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11 November

01.11.11  


Gestern habe ich, obwohl ich das nicht wollte, die ersten 49 Seiten gelesen und war tatsächlich ein bisschen enttäuscht. Ob es meinen Zuschauern beim Sehen von "INS BLAUE" ähnlich gehen wird? Ich hoffe nicht.
In der New York Times habe ich gelesen, dass Haruki Murakami jeden Tag um 4 Uhr aufsteht und um 21 Uhr ins Bett geht. So wie ich.

05.11.11   Gestern habe ich mir den WDR-Tatort "Mit ruhiger Hand" von 2009 angeschaut (Kamera: Benedict Neuenfels). Die Bilder haben mich fassungslos gemacht. Wie kann man eine Geschichte so erzählen und filmen! Das genaue Gegenteil davon haben Bernadette Paassen und ich bei "INS BLAUE" gemacht.
06.11.11  
Mit meiner Freundin aus Ägypten fahre ich Fahrrad auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof. Sie ist begeistert. In der Nacht schlafe ich schlecht, weil ich an meinen Film "INS BLAUE" denken muss.
07.11.11  
In der Schwiebusser Straße entsteht ein völlig neuer Stadtteil. Vor 30 Jahren, bei der Vorbereitung zu "BERLIN CHAMISSOPLATZ" habe ich da mit Jochen Brunow noch Federball gespielt.

Auf dem Tempelhofer Flughafengelände kann man sogar essen. Meine ägyptische Freundin und ich trinken nach dem Fahrradfahren einen Capuccino.
08.11.11   Welche weiße Mütze ist schöner? Nicoletta ist im Dunkel mit dem Fahrrad zu mir gefahren, um den von mir schmerzlich vermissten Moanafilm-Stempel zurückzubringen.
09.11.11   Ich habe den Murakami zuende gelesen. Wenn ich heute aus der Narkose aufwache und beim Nachhausefahren einen zweiten kleinen grünen Mond am Himmel sähe, würde ich mich nicht wundern. Ich habe schon heute Nacht ziemlich komisch geträumt. Ich war in einem Wald und habe Leute, die mich bedrängt haben, durch extrem laute Schreie abzuwehren versucht. Meine Freundin hatte schon Angst um mich.
Meine Stimmband-Operation ist gut gegangen. Bei der Fahrt nach Hause waren keine 2 Monde zu sehen. Einfach zu viel Nebel heute.
10.11.11  
Dr. Wohlt - der Arzt, der mir meine richtige Stimme zurückgegeben hat - schaut nach mir…

…als ich aus der Narkose - noch ein bisschen matschig im Kopf - wieder aufwache.
11.11.11   Zur Ausstrahlung am 22.11. auf rbb wird im neuen TIP Hannah Herzsprung in "PINK"gelobt:. "In der Tragikomödie "Pink" begibt sich Hannah Herzsprung in das System von Rudolf Thome, wo die Uhren etwas anders gehen."

Ich denke an all die Schauspieler, die sich jetzt bei "INS BLAUE" in das System von Rudolf Thome begeben haben.
12.11.11  

Wolfgang Böhmer sagt mir, dass er die Filmmusik zu "INS BLAUE" nicht machen kann. Seine und meine Vorstellungen davon seien zu konträr.
Wie vor fast 30 Jahren bei "SYSTEM OHNE SCHATTEN" verbringe ich daher den ganzen Tag damit, Musik zu hören. Heute vor allem Steve Tibbetts und Arvo Pärt.

13.11.11  

Ich schaue mir die Making-Of-Szenen an. Eine kurze aus dem langen Interview ist jetzt auf YouTube.

14.11.11   Zum Geburtstag eine Überraschung von Zweitausendeins. Auch die DVD von "DAS GEHEIMNIS" soll herauskommen. Am 16. 1. 2012.
16.11.11   Jetzt bin ich in Regensburg. Um 18.30 Uhr läuft dort "DAS ROTE ZIMMER".

Der Regensburger Dom. Mein Hotel heißt "Orphée", nicht gerade mein Lieblingsfilm. Aber die Zimmer dort sind extrem ungewöhnlich. Anders als alle anderen Hotels.

Das Bild über meinem Bett.

Ein Plakat gegenüber meinem Bett.

Ich dachte, dass das ein Theater ist, aber da drinnen ist die Galeria Kaufhof.

Im Gespräch, bei einem Glas Rotwein, mit Sascha Keilholz, dem Chef des Regensburger Filmfestivals.

Beim Q&A im Kino im Andreasstadel erschüttert mich ziemlich das Statement einer jungen Frau, der Film sei nach einer Woche aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Die direkte und ungeschützte Begegnung mit dem Publikum ist für Filmregisseure eben immer ein Risiko.
17.11.11   In der FAZ erscheint heute eine ausführliche Besprechung des Moana-Tagebuchs von Rüdiger Suchsland. Darüber freue ich mich. Eine Ergänzung: das erste Drehtagebuch habe ich beim Drehen von "PARADISO" am 7. August 1999 begonnen. Das Wort "Blog" gab's damals noch nicht. Rüdiger Suchsland schreibt da: "Der Ton der meisten Texte ist lakonisch, aber zugleich intim und von einer schutzlosen Offenheit. So wie die Filme von Rudolf Thome, bei denen man auch nicht sicher sein kann, ob sie nun ganz naiv und ernsthaft sind oder wahnsinnig clever und hochironisch."
In der Süddeutschen Zeitung von heute erzählt Iris Berben, wie sie zum Film gekommen istIris Berben (LINK). Aber was sie sagt, ist ihre Wahrheti, nicht die wahre Wahrheit. Immerhin sagt sie nicht, dass Klaus Lemke sie entdeckt hat (was dieser immer wieder erzählt). Uwe Nettelbeck, als Ehemann von Petra Nettelbeck am Anfang Coprodzent von "DETEKTIVE" hat Iris Berben mit drei anderen Mädchen in Hamburger Kneipen aufgegabelt, ins Auto gepackt und ist zu mir nach München gefahren. Ich hatte die Wahl unter vier Mädchen und habe mich für Iris Berben entschieden. Nicht weil sie die schönste war, sondern weil mir ihre Stimme so gefallen hat. Die war so überirdisch, zerbrechlich. Perfekt für die Szene, in der sie Walter Rilla erzählt, was sie in der Nacht geträumt hat.

Nach dem Frühstück heute morgen gehe ich noch ein bisschen spazieren. Die Donau.

Die "Steinerne Brücke" existiert unveränder seit ca. 1150.

Der Dom, mitten in der Altstadt. Von der Steinernen Brücke aus gesehen.

Am Abend in Berlin Beatrice Babin mit den beiden neuen Komponisten der Filmmusik zu "INS BLAUE" George Kranz und Robert Neumann. Die Musik wird sehr einfach und sehr sparsam eingesetzt. Es gibt ein Nike- und ein Laura-Motiv.
18.11.11  

Wenn ich wie jeden Morgen um 4 Uhr aufwache, denke ich natürlich sofort an "INS BLAUE". Seit ich daran arbeite sind immer wieder Dinge passiert, die das, was ich geplant hatte, unmöglich machten. Schauspieler, mit denen ich arbeiten wollte, haben abgesagt, und ich musste neue suchen. Die Kamera, mit der ich drehen wollte, wurde vier Wochen vor Drehbeginn gestohlen. Mein Komponist sagte ab, und ich musste einen anderen engagieren. Ich habe, je älter ich werde, immer stärker das Gefühl, dass ein Film ein lebendiges Wesen ganz für sich ist, das seinen ganz eigenen Weg geht. Ich kann das ablehnen oder einfach mehr oder weniger staunend zuschauen, wie er sich entwickelt. So wie ein Vater seine Kinder. Auch da hat man nur begrenzte Einflussmöglichkeiten.
Im Blog "Eskalierende Träume" (LINK) fragen sich Leser, ob "INS BLAUE" auf der Berlinale zu sehen sein wird. Bis jetzt habe ich Dieter Kosslick noch nicht angerufen und ihn gefragt, denn der Film ist ja noch nicht fertig.
Im Züricher "Tages-Anzeiger" ist am 25. Oktober eine Besprechung mehrerer DVD's unter dem Titel "Die unverschämt simplen Filme des Rudolf Thome" erschienen.
Meine Cutterin Beatrice Babin ist krank, deshalb bin ich auf meinen nebelverhangenen Bauernhof gefahren. Da sind inzwischen meine Exemplare von vier Zweitausendeins-DVD's angekommen. Ich bin begeistert von der liebevoll gestalteten Aufmachung von Marek Bringezu. Beim Aufklappen entfaltet sich ein wahrer Bilderkosmos. Jede DVD kostet nur 7,99 €. Wer meine Filme liebt, muss sie kaufen (z.B. bei Amazon), damit bald auch alle anderen Filme herauskommen .



19.11.11   Heute Nacht haben meine Knie wehgetan, weil ich seit einer Woche nicht mehr Fahrrad gefahren bin. Gestern war es mir zu neblig hier.

Heute bin ich wieder gefahren. Mein Gott, es ist jetzt richtiger Herbst hier. Wenn ich nicht wüsste, dass es wieder Frühling wird, würde ich trübsinnig.

Nach dem Fahrradfahren habe ich ein Feuer für die Berlinale und für Dieter Kosslick (damit er "INS BLAUE" im Berlinale-Wettbewerb zeigt) gemacht und gefilmt. Wer weiß, vielleicht hilft's. Morgen in Berlin lade ich den Feuermachfilm auf YouTube hoch. Von hier aus dauert das zehn Stunden. So viel Geduld habe ich nicht.

20.11.11

  Am "Montag kommen die Fenster" ist ein Film von Ulrich Köhler. Bei mir in Berlin ist das kein Film, sondern Wirklichkeit. Alle meine Fenster werden herausgerissen und durch neue ersetzt. Ein Albtraum mit Dreck und Staub verbunden. Den Schnittcomputer habe ich in Sicherheit gebracht.
21.11.11   So und noch viel schlimmer sieht es in meiner Wohnung aus. Das ist wie eine OP ohne Narkose.



22.11.11   Ich frühstücke heute bei TrickWilk und mache dann mit Thomas Wilk die Vor- und Abspanntitel zu "INS BLAUE".
Als ich nachhause komme, sind die DVD's von "DAS MIKROSKOP" und "BESCHREIBUNG EINER INSEL" angekommen. Jetzt kann man bei Zweitausendeins (LINK) insgesamt 7 Filme von mir zum Preis von 7,99 € als DVD kaufen. Wer sie alle zusammen kauft, muss auch kein Porto für den Versand bezahlen.



Heute abend um 22.45 Uhr läuft "PINK" auf rbb.

23.11.11   Ich verbringe den Tag mit Büroarbeiten. Am Abend kommen Beatrice Babin und Robert Neumann, der Komponist, und wir probieren wie die neue Musik, die Robert mitgebracht hat, zu einzelnen Filmszenen passt. Ich bin zum erstenmal total glücklich. Mein Herz schmilzt dahin bei manchen Szenen. Jetzt fehlt nur noch die Feinarbeit beim Musikschnitt. Dabei muss ich vielleicht wie bei "DAS ROTE ZIMMER" eine Flasche Wein trinken. Am nächsten Montag und Dienstag machen wir das Colorgrading im Studio von The Post Republic. Darauf freue ich mich schon.

25.11.11   Mein Auto kriegt heute Winterreifen. Der zugefrorene Dorfteich vor meinem Bauernhof zeigt mir, dass es dafür höchste Zeit ist. Wer weiß, vielleicht kommt bald der erste Schnee.



Als die Winterreifen montiert sind, und ich wieder nachhause fahre, geht die Sonne unter. Mein Gott schon um 16 Uhr. Ich renne in den Garten, um ein Foto zu machen, aber die Sonne ist schon längst hinter dem Wald verschwunden.
26.11.11   Ich habe an mein MacBook einen zweiten Monitor angeschlossen und mache die deutsche Dialogliste von "INS BLAUE". Egal auf welchem Filmfestival mein Film laufen wird, englische Untertitel brauche ich auf jeden Fall.

Die Arbeit geht sehr langsam voran, da ich die Drehbuchfassung nur als pdf-Dokument habe und daher alles nur mit Copy und Paste in ein Word-Dokument kriege und jeder kleine Formatierungsfehler des pdf-Dokuments diese Methode dann nicht funktionieren lässt.
Beim Schreiben der Dialogliste fällt mir auf, dass fast alle Schauspieler die Texte so sehr zu ihren eigenen gemacht haben, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, das, was sie sagen, jemals geschrieben zu haben.
27.11.11  
Ich feiere den 1. Advent.
28.11.11   Heute beim Colourgrading von "INS BLAUE" bei The Post Republic mit Vera Jeske und Bernadette Paassen. Bernadette ist beinahe fassungslos über meine neue Stimme, da sie die alte nicht gekannt hat. Ich schreie sie zu Demonstrationszwecken ein bisschen an. Sie ist beeindruckt. Mir selbst wird heute zum erstenmal wieder so richtig bewusst, dass ich auch schlecht höre. Ob ich da auch noch was machen sollte, um wieder ein richtig vollwertiger Mensch zu werden. Alles andere an mir funktioniert ja ansonsten reibungslos.



Eins der Kunststücke, die man beim Colourgrading machen kann. Man kann eine bestimmte Bildpartie auswählen und nur diese in jede Richtung so abgestuft verändern, dass die Änderung nicht sichtbar wird.

Ein anderer Trick. Eine Farbe kann ausgewählt werden und dann kann in der gesamten Einstellung nur diese Farbe verstärkt oder abgeschwächt werden. Hier ist es die Farbe, um die es geht, grün.
29.11.11   Am zweiten Tag bei The Post Republic werden wir mit dem Colourgrading von "INS BLAUE" fertig.

Alice Dwyer in einer der letzten Szenen - die einzige Großaufnahme von "INS BLAUE".

Aus Kairo, frisch vom Tahrirplatz, bekomme ich dieses Foto meiner Freundin und ihrer Tochter.
Auf Spiegel-Online lese ich, dass Wolfgang Jurgan, der seit vielen Jahren meine Filme finanziert hat, von der Degeto entlassen worden ist. Darüber weine ich.
30.11.11   Beatrice und ich wollten heute in aller Ruhe die Musik zu "INS BLAUE" anlegen. So haben wir auch angefangen. Doch dann brach ein gewisses Chaos über uns beiden zusammen. Dolby mailte mir einen Vertrag und die Rechnung für die Dolby-Digital-Rechte. Das musste sofort erledigt werden. Hab ich auch gemacht. Dann rief Tatjana Jacob, die Sound-Designerin, die schon seit über einer Woche alle notwendigen Daten für ihre Arbeit hatte, an. Unser Mischtonmeister, Robby Jäger, hatte ihr gerade gesagt, dass wir ab 5. Dezember mischen. Sie dachte, dass wir erst am 12. Dezember mischen - so wie ursprünglich vorgesehen. Die Nachricht vom neuen Mischtermin hatte mich beim Drehen in Italien erreicht, und ich habe vergessen, das an alle Beteiligten weiterzugeben.
Dann war noch immer nicht geklärt, mit welchem Format genau wir die Mischung beim Interaudio Tonstudio machen können. Es muss DV-PAL 24 Bilder sein. Wenn wir das von Final Cut aus exportieren wird das asynchron. Es muss von Quicktime aus exportiert werden. Das wiederum geht nur mit dem "alten" Quicktime 7 und nicht mit dem neuen Quicktime 10. Mit ein bisschen richtiger Google-Recherche habe ich dann rausgefunden, dass das mit der System-Installations-DVD ohne große Probleme möglich ist. Und auf meinem Zwölfkern-Mac geht das wahnsinnig schnell. Wir leben in einer ziemlich komplizierten Zeit des Übergangs vom Alten zum Neuen.

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