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"Das rote Zimmer"

1. Woche
2. Woche
Drehbuch

    Das rote Zimmer
   

© 2009 by Moana-Film GmbH


 

1.
Wohnzimmer in einer großzügigen Altbauwohnung. Es ist Abend. FRED HINTERMEIER (38) hat einen großen Tisch für zwei Personen feierlich gedeckt. Er trägt einen dunklen Anzug mit Krawatte. Auf dem Tisch ein großer Blumenstrauß mit 38 roten Rosen. Überall im Zimmer Kerzen. Er zündet die letzen Kerzen auf dem Tisch an. Er schaut auf seine Uhr. Es ist kurz vor neun Uhr (Nah). Er überprüft noch mal alles. Dann klingelt es an der Wohnungstür.

2.
Flur von Freds Wohnung. FRED öffnet die Tür. FRED: Wer bist du denn? Ich hatte doch gesagt, dass Jacqueline kommen soll. Die Frau, die vor der Tür steht, trägt eine leichten Sommermantel. Sie sagt: Ich bin Manuela. Jacqueline konnte nicht. Ich bin genau so schön wie sie. Sie öffnet ihren Mantel und ist darunter nackt. MANUELA: Was sagst du jetzt? Darf ich reinkommen? FRED macht eine einladende Geste und sagt: Ja klar.

3.
MANUELA betritt das von den Kerzen hell erleuchtete Wohnzimmer. MANUELA: Oh! Was ist denn hier los! Ich dachte, du willst gefickt werden. FRED: Ich wollte mit Jacqueline meinen Geburtstag feiern. MANUELA: Erwartest du noch andere Gäste? FRED: Nein. Auf einem der Teller liegen zwei Hundert-Euroscheine. MANUELA sieht sie sofort und steckt sie ein. MANUELA: Willst du, dass ich beim Essen meinen Mantel ausziehe? Das kostet hundert Euro extra. Das Leben ist teuer heute. Auch die Liebe. Du verstehst das doch? FRED nickt und holt sein Portemonnaie aus der Tasche seines Jacketts.

4.
Im Haus von LUZIE. Abend. In einem Zimmer, dessen Wände rot gestrichen sind, sitzen LUZIE (30) und SIBIL (21) auf einem Matratzenlager mit vielen Kissen. Überall brennen Kerzen. LUZIE dreht einen Joint. Aus den riesigen Lautsprechern der Stereoanlage kommt Schuberts Klaviersonate in B-Dur. LUZIE zündet den Joint an und gibt ihn SIBIL. SIBIL macht zwei tiefe Züge und küsst dann, ohne auszuatmen, LUZIE. Sie bläst den ganzen Rauch in LUZIES Mund.

5.
LUZIES Haus von außen. Alle Fenster sind hell erleuchtet. PETER (21) kommt mit seinem Fahrrad, geht zum Haus und schaut durch die Fenster.

6.
Die Sonne scheint. Ein Parkplatz vor einem Universitätsgebäude. FRED parkt seinen roten Volvo und steigt aus.

7.
Gang im Universitätsgebäude. An einem der Zimmer ist ein grosses Schild. Darauf steht in roter Schrift: „INSTITUT FÜR PHILEMATOLOGIE. Dr. Fred Hintermeier“. FRED wirft einen liebevollen Blick auf das Schild und öffnet dann die Tür.

8.
Seine Assistentin, SABINE BAYER (35), begrüßt ihn mit einem Blumenstrauß. SABINE: Guten Morgen Doktor Hintermeier. Ich möchte Ihnen noch nachträglich zum Geburtstag gratulieren. Ich hab Sie gestern Abend angerufen, aber Sie waren nicht da. Sie haben sicher mit Ihren Gästen lange gefeiert! SABINE schaut ihn ein bisschen sehnsüchtig an. SABINE: Der Chef ist aus Tokio zurück und will Sie sehen. FRED: Haben Sie ihm nicht gesagt, dass ich heute von zehn bis zwölf einen Labortermin habe? Sagen Sie ihm, dass ich ihm morgen den ganzen Tag zur Verfügung stehe.

9.
In der Küche von LUZIES Haus. LUZIE und SIBIL frühstücken. LUZIE bestreicht ihr Brötchen mit selbstgemachtem Holundergelee, SIBIL bestreicht ihr Brötchen mit Nougatcreme. LUZIE: Ich werde nie verstehen, wie dir dieses Zeug schmecken kann. Das ist total ungesund. SIBIL: Alles, was gut schmeckt, ist ungesund.

10.
Park auf dem Universitätsgelände. Auf einer Bank sitzt ein junges Pärchen, das sich intensiv küsst. FRED entdeckt sie und geht, nach kurzem Überlegen, zu ihnen und fragt: Ich möchte Sie nicht stören. Würde es Ihnen gefallen, beim Küssen Geld zu verdienen? Der JUNGE MANN steht auf, nimmt eine drohende Haltung ein. FRED: Ich tue Ihnen nichts. Ich bin Philematologe. JUNGER MANN: Was soll denn das sein? FRED: Wir erforschen die physiologischen Vorgänge beim Küssen. JUNGER MANN: Sie sind wohl nicht ganz dicht im Kopf. Philematologisieren, oder wie das heißt, Sie mit wem Sie wollen, aber nicht mit uns. JUNGES MÄDCHEN: Wieviel würden wir dafür kriegen? Sie steht auf und sagt zu ihrem Freund: Beim Küssen auch noch Geld verdienen, das wäre doch nicht schlecht.

11.
LUZIE sitzt mit professioneller Angelausrüstung an einem See (es könnte auch ein Fluss sein). Sie hat zwei Angeln ausgeworfen. Kein Fisch beisst an. Sie holt aus ihrem Rucksack ein dickes Schreibheft und schreibt: „Romane schreiben ist wie Angeln. Man muss warten können - auf den dicken Fisch!“ (Nah)

12.
In LUZIES Haus. SIBIL staubsaugt die Küche. Ihr Handy klingelt. SIBIL: Mann, wo bleibst du? PETER (im Off): Ich musste noch für meine Mutter einkaufen. Sorry. SIBIL: Ich kann das nicht leiden, wenn man sich verabredet und sich dann nicht meldet - wenn was dazwischen kommt. Verstehst du das! PETER (Off): Das tut mir leid, Sibil. SIBIL (etwas versöhnlicher): Ich hab aus Verzweiflung schon angefangen, das ganze Haus zu putzen.

13.
PETER kommt zu LUZIES Haus. Er ruft laut: Siiibiel!

14.
FRED betritt das Vorzimmer seines Labors. Seine ASSISTENTIN steht von ihrem Schreibtisch auf, auf dem viele Listen liegen, und gibt ihm einen Blumenstrauß. ASSISTENTIN: Nachträglich, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! FRED: Danke. Wieviele Leute haben wir heute? ASSISTENTIN: Sieben Paare. Mehr war leider nicht drin.

15.
Ein großer Raum, der durch einen Vorhang abgetrennt ist. Im abgetrennten Teil des Raums wird von den 14 Testpersonen von einigen noch Blut abgenommen. Das macht ein junger ARZT. FRED und seine ASSISTENTIN nehmen Speichelproben der sieben Paare, alles junge Leute zwischen zwanzig und dreißig. Als sie fertig sind, sagt FRED: Bitte verteilen Sie sich jetzt auf die Sofas. Er schiebt den Vorhang beiseite. Überall im Raum, neben den Sofas stehen große Pflanzen. Auf kleinen Tischen vor den Sofas stehen Gläser und Mineralwasserflaschen. FRED: Ich möchte, dass Sie es gemütlich haben beim Küssen. Wenn Sie das wollen, können wir auch Musik abspielen.

16.
SIBIL und PETER gehen durch einen Wald. PETER will ihre Hand nehmen. SIBIL wehrt ihn ab. SIBIL: Du weißt doch, dass ich das nicht leiden kann. PETER: Da ist doch nichts dabei. SIBIL: Doch! PETER: Du bist doch meine Freundin. SIBIL: Wenn wir beim Spazierengehen Händchen halten, dann willst du mich später küssen. Und wenn wir uns küssen, willst du mit mir schlafen. Und wenn wir miteinander schlafen, kriege ich ein Kind und dann willst du mich heiraten. Und das will ich nicht! Absolut nicht! Guck mal, da ist ein Reh! PETER: Wo? SIBIL: Du bist zu langsam. Jetzt ist es weg.

17.
Im Kuss-Labor. FRED: Nicht müde werden. Nur noch fünf Minuten! Die sieben Paare küssen sich jetzt noch etwas intensiver. Ein Test-Paar hat es sich besonders bequem gemacht beim Küssen. Sie haben sich der Länge nach auf ihr Sofa gelegt. Die weibliche Testperson fragt FRED frech: Dürfen wir hinterher noch ein bisschen bleiben, Professor? Oder ist das hier verboten?

18.
LUZIE hat einen Fisch an der Angel. Sie holt ihn vorsichtig an Land. Es ist ein ziemlich großes Exemplar. Sie tötet ihn fachmännisch und wirft ihn in einen Eimer.

19.
Im abgetrennten Raum des Kuss-Labors. FRED und seine ASSISTENTIN nehmen nochmal Speichelproben. Der ARZT nimmt wieder Blut ab. FRED: Die Wissenschaft bedankt sich bei Ihnen. Ihm Vorzimmer bei meiner Assistentin müssen Sie alle ein Formular ausfüllen, dann bekommen Sie Ihr Honorar.

20.
Straße in Berlin. FRED kommt mit zwei Plastiktüten aus einem Supermarkt.

21.
Vor einem Antiquitätengeschäft bleibt FRED kurz stehen. Ein merkwürdig leuchtendes Tablett im Schaufenster zieht ihn magisch an. FRED will in den Laden gehen, aber die Tür ist verschlossen. Er schaut auf die Ladenöffnungszeiten (nah).

22.
FRED betritt das Büro von Professor MÜHSAM. Seine SEKRETÄRIN begrüßt ihn: Guten Morgen, der Chef erwartet sie schon. Gehen Sie einfach rein.

23.
Im Zimmer des Professors. PROFESSOR MÜHSAM: Die Kollegen in Tokio haben sich schon lustig gemacht über das, was wir hier treiben. Sie halten Sie, lieber Doktor, für einen Sex-Maniac. FRED: Das wundert mich nicht. Nach meinem Vortrag in Hongkong sind die richtig über mich hergefallen. Sie hätten das sehen sollen. FRED steht auf und spielt dem Professor vor, wie sich das halb-chinesisch, halb-englisch angehört hat. Er zieht dabei beide Augen zur Seite, damit sie aussehen wie Schlitzaugen. PROFESSOR MÜHSAM schaut sich FREDS Vorstellung belustigt an und unterbricht ihn dann: Hören Sie auf, lieber Doktor. Ich weiß, dass Ihr Forschungsgebiet etwas heikel ist. Sie haben von mir einen nicht ganz unbeträchtlichen Teil meines Budgets bekommen. Ich brauche, spätestens bis zum Ende der Semesterferien wissenschaftliche Ergebnisse. Ich betone dabei „wissenschaftlich“. Haben wir uns da verstanden! Wie geht es eigentlich Ihrer charmanten Gattin?

24.
Wohnung von FRED. Nachts. Fred sitzt an seinem Schreibtisch. Hinter ihm eine große Bücherwand. FRED sitzt an seinem Computer und schreibt an einem wissenschaftlichen Text. Da steht: “Der Oxytozingehalt aller Versuchspersonen ist bei 80 Versuchspersonen um bis zu 80% angestiegen. Der Cortisolgehalt um 47% gefallen…” (nah). Sein Telefon klingelt. Er nimmt ab: “Fred Hintermeier. NICOLE (off): Tut mir leid, wenn ich dich bei deiner Arbeit störe… FRED: Du störst mich nicht. Seine Stimme wird ganz sanft. FRED: Du kannst mich immer anrufen. Tag und Nacht. NICOLE (off): Hör auf mit deiner Verführungsstimme mit mir zu reden! NICOLE (off) macht ihn nach: Du kannst mich immer, Tag und Nacht, anrufen. Ich denke Tag und Nacht an Dich und wenn ich schlafe, träume ich von dir. (dann spricht sie weiter mit normaler Stimme). Morgen um elf ist unser Scheidungstermin. Ich wollte dich nur nochmal daran erinnern. Nicht dass du bei all den küssenden, jungen Mädchen das vergisst. (Pause) Hast du endlich eine neue Freundin gefunden? FRED: Nein. Ich liebe nur dich. Ich werde dich lieben, bis ich tot bin.

25.
Morgens. Die Sonne scheint. An einem Waldrand. LUZIE steigt mit einer Umhängetasche und einem Klapptisch in der Hand die Stufen zu einem Hochsitz hoch.

26.
Hochsitz. Auf dem ausgeklappten kleinen Tisch liegt ein mit Tinte beschriebenes Schreibheft. LUZIE schreibt mit der linken Hand: „Ich setzte mich erstmal in den letzten, übrig gebliebenen, Stuhl an den Tisch. Alle anderen Stühle hatte ich mit einer kleinen Axt zu Kleinholz zerschlagen. Ich schaute zum offenen Fenster und atmete erst einmal tief durch. Der Verkehrlärm draußen war stärker geworden. Oder nahm ich ihn jetzt erst wahr? Die ganze Wohnung war frisch geputzt. Ich wollte, dass nicht einmal ein Staubkorn mich an Franz erinnerte…“ (Nah)

27.
Gerichtsaal. Vor dem RICHTER stehen FRED und NICOLE (37) und neben ihnen zwei Rechtsanwälte. RICHTER: Hiermit sind Sie rechtskräftig geschieden. Ich möchte Ihnen noch einen privaten Wunsch ausdrücken – (zur PROTOKOLLFÜHRERIN) das kommt nicht ins Protokoll! - Ich wünsche Ihnen beiden bei der Partnerwahl in Zukunft mehr Glück.

28.
Gang vor dem Gerichtssaal. Der RECHTSANWALT von NICOLE verabschiedet sich. RECHTSANWALT: Frau Hintermeier, das war sehr ungewöhnlich. Ich glaube, der Richter hat sich ein bisschen in Sie verliebt, als sie ihm erzählt haben, warum Sie die Scheidung wollen. Ich verabschiede mich.

29.
Straße vor dem Gericht. FRED hat auf NICOLE gewartet. FRED: Können wir nicht noch wenigstens einen Kaffee trinken. NICOLE: Tut mir leid, ich habe Termine. FRED: Wirst du unseren gemeinsamen Nachnamen behalten? NICOLE: Ja. Es ist ein guter Name für eine Rechtsanwältin. Meine Klienten assozieren damit besondere Schlauheit und Hinterfotzigkeit. FRED: Hast du mich deshalb geheiratet? NICOLE: Ja! Oder denkst du, ich hätte dich geheiratet, weil du so umwerfend aussiehst? FRED: Ein Mann muss nicht schön sein. NICOLE: Du bist und bleibst eine elender Macho! Ich hasse dich. Und jetzt verschwinde endlich aus meinem Leben!

30.
Vor LUZIES Haus. LUZIE und SIBIL kommen aus der Haustür. Sie tragen beide sehr kurze Röcke und sind stark geschminkt. SIBIL: Ich habe heute Nacht geträumt, dass ich einen richtigen Prinzen getroffen habe. Er wollte mich heiraten. Bevor ich Prinzessin geworden bin, bin ich leider aufgewacht. LUZIE: Du immer mit deinen Mädchenträumen. SIBIL: Ich freue mich richtig auf heute!

31.
Im Auto von LUZIE. LUZIE: Du nimmst die Staatsbibliothek, und ich besuche ein paar Buchhandlungen. Wer einsam ist, liest Bücher. SIBIL: Es gibt doch noch Prinzen und Prinzessinnen in Deutschland?

32.
Vor dem Antiquitätengeschäft. FRED schaut, ob das Tablett noch da ist. Dann betritt er den Laden.

33.
Im Geschäft. Die BESITZERIN (65): Sie haben einen guten Geschmack, junger Mann. Das ist ein ganz besonderes Stück. Es muss zwischen neunzehnhundertzehn und neunzehnhundertzwanzig entstanden sein. FRED: Was bedeutet die Schrift darauf? Die BESITZERIN holt ihre Brille: Da steht Rio de Janeiro. FRED: Ich kaufe es.

34.
In der Staatsbibliothek. SIBIL hat sich einen ganzen Bücherberg aufgeladen. Als sie gerade ein weiteres Buch aus dem Regal holen will, fällt ihr der ganze Bücherpacken aus der Hand. Ein MANN MIT LESEBRILLE (40), der in der Nähe steht, kommt ihr zu Hilfe. Er sammelt mit ihr gemeinsam die Bücher ein. SIBIL: Das ist unglaublich nett von Ihnen. Sie schenkt ihm ein Lächeln, das Eisberge zum Schmelzen bringen könnte. Der MANN MIT LESEBRILLE wird ganz rot im Gesicht: Sowas kann doch mal passieren. Woran arbeiten Sie. Mit so vielen Büchern? Er versucht einen Buchtitel zu lesen. SIBIL: Meine Freundin und ich schreiben ein Buch. Der Arbeitstitel ist: Die Seele der Männer. MANN MIT LESEBRILLE (er lächelt jetzt ein bisschen): Das klingt hochinteressant!

35.
Im Arbeitszimmer von FRED. FRED packt das sorfältig verpackte Tablett behutsam aus und stellt es neben den Bildschirm seines Computers. Dann nimmt er den Hörer seines Telefons ab und wählt eine im Telefon gespeicherte Nummer. FRED: Ich bin’s, Fred. NICOLE (im Off): Ich habe dir verboten, mich anzurufen. Kannst du das endlich verstehen. Wir sind nicht mehr verheiratet. FRED: Tut mir leid. Ich kann einfach nicht anders. Du fehlst mir. NICOLE (off): Das ist dein Problem. Sie legt auf.

36.
Buchhandlung. FRED blättert in Haruki Murakamis Roman “Gefährliche Geliebte”. LUZIE kommt zu ihm. LUZIE: Das ist ein total tolles Buch. FRED schaut LUZIE erstaunt an. Er mustert sie von oben bis unten. FRED: Warum sagen Sie das? LUZIE: Es ist mein Lieblingsroman. Ich schreibe selbst Romane. Ich bin eine Schriftstellerin.

37.
Ein Café. LUZIE und FRED haben nach dem Kaffee ein Glas Champagner bestellt. LUZIE stößt mit FRED an. LUZIE: Professor, ich würde DICH auch gerne mal fünfzehn Minuten lang küssen. Hast du Lust? Aber nicht in deinem Labor, sondern in meinem. Ich erforsche die Seele der Männer. Falls ihr überhaupt eine habt! Meine Freundin Sibil würde dich bestimmt auch gerne küssen. Ist das nicht ein tolles Angebot? LUZIE gibt FRED eine Visitenkarte. FRED: Klein-Blittersdorf , wo ist denn das? LUZIE: Wir wohnen in einem alten Haus im Oderbruch. Da kommt man nur mit dem Auto hin. Du hast doch ein Auto? FRED nickt. LUZIE holt aus ihrer Tasche ein Foto von ihr und Sibil. LUZIE: Das ist sie. Sieht sie nicht supertoll aus? Ich bin ganz verliebt in sie. FRED bleibt die Sprache weg. LUZIE: Es muss ja nicht unbedingt beim Küssen bleiben.

38.
In LUZIES Auto. LUZIE: Ich habe einen Professor an der Angel. Er ist Kussforscher! SIBIL: Der hat dich auf den Arm genommen. LUZIE: Ich denke nicht. LUZIE holt Freds Visitenkarte aus ihrer Tasche. LUZIE: Schau selbst. SIBIL: Naja. LUZIE liest den Text auf der Visitenkarte: Dr. Fred Hintermeier. Institut für Philematologie. LUZIE: Er war ziemlich schüchtern. Ich musste ihn mit einem Glas Champagner erstmal auflockern.

39.
In Luzies Küche. Abend. LUZIE bereitet den Fisch, den sie am Vortag gefangen hat, vor. Sie zieht die Haut ab und zerlegt ihn. SIBIL assistiert ihr. SIBIL: Wozu brauchen wir eigentlich Männer? Ich bin mit dir total glücklich. LUZIE: Männer sind das Salz in der Suppe.

40.
Im Wohnzimmer. Auf dem Tisch brennen Kerzen. LUZIE und SIBIL essen den Fisch. SIBIL: Ich könnte mein ganzes Leben lang so mit dir essen. Du bist einfach eine geniale Köchin. SIBIL küsst LUZIE. LUZIE: Mein Ex-Mann mailt mir, dass er nur noch ein Jahr Unterhalt zahlen will. Der Verlag will erst zahlen, wenn ich ihm die ersten hundert Seiten geschickt habe. SIBIL: Dann schreib doch schneller. LUZIE: So einfach, wie du dir das vorstellst, ist das nicht. Romane schreiben ist eine hochkomplexe Angelegenheit.

41.
LUZIE und SIBIL ernten in ihrem kleinen Garten die ersten reifen roten Tomaten. SIBIL isst eine. SIBIL: Wow! Die schmecken zehnmal besser als die aus dem Supermarkt. LUZIE: Du solltest dir so langsam auch mal darüber Gedanken machen, was du im Leben so machen willst. Findest du nicht? Mit deinem kleinen Freund Pflanzen sammeln ist kein Beruf. Wozu hast du Abitur gemacht! SIBIL: Du redest wie meine Mutter. Hör damit auf, sonst haue ich ab!

42.
Im Auto von FRED. Sein Navigationsgerät zeigt keine Straße mehr an. Er wendet und fährt zurück.

43.
In einem winzigen Dorf fragt er einen MANN, der in seinem Vorgarten den Rasen mäht: Wie komme ich nach Klein-Blittersdorf? Der Mann schaltet seinen Rasenmäher aus. MANN: Fahren Sie geradeaus und am Ortsausgang in den Feldweg auf der linken Seite. Nach etwa sieben Kilometern sind sie da.

44.
FRED hält mit seinem Wagen vor LUZIES Haus. Er steigt aus. An der Haustüre sucht er nach einer Klingel. Es gibt keine. FRED ruft laut: Hallo! Nichts rührt sich. Er öffnet die Haustüre und ruft ins Haus: Hallo! Ist da Jemand? Nichts passiert. Dann geht FRED zurück zu seinem Auto und sagt: Scheißfrauen! Er setzt sich in den Wagen.

45.
LUZIE und SIBIL kommen auf einem Trampelpfad durch die an das Haus grenzende Wiese. Sie tragen Bikinis. Sie entdecken FREDS Auto und gehen zu FRED. LUZIE: Ich hab dir doch gesagt, dass du anrufen sollst, wenn du herkommst, lieber Professor. Hast du schon lange gewartet? FRED: Ich bin kein Professor. Das habe ich Ihnen schon ein paar Mal gesagt. (Pause) Ich hatte Ihnen doch gestern am Telefon erzählt, dass ich Sie heute besuchen werde. LUZIE: Aber du hast nicht gesagt wann. SIBIL merkt, dass alles ziemlich kompliziert ist und geht, ohne etwas zu sagen, ins Haus. LUZIE: Kannst du schwimmen? FRED: Klar kann ich schwimmen. LUZIE: Hast du eine Badehose dabei? FRED: Nein. LUZIE: Dann musst du eben nackt schwimmen. FRED macht ein Gesicht, als sei ihm das peinlich. LUZIE: Steig endlich aus! FRED steigt aus. LUZIE: Ich habe schon ziemlich viele nackte Männer gesehen. Wir gehen jetzt zusammen schwimmen!

46.
Ein See. LUZIE und FRED schwimmen ruhig nebeneinander. Nach einer Weile sagt FRED: Es ist schön hier. LUZIE: Ich wollte nur sehen, wie du nackt aussiehst, Professor. FRED: Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass ich kein Professor bin? LUZIE: Auf mich wirkst du aber so. Darf ich dich weiter Professor nennen? Bitte! FRED: Wenn Sie das unbedingt wollen. (Pause) Finden Sie mich schön? LUZIE: Naja. Wenn du mich so direkt fragst, es geht so. Eigentlich wollte ich ja deine Seele kennenlernen. Aber man weiß ja nie, was alles manchmal passieren kann. Auf jeden Fall finde ich es cool, dass du mit mir schwimmen gegangen bist.

47.
FRED bleibt im Wasser. LUZIE steht am Ufer. LUZIE: Ich gehe zum Haus und hole dir ein Handtuch. Du kannst ja noch ein bisschen schwimmen. Schwimmen ist gut gegen Rückenschmerzen.

48.
Vor LUZIES Haus. SIBIL hat sich inzwischen umgezogen. Ihre Haare sind noch nass. Sie sitzt auf einer Bank und trinkt aus einer großen Tasse Kaffee. LUZIE kommt zu ihr. SIBIL: Was machen wir jetzt mit ihm? LUZIE: So wie immer. Er muss uns erst Mal unsere Fragen beantworten. Dann sehen wir weiter. SIBIL: Hast du vor, mit ihm zu schlafen? LUZIE: Er sieht gar nicht so übel aus. SIBIL: Um drei Uhr will der Typ aus der Staatsbibliothek vorbeikommen. LUZIE: Keine Panik. Wir kriegen das schon hin. Immerhin sind wir zu zweit.

49.
Es ist Nachmittag geworden. Im Haus. Wohnzimmer. Auf dem Tisch steht ein Mikrofon. Auf der einen Seite des Tisches sitzen LUZIE und SIBIL. Auf der gegenüber liegenden Seite FRED und der MANN MIT DER LESEBRILLE. Er heißt ALEXANDER. LUZIE: Noch eine letzte Frage. Dann dürft ihr wieder nach Hause fahren. Könnt ihr bitte so genau wie möglich beschreiben, was ihr fühlt, wenn ihr mit einer Frau schlaft. ALEXANDER: Ich fühle meine Liebe zu ihr. SIBIL: Sonst nichts? ALEXANDER: Liebe schließt alles ein. Ich fühle ihren ganzen Körper und tauche ein in das gewaltige Mysterium der Liebe. SIBIL: Und dann? ALEXANDER: Dann ist nichts mehr. LUZIE: Danke Alexander. Du darfst jetzt wieder heimfahren. ALEXANDER steht auf. LUZIE (zu SIBIL): Bitte begleite Alexander zu seinem Wagen. ALEXANDER und SIBIL gehen hinaus. FRED: Und was ist mit mir? LUZIE: Sibil und ich haben dich für den großen Test, wir nennen ihn unter uns, den Ewigkeitstest, ausgewählt. Der dauert sehr viel länger. FRED: Ich verstehe nichts mehr. LUZIE: Das macht gar nichts. Das ist völlig normal. FRED: Habt ihr was zu essen im Haus? Ich habe Hunger.

50.
In der Küche von LUZIES Haus. LUZIE kocht. FRED trinkt Wein und versucht ihr zu helfen. LUZIE: Du musst viel mehr Olivenöl nehmen. Das ist total gesund. Der Mann, der es mir verkauft hat, sagt, dass man damit hundert Jahre alt wird. FRED: Ich weiß nicht, ob ich so alt werden will.

51.
Abend. LUZIE, SIBIL und FRED sitzen vor dem Haus und trinken Wein. FRED: Am liebsten möchte ich immer hier bleiben. SIBIL schenkt ihr leeres Weinglas wieder voll und nimmt einen Schluck. LUZIE (zu SIBIL): Du solltest nicht so viel Wein trinken. (Zu FRED) Kannst du angeln? FRED: Leider nein. LUZIE: Was kannst du überhaupt? FRED: Ich bin Wissenschaftler und erforsche, das, was im Organismus des Menschen vorgeht. Wir wissen zu wenig darüber. LUZIE: Da haben wir beide ja fast das gleiche Forschungsgebiet. Wo schläfst du heute? FRED: Keine Ahnung. Ich kenne mich hier nicht aus. SIBIL (zu LUZIE): In meinem Zimmer schläft der nicht. LUZIE (zu SIBIL): Sei nicht so unhöflich. SIBIL nimmt ihr Glas und geht ins Haus. LUZIE: Autofahren kannst du jedenfalls nicht. Sonst bist du heute schon tot. (Pause) Ich lasse dich ausnahmsweise in meinem Zimmer schlafen. FRED: Das ist sehr nett von Ihnen, Luzie. LUZIE: Aber versteh mich nicht falsch. Das ist keine Einladung zum Beischlaf. Alles klar?

52.
Am nächsten Morgen. LUZIES Schlafzimmer. Die Sonne ist aufgegangen und scheint durch die Vorhänge. LUZIE wird wach und schaut auf den neben ihr schafenden FRED. Dann küsst sie ihn sanft auf den Mund. FRED wird wach. FRED: Guten Morgen, Luzie! (Pause) So gut wie heute habe ich noch nie im Leben geschlafen. LUZIE: Das kommt vom vielen Wein.

53.
Eine kleine Bäckerei im Dorf. Die BÄCKERSFRAU fragt SIBIL: So wie immer? SIBIL: Nein, heute möchte ich sieben Brötchen und drei Croissants.

54.
LUZIES Schlafzimmer. FRED: Hast du eine Zahnbürste für mich? LUZIE: Du kannst meine benutzen. Ich bin da nicht so pingelig. Du hoffentlich auch nicht? FRED: Dann werden sich deine und meine Mundbakterien miteinander vermischen.

55.
In der Küche bereitet SIBIL das Frühstück vor. LUZIE und FRED kommen zusammen in die Küche. SIBIL grinst ein bisschen: Na habt ihr beiden gut geschlafen? FRED: Ganz hervorragend! LUZIE gibt SIBIL einen Stoß in die Rippen. SIBIL (leise): Das darf man doch wohl noch fragen.

56.
LUZIE begleitet FRED zu seinem Wagen. FRED steigt ein und startet den Motor. LUZIE: Komm gut nach Hause, Professor. FRED: Das werde ich. Darf ich wiederkommen? LUZIE: Davon gehe ich aus. FRED fährt los. LUZIE winkt ihm nach und geht dann zurück ins Haus.

57.
FRED schließt die Tür zu seiner Wohnung auf. Er summt vor sich hin.

58.
Arbeitszimmer in FREDS Wohnung. FRED setzt sich an seinen Schreibtisch, startet seinen Computer. Er nimmt das Tablett in die Hand und sagt laut: Du hast mir Glück gebracht. Ich weiß, dass das unmöglich ist, aber im Unterbewusstsein habe ich das erhofft. Mein Gott, jetzt rede ich schon mit mir selbst.

59.
Badezimmer in FREDS Wohnung. FRED hat das Tablett mitgenommen und vor den Spiegel gestellt. Er rasiert sich ganz vorsichtig. FRED: Ich will heute kein Blut sehen!

60.
Ein Herrenbekleidungsgeschäft. VERKÄUFER: Brauchen Sie vielleicht noch ein schönes, neues Hemd? FRED: Das ist eine gute Idee. Alle meine Hemden sind inzwischen bestimmt zehn Jahre alt. Haben Sie auch Badehosen?

61.
Ein Geschäft für Anglerbedarf. VERKÄUFER: Diese Angel ist für Anfänger am besten geeignet. Da beißen die Fische von ganz alleine an. Der VERKÄUFER lacht über seinen Witz. FRED: Okay. Wenn Sie das sagen. Hätten Sie auch ein Buch darüber? VERKÄUFER: Selbstverständlich. Das beste heißt „Wie fange ich den dicksten Fisch?“ Es ist sehr humorvoll geschrieben. Das Leben ist schließlich ernst genug.

62.
In FREDS Wohnung. FRED packt seine Kleider in einen Koffer. Ganz oben drauf legt es das Rio de Janeiro-Tablett.

63.
FRED hält mit seinem Wagen vor einer kleinen Pension in Klein-Blittersdorf. Er steigt aus und betritt die Pension.

64.
FRED: Das Zimmer gefällt mir. WIRTIN: Wie lange möchten Sie denn bleiben? FRED: Ich dachte zunächst mal einen Monat. Ich habe Freunde hier und möchte denen nicht zur Last fallen. WIRTIN: Da kriegen Sie selbstverständlich einen Rabatt.

65.
FRED hält vor LUZIES Haus. SIBIL kommt heraus. SIBIL: Hallo Herr Professor! Wir haben schon gedacht, dass Sie nie wiederkommen. Luzie ist nicht da. Sie schreibt in ihrem Baumhaus. FRED: Wo ist dieses Baumhaus? SIBIL: Das ist schwierig zu finden. Ich könnte Sie hinbringen, wenn Sie wollen. Ich muss nur noch schnell in der Küche den Herd ausschalten. Warten Sie hier.

66.
In der Küche nimmt SIBIL ihr Handy und wählt eine gespeicherte Nummer. SIBIL: Achtung Luzie, der Professor ist aufgetaucht. Er will unbedingt zu dir. SIBIL (off): Kannst du ihn nicht eine Stunde warten lassen. SIBIL: Wir kommen zu Fuß. Ich werde im Wald ein paar Umwege machen. Vor einer Stunde sind wir betimmt nicht da.

67.
Im Wald. SIBIL und FRED gehen einen Waldweg entlang. FRED: Was machen Sie beruflich? SIBIL: Nichts. Nach dem Abitur bin ich von Zuhause abgehauen. Mein Vater wollte mich in der Türkei unbedingt mit dem Sohn eines Freundes verheiraten. FRED: Sind Sie Türkin? SIBIL: Ich bin Kurdin. FRED: Ach so. Nach einer Weile sagt SIBIL: Ihr Jackett ist toll. Sie wirken damit ganz anders als bei Ihrem ersten Besuch.

68.
Ein anderer Waldweg. FRED: Wohin führen Sie mich? Ich habe das Gefühl, wir laufen im Kreis. SIBIL: Wir sind gleich da! Außerdem ist Spazierengehen im Wald sehr gesund. Sie müssen die Waldluft ganz tief einatmen. SIBIL Macht ihm vor wie er atmen muss. FRED macht es ihr nach. FRED: Wollen wir uns nicht Duzen? SIBIL: Pscht! Wenn du leise bist, sehen wir vielleicht ein Reh.

69.
Vor dem Hochsitz. SIBIL: Du hast die Prüfung bestanden. Wir sind da. FRED: War das eine Prüfung? SIBIL: Luzie! Komm runter. Der Professor ist da. LUZIE klettert mit ihrer Tasche und dem Klapptisch die Leiter herunter. LUZIE: Hallo, da bist du ja. Sie küsst FRED zur Begrüßung auf den Mund. FRED küsst sie zurück. (Pause) FRED: Müssen wir jetzt den ganzen Weg zurücklaufen? LUZIE (lacht): Keine Panik. Gleich um die Ecke steht mein Auto.

70.
Am See. LUZIE, SIBIL und FRED schwimmen nebeneinander im See. SIBIL: Wir könnten mal ausprobieren, wer von und am schnellsten am Ufer ist. FRED krault und überholt die beiden, die schon etwas vor ihm waren. SIBIL: Du hast gekrault. Das ist unfair.

71.
SIBIL und PETER auf einem Stück Ödland, auf dem die Pflanzen vertrocknet sind. Sie tragen Weidenzweige. PETER steckt seine Finger in den Mund und prüft, aus welcher Richtung der Wind kommt. PETER: Du musst nach da gehen. Er zeigt die Richtung an. PETER: Ich zünde das Gras hier jetzt an.

72.
Vor LUZIES Haus. FRED sitzt auf der Bank. LUZIE kommt mit einer Karaffe Wein und zwei Gläsern. FRED: Ist das nicht noch zu früh zum Weintrinken? LUZIE: Ich trinke immer Wein, wenn ich geschrieben habe.

73.
Eine etwa fünfzig Meter breite Feuerwand kommt ziemlich schnell auf SIBIL und PETER zu. Sie löschen mit ihren Zweigen das auf sie zukommende Feuer. PETER: Du musst schneller sein!

74.
Vor LUZIES Haus. FRED und LUZIE trinken immer noch Wein. LUZIE: Nur ein Roman ist veröffentlicht. Er heißt „Warum? Der Sinn des Lebens“. Wenn du willst, kannst du ihn lesen. (Pause) Das mache ich nie, aber ich habe mich ein bisschen in dich verliebt. LUZIE küsst FRED. SIBIL kommt zu ihnen. Ihr Gesicht ist vom Rauch und Feuer geschwärzt. Ein paar Haare sind verbrannt. SIBIL: Was macht ihr denn hier. Seid ihr betrunken?

75.
LUZIE, SIBIL und FRED beim Abendessen. LUZIE: Heute laden wir dich ein in unser rotes Zimmer. Wir möchten da mit dir die Tagesschau sehen. FRED (schon sehr betrunken): Wenn ihr das so wollt, mache ich mit. Alle drei räumen den Tisch ab. FRED stolpert und ein Glas fällt runter. FRED will die Scherben auflesen. LUZIE: Bleib sitzen. Sonst schneidest du dich noch, und wir müssen dich dann ins Krankenhaus fahren. Sibil und ich machen das. FRED setzt sich wieder. LUZIE kommt zurück. LUZIE: Jetzt musst du die Augen zu machen. LUZIE nimmt FREDS Hand und führt ihn ins Haus.

76.
Im Haus. LUZIE: Du darfst die Augen nicht aufmachen. FRED blinzelt. LUZIE: Vorsicht, jetzt kommt eine Stufe.

77.
Im roten Zimmer. LUZIE: Jetzt darfst du die Augen aufmachen. Wir sind da. FRED: Was habt ihr vor mit mir? SIBIL: Wir gucken Tagesschau. Was hast du gedacht? FRED: Nichts. Ich habe an gar nichts gedacht. LUZIE: Mach es dir bequem. Du kannst auch ein paar Kissen haben. LUZIE Wirft FRED zwei Kissen zu. FRED: Und wenn die Tagesschau zuende ist? SIBIL: Wieso fragst du dauernd, was als Nächstes passiert? Dann machen wir den Fernseher aus und unterhalten uns.

78.
LUZIE und SIBIL geleiten FRED in SIBILS Zimmer. LUZIE: Wir haben beschlossen, dass du heute bei Sibil schläfst. FRED: Ich habe ein Zimmer in einer Pension im Nachbardorf gemietet. LUZIE: Da kannst du morgen schlafen. Heute nicht.

79.
Vor SIBILS Zimmer. SIBIL fragt LUZIE leise, damit FRED es nicht hört. SIBIL: Hast du mit ihm geschlafen, als er bei dir war? LUZIE: Nein. Wieso denkst du immer an Sex? Der kriegt bestimmt keinen mehr hoch. SIBIL: Aber morgen früh, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hat. LUZIE: Der ist ganz lieb. Vielleicht kuschelt er sich ein bisschen an dich. SIBIL: Aber vielleicht gefällt mir das. LUZIE: Wir müssen ihn so früh wie möglich an uns beide gewöhnen. Gute Nacht. LUZIE küsst SIBIL.

80.
FRED, LUZIE und SIBIL frühstücken am nächsten Morgen. FRED trinkt Kaffee und beißt in ein Brötchen. Er schaut von SIBIL zu LUZIE, die ihn beide ganz genau beobachten. FRED: Warum guckt ihr so? Ist irgendetwas mit mir nicht in Ordnung? LUZIE und SIBIL (wie aus einem Mund): Alles ist okay.

81.
FRED hält vor seiner Pension.

82.
In der Pension. WIRTIN: Sie waren gar nicht in Ihrem Zimmer, Doktor Hintermeier? FRED: Meine Freunde wollten mich nicht mehr Autofahren lassen. Wir haben zu lange gefeiert. WIRTIN: Haben Sie denn schon gefrühstückt? FRED: Ganz hervorragend. Wo finde ich hier den nächsten See? Ich möchte ein bisschen angeln. Hätten Sie einen Eimer für mich?

83.
Ein anderer See. FRED steht am Ufer und angelt.

84.
Vor LUZIES Haus. FRED hält mit seinem Wagen an und steigt aus. Aus dem Kofferraum holt er ein in Zeitungspapier eingewickeltes Päckchen. LUZIE und SIBIL kommen aus dem Haus. FRED: Ich habe euch etwas mitgebracht. FRED zeigt ihnen die beiden Fische, die er gefangen hat. LUZIE: Wo hast du die den her? FRED: Ich habe sie in einem Fischgeschäft gekauft. Sie sind frisch gefangen. LUZIE: Hier in der Gegend gibt es nirgendwo ein Fischgeschäft.

85.
Wohnzimmer. FRED, LUZIE und SIBIL haben die von FRED gefangenen Fische gegessen.
FRED: Was habt ihr beiden heute vor? LUZIE: Sibil hatte die Idee, dass auch wir mal Kussforschung betreiben könnten. FRED: Hm? LUZIE: Uns interessieren aber nicht Hormone, sondern die Gefühle beim Küssen.

86.
Im roten Zimmer. FRED und SIBIL sitzen nebeneinander auf dem Matratzenlager. LUZIE sieht ihnen zu. SIBIL: Ich weiß nicht, wie ich das machen soll, wenn du zusiehst. LUZIE: Das ist rein wissenschaftlich. Sei nicht so zimperlich. SIBIL gibt FRED einen sanften Kuss. FRED küsst sie genau so sanft zurück. LUZIE: So wird daraus nichts. Mein Gott, muss ich euch vormachen, wie man richtig küsst? FRED: Mir ist auch etwas unwohl dabei. Aber gut, von meinen Testpersonen verlange ich das auch. FRED küsst SIBIL richtig. Er macht dabei seine Augen zu. SIBIL unterbricht ihn beim Küssen. SIBIL: Du hast so eine lange Zunge. LUZIE: Was fühlt ihr dabei? SIBIL: Nichts. Ich muss immer denken, dass du uns zuschaust. FRED: Es ist komisch. Obwohl ich weiß, dass du uns zuschaust, fühle ich eine ungeheure Intimität. Wenn du nicht da wärst, würde ich sagen können, dass ich dabei bin, mich in Sibil zu verlieben.

87.
Ein neuer Tag. Baumhaus. LUZIE sitzt vor ihrem Klapptisch und versucht ihren Roman weiter zu schreiben. Ihr fällt nichts ein. Sie schaut ihn die Ferne. Dann schreibt sie in ihr Notizheft: „Was ist Liebe“ und macht dahinter immer mehr Fragezeichen.

88.
FRED frühstückt in seiner Pension. Die WIRTIN bringt ihm neue Brötchen. WIRTIN: Heute haben Sie aber einen guten Appetit. Das gefällt mir. FRED: Es geht mir gut. Ich fühle mich wie neugeboren.

89.
Im See. FRED und SIBIL schwimmen neben einander. Sie sagen nichts.

90.
Am Ufer. FRED und SIBIL kommen aus dem Wasser. SIBIL umarmt FRED und küsst ihn. SIBIL löst sich aus der Umarmung und trocknet sich ab. SIBIL: Ich glaube, du hast mich verhext.

91.
Waldrand. SIBIL und FRED gehen Hand in Hand miteinander spazieren. SIBIL findet eine ganz besondere Blume und pflückt sie. SIBIL: Mein Freund und ich sammeln alle Pflanzen hier im Oderbruch. Die hier haben wir noch nie gesehen. Weißt du, wie sie heißt?

92.
Rotes Zimmer. LUZIE und FRED sitzen auf dem Matratzenlager. SIBIL schaut ihnen zu. LUZIE steht auf. LUZIE: Im Stehen kann ich besser küssen. FRED steht dann auch auf. Sie küssen sich. SIBIL: Stop. Was fühlt ihr? LUZIE: Meine Zunge ist genau so lang wie seine. SIBIL: Das weiß ich. Ich wollte wissen, was du fühlst. LUZIE: Es macht Spaß, mit seiner Zunge zu spielen. Sehr großen Spaß. SIBIL: Spaß ist kein Gefühl. Dann macht halt weiter. Nach einer Weile sagt SIBIL: Stopp! Und was FÜHLST du jetzt? LUZIE: Willst du das wirklich ganz genau wissen? SIBIL: Ja. LUZIE: Meine Unterhose ist klatschnass. Die ganze Soße läuft mir schon an den Beinen runter. SIBIL: Ich wollte nicht wissen, was in deiner Hose los ist, sondern was du fühlst. LUZIE: Bitte Professor, sag du auch was. (Pause) Aber nichts von Penis und Vagina und so. FRED denkt einen Moment nach. FRED: Ich habe das gleiche Gefühl wie gestern bei Sibil. Ich und Luzie sind uns ganz nah gekommen. LUZIE (zu FRED): Das ist wirkliche Wissenschaft. SIBIL: Ich weiß nicht, ob mir diese Wissenschaft gefällt. Wir gucken jetzt lieber Tagesschau.

93.
LUZIE und SIBIL beim Frühstück zubereiten. LUZIE macht den Kaffee. SIBIL kocht die Frühstückseier. LUZIE: Was ist mit dir los? Keiner von uns beiden hat mit Fred geschlafen. Oder? Der Timer für die Eier klingelt. SIBIL nimmt sie vom Herd und schreckt die Eier mit kaltem Wasser ab. SIBIL: Ich muss dir leider was gestehen. SIBIL tut die Eier in die beiden Eierbecher. LUZIE: Was? SIBIL: Es ist einfach so passiert. Ich habe nichts gemacht. LUZIE: Und? War es schön? SIBIL: Leider ja. Aber ich liebe dich ganz genau so wie vorher.

94.
Am See. LUZIE und FRED angeln gemeinsam. SIBIL ist dabei. Sie schauen alle drei angestrengt auf das Wasser. Nach einer Weile sagt LUZIE (zu FRED): Sibil hat mir gestanden, dass du mit ihr geschlafen hast. (Pause). Ich bin, obwohl ich das nicht will, eifersüchtig. Wir müssen darüber reden. FRED küsst LUZIE, um sie zu versöhnen. LUZIE: Ich bin trotzdem eifersüchtig.

95.
Vor LUZIES Haus stehen die Autos von Fred und Luzie (Totale).

96.
Auf dem Trampelpfad durch die Wiese. LUZIE und SIBIL gehen Hand in Hand. FRED läuft einen Meter hinter ihnen. FRED: Mir gefällt das, mit euch beiden zusammen zu sein. LUZIE: Halt die Klappe, Professor. Alle alten Männer träumen von einem Harem. Du bist da keine Ausnahme. FRED: Wenn ihr das wollt, fahre ich wieder zurück nach Berlin. Ich möchte euch keine Schwierigkeiten machen.

97.
Vor LUZIES Haus wartet PETER. LUZIE, SIBIL und FRED kommen an. PETER geht zu SIBIL: Wir waren um ein Uhr verabredet. Wieso warst du nicht da? Ich warte hier schon seit zwei Stunden auf dich. SIBIL: Es geht heute nicht. LUZIE und FRED gehen ins Haus. PETER: Hast du dich in diesen komischen Opa verliebt? SIBIL: Wie kommst du auf die Idee? PETER: Weiß nicht, irgendwas ist anders mit dir. Du hast jede Verabredung mit mir eingehalten. SIBIL: Du nervst. Tschau! SIBIL läßt PETER stehen und geht auch ins Haus.

98.
In der Küche. LUZIE fängt an, das Mittagessen vorzubereiten. Sie holt Gemüse aus dem Kühlschrank. FRED steht etwas hilflos da. FRED sagt nach einer Weile: Ihr beiden habt mich in diese Situation gebracht. Man darf nicht mit der Liebe spielen. LUZIE schneidet das Gemüse auf dem Küchentisch. LUZIE: Wer redet denn hier von Liebe? FRED: Okay, ich mag dich, und ich mag Sibil. Ist das schlimm? LUZIE: Aber von Sex war nie die Rede. SIBIL kommt in die Küche. SIBIL: Ich habe Peter nach Hause geschickt. LUZIE richtet ihr Messer auf FRED. LUZIE: Ich schicke dich jetzt auch nach Hause. FRED zögert. LUZIE: Geh endlich!

99.
FRED steigt in sein Auto und fährt weg.

100.
Am Ufer des Sees, an dem er die beiden Fische geangelt hat, macht FRED ein Feuer. Er schaut traurig in die Flammen. Eine schöne, junge FRAU schwimmt zum Ufer. Sie ist splitternackt. Sie geht zu ihren Sachen und trocknet sich ab. Dann wickelt sie sich das Handtuch um und geht zu FRED. FRAU: Hallo! FRED: Hallo. Haben Sie keine Angst, dass ich Ihnen etwas antun könnte? FRAU: Ich schwimme hier jeden Tag nackt im See. Die FRAU setzt sich zu ihm ans Feuer. FRAU: Ich habe Lust auf Sex. Du auch? Ich hatte zwar schon im See einen Orgasmus. Das ist bei mir immer so. Aber mit einem Mann ist das noch besser. Zieh dich einfach aus! FRED: Wie heißen Sie? FRAU: Ich bin die Göttin der Liebe. Die FRAU fängt an, FRED auszuziehen. FRAU: Nenn mich Venus, wenn du unbedingt einen Namen brauchst.

101.
Vor LUZIES Haus. Es ist dunkel geworden. LUZIE und SIBIL sitzen auf der Bank vor dem Haus. SIBIL hat ihren Kopf in LUZIES Schoß gelegt. Eine Kerze brennt auf dem Tisch vor ihnen. LUZIE zieht an einem Joint. LUZIE: Küssen ist bei mir ganz speziell. Da werde ich so eine Art Vulkan. Wahrscheinlich sind in meinen Lippen und meiner Zunge zehnmal mehr Nerven als bei allen anderen. Mit Liebe hat das nichts zu tun. SIBIL: Aber du warst eifersüchtig. LUZIE gibt den Joint SIBIL. SIBIL macht zwei Züge, dann gibt sie den Joint zurück. LUZIE: Das sind ganz niedrige Instinkte, die bei uns eingebaut sind. Dagegen kann man nichts machen. SIBIL: Ich habe Sehnsucht nach ihm. LUZIE: Das vergeht wieder. SIBIL: Ich muss mit ihm schlafen. Dich liebe ich genau so wie vorher. SIBIL küsst LUZIE. LUZIE macht einen Zug aus dem Joint. LUZIE: Vielleicht müssen wir eine ganz neue Art von Liebe erfinden.

102.
FRED und VENUS sitzen noch immer am Feuer. Sie sind inzwischen wieder angezogen. VENUS: Ich muss jetzt wieder zurück in meine Welt. Es war schön mit dir. VENUS küsst ihn und verschwindet im Dunkel.

103.
FRED hält mit seinem Wagen vor der Pension. Er steigt aus und öffnet mit einem Schlüssel die Tür.

104.
In der Pension empfängt in die WIRTIN. WIRTIN: Ein Gast erwartet Sie auf Ihrem Zimmer. FRED: Ich erwarte niemand. WIRTIN: Eine sehr junge Frau. Vielleicht Ihre Tochter? Sie hat so lange auf mich eingeredet, dass ich ihr schließlich den Schlüssel zu Ihrem Zimmer gegeben habe. Ich hoffe, ich habe nichts falsch gemacht.

105.
FRED betritt sein Zimmer. Er macht Licht. In seinem Bett liegt die schlafende SIBIL. Sie wacht sofort auf. SIBIL: Wo warst du so lange? FRED: Wie kommst du hierher? SIBIL: Luzie hat mich hergefahren. FRED setzt sich zu SIBIL aufs Bett. FRED: Ich bin jetzt sehr verwirrt. Ich weiß nicht mehr ob ich wach bin oder ob ich träume. SIBIL: Du träumst nicht. Ich bin wirklich da und liege in deinem Bett. FRED berührt SIBIL. FRED: Es scheint tatsächlich Wirklichkeit zu sein. FRED steht auf und geht ins Badezimmer.

106.
FRED zieht sich aus und putzt sich die Zähne.

107.
FRED legt sich zu SIBIL ins Bett. FRED: Ich kann heute nicht mit dir schlafen. SIBIL: Das macht nichts. Ich wollte nur bei dir sein. Luzie und ich haben über Alles geredet. SIBIL kuschelt sich ganz eng an FRED und küsst ihn zärtlich. FRED: Aber jetzt musst du weiterschlafen. SIBIL: Ich werde sofort weiterschlafen. Ich verspreche es. Kannst du bitte deinen Arm um mich legen. Dann schlafe ich schneller ein. FRED legt seinen Arm um SIBIL.

108.
In LUZIES Haus. Badezimmer. LUZIE ist nackt. Sie putzt sich die Zähne, geht ein bisschen weiter weg vom Spiegel, um ihr Bild im Spiegel anzuschauen. Sie ist mit dem, was sie sieht, zufrieden. Dann steigt sie auf eine Waage.

109.
LUZIES Schlafzimmer. LUZIE hat sich ein Nachthemd angezogen. Sie legt sich seufzend ins Bett. LUZIE: Gute Nacht Sibil. Gute Nacht Professor.

110.
FRED und SIBIL frühstücken in der Pension. SIBIL: Luzie möchte, dass du zu uns zurückkommst. Wir müssen die Liebe neu erfinden. SIBIL: Ich weiß jetzt, dass ich dich liebe. SIBIL trinkt einen Schluck Kaffee. SIBIL: Da kannst du machen, was du willst. FRED: Okay und was machen wir jetzt? SIBIL: Das sollst du doch nicht immer fragen. Wir fahren zu Luzie. FRED: Ich komme mir vor wie eine Fliege in einem Spinnennetz. SIBIL: Du bist keine Fliege, du bist ein Mann. Ein sehr toller Mann. Ein Mann, der geliebt wird.

111.
FRED hält mit seinem Wagen vor Luzies Haus. SIBIL und FRED steigen aus. FRED: Wo ist Luzie? SIBIL: Sie sitzt bestimmt in ihrem Baumhaus und schreibt weiter an ihrem Roman.

112.
Im Baumhaus. LUZIE hat ihren Laptop dabei und tippt. Sie schreibt: „Liebesvertrag. Zwischen Luzie Lunarin, Sibil Günar einerseits und Fred Hintermeier andererseits wird folgendes vereinbart - § 1“. Dann denkt LUZIE lange nach und schaut in die Ferne.

113.
Am See der Mädchen. FRED und SIBIL schwimmen.

114.
Vor LUZIES Haus. FRED und SIBIL kommen vom Schwimmen zurück. SIBIL ruft laut: Luzieee! Niemand antwortet. SIBIL: Normalerweise ist sie um diese Zeit zurück. Wahrscheinlich ist ihr heute etwas besonders Tolles eingefallen. Dann dauert es immer länger. FRED: Vielleicht ist sie immer noch eifersüchtig? SIBIL: Nein. Das haben wir beide geregelt. Wir könnten sie beide mit einem fertigen Mittagessen überraschen. Dann ist sie nicht so schnell betrunken, wenn sie Wein trinkt.

115.
In der Küche. SIBIL öffnet den Kühlschrank. SIBIL: Kannst du kochen? FRED: Kochen ist nicht meine Stärke. SIBIL: Meine auch nicht. FRED: Habt ihr Spaghetti im Haus? SIBIL: Klar. FRED: Dann machen wir Spaghetti mit Butter und Käse. Das koche ich immer bei mir, wenn ich keine Lust habe, essen zu gehen. SIBIL setzt einen Topf mit Wasser auf den Herd. SIBIL küsst FRED. SIBIL: Weißt du, dass Luzie übermorgen Geburtstag hat? FRED: Nein. Sie hat mir das nicht erzählt. SIBIL: Sie wird dreißig. Den Geburtstagskuchen habe ich schon beim Bäcker bestellt.

116.
Im Wohnzimmer. FRED und SIBIL essen die Spaghetti. SIBIL: Vielleicht ist sie auch nach Berlin gefahren. So lange geschrieben hat sie noch nie. Ein Auto hält vor dem Haus. FRED und LUZIE springen auf und gehen raus.

117.
Vor dem Haus. LUZIE steigt aus dem Wagen. Sie begrüßt SIBIL und FRED mit einem Kuss. FRED küsst sie etwas länger. FRED: Wir haben schon gekocht. LUZIE holt ihren Laptop aus dem Kofferraum. LUZIE: Ich muss noch etwas ausdrucken. SIBIL: Hast du keinen Hunger? LUZIE: Nein. Du kannst mir ein Glas Wein in mein Arbeitszimmer bringen.

118.
LUZIES Arbeitszimmer. LUZIE sitzt an ihrem Laptop. SIBIL bringt ihr ein Glas Wein. SIBIL: Hattest du heute beim Schreiben eine Eingebung? LUZIE: Ja. Wir schließen heute Abend mit Fred einen Liebesvertrag. SIBIL: Wow!

119.
Im roten Zimmer. FRED und SIBIL sitzen auf der Matratze. LUZIE gibt den beiden den ausgedruckten Liebesvertrag. LUZIE: Lest euch das ganz genau durch. Wer den Vertrag nicht einhält, muss eine Strafe bezahlen. Zehntausend Euro! FRED und SIBIL lesen den Vertrag. FRED liest laut vor. FRED: Paragraph sieben. Für unsere gemeinsamen Liebesdienste zahlt Fred Hintermeier auf das Konto von Luzie Lunarin jeden Monat 3000 Euro (in Worten: dreitausend). Uff! FRED schaut SIBIL und dann LUZIE an. SIBIL lächelt. LUZIE sagt: Ein Harem ist teuer. Jedes Glück hat seinen Preis. FRED: Vielleicht sollte ich nochmal darüber schlafen. LUZIE: Überleg mal ernsthaft, Professor. Du bist, wenn du unterschreibst, der einzige Mann in Deutschland, der legal mit zwei Frauen verheiratet ist. SIBIL: Das ist doch toll! Das musst du machen. (Pause) Wir könnten den Vertrag mit Blut unterschreiben.

120.
In der Küche. LUZIE hält ein Kuchenmesser unter der Gasflamme des Herdes. Dann macht sie einen leichten Schnitt in die Haut von Freds Handgelenk. SIBIL hält ein Schnapsglas unter die Wunde. Drei Tropfen Blut tropfen in das Glas. LUZIE (zu SIBIL): Und jetzt bist du dran. Das Blut von uns allen muss sich vermischen.

121.
Im roten Zimmer. FRED taucht einen Füllfederhalter in das mit Blut gefüllte Schnapsglas und unterschreibt. Dann unterschreibt SIBIL und als letze LUZIE. LUZIE: Jetzt sind wir ein Ehepaar. Mein Geburtstagswunsch für übermorgen ist jetzt, dass wir alle drei hier in einem Bett schlafen.

122.
Ein neuer Tag. Nacht. Badezimmer. LUZIE putzt sich die Zähne. Dann schaut sie sich im Spiegel an. Dann sprüht sie ihr Parfüm auf ihre Hand und verteilt den Geruch des Parfums auf ihren Hals, ihre Brust und ihre Schamhaare.

123.
LUZIE kommt ins rote Zimmer. SIBIL und FRED liegen schon im neuen Gemeinschaftsbett. LUZIE legt sich zu ihnen. FRED und SIBIL singen: Happy birthday to you. LUZIE: Ich habe nur noch einen Wunsch zum Geburtstag. SIBIL und FRED: Was? LUZIE: Ich möchte, dass wir alle ans Meer fahren. FRED: Kein Problem.

THE END

 


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