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16 Januar

01.01.16  



Hundert Mal gesehen. Aber immer noch lustig.

Gestern war es kalt und trocken, und der Wind kam von Osten. Heute ist es nass und warm, und der Wind kommt vom Westen. Dass ich gestern mit dem Rasentraktor alles Laub aufgesammelt habe, verleiht mir ein tiefes Gefühl der Befriedigung. Ich bin im Einklang mit der Natur und meine Instinkte funktionieren.

02.01.16   Am ersten Tag des Jahres sehe ich zwei Filme, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Den neuen "Tatort" mit Til Schweiger und dann "Right Now, Wrong Then" von Hong Sang-soo. Über den ersten will ich kein Wort verlieren, über den zweiten muss ich für eine Verleihzeitung in Österreich eine Kritik schreiben.

Ein berühmter Filmregisseur aus Seoul begegnet in Suwon, wo sein neuester Film gezeigt wird, einer jungen Malerin.
Radfahren heute war - gefühlt - wie eine Fahrt durch Grönland. Bodennahe Ostwinde haben mich zweimal zu Fuß gehen lassen.
Gegen Abend habe ich Hong Sang-soo's "Right Now, Wrong Then" nochmal gesehen. Auf einem sehr viel besseren Fernseher. Diesmal mit meiner ägyptischen Freundin. Jetzt hat er mir total gefallen. Sie hat viel gelacht. Sie ist eine Lachfrau. Ich freue mich jetzt darauf eine Kritik zu schreiben, denn ich denke, es ist Hong Sang-soo's abgründigster Film über das Kino.
03.01.16  


Bei minus 9,7 Grad Außentemperatur plus Ostwind hat sich jeder Gedanke an Fahrradfahren ins Nichts aufgelöst. Stattdessen füttere ich jetzt wieder die Vögel.

Kurz vor dem Weltuntergang (ich lese gerade "Amalthea") konnte es hier draußen so aussehen.
Gerade lese ich auf Spiegel-Online, was hier wettermäßig am Samstag und Sonntag los war: "In Mecklenburg-Vorpommern etwa habe die gefühlte Temperatur am Vormittag bei minus 29 Grad gelegen, bestätigte Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach." Am Samstag waren meine Zehen Eisklötze und selbst in meinen Spezialhandschuhen für extreme Kälte haben meine Finger gefroren.

04.01.16  
Meine Lieblingsszene im ersten Teil von "Right Now, Wrong Then". Zehn Minuten lang wird geredet und Soju getrunken. In einer Einstellung.
05.01.16  


Endlich richtiger Winter. Mit Schnee.



Kein Schnee in Berlin.

06.01.16  


24 Stunden später.
Ich versuche einmal beim Kritikschreiben so vorzugehen wie früher beim Drehbuchschreiben. Zuerst suche ich den Titel meines Texts und schreibe einfach auf, was mir in den Sinn kommt. Dabei merke ich, das fördert schon mal die Konzentration.

Danach lese ich nochmal meinen Text zur Hong Sang-soo Retrospektive im Tagesspiegel, und erinnere mich daran, was passiert ist, als ich "Oki's Movie" beim Festival in St. Petersburg vorgestellt habe. Bei meiner Einführung war das Kino bis auf den letzten Platz voll, und am Ende des Films war ich fast allein.
Beim Mittagessen mit meiner ägyptischen Freundin versuche ich ihr zu erklären, warum mir "Right Now, Wrong Then" so sehr gefällt. Sie ist nicht meiner Meinung. Sie sagt, dass "Oki's Movie" sein bester Film ist und dann "In Another Country" mit Isabelle Huppert. Hoffentlich gelingt es mir mit meiner Kritik, auch sie zu überzeugen.

07.01.16  
Heute ist Geschenke-Einkaufstag. Meine ägyptische Freundin kauft mir bei Mientus, zwei Hosen zum 76. Geburtstag - den wir in Kyoto gefeiert haben. Auf der Fahrt dorthin klingelt mein Autotelefon (das ich noch immer habe, das aber praktisch nicht mehr benutzt wird). In meiner Erinnerung hat mich dort vor vier Jahren Wolfgang Jurgan von der Degeto angerufen und mir gesagt, dass er "INS BLAUE" finanzieren wird. Jetzt ist es ein Relikt aus vergangenen Tagen, als ich noch Filmregisseur und Produzent war. Da es nichts extra kostet, behalte ich es, solange das geht. Es ist ein uralt Tarif, von dem mich die Telekom immer wieder abzubringen versucht.

Danach kauft meine ägyptische Freundin als Weihnachtsgeschenk einen Fotoapparat für ihre Tochter, die in Kairo lebt.
Ich habe keine Zeit, heute an meine Kritik von "Right Now, Wrong Then" zu denken. Livia Theuer hat mir heute gemailt, welche Titel für meine Kritik sie am inspirierendsten findet. Ich denke, ich werde den zweiten Titel "The Power of Soju" wählen. Beim Mittagessen in einem japanischen Restaurant wollte ich Soju bestellen. Das haben sie dort leider nicht. Ich sagte der Bedienung, dass man in Restaurants in Japan, sowohl Sake wie auch koreanischen Soju trinken kann.
08.01.16  
Heizungswartung in der Fidicinstraße und jede Menge Überweisungen für mich und meine ägyptische Freundin.


Teil 1 des Winters ist fast schon wieder vorbei. Bei fünf Grad plus tropft und taut es an allen Ecken und Enden meiner näheren Umgebung.
09.01.16   Am 15. Februar 2016 zeigt die ARD um 1.25 Uhr meinen vorletzten Film "DAS ROTE ZIMMER". Wahrscheinlich läuft er in der Nacht vom 14. auf den 15., denn die ARD hat eine andere Zeitrechnung.
Ich dachte schon, die hätten mich aus den Augen verloren.

Heute kaufe ich hier ein. Da kostet eine ziemlich große Flasche Sake nur 2,80 Euro. Ich frage den Verkäufer, warum der so billig ist. Er sagt, der kommt aus China.

Vorbereitungen für das Schreiben meiner Kritik zu Hong Sang-soo. Sechs Flaschen Soju.

Professor Takagi schickt mir ein Bild, das Rainer Komers von uns beiden gemacht hat. Vor den Publikumsgesprächen zu "BERLIN CHAMISSOPLATZ" und "DAS ROTE ZIMMER".
Mein Interview mit dem japanischen Filmkritiker Daisuke Akasaka hat dieser auf sein Blog gestellt - auf japanisch (LINK) und auch auf deutsch (LINK). Das letztere hat allerdings durch die zweimalige Übersetzung etwas gelitten.
10.01.16   Zum ersten Mal seit über drei Monaten sehe ich meine Tochter Joya und ihren Freund Philipp nach ihrer USA-Mexiko-Kuba-Reise wieder. Sie will für mich und meine ägyptische Freundin etwas kochen.

Kochvorbereitungen.

Kochen. Das macht der Herd alleine.

Essen.

Nach Hause fahren. Ich habe gelernt, dass es in Kuba zwei Währungen (eine für Einheimische und eine für Touristen) gibt, und dass der schönste Tag der beiden, das Essen von zwei selbst geangelten und am offenen Feuer gebratenen Fischen war.
Den ganzen Morgen verbringe ich mit dem Buchhaltungmachen für das vierte Quartal 2015. Ich versuche, alle Hindernisse vor dem Kritikschreiben aus dem Weg zu räumen, stelle danach allerdings fest, dass ich trotzdem keine Lust habe, damit anzufangen. Die Deadline für meinen Text ist der 20. Januar und ich weiß schon jetzt, dass ich ihn erst in letzter Sekunde schreiben werde. Da kann ich noch so viele Schreibvorbereitungen mit Soju treffen wie ich will. So war es schon immer bei mir. Außerdem muss ich immer wieder an ein Zitat von Walter Benjamin denken: "In diesen Tagen darf sich niemand auf das versteifen, was er „kann“. In der Improvisation liegt die Stärke. Alle entscheidenden Schläge werden mit der linken Hand geführt werden." Das hat mir Max Zihlmann einmal gesagt, und es geht seitdem nicht mehr aus meinem Kopf raus.
Vielleicht sollte ich meine Blogleser auch wieder mal daran erinnern, dass ich einen Twitter-Account (LINK)habe. Und da sind mir die Cahiers du Cinéma letze Woche zum ersten Mal letzte Woche gefollowt. Diese Zeitschrift hat mich seit 1964 bei meinem Weg ins Kino von Anfang an als Kritiker und als Regisseur geleitet. Meinen Traum vom "Kino" hat sie gestaltet. Und das Unglaubliche für mich ist, dass Hong Sang-soo heute genau diesem Traum vom Kino entspricht. Deshalb muss ich zum dritten Mal, ob ich will oder nicht, wieder über ihn schreiben.
11.01.16  


Zusammen mit Hong Sang-soo am 21. November 2012 im Arsenal-Kino.
Ich arbeite den ganzen Tag. Leider nicht an meiner Kritik. Hin und wieder überlege ich, wie ich anfangen könnte. Denn wenn ich die ersten 4 oder 5 Sätze geschrieben habe, geht das Schreiben erfahrungsgemäß wie von selbst.
Ich bin ganz früh bei meinem Steuerbüro, um meine Buchhaltungsarbeit von gestern abzugeben, bei meiner Zahnärztin, um meine vor Weihnachten zerbrochenen Zähne wieder abzuholen, brenne eine DVD für Ekkehard Knörer, der auch einen Text für eine österreichische Zeitschrift über Hong Sang-soo schreiben soll, kaufe auf dem Weg zur Post noch schnell in der Marheinekehalle einen Kanister Olivenöl, mit dem man 200 Jahre alt wird, bringe sämtlichen Müll aus allen Räumen in die etwas abgelegenen Mülltonnen…

…und sehe dann wie schön es hier in der Fidicinstraße manchmal aussehen kann. Wenn Hong Sang-soo mein Blog lesen würde, käme er bestimmt her, um in Berlin einen Film zu drehen. Vor drei Jahren hatte er das ohnehin vor, aber bis jetzt ist daraus nichts geworden. Ich könnte für ihn Produktionsleitung machen, mit meiner Tochter Joya als Assistentin und vielleicht sogar eine kleine Rolle spielen.

12.01.16   Heute ist ein Glückstag. Am Morgen entdecke ich in der Müllabteilung meines Wohnkomplexes einen Mantelständer. Ganz offensichtlich stammt er von einer türkischen Familie. Ich kann nicht umhin, ihn in meine Wohnung zu tragen. Meiner ägyptischen Freundin gefällt er zunächst gar nicht, aber am Abend hängt sie sofort ihren Mantel da hin und freut sich darüber.



Im Baumarkt kaufen wir mehrer Dinge für ihre Wohnung im Wedding und Umzugskartons. Eine junge Dame zeigt uns, wie wir mit der neuesten Errungenschaft des Baumarkts umgehen müssen. Jetzt können wir die gekauften Sachen selbst einscannen und müssen nicht an einer Kasse in der Schlange stehen. Das gefällt mir heute total.
Und später beim Augenarzt am Savignyplatz, wo es nie Parkplätze gibt, finden wir auch sofort einen fast vor dem Haus.. Dasselbe bei der Heimfahrt. Um fünf Uhr, wenn die Angestellten des Flughafengebäudes nach Hause gefahren sind, gibt es in der Schwiebusserstraße heute jede Menge Parkplätze, und ich bekomme sogar meinen Lieblingsparkplatz. Das Leben in Berlin mit einem Auto ist in den letzten Jahren vor allem ein Parkplatzproblem geworden.
13.01.16  
Meine Tochter Joya feiert heute ihren 26. Geburtstag im Café "Geschwister nothaft" am S-Bahnhof Sonnenallee. Sie hat von mir zu Weihnachten ein großes Geschenk bekommen, bekommt heute aber noch ein kleines.

Anna, ihre Mutter kommt dazu und bringt viele Geschenke von der ganzen Familie. Danach fahre ich quer durch ganz Berlin zu meiner Zahnärztin. Auch da geht es mir unerwartet gut. Zuhause allerdings stelle ich fest, dass nichts geht. Kein Licht, kein Internet, kein Telefon und auch keine Heizung. Elektrotechniker schließen eine neue Leitung an und haben deshalb ohne vorherige Ankündigung den Strom abgeschaltet.

Serpil Turhan schickt mir heute ein Bild von den Dreharbeiten zu "DAS ROTE ZIMMER".

Ute Freund (Kamera), Serpil Turhan (Regieassistenz) und Joya Thome (Script). Das Foto stammt vom 16 Juli 2010 - unserem dritten Drehtag.
14.01.16  
Heute habe ich endlich angefangen, über "Right Now, Wrong Then" für den Verleih in Wien zu schreiben. Mal sehen, wie weit ich damit komme.
Nach 4500 Zeichen und einer Flasche Soju kapituliere ich für heute beim Schreiben, Soju ist wirklich ein teuflichshes Gesöff. Ich dachte es könnte mir helfen.
15.01.16   Heute habe ich einen bösen Soju-Kater.
16.01.16  


Meine ägyptische Freundin will ihre Charlottenburger-Wohnung in Zukunft unmöbliert vermieten. Joya und ihr Freund Philipp bekommen Tisch und Bett. Das Ganze ist eine größere Aktion.

Ich finde keine Lösung, wie dieses Balton-Regal aus Chrom und Glas auseinandergebaut werden kann. Philipp zunächst auch auch nicht. Er googelt mit seinem Handy, und findet die Lösung. Man braucht nur einen Gummihammer. Mein Gummihammer ist aber auf dem Bauernhof. Doch er ist jung und sehr stark und schafft es daher auch ohne Gummihammer.
Am Nachmittag bin ich damit beschäftigt, den Deutschlandteil des neuen Spiegel zu lesen. Ich muss doch wissen, ob die CDU/CSU es schafft, Angela Merkel wegen der Flüchtlinge abzuwählen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das hinkriegen. Vielleicht muss erstmal unser Inennminister ausgewechselt werden, damit der deutsche Staat nicht mehr ganz so "ohnmächtig" ist.
Morgen muss ich meine Hong Sang-soo Kritik fertig schreiben. Wie auch immer, und wenn es mir noch so schwer fällt. Ich schwör's.

17.01.16  
Überall Schnee. Ich schreibe endlich weiter an meiner Kritik, und bin gegen 14 Uhr damit fertig. Danach habe ich Kopfschmerzen. Meine ägyptische Freundin hat mir die Haare geschnitten, und sie ist zufrieden mit ihrem Schnitt.
Mit meiner Kritik bin ich nicht zufrieden. Ich wäre gerne ein intellektueller Filmkritiker, der einen Film klug analysieren kann. Aber das bin ich leider nicht. Ich schreibe über das, was ich sehe und aus dem Bauch.

Nach dem Haarschnitt. Beim Spiegellesen.
18.01.16   Früh morgens verbessere ich die Rechtschreibfehler in meiner Kritik zu Hong Sang-soo und schicke sie dann weg zum Stadtkinoverleih nach Wien. Dann bin ich den ganzen Tag mit dem Umzug meiner ägyptischen Freundin beschäftigt.

Aus diesem Haus zieht sie aus und sucht jetzt einen neuen Mieter. Es ist die Eckwohnung im dritten Stock. Der Mietwagen ihrer Helfer startet nicht mehr, nachdem er bis zum letzten Zentimeter vollgeladen ist. Sie müssen zwei Stunden warten, bis die Mietwagenfirma mit einem Startkabel kommt. Wir sind vorausgefahren und warten auch. Ich werde hungrig und suche eine Bäckerei.

Ganz in der Nähe ihrer neuen Wohnung im Wedding entdecke ich dieses Kunstwerk.
19.01.16   Ich mache einen Blitzausflug zu meinem Bauernhof. Ich musste meine Heizung dort hochdrehen, denn mit diesen tiefen Temperaturen hatte ich vor 14 Tagen nicht gerechnet.







20.01.16  
Mein Lieblingslokal. Es könnte auch in einem Hong Sang-soo Film vorkommen.

Ich entdecke meine handwerklichen Fähigkeiten wieder. Diese Neonlampe hat seit gut zwei Jahren nicht mehr funktioniert. Jetzt habe ich eine neue Lampe im Baumarkt mit Fassung für 4,79 Euro gekauft. Eine moderne LED-Leuchte, die genauso aussieht, hätte das Zehnfache gekostet, Da man bei der keine Röhre austauschen kann, habe ich darauf verzichtet. Aber die Montage dieser Lampe allein war extrem mühsam und hat mich eine gute Stunde und eine ganze Menge Schweiß gekostet. Die elektrischen Kabelverbindungen sind auch ein bisschen provisoisch, aber sie leuchtet.
21.01.16  


Serpil Turhan hat mir über WhatsApp ein Bild aus Köln von der Farbkorrektur ihres Films "RUDOLF THOME-ÜBERALL BLUMEN" geschickt. Ich habe den Film noch nicht gesehen und bin sehr gespannt.

Heute ist die Wohnung meiner ägyptischen Freundin total leer geworden. Um zwei große Teile kümmert sich der Hausmeister. Zusammen mit ihm habe ich eine Dunstabzugshaube abmontiert.

Wir belohnen uns mit einem Cappucino in der "Frankischen Brotmanufaktur", kaufen dort wunderbares Brot und speziell hergestelltes Schmalz.

22.01.16  

Weil es draußen so kalt ist, wechsle ich heute meine Stromanbieter für Berlin und Niendorf. Eigentlich wollte ich das schon viel früher machen.
In der zweiten Tageshälfte mutiere ich zu einem Spezialisten für korrekte Wohngeldabrechnungen, habe alle Daten der Hausverwaltung in eine Exceltabelle übertragen (so wie früher für meine Filmproduktionen). Alles für meine ägyptische Freundin. Die Gesamtmiete ihrer Wohnung ist ca. 700 Euro. Falls irgendein Blogleser sich für eine ziemlich luxuriöse Zweizimmer-Wohnug in einer Kudamm-Nebenstraße interessiert, kann er sich bei mir melden. Ich mache das alles aus Liebe.

22.01.16  
Meine Spuren im Schnee heute Morgen nach dem Brötchenkaufen.
24.01.16  

Beim Aufräumen meines verwaisten Büros in Berlin fallen mir Probedrucke der Aushangfotos für meinen letzten Film "INS BLAUE" in die Hände, und ich werde ganz sentimental. Gefühlt sind inzwischen 10 Jahre vergangen.
25.01.16  
Meine ägyptische Freundin fliegt morgen wieder nach Ägypten. Jetzt geht sie aus und trifft ihre syrischen Freunde zum Mittagessen. Vorher sagt sie mir, dass ich ein unglaublich optimistischer Mensch bin.

Auf dem Weg zu meinem Lieblingsrestaurant sehe ich dieses Ankündigung…

…denke noch darüber nach, ob ich die minimale Chance beim Lotto vielleicht nutzen sollte. Immerhin könnte ich davon zehn Filme drehen. Da kommen mir meine Freunde Gudrun Max und Karlheinz Oplustil entgegen, die gerade mit dem Essen fertig geworden waren. Sie hatten gedacht, dass sie mich vielleicht hier treffen könnten, aber in einem Nebenraum gesessen. Vielleicht sollte ich doch noch in dieser Woche Lotto spielen?
26.01.16  



Heute kommt auch noch der Schornsteinfeger. Ich begrüße ihn mit einem kräftigen Hänedruck. Und als er mit seiner Überprüfung meiner Gasheizung fertig ist, verabschiedet er sich von mir mit demselben Händedruck. Klar bin ich abergläubisch. Zumindest was Schornsteinfeger angeht.
Meine ägyptische Freundin sitzt im Flieger nach Kairo. Ich sitze in meinem Bauernhof und entdecke, dass das Berlinale-Forum jetzt die Pressemitteilung zu den Filmen des "Forum Special" veröffentlicht hat. Dort läuft in vier Vorstellungen der Film, den Serpil Turhan über mich gedreht hat.
"Here are the screening dates for the film ‚“Rudolf Thome – Überall Blumen“:
Tue 2016-02-16 19:00 Delphi (EN)
Wed 2016-02-17 09:30 CinemaxX 6 (P&I) (EN)
Sat 2016-02-20 19:00 Arsenal 1 (EN)
Sun 2016-02-21 14:00 Akademie der Künste, Hanseatenweg (EN)"

Das Forum schreibt dazu:
"Rudolf Thomes eigensinniges Werk ist in einer Kontinuität entstanden, die zu den Ausnahmefällen im deutschen Kino gehört – er drehte seit 1968 in gut vier Jahrzehnten 28 Langfilme. Das Verfassen des Drehbuchs von Film Nr. 29 und die Versuche, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, sind der rote Faden des Porträtfilms Rudolf Thome – Überall Blumen von Serpil Turhan, der aus Gesprächen und Beobachtungen an Thomes Wohnort, einem ehemaligen Bauernhof im Brandenburgischen besteht. Man erlebt ihn als Gärtner, als Vater, als Fahrradfahrer und als Darsteller seiner selbst."


Der Flieger meiner ägyptischen Freundin ist erst eine Stunde später abgeflogen.

27.01.16  

Nach 24 Tagen ohne Fahrradfahren fahre ich heute endlich wieder meine 12km-Strecke.
Zu den Autobiographie-Notizen: Am 11. Dezember 2015 hatte ich mit den Autobiographie-Notizen aufgehört. Heute mache ich weiter, und zwar mit dem Jahr 1993. Vom 12. - 16. Januar war ich in der Jury des FIPA-Festivals in Cannes. Rüdiger Vogler und Laura Morante waren auch in der Jury. Rüdiger Vogler hat mich ihr vorgestellt. Was fast zu einer Liebesgeschichte geführt hätte, denn wir haben viel Zeit miteinander verbracht und uns später ausgiebig Faxe geschickt. Sie hat sogar eine Antenne auf ihrem Hausdach montieren lassen, um meine drei Filme, die im Januar/Februar 1993 auf ARTE ausgestrahlt wurden, sehen zu können. "DAS MIKROSKOP" (18.1.), "DER PHILOSOPH" (1.2.) und "SIEBEN FRAUEN" (15.2.) Präsident der Jury war Youssef Chahine (†). Er ist 2008, 82jährig gestorben. Das Kino, das ihm in Kairo gehört hatte, hat mir meine ägyptische Freundin gezeigt.
Am 19. Januar, so steht´s in meinem Terminkalender, habe ich mir ein paar Infinity 4.5 Lautsprecher gebraucht gekauft. Sie stehen jetzt bei mir im ehemaligen Kuhstall und warten darauf, dass jemand kommt und sich ihrer erbarmt.

Ich konnte damals noch mit beiden Ohren sehr gut hören und war komplett Musikverrückt.
Am 23. Februar teilt mir die Quinzaine in Cannes mit, dass sie "DIE SONNENGÖTTIN" nicht zeigen wollen.
Vom 25. - 28. Februar bin ich mit "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" auf einem Filmfestival in Kopenhagen, an das ich mich nur schemenhaft erinnere. Irgendetwas ist da schief gelaufen. Ich glaube, ich war da, aber die Filmkopie war nicht rechtzeitig angekommen.
Am 15. März lehnt die FKT (Berliner Filmförderung) mein Projekt "Sarahs Seele" ab, am 12. Mai folgt das BMI und 26. Mai die FFA. Mit diesem Drehbuch hatte ich nirgendwo Glück. Wann und wo ich das Drehbuch geschrieben habe, kann ich im Moment mit meinen Terminkalendereinträgen nicht rauskriegen. Beim Radfahren morgen werde ich meine noch immer funktionierenden Erinnerungen darauf fokussieren. Im Moment habe ich das Gefühl, das Drehbuch zu "Sarahs Seele" im November 1992 geschrieben zu haben, denn da hatte ich einen Monat lang keinen Führerschein und musste immer mit dem Fahrrad nach Dahme fahren.

28.01.16  
Gestern Abend.

Frühling aus dem Supermarkt.
Zu den Autobiographie-Notizen: Mein Gefühl gestern war richtig. Ich habe das Drehbuch zu "Sarahs Seele" tatsächlich im November 1992 auf dem Bauernhof geschrieben. Am 7. Oktober hatte mir die Polizei meinen Führerschein abgenommen (wegen 0,95 Promille), erst am 10. Dezember bekam ich ihn wieder zurück. Dann kamen das ganze Jahr über viele Festivals. Bei drei Festivals war ich Jurymitglied: FIPA, Dunkerque, Gent). Mit und ohne Anna war ich ununterbrochen unterwegs, um Häuser mit Garten in der Umgebung von Berlin anzuschauen. Am 22. Februar habe ich die Papiere für die Anträge auf Förderung beim BMI und der FFA fertiggemacht. Daran erinnere ich mich noch deutlich, denn Joya saß die ganze Zeit in irgendeiner Art Kindersitz auf meinem Rücken und hat meine Arbeit völlig friedlich verfolgt. Nicolai war im Kindergarten. Am 23. Februar bekomme ich von Pierre-Henri Deleau eine Absage für die Quinzaine (obwohl ich für ihn beim FIPA-Festival in der Jury war), Am 3. März sagt auch Gilles Jacob für den Wettbewerb in Cannes ab. Am 11. März kaufe ich mit Anna ein neues gebrauchtes Auto: einen Nissan Bluebird. Ein Satz Reifen liegt davon liegt noch immer im ehemaligen Pferdestall auf meinem Bauernhof. Am 5. April lasse ich bei einem Orthopäden eine Knispiegelung machen. Von da an esse ich täglich einen Löffel Gelatine. Leider hat mir damals niemand gesagt, dass ich Radfahren soll. Mit meinem Ford Transit transportiere ich am 7. April 50 mal 50 cm große Zementplatten zum Bauernhof. Mit ihnen mache ich Wege und auch eine Art Terrasse mitten im Garten, damit ich da, vor Blicken geschützt durch das hohe Gras, nackt in der Sonne liegen kann und überall braun werde. Am 26. April fliegt Anna nach Rom, um dort MA, unseren Guru, zu treffen. MA hat dort auch eine Audienz beim Papst. Am 1. Mai fliege ich mit Adriana Altaras nach Paris, denn da ist MA von Rom aus weitergeflogen. Ich wollte eigentlich nicht fliegen, aber Adriana hat mich überredet. Wir wohnten in einem billigen Hotel mit winzigen Zimmern. In MA's Hotel treffen wir auch Laura Morante. Ich hatte ihr in Cannes viel von MA erzählt, also war sie neugierig und ist (zur Sicherheit) mit ihrem Ehemann gekommen. Adriana, die perfekt italienisch spricht, hat Dolmetscher gespielt. Am Fuße des Eiffelturms bin ich mit MA und ihren "Schülern" Rollerblade gefahren. Auf demWeg dahin, habe ich MA erzählt, dass ich seit ein paar Monaten einen süßen Geschmack im Mund habe, dass ich sämtliche Amalgamplomben inzwischen durch Gold ersetzt habe, aber der süße Geschmacksei nicht weggegangen. Sie hat gesagt, dass sie das auch hat und dass es ein Anzeichen von irgendeiner Art von "Erleuchtung" sei. Dann hat sie eine Rudraksha-Kette ausgezogen und mir geschenkt. Sie sagte, die würde mir helfen, wenn ich irgendwelche Probleme hätte. Wir waren mit ihr auch in der Notre Dame. Das hat mich tief beeindruckt. Bei einem gemeinsamen Essen (wir waren bestimmt 20 Personen) merke ich, dass das Bezahlen der Rechnung ein Problem zu werden droht. Ich gebe Adriana meine Kreditkarte und sage ihr, dass ich die gesamte Rechnung übernehme. Vorher hat Adriana MA gefragt, was ich eigentlich sei. Ich glaube, ich hatte damals von ihr schon den spirituellen Namen "Shankara" bekommen. MA hat geantwortet "he is a holy man". Mir war das vorher nicht so klar, aber es hat mich gefreut.
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Trouble in Paradise: Bei einer Testvorführung der DCP von Serpil Turhans Film "Rudolf Thome - Überall Blumen" im FSK-Kino gab es Tonprobleme. Ich bin ein bisschen alarmiert, aber denke bis zur Weltpremiere im Berlinale-Forum am 16. Februar sind alle Probleme gelöst.
29.01.16  
Heute fahre ich zur Starkwindvermeidung Fahrrad kurz nach Sonnenaufgang. Bei minus 1 Grad.

Und überall Bodenfrost.

Die beiden ungewöhnlich aussehenden Enten tummeln sich seit zwei Tagen um den Dorfteich.

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 21. Mai liefert IKEA das blaue Sofa und einen Sessel in die Fidicinstraße, das dann später zum Castingsofa und noch etwas später das Lieblingssofa meiner ägyptischen Freundin geworden ist. Preis einschließlich Lieferung 2.546 DM. Am 25. Mai liefert der Baumarkt in Dahme zwei LKW-Ladungen mit Sand, die vor meiner Scheune aufgeschüttet werden. Es ist ein riesiger Sandspielkasten für meine beiden Kinder. Leider habe ich davon kein Bild, denn die hat alle Anna immer sofort eingesammelt. Am 8. Juni bin ich bei einem Elternabend im Waldorfkindergarten. Was ich bestimmt nicht sehr oft gemacht habe, deshalb hat es Eingang als Notiz in meinem Terminkalender gefunden. Am 14. Juni habe ich eine Motorsense gekauft. Sie funktioniert noch heute. Serpil Turhan hat mich 2014 dabei gefilmt, wie ich sie - ziemlich mühsam - nach einem Winter wieder in Gang setze. Vielleicht ist die Szene gekürzt in ihrem Film enthalten. Am 18. Juni bin ich mit Anna auf einer Geburtstagsparty und treffe dort Diane Vogel. Sie erzählt mir von einem Bauernhof, den sie nach der Wende gekauft hat. Er liegt auf einer Halbinsel an einem See in der Uckermark. Ich erzähle ihr von meinem Bauernhof. Am 29. Juni fange ich dort an, ein neues Drehbuch zu schreiben: "DAS GEHEIMNIS (des Universums)". Am 7. Juli bin ich damit fertig. Während des Schreibens bin ich zu Diana Vogel in die Uckermark gefahren und habe mir ihren Bauernhof angeschaut und sie dabei auch gleich gefragt, ob ich da drehen kann. Am 9. Juli sehe ich bei einer Theatervorführung in der HDK, wo Anna Professorin ist, Idil Üner. Ich hatte sie kurz vorher in einer Fernsehserie gesehen und Anna gerufen, weil sie mir total gefiel, die hat dann gesagt, das ist unsere Idil.
Am 28. Juli bin ich zum Filmfestival nach Taormina geflogen. Enrico Ghezzi, der Festivalchef hat "DIE SONNENGÖTTIN" in der Deutschen Reihe in Cannes gesehen und weil ihm Radhe Schiff im Film so gefallen hat, hat er den Film, sie und mich eingeladen. Als der männliche Hauptdarsteller, John Shinavier, davon hörte, wollte er unbedingt auch eingeladen werden. Ich habe es ihm ermöglicht. Kaum war er da, wollte er wissen wieviel "daylies" (Spesen) er kriegt. Ich sagte, dass es Spesen nur bei Filmen, aber nicht bei Filmfestivals gibt. Ich konnte von meinem Hotelzimmer aus den Ätna rauchen sehen, habe seit längerer Zeit Jean-Marie Straub wiedergetroffen. Bei einem Abendessen auch John Malkovich, dem ich empfohlen habe, sich den neuen Film von Straub anzuschauen. Straubs Film lief in einer Arena, im Freien. Am Anfang war Malovich da, später nicht mehr. Bei einer Party haben wir uns bei viel Wein lange über Frauen und insbesondere über die Spezies Ehefrauen unterhalten. Wir waren uns einig, und ich begann ihn immer mehr zu mögen. Ich habe ihm meine Nöte und er mir seine erzählt.
Am 3. August bin ich zurückgeflogen. Im Auto saß ein Regisseur aus Iran. Der sagte mir, dass ich die männliche Hauptrolle in "DIE SONNENGÖTTIN" hätte spielen sollen, dann wäre daraus ein richtig guter Film geworden. Naja, in Serpil Turhans Film bin ich zwangsläufig der Hauptdarsteller, Wir werden sehen, ob der iranische Regisseur Recht hatte.
30.01.16  


Ein Moanablogleser macht mich darauf aufmerksam, dass es sich bei den beiden Enten am Dorfteich um Nilgänse handelt.
Das Fahrradfahren heute ist extrem beschwerlich bei Windböen von 55 km/h.

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 6. August treffe ich Petra Müller, die in der Nachbarwohnung von mir, der Wohnung aus „BERLIN CHAMISSOPLATZ“ gewohnt hat und mit der ich nach dem Drehen von „BESCHREIBUNG EINER INSEL“ eine schöne Liebesgeschichte mit viel Drogen und noch mehr Sex erleben durfte. Aber ich war inzwischen ein richtig ordentlicher Ehemann geworden. Und alte Liebesgeschichten kann man nicht aufwärmen. Das wusste ich und deshalb war unsere Begegnung nach vierzehn Jahren mühsam für uns beide. Am 17. August bin ich zu einem Dokumentarfilmfestival nach Lussas gefahren. Das ist ein Tausend-Einwohnerdorf mit zwei Kinos und drei Restaurants in der tiefsten französischen Provinz. Da lief „BESCHREIBUNG EINER INSEL“. In der Diskussion danach haben mich prominenten Kollegen aus England fertig gemacht. Jean Rouch war auch da und hat meinen Film verteidigt. Wahrscheinlich saß ich danach allein in einem der Restaurants, habe was gegessen und Wein getrunken. Zwei Frauen haben mich beobachtet und gerufen, ob ich mich nicht zu ihnen setzen möchte. Selbstverständlich habe ich das gemacht. Eine war Cutterin, die andere, Micaela Henich, war eine Künstlerin. Wir haben lange miteinander geredet. Am Abend lief im Festivalkino der Film „Wundkanal“ von Thomas Harlan. Micaela und ich saßen nebeneinander. Unsere Hände haben angefangen, sich zu berühren. Ich wusste da schon, dass sie eine rumänische Jüdin ist, und ich war voller Schuldgefühle, weil meine beiden Eltern eine Nazivergangenheit hatten. Jedenfalls haben wir uns beide für den nächsten Tag im Schwimmbad verabredet. Ich hatte keine Badehose dabei. Sie bot mir an, eine Unterhose von ihr zu nehmen. Im Schwimmbad haben wir dann beide gut eine Stunde miteinander geredet.
Für mich war der Rückweg mit einem Auto des Festivals zum nächsten Bahnhof nach Montelimar einfach. Für sie nicht. Ich habe es geschafft, dass Micaela mitfahren durfte. Ich weiß noch superdeutlich, wie wir zusammen im TGV nach Paris gefahren sind und weiter miteinander geredet haben. Sie schlug vor, doch eine Nacht bei ihr in Paris zu bleiben und erst am nächsten Tag nach Berlin weiterzufliegen. Ich habe mich schliesslich darauf eingelassen. Sie hatte eine riesige Eigentumswohnung ganz in der Nähe von Les Halles. Den nächsten Tag haben wir zusammen in Paris verbracht. Erst am Abend bin ich nach Berlin weitergeflogen.
Am 31. August habe ich John Malkovich ein Fax geschickt. Ich wollte, dass er die Rolle des "Manns mit dem Kreuz", die später Marquard Bohm gespielt hat, übernimmt. Am 4. September habe ich im Kadewe für unsere Wohnung in Schlachtensee eine neue Waschmaschine gekauft. Sie wurde vor kurzem repariert und funktioniert noch immer. Am 7. September bin ich mit Gudrun Max bei Michael Lange, einem Grafiker und besprechen das Plakat für "DIE SONNENGÖTTIN". Am 17. und 18. September besuche ich mit Anna, Nicolai und Joya meinen Bruder Helmut im Bayrischen Wald. Am 21. September ist Cynthia Beatt mit der englischen Übersetzung von "DAS GEHEIMNIS" für John Malkovich fertig. Vom 6. bis 9. Oktober bin ich Jurymitglied beim Filmfestival von Dunkerque. Von Paris bin ich dann gleich weiter zum Filmfestival nach Gent/Belgien gefahren. Am 20. Oktober erfahre ich in Gent, dass "DAS GEHEIMNIS" von der FFA gefördert wird. Am 23. Oktober bin ich wieder zurück in Berlin. Am 26.Oktober fliege ich mit Anna zum Filmfestival in Sao Paulo. Dort läuft "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK". Leon Cakoff und seine Freundin Alameda Lorenas (die mich an die Maria in Rossellinis "Il Messia" erinnert und in die ich mich sofort ein bisschen verliebe) sind die ungewöhnlichsten Festivalleiter, die ich kennengelernt habe.
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Gestern ist Jacques Rivette gestorben. Karlheinz Oplustil hat mit ihm ein Interview gemacht und schreibt mir dazu heute Abend: "Ich habe mir dann nochmal die OUT 1-Doku angesehen, in der große Teile meines Interviews mit Rivette von 1990 sind, als es ihm richtig gut ging. Ich bin froh, dass das erhalten ist, er war sehr entspannt, witzig und klug. Am Schluss spricht er davon, dass man ja voller Fragen sei, bis das Ende kommt. Da haben wir mit der Aufnahme aufgehört, und er hat das dann noch beiläufig in Filmbegriffe übersetzt: "Alors... fondu au noir... ou enchainée pour les gens qui croient."

31.01.16  


Ich starte zum Radfahren heute noch vor Sonnenaufgang…

…begleitet von diesem Halbmond.

Am Ziel meiner 12km Radtour.

Mein Nachbarbauer erlaubt mir, soviel Folie wie ich brauche, zu holen. Damit decke ich nochmal meinen Kompostberg ab, der noch immer Wurzeln des japanischen Knöterichs enthält, Das wird ihm in den nächsten Jahren den Garaus machen. Hoffentlich.

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 3. November sind wir wieder in Berlin und gleich am nächsten Tag erfahre ich von der FKT, dass auch sie mir Geld geben für „DAS GEHEIMNIS“. Ich hatte vorher schon mit dem Gedanken gespielt, eine Moana-Filiale in Paris aufzumachen und mich ausgiebig in Büchern informiert, wie die französische Filmförderung funktioniert.
Am 6. November fliege ich wieder nach Paris. Ich hatte da noch etwas Privates zu erledigen. Nach einem langen Telefonat mit MA in Florida hatte sie mir gesagt, dass ich da hinfahren muss. Am Abend bin ich mit dem Zug nach Berlin zurückgefahren, obwohl ich für den nächsten Tag einen Flug gebucht hatte. Das Leben ist nicht einfach. Auch für einen „holy man“.
Am 8. November schicke ich das englische Drehbuch von „DAS GEHEIMNIS“ an John Malovichs Agentur William Morris. Zusammen mit Gudrun Max arbeite ich am Kinostart von „DIE SONNENGÖTTIN“. Am 11. November ist die Berliner Pressevorführung im Klick. Später habe ich erfahren, dass Frank Griebe (der die Kamera in Athen hat runterfallen lassen) und Tom Tykwer im Kino saßen und gelästert haben.
Am 12. November gehe ich zu einem Treffen für eine künftige Waldorfschule in Kleinmachnow. Da ich kein Fan dieser Schulen bin, war das für mich sehr anstrengend. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, meine Kinder haben’s überlebt. Ich bin gespannt, ob sie ihre Kinder, wenn sie mal welche haben, da auch hinschicken.
Ich telefoniere mit beiden, und sie spielen tatsächlich zu meiner Überraschung mit dem Gedanken, auch ihre Kinder auf Waldorfschulen zu schicken. Aber erst müssen sie mal welche kriegen.

Am 15. November war ich zu einer Podiumsdiskussion mit Egon Günther und 2 Kritikern in die neue Filiale von Kiepert in der Friedrichstraße eingeladen. Wahrscheinlich ging es um ein Buch??? Egon Günther war so beeindruckt von mir, dass er mich später vorgeschlagen hat, Regieprofessor an der Filmschule in Potsdam zu werden. Am 19. November habe ich Laura Morante ein Fax geschickt. Ich wollte sie für eine Rolle in „DAS GEHEIMNIS“ haben. Am 23. November fördert die FFA den Vertrieb von „DIE SONNEN
GÖTTIN“.
Am 4. Und 5. Dezember fahre ich mit Anna, Nicolai und Joya zu dem Bauernhof in der Uckermark, in dem ich drehen will. Ein Freund von Diane Vogel hat ein Reh geschossen und gibt uns eine Hälfte des Rehfleisches mit nach Berlin. Am 6. Dezember entdecke ich in der Zweiten Hand eine Anzeige für ein Haus am Kummerower See in Mecklenburg. Am 12. Dezember fahren wir hin. Anna gefällt das Haus total, denn das Umland ist nicht flach wie bei meinem Bauernhof, sondern hügelig. Ich war so besessen von der Idee, auch sie glücklich zu machen, dass ich dem Besitzer sofort zugesagt habe, das Haus zu kaufen und wir haben auf der Stelle eine schriftliche Vereinbarung über den Kauf getroffen habe. Kaufpreis: 250.000 DM. Ich muss Risse im Hirn gehabt haben damals. Zumindest in finanzieller Hinsicht. Aber vielleicht hatte ich schon damals eine Vision für ein optimiertes Miteinanderleben. Sie in einem Haus an einem großen See in ihrer hügeliegen Lieblingslandschaft. Ich in meinem Bauernhof an einem Dorfteich im Flachland.
Am 15. Dezember entscheidet sich die FKT auch den Vertrieb von „DIE SONNENGÖTTIN“ zu fördern. Am 22. Dezember zeigt die ARD „LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK“. 1.22 Millionen Zuschauer. Am 30. Dezember startet „DIE SONNENGÖTTIN“ in Berlin und München im Kino.


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