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12 März

01.03.12  

Der 1. Tag: Zuerst gehen wir heute zum Tahrirplatz. Eigentlich sieht der bis auf die hängende Puppe und ein paar Zelte in der Mitte so aus wie vor zwei Jahren.









Halb Tantawi, halb Mubarak am Eingang der Mohamed Mahmut Street.

Eine Puppe mit den Namen getöteter Revolutionäre

Das gesamte Gebiet in den Nachbarstraßen des Tahrirplatzes ist durch Mauern abgeriegelt. Da ist das Innenministerium. Da gibt es zusätzliche Straßensperren, Dutzende Mannschaftswagen mit schwarz uniformierten Polizisten und sogar Panzer. Der Haupteingang ist durch ein gigantisches schwarzes Stahltor mit goldenen Beschlägen gesichert. Für mich sieht das total unwirklich aus. Ich hätte zu gerne ein Foto gemacht, aber meine Freundin hat mir dringend abgeraten.

Auf den Betonklötzen der Mauer aufgesprühte Burkamädchen mit Miniröcken.





Ein Straßenhändler wird von einem TV-Reporter interviewt: wie sich die Revolution auf seine Geschäfte ausgewirkt habe. Er sagt 10 Prozent. Ein Mann daneben sagt: Du Dummkopf, du musst sagen 90 Prozent.

In der seit mehreren Jahren leerstehenden Wohnung meiner Freundin, zwei Minuten vom Tahrirplatz entfernt, schweben auf allen Bildern, die ich gemacht habe, runde, mit bloßem Auge nicht sichtbare Teilchen in der Luft. Meine Freundin sagt, dass sind die Reste von den verschossenen Tränengasgranaten. Meine erste Reaktion war, das Objektiv meiner Kamera abzuwischen.
Als wir wieder auf die Straße kommen, regnet es. Im übrigen ist es hier schweinekalt. Die Höchsttemperatur heute war 14 Grad.

Bei einem Abendessen unter Professorinnen der American University erzählt die Romanautorin Mona Prinz, die während der Revolution an vorderster Front dabei war, dass sie sich zur Kandidatur als Präsidentin beworben hat.

02.03.12   Der 2. Tag: Heute den ganzen Tag verbringen meine Freundin und ich auf einem Familienfest weit, weit draußen in der Wüste. Es ist viel zu kalt, um draußen zu sitzen. Es weht ein starker Wind und einmal regnet es. Am Abend fühle ich mich wie ein Eisklotz und denke, dass ich krank werde. Gott sei Dank habe ich Frubiase Calcium Trinkampullen dabei.






03.03.12   Der 3. Tag: Ein paar Graffitti, die ich zu posten vorher nicht mehr geschafft habe:

Sheik Emad von der al-Azhar-Moschee, der am 17. 12.11 in der Mohamed Mahmut Street erschossen wurde.









Am Morgen gehen meine Freundin und ich einkaufen. Das Leben hier ist wie vor zwei Jahren. Der größte Unterschied ist, dass fast alle Taxis weiß sind und weiße Taxis haben ein Taxameter. Die schwarzen Taxen ohne Taxameter sind fast völlig verschwunden. In den kleinen Straßen der Nilinsel Zamalek stauen sich wie immer ständig hupende Autos.



Auf dem Bürgersteig haben die Hausbewohner diese Pflanze zum Weiterwachsen in die Erde gesetzt. Ich denke, viel besser kann man Optimismus für die Zukunft Kairos nicht ausdrücken.

In Zamalek wird der Müll jetzt auf der Straße sortiert. Diese beiden Katzen warten auf freßbaren Nachschub.

Dieses Juweliergeschäft ist mir schon vor zwei Jahren aufgefallen. Heute denke ich daran, wie sich die beiden Sektionen des Cannes-Filmfestivals zu "INS BLAUE" entscheiden werden.
Am Abend werden meine Freundin und ich zu einem Kunstfestival auf dem Platz vor dem Königspalast, der ehemaligen Residenz von König Faruk, gehen.
04.03.12   Heute habe ich schreckliche Kopfschmerzen. Hier die Bilder von gestern abend.











Das Café der Freiheit. Auch vor der Revolution hieß es so.

Dort treffen wir Paul Geday. Er hat im Forum der Berlinale seinen Kurzfilm "Bye Bye" (LINK) gezeigt.

Wir riskieren im Dunkeln zur Mohamed Mahmut Street zu gehen. Dort entdecken wir neue Graffiti.



Vor den Bildern der in dieser Straße getöteten Revolutionäre sind überall Blumen.





05.03.12   Gestern lag ich den halben Tag mit Kopf- und Bauchschmerzen im Bett. Am Abend sind meine Freundin und ich dann ins Café Riche, im Zentrum von Kairo, gefahren und schon ging es mir etwas besser. Die phantastische Wirklichkeit Kairos heilt alle meine Wehwehchen.



Nabil Abdel Fattah, ein einflussreicher Journalist, erklärt meiner Freundin die politische Situation.

Eine kleine Straße auf dem Weg zum Tahrirplatz. Überall sehe ich Leute Wasserpfeife rauchen oder Backgammon spielen.

Wenn es dunkel wird, kommen die Graffiti-Künstler. Dieser hier ist 17 Jahre alt.



Eine Gruppe Graffitikünstler macht eine Essenspause
06.03.12  

Der 6. Tag. Heute ist es zum ersten Mal richtig warm in Kairo. 21 Grad. Auf der Fahrt ins Zentrum demonstriert uns der Taxifahrer stolz seinen eingebauten LCD-Fernseher.







Schöne alte Gebäude neben Palästen. Immerhin werden sie nicht einfach abgerissen.

Ein moderner LCD-Fernseher.

Um den Tahrirplatz herum verkaufen Chinesinnen Smartphones. Hier ein iPhone für 350 ägyptische Pfund, das sind 45 Euro.

Ich schaue mir ein iPhone genauer an. Es funktioniert schon, ist aber nur ein billiger Nachbu.













Meine Freundin wollte unbedingt ein Foto von mir machen. Vor diesem Hintergrund.







Der Nil. Wir essen gegen vier Uhr auf einem libanesischen Restaurantschiff. Früher war das Essen hier hervorragend, jetzt ist es schlecht. Wir sind fast die einzigen Gäste.

07.03.12   Der 7. Tag: Ich habe Bauchweh vom Essen auf dem Restaurantschiff und bin erkältet. Meine Nase läuft seit gestern Abend wie verrückt. Meine Tochter Joya erklärt mir per email wunderbar einfach und sofort nachvollziehbar, wie ich mit Final Cut schneiden kann. Heute Abend poste ich meinen kurzen Film über die Graffiti an der Mohammed Mahmud Street. Es ist eine faszinierende Mischung von drei verschiedenen Kulturen: die Zeit der Pharaonen, die Revolution und die Gebräuche der Dörfer in Oberägypten. Eine Verschmelzung von Raum und Zeit. Ungeplant. Mit täglichen Veränderungen. Das ganze ist fragil, denn es kann jederzeit - wie schon vorher - weiß überstrichen werden. Das Hochladen auf Vimeo von 4 Minuten HD-Film dauert hier leider sieben Stunden.

08.03.12   Heute traue ich mich wieder trotz laufender Nase an die "frische Luft" in Kairo, denn meine Freundin will unbedingt im Gezira Club schwimmen gehen. Im Marriott-Hotel hole ich mir Geld aus dem Automaten, denn bei den Geldautomaten auf der Straße kriege ich nichts. Da funktioniert es.

Diese metallenen Säulen im Marriot hat 1868 eine Dresdner Firma hergestellt. Das weiß ich aus dem Buch "Grand Hotels of Egypt", das ich gestern im Bett gelesen habe.

Auf dem Weg vom Marriot zum Gezira Club, der älteste Baum in Kairo: ein Gummibaum.

Im Gezira Club gibt es einen Golfplatz, eine Reitbahn, Tennisplätze, Schwimmbäder, Kinderspielplätze, Restaurants und was weiß ich noch.

Ein Nebengebäude des Schwimmbads.

Das Wohnhaus des ehemaligen englischen Direktors von vorn…

…und von hinten.

Ein kleiner Garten, abgetrennt vom Rest des Clubs.

Ich bewundere diese drei Säulenkakteen.

Als ich sie anfasse, merke ich, dass sie aus Beton sind.

Am Straßenrand ein schöner alter Chevrolet. 1970/71 nach dem Drehen von "SUPERGIRL" fuhr ich einen schwarzen Cadillac aus dieser Autoepoche. Das waren noch Zeiten.
Am Abend sehe ich den "Großen Zapfenstreich" für Christian Wulff in der ARD, das bizarrste Schauspiel, das ich je gesehen habe.





09.03.12   Der 9. Tag. Wir sind wieder, nach zwei Tagen Pause, am Tahrirplatz. Wieder viele neue Graffitti.

Die Betonklötze werden von den Graffitimalern weiß gestrichen, damit sie mit neuen Graffitti bemalt werden können. Auf dieser Mauer waren die Burkamädchen mit Minirock.

Madame Mubarak





















Auf einem ägyptischen Blog kann ich am Abend sehen, wie sich dieses Mauerbild ein paar Stunden später verändert hat. Jetzt in Kairo zu sein, ist mindestens so aufregend und spannend, wie einen Film zu drehen.
Auf dem Weg nach Hause vom Tahrirplatz kommen meine Freundin und ich an der Straße, die zur amerikanischen Botschaft führt, vorbei. Der Eingang ist durch Metallpflöcke versperrt. Ich mache zwei Fotos, will näher rangehen, dann sagt meine Freundin, lass uns weitergehen. Das ist gefährlich hier.Vier Stunden später erfahren wir über Twitter und Freunde, dass es genau an dieser Stelle Kämpfe zwischen Militär und Demonstranten gegeben hat.

Ich wollte von meiner Freundin wissen, wer der Mann ist, der auf den beiden Plakaten zu sehen ist. Es ist der "blinde Scheich", der in den USA als Lebenslänglicher im Gefängnis sitzt.

Am Abend schauen wir uns dann "Barbara" von Christian Petzold auf DVD an. Der Film gefällt uns beiden. Er ist von einer fast durchsichtigen Klarheit. Aber auch protestantisch, streng, perfekt. Ein bisschen Ironie oder Komik hätte ihm gutgetan.
10.03.12   Der 10. Tag: Die sieben Mauern, hinter denen sich das Innenministerium verbirgt, sind seit gestern neu bemalt.













Über diese Figur eines palästinensischen Cartoonists gibt es eine ganze Website (LINK).
11.03.12  

In mehreren Zeitungen wird über die Graffiti berichtet. Hier Ahram Online (LINK).
Oder hier (LINK).
Oder hier (LINK).
Oder hier (LINK)
Und hier am ausführlichsten (LINK)
Ich fahre mit meiner Freundin zur American University of Cairo, deren Campus jetzt draußen in der Wüste liegt. Die Temperatur ist über 30 Grad gestiegen. Zum ersten Mal seit dem ich hier bin.

Auf der Hinfahrt im Bus um 7.30 Uhr ist die Luft über Kairo noch klar.

Auf der Rückfahrt um 17.30 Uhr kann man die Hochhäuser am Nil im Dunst kaum noch sehen.

winzig klein, hinter den Palmen, ein koptischer Friedhof

Zwischen Kairo und New Cairo endlose durch Mauern begrenzte Militärgebiete und Schilder, dass Fotografieren verboten ist. Ich halte mich daran.

Mitten in der Wüste sind zehntausende halbfertiger Gebäude. Nur mehrere Bankgebäude sind schon fertig und in Betrieb.

Die American University of Cairo (AUC). Keine Fata Morgana mehr, wie noch vor zwei Jahren, sondern inzwischen voll in Betrieb.









Im fast leeren Schwimmbad genieße ich drei Stunden lang die Sonne und denke zurück an das Schwimmbad in Peschici, wo ich mit Vadim Glowna an drehfreien Tagen in der Sonne gelegen habe.



Auch diese Badekleidung ist für Frauen hier ausdrücklich erlaubt.

12.03.12   Im Süden der Nilinsel Gezira ist ein über hundert Jahre alter, künstlich angelegter Park, der "Fish Garden", umgeben von Hochhäusern. Der Eintritt für Ägypter 3 Pfund, für Ausländer 20 Pfund und wer Filmen will, zahlt nochmal 30 Pfund.





Der Blick vom höchsten Hügel auf einen kleineren Hügel, in dem sich auf drei Etagen Aquarien befinden. Meine Freundin erzählt mir, dass sich dort schon immer junge Liebespaare treffen, um sich dort ungestört umarmen und küssen zu können. Was in der Öffentlichkeit in Ägypten streng verboten ist.

Wie auf Kommando entdecken wir sofort mehrere Liebespaare. Vor allem das obere Stockwerk im Aquarium ist beliebt.

Der Mann mit der roten Weste passt allerdings auf, dass sich die Liebespaare nicht zu nahe kommen. Wenn er Verdacht schöpft, pfeift er sehr laut mit einer Trillerpfeife. Wir haben es erlebt.

In einem der Aquarien schwimmt ein einsamer Buntbarsch. Das "No Fishing" ist natürlich nicht ernst gemeint, denn von außen kommt man an die Fische nicht heran.

Kunststudenten bemühen sich, das was sie sehen, mit Wasserfarben zu malen.
13.03.12  
Meine Freundin hat gestern Abend ein Foto der Straße vor dem Innenministerium gemacht. Ganz im Hintergrund ein dort stehendes gepanzertes Fahrzeug mit Maschinengewehr.
In Deutschland bei Zweitausendeins kann man jetzt die DVD von "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" (LINK) bestellen. Das Wort "Tarzan" durfte da aus rechtlichen Gründen nicht mehr genannt werden.
Heute waren wir hier - im Dominikanerkloster von Kairo.

Wir baben mit dem Taxi eine Stunde gebraucht, um es zu finden. Ich meinte, dass wir unsere Suche aufgeben sollten. Meine Freundin aber sagte: ich bin fest entschlossen, es zu finden.

Das Kloster ist vor zehn Jahren gebaut worden.

Père Jacques zeigt uns den Saal, in dem nur die Zeitschriften, alle gebunden, stehen.

In diesem Saal stehen 150.000 Bücher. Der Katalog ist über das Internet durchsuchbar. Ausleihen kann man die Bücher nicht, nur lesen…

…in diesem Lesesaal.

Das Treppenhaus, das - vermute ich - zu den Räumen der hier lebenden Mönche führt. Insgesamt sind es nur acht Mönche. Père Jacques ist einer davon. Ich habe mir Klöster immer grauer und düsterer vorgestellt.

Ein Aufenthaltsraum

Der Innenhof des Klosters. Père Jacques bietet mir an, wieder herzukommen und hier mein neues Drehbuch zu schreiben. Der Aufenthalt kostet pro Tag, incl. Essen und Trinken (allerdings ohne Wein - aber nur, weil der zu teuer ist in Ägypten) 20 Euro. Da ich beim Drehbuchschreiben ohnehin wie ein Mönch lebe, ist das eine Idee, über die ich nachdenken muss. Nicht für den nächsten Film, aber für den von mir geplanten Ägyptenfilm.
14.03.12  


Der Frühling in Kairo ist nach drei Tagen schon wieder vorbei. Die Temperatur ist um 10 Grad gefallen. Dieser Papaya haben die drei warmen Tage ausgereicht, um neue Blätter zu bilden.

Ein 60 Jahre altes Riley Cabrio kann man kaufen.
Zum Drehbuchschreiben brauche ich Schreibhefte. Die habe ich gestern gefunden.

Auf dem Flur vor der Wohnung meiner Freundin?

Auch in Zamalek gibt es Graffiti.

















Ein Moana-Tagebuchleser hat mir den digitalisierten Text von Rüdiger Suchsland in der FAZ vom November über Filmemacher-Blogs zukommen lassen. Er kann hier (LINK) heruntergeladen werden.

15.03.12   Gestern Nacht sind wir nochmal zum Tahrirplatz gefahren, denn auf Facebook hatte meine Freundin gesehen, dass die Betonmauern-Bemalung sich verändert hatte. Es ist zwar dunkel, aber immer noch eindrucksvoll. Die Illusion, dass die Straße durch die Mauerklötze durchgeht, ist fast perfekt.



Ein Detail derselben Mauer. Nah und mit Blitz. Auch die untere Steinreihe ist gemalt!

Eine zweite Mauer. Beide habe ich bereits am 10. 3. bei Tageslicht fotografiert.

Die Mauer von gestern heute Morgen.

Der Tahrirplatz



Die Pyramiden. Alles vom Cairo-Tower aus fotografiert.

In einem Park in der Nähe des Cairo-Towers ein "huthut"-Vogel. Mich erinnert er an einen Wiedehopf.
16.03.12  

Freitag ist in Ägypten Sonntag. Ich spaziere über eine der Nilbrücken. In einer Stunde geht die Sonne unter.


Noch ein Foto von den Pyramiden mit der langbrennweitigen Kamera meiner Freundin.

17.03.12   Im Basaar in der Altstadt kauft meine Freundin Schals. Sie liebt Schals über Alles.





Ein Sabil, das ist ein 9 Meter tiefer Brunnen, in dessen oberem Stockwerk die Geschichte von Muhammed Ali, dem Begründer Ägyptens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf vielen Wandtafeln erzählt wird.

Bilder von Koranpredigern in einer Werkstatt, wo deren Kopfbedeckung hergestellt wird.

Zwei davon im Schaufenster.

Mit diesen Geräten werden die Kopfbedeckungen gemacht. Ich wollte das Machen fotografieren, aber der Meister wollte erstmal frühstücken.

Über eine Fußgängerbrücke kommen wir in den eigentlichen Basaar.











In einem Café hängt ein Bild von Naguib Mahfouz, der für seine "Kairo-Trilogie" den Nobelpreis bekommen hat. Das Café trägt seinen Namen.

Ganz zufällig kommen wir vom Basaar auf den Hosseinplatz, wo gerade eine Art Volksfest stattfindet. Überall sind da Bauern aus den Dörfern. Es ist fast so voll wie auf dem Freitagsmarkt, wo ich vor zwei Jahren war.

Rechts die Husseinmoschee. Die drei aufklappbaren Schirme davor wurden von einem Deutschen gebaut, sagt meine Freundin.

In dieser Straße ist das eigentliche Fest.


Süßes.
18.03.12   Es passiert schon Einiges seit der Revolution. Der Strom wird nicht mehr abgestellt am Morgen. Beim Einkaufen sehe ich erstaunt, dass in Zamalek an den Straßenlampen rote, nicht zu übersehende Abfallbehälter angeschweißt werden.

Ich gucke Bundespräsidentenwahl.

Gauck sagt nach der Wahl: "Was für ein schöner Sonntag."
19.03.12   Kairo Flughafen, Terminal 1.





Auch auf dem Rollfeld gibt es Palmen, allerdings nur in Töpfen.

Kairo kurz nach dem Abheben

Beirut

Kurz vor der Landung

Die American University of Beirut ist 145 Jahre alt geworden. Früher waren die Gebäude eine christliche Missionsschule.

Ein paar Stunden später, kurz vor Sonnenuntergang.

Eins von vielen Nebengebäuden der AUB

Das Mittelmeer…

…nach Sonnenuntergang

Ich kann es kaum glauben, auf der Hamra-Straße gibt es H&M

Wir essen libanesisch.
20.03.12  
Auf dem Weg zur American University of Beirut.

Eine alte Villa umgeben von modernen Hochhäusern.

Die Zahlen auf den Nummernschildern der Autos sind in Beirut für Europäer lesbar.

Ein Banyan-Baum. Die kenne ich von Ureparapara.

Der Kameramann, der das Workshop mit dem Titel "The Arab Uprisings" in der AUB dokumentiert. Mir gefällt seine professionelle Kopfbedeckung.

Die Redner der Einführung in den Workshop. Von der Friedrich-Ebert-Stiftung deutlich sichtbar mitfinanziert.

Die Graffiti von der Mohammed Mahmut Street sind jetzt auch in Beirut angekommen.
21.03.12  

Die Soziologen des Workshops kommen aus allen Teilen der Welt…

…aus Ankara, Hyderabad, Sydney, Singapur (von links nach rechts).

Im Fernsehen singt eine Sängerin so herzzerreißend, dass der Teppich vor ihr zu brennen beginnt. Dann schlafe ich ein. Es war ein langer Tag. Besonders das dreistündige Abendessen.

Ein heruntergekommenes altes Haus am Meer. Da würde auch ich gerne ein paar Jahre wohnen. Oder lieber noch - einen Film drehen.

Ein Bild für meinen Sohn Nicolai, der für sein Leben gerne angelt.

Die Corniche und die schneebedeckten Berge.

Radfahrer. Wenn ich die sehe, tuen meine Knie weh.

Überall zwischen den Felsen knackigbraune junge Männer und Liebespaare.



Der Garten der AUB ist ein Paradies für Blumen und Bäume.

22.03.12   Am Nachmittag und Abend führt mich meine Freundin in das im Bürgerkrieg zerstörte Zentrum von Beirut und anschließend in die christliche Altstadt rund um die Gouraud Street.

Das Gebäude im Hintergrund ist das Parlament. Das gesamte Gebiet drumherum ist von Soldaten mit Maschinenpistolen abgesperrt und ich darf auch nicht fotografieren. Das Alles sieht so aus, als erwarte man jeden Moment den Ausbruch eines neuen Kriegs. Die Soldaten haben einen Finger am Drücker iherer Maschinenpistolen.

Der Place d'Etoile, mitten in dem zerstörten und dann wiederaufgebauten Stadtzentrum. Er ist ein beliebtes Fotomotiv.

Eine kurdische Familie aus dem Irak beim Fotografieren.

Die Uhr auf dem Denkmal am Place d'Etoile kommt von Rolex.

Die meisten Restaurants im archtitektonisch relattiv eintönigen neuen Zentrum sind gähnend leer. Viele Läden sind noch oder schon wieder leer.



Das schönste Gebäude in dieser Gegend ist die Hariri-Moschee.



Die Hariri-Moschee von innen.

Das Deckengewölbe der Moschee.

Eine armenische Kathedrale.

Römische Säulen auf einem Ausgrabungsgelände vor der Hariri-Moschee.

Auch das sind Reste römischer Baukunst.

Ein vom Bürgerkrieg zerstörtes Gebäude. Auch das soll wieder aufgebaut werden. Das steht auf dem Plakat.

Wir fahren mit dem Taxi in die Gaurod Street in der Beiruter Altstadt. In jedem zweiten Haus ist eine Bar. Zwischen hochmodernen Neubauten, wo die 250 - 500 Quadratmeter großen Wohnungen bis zu sechs Millionen Dollar kosten, stehen wunderschöne kleine alte Häuser und Villen.

Im Leila-Café in der Gauraud Street essen wir zu Abend. Um diese Zeit ist es noch leer.

Ganz in der Nähe des Cafés steht dieser Ferrari.
23.03.12   Am Morgen ein Spaziergang auf der Corniche, diesmal nach Süden. Mittagessen mit Freunden meiner Freundin. Am Abend eine Busfahrt nach Sidon. Als wir da sind, ist die Sonne untergangen.



Ein Kriegsschiff der UN vor der Küste von Beirut.




Café am Meer

Ein Café für Intellektuelle. Als wir da einen Kaffee trinken, sind da vor allem ältere Frauen, die Wasserpfeife rauchen.

Der Garten des Cafés

Meine Freundin macht ein Foto von mir.

Ein Foto von 1965 mailt mir der Leiter des Münchner Filmmuseums (Klaus Lemke, Rudolf Thome, Max Zihlmann).

Mittagessen mit Rashid al-Daif, ein libanesischer Romanautor

Rashid al-Daif, von dem mehrere Romane auch ins Deutsche übersetzt sind. Ich nehme mir vor, sie zu lesen.

Zwei Felsen im Süden von Beirut. Millionenfach fotografiert.

In libanesischen Filmen ein beliebtes Selbstmordmotiv, sagt unser Reiseführer.

Die Soziologen aus aller Welt bei der Besichtigung eines Seifenmuseums.

Eine ganze Wand aus Seife
Abendessen in Sidon. Danach kann ich nicht mehr libanesisch essen. Auch auf Rotwein muss ich verzichten. Die beiden Vertreter der Stadt Sidon (in der Mitte) wollen von meiner Freundin wissen, wie es in Ägypten nach der Revolution weitergeht. Mir wird klar: was in Ägypten passiert, ist für die arabische Welt von allergrößter Bedeutung. Auf der Fahrt zurück nach Beirut überholen wir einen langen Konvoi von Militärfahrzeugen der UN.
24.03.12   "Barbara" kriegt beim Bundesfilmpreis die meisten Nominierungen. Ich bin hier in Beirut weit weit weg von der deutschen Filmwelt. Meine Freundin zeigt mir zum Abschluss das Viertel, in dem sie in Beirut gewohnt hat.

In diesem Lokal haben wir am Anfang gegessen. Da stand auch der rote Ferrari.





In diesem Laden kommt alles vom Land, ist echt und selbstverständlich teuer. Meine Freundin kann sich fast nicht losreißen von all den Dingen.

Danach sind wir zum Mittagessen bei Rashid al-Daif eingeladen. Er serviert uns ein Fleischgericht, das seine Schwester in seinem Heimatdorf in den Bergen des Libanon für uns gekocht hat. Ich bin fasziniert und bitte ihn das Öffnen des Fleischballens für meinen Fotoapparat zu wiederholen.



Ich frage Rashid al-Daif, wie der Hohlraum im Fleischballen zustande kommt, aber er weiß es nicht. Es schmeckt jedenfalls sehr gut. Auf seinem Kindl hat er den neuesten Murakami-Roman. Er sagt: es gibt zwei Arten von Schriftstellern: die einen wollen verführen, die anderen wollen überzeugen. Er zählt sich selbst und Murakami zur den Ersteren.
25.03.12   Auf dem Weg zum Flughafen in Beirut im Taxi hören wir einen lauten Knall. Ich denke schon, dass da eine Bombe explodiert ist. Dann schießt ein schwarzer Wagen mitten durch das Autogewühl an uns vorbei und mir wird klar. Der Fahrer dieses Wagens hat ein anderes Auto gerammt und sucht, so schnell es nur geht, das Weite. Ich frage, ob es in Beirut keine Polizei gibt. Der Taxifahrer sagt, es gibt keine. Etwas später entdecke ich einen Polizisten - umgeben von drei jungen Frauen. Es gibt also doch Polizisten.

Im Flughafen von Beirut sehe ich diesen Aston Martin. Im Herbst 1968 haben Hans Brockmann (damals Produktionsleiter bei "DETEKTIVE") und ich bei einem Schwabinger Gebrauchtwagenhändler einen Aston Martin Cabrio entdeckt und uns so in dieses Auto verliebt, dass ich den Wagen für mich mit einer Anzahlung habe reservieren lassen. Es ist nichts daraus geworden, denn ich bekam den BMW 2000, der in "DETEKTIVE" zu sehen ist (der Wagen, mit dem Iris Berben fährt), von BMW zum halben Preis. Das Wort "product placement" existierte damals noch nicht.

Ankunft in Kairo, Terminal 1. Hier ist die Hölle los. Tausend Passagiere, viele mit Riesengepäck, wollen alle auf einmal nach draußen. Hundert Leute stürzen sich auf uns und wollen ihre Dienste als Taxifahrer anbieten. Meine Freundin weiß, Gott sei Dank, damit umzugehen. Sie weiß, wie man einen Limousinenservice kriegt, der nur ein bisschen teurer ist (ca. 5 Euro Mehrkosten). Ich bin vorher immer im nagelneuen Terminal 3 angekommen, wo alles entspannter ist, denn das ist der Terminal für die interkontinentalen Flüge. Jetzt bin ich froh, wieder zuhause in Kairo zu sein.
Ich verbringe den Tag in der Wohnung, esse Spaghetti mit Butter und Käse und bereite mich langsam auf die Rückreise nach Berlin vor. Es wird für mich bestimmt ein Kulturschock. Am Abend kommt meine Freundin und zeigt mir neue Graffiti vom Tahrirplatz. Sie hat mit Alaa Awad, dem Maler der Pharaonenbilder, ein Interview gemacht. Der hat inzwischen auch für Al Jazeera, BBC und TV 5 Fernsehinterviews gegeben. Morgen werden wir ihn zusammen mit den Figuren auf seinen Bildern, deren Bedeutung er dabei erklären wird, filmen. Er kommt aus einem Dorf in der Nähe von Luxor und spricht leider nur arabisch.





26.03.12  

Mein Interview-Film mit dem Graffiti-Maler ist 30 Minuten lang geworden. Alles ist dabei gut gegangen. Ich hatte zum erstenmal das Gefühl, ein Kameramann zu sein. Auf die Bewegungen des Malers mit der Kamera zu reagieren. Das war toll, denn es enstand dabei eine Kommunikation zwischen ihm und mir. Das war ein schönes Gefühl. Als Regisseur, der sich auf seinen Kameramann verlassen muss, hat man das beim Drehen eines Films nie.

28.03.12  
Meine Tochter Joya beim Interview mit dem Bayrischen Fernsehen in Landshut. Da lief ihr dritter Kurzfilm "Geschwister" auf einem Festival. Film und Interview sind in der Nacht vom Freitag auf Samstag in der Zeit von 1.15 Uhr - 4.15 Uhr auf Bayern III (zusammen mit anderen Kurzfilmen vom Landshuter Kurzfilmfestival) zu sehen.
Meine Nase läuft schon wieder wie verrückt. Ich habe mich noch nie innerhalb von vier Wochen zweimal erkältet. Wenn ich daran denke, dass ich morgen laut nießend und schniefend im Flugzeug sitzen muss, kriege ich Panik. Meine Träume heute Nacht waren auch ziemlich merkwürdig. Ich war in einem besetzten Land. Über mir erschienen plötzlich zwei riesige, amerikanische Hubschrauber. Einer davon löste seine Vorderfront plötzlich ab und an Stahlseilen wurde ein ganzes Haus auf die Graslandschaft vor mir abgelassen. Die Basisstation für künftige Einsätze.
29.03.12  
Berlin empfängt mich - mit strömendem Regen. Mein Briefkasten ist vollgestopft mit Post. Ich suche nur einen Brief. Den von der Polizei und finde ihn. Mein Füherschein ist wieder da. Ich darf wieder Auto fahren.

30.03.12   Im "Tagesspiegel" lese ich, dass für die Sanierung von Pompej 105 Millionen Euro bereitgestellt wurden. Auch Moanafilm hat sich an der Sanierung beteiligt - mit 2.000 Euro für die Drehgenehmigung für einen halben Drehtag.

Mein Interview-Film vom 26. März. Leider nur auf Arabisch (wir planen eine deutsche Untertitelung, doch das wird noch eine ganze Weile dauern). Bei den Titeln hat mir meine Tochter Joya geholfen. Dann wollte sie ihn ein bisschen professioneller schneiden, was nicht klappte. Wahrscheinlich liegt es an meiner unprofessionellen Fotokamera. Wir haben dann über das Filmemachen geredet. Sie wollte jedenfalls von Anfang an beim Drehen und beim Schneiden so professionell wie möglich sein. Ich nicht. Wieso auch - nach fünfzig Jahren professionellem Filmemachen. Gedreht habe ich mit einer kleinen Nikon Coolpix P 7000 und einem externen Sennheiser-Mikrofon. Das ist der einzige kleine Fotoapparat mit einem Miniklinkenanschluss für externe Mikrofone. Auf jeden Fall habe schon mal gelernt, wie man in Final Cut Titel macht.
31.03.12  
Auf meinem Bauernhof blühen überall Osterglocken und Forsythien. Aber es weht ein derart starker Sturm, dass ich nicht mal das Tor zur Scheune aufkriege. Ich muss durch einen Hintereingang in den Garten. An Fahrradfahren ist heute nicht zu denken.

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