nur Rudolf Thome dieses Gefühl von Sommer erzeugen. In seinem neuen Film "Venus.de" sind es die Teenies, an deren ersten Liebeserlebnissen sich das erotische Hin und Her der Eltern bricht. Während ihre Kinder sich über amouröse SMS vernetzen, begibt sich die Schriftstellerin Venus Siebenberg ins Internet-Experiment: Zurückgezogen in ein Erkerzimmer, lässt sie sich via Webcam beim Schreiben ihres neuen Buches betrachten. Dabei wird über eine versteckte Kamera auch ihr Liebesleben übertragen. Trotz dieser absurden Geschichte entwickelt "Venus.de" eine gewisse Leichtigkeit. Wir sind in Westberlin, wo betrogene Ehefrauen mit schwerer Zunge Wein bestellen und betrogene Männer geduldig die Blumen gießen. Der Liebeswirrwarr gehört bei Thome zur Phänomenologie eines bürgerlichen Lebens, das sich nicht durch eine Filmintrige aus dem saturierten Takt bringen läßt.