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"Pink"

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Drehbuch

    PINK
   

© 2007 by Moana-Film GmbH


  Ein großes Zimmer in einer Fabriketage. An den hohen Fenstern Vorhänge, die das Sonnenlicht nur leicht dämpfen. PINK (29) liegt in einem riesigen Bett, nur mit einem T-Shirt bekleidet, und schläft. Neben ihrem Bett steht eine große Vase mit herbstlich gefärbten Ahornzweigen (Nah).

2.
CARLO BURGMEISTER (37) betritt sein Büro im obersten Stock eines Hochhauses. Er trägt einen eleganten Anzug und einen Aktenkoffer. LISA (32), seine Sekretärin sagt: Herr Pferdemenger wartet schon auf Sie. Wie war Ihr Flug? War es sehr schlimm in Frankfurt? CARLO: Wenn die nicht bald eine Direktverbindung nach Tokio einrichten, ziehen wir nach Frankfurt. Mit Sack und Pack. CARLO dreht sich in der Tür noch mal nach LISA um. CARLO: Bevor Sie diesen Pferdetyp reinschicken, möchte ich, dass Sie mich mit Pink verbinden. LISA: Wird gemacht, Boss. Es wäre billiger, wenn Sie sich eine eigene Maschine zulegen würden.

3.
In PINK‘s Schlafzimmer klingelt das Telefon (keine Nahaufnahme). PINK macht die Augen auf, hebt aber nicht ab.

4.
CARLO sitzt hinter seinem bis auf ein Telefon leeren Riesenschreibtisch und schickt PINK mit seinem Handy eine SMS: „Pinkilein, wo bist Du? Was machst Du? Bin wieder da. Carlito.“ (Insert).

5.
In einem eleganten Schuhgeschäft. GEORG HEILIG (33) probiert gerade ein paar Schuhe an, steht auf und macht ein paar Schritte vor dem Spiegel. GEORG: Wenn Sie sie ein bisschen größer hätten, wären die perfekt. VERKÄUFERIN: Ich glaube, wir haben noch ein Paar. Einen Moment bitte. GEORG setzt sich wieder und ruft jemand an. GEORG: Hallo, hallo! Hier ist Georg, ich wollte mit dir was essen. Schläfst du noch? (Nahaufnahme Uhr. Es ist halb eins).

6.
In PINKS Schlafzimmer. Das Telefon klingelt wieder. Dreimal, dann klingelt auch das Handy. PINK: Fuck! Scheißtelefon! Schnauze! Sie zieht die Bettdecke über den Kopf.

7.
Ein Garten. Herbstlich gefärbte Bäume und eine Hauswand, verborgen unter den roten Blättern des Wilden Weins (darüber ein vom Text improvisierter Gesang BALTHAZARS). BALTHAZAR BECK (29) hängt in seinem Garten Wäsche auf. Er singt vor sich hin, weil er gut gelaunt ist und weil die Sonne scheint. Er denkt an PINK und holt sein Handy aus der Hosentasche: Es ist keine Nachricht da. BALTHAZAR (immer noch singend): Du hast mir versprochen, dich zu melden. Du bist ein böses Mädchen. Ich hasse dich heute!

8.
PINK sitzt im Taxi und schreibt eine SMS an CARLO, GEORG und BALTHAZAR: „Hallo ihr Drei, bin heute Abend in Leipzig. Wenn ihr mich sehen wollt, müsst ihr kommen. PINK!“

9.
PINK sitzt im Zug. Sie trägt eine große Sonnenbrille. Sie holt eine aufklappbares Notizheft aus ihrer Tasche und einen Kugelschreiber und schreibt: „Ich werde schreiben, bis ich tot bin.“ (Nah)
Ein MANN (35) im Zug beobachtet PINK. Dann steht er auf und kommt zu ihr. MANN: Sind Sie nicht Pink, die wilde Punk-Dichterin? PINK: Ich werde dauernd mit ihr verwechselt. MANN: Ich habe Sie im Fernsehen in einer Talkshow gesehen. Ich bin jetzt ganz sicher. Würden Sie mir ein Autogramm geben? Ich heiße Rainer. PINK: Verpiss dich! Der MANN fällt vor PINK auf die Knie: Ich bete Sie an. Ich habe jedes Gedicht von Ihnen gelesen. Sie würden mich zum glücklichsten Mann auf der ganzen Welt machen. PINK holt aus ihrer Tasche eine kleine Pistole und richtet sie auf den MANN. MANN: Waffen sind in Deutschland verboten! PINK: Ich habe einen Waffenschein. Also ich zähle bis drei. Eins… Der MANN steht schnell auf und verschwindet.

10.
Ein leerer Kinosaal. PINK kommt mit HELMUT in den Saal. HELMUT schaltet das Saallicht an. Auf der Bühne steht ein Tisch und große Blumensträuße mit langstieligen roten Rosen links und rechts davon. HELMUT: Die Veranstaltung ist schon seit einer Woche ausverkauft. Es wird großartig! PINK setzt sich an den Tisch und klopft an das Mikrofon. Es ist nicht eingeschaltet. HELMUT spricht in sein Walkie-Talkie: Hallo Franz, kannst du bitte mal das Mikro einschalten! PINK spricht in das Mikrofon: Am Morgen wache ich auf und bin / schweißgebadet / meine Träume haben wehgetan… (zu HELMUT) Okay, es funktioniert. Kann ich noch mal zurück ins Hotel?

11.
CARLO betritt einen Blumenladen. Er trägt jetzt Jeans und eine Jeansjacke und wirkt dadurch wie verkleidet. Er schaut sich suchend um. Eine hübsche VERKÄUFERIN geht zu ihm. VERKÄUFERIN: Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann? CARLO: Wie viele rote Rosen haben Sie hier im Laden. VERKÄUFERIN: Es dürften so dreißig, vierzig sein. Was ist bloß los, heute wollen alle rote Rosen. CARLO: Ich nehme alle, die sie haben. Die VERKÄUFERIN wirft ihm einen verwirrten Blick zu. CARLO: Drei davon sind für Sie! VERKÄUFERIN: Danke.

12.
BALTHAZAR fährt mit seinem schwarzen BMW auf Landstraßen nach Leipzig. Er singt schon wieder: „Heute Nacht habe ich / geträumt, / dass ich in meinem Garten / eine unendlich lange Wurzel / aus der Erde gezogen habe / die Wurzel war komisch / breit wie ein Feuerwehrschlauch / und als sie endlich draußen war / war da ein großes Loch und ich schaute in einen riesigen schwarzen See / unter meinem Garten…

13.
GEORG kommt auch in den Blumenladen. Er trägt seine neuen Schuhe (nah). VERKÄUFERIN: Kann ich Ihnen helfen? GEORG: Ich brauche vierzehn rote Rosen. VERKÄUFERIN: Rote Rosen sind heute ausverkauft. Wir hätten noch gelbe Rosen da. GEORG: Wie bitte? VERKÄUFERIN: Es ist leider so. Was heißt leider. Ich muss ja froh sein, dass der Laden hier heute so brummt. GEORG überlegt einen Moment. GEORG: Dann nehme ich sieben Orchideen.

14.
Der Kinosaal ist voll bis auf den letzten Platz. CARLO, GEORG und BALTHAZAR sitzen auf dem Gang, weil sie keinen Sitzplatz mehr gekriegt haben. (Nah). PINK spricht die letzten zwei Zeilen eines Gedichts: „…die Sonne versank hinter der Wiese / mein Liebster sah mich an / ich hatte keine Pistole / ich war ein Mörder / ein Killer / denn Liebe ist Mord.“
HELMUT kommt dazu und spricht in ein anderes Mikrofon. HELMUT: Vielen Dank Pink, dass Sie zu uns gekommen sind. Das Publikum klatscht begeistert Beifall und fängt dann an mit den Füßen zu trampeln. Als der Beifall zu Ende ist, sagt HELMUT: Draußen im Foyer können Sie alle bisher erschienenen Gedichtbände von PINK kaufen. PINK hat sich bereit erklärt, die gekauften Bände zu signieren.

15.
Im Foyer des Kinos liegen auf einem großen Tisch die bisher erschienenen sieben Gedichtbände von PINK. Alle haben ein kühnes Design und relativ ungewöhnliche Titel.
(z. B.„Kopfsprung ins Leben“, „Nur so“, „Sechs Richtige“, „Danke für die Blumen“, „Umgekippt“).
FRANZ (30), ein junger Buchhändler, kassiert mit strahlendem Gesicht das Geld für die Gedichtbände. Sie kosten je nach Dicke zwischen sieben und zehn Euro. FRANZ: Keine Panik, Leute. Jeder kommt dran. HELMUT sorgt dafür, dass die Begeisterung der Leute in geregelten Bahnen abläuft. HELMUT: Bitte stellt Euch doch hintereinander an. PINK sitzt am Tisch und schreibt in jedes Buch das Datum und ihren Namen (nah). Einer sagt: Könnten Sie bitte noch dazu schreiben: Für Rainer? PINK schaut auf. Es ist der MANN aus dem Zug. PINK: Wie haben Sie das geschafft, hier rein zu kommen? MANN: Ich bin nicht reingekommen. Ich habe hier auf das Ende der Lesung gewartet. PINK: WOW! PINK schreibt: „Für Rainer, 14. 11. 2007, PINK!“ (nah).

16.
In einer Ecke des Kinofoyers warten, immer noch mit ihren Blumensträußen, CARLO, GEORG und BALTHAZAR. CARLO mit seinem Riesen-Rote-Rosenstrauß, GEORG mit seinen Orchideen und BALTHAZAR mit einem Strauß Dahlien, die ganz offensichtlich aus seinem Garten stammen, weil sie nur in Zeitungspapier eingewickelt sind. (Nah) CARLO: wer wird heute Nacht der Glückliche sein? GEORG: Der mit den Rosen, der mit den Dahlien oder der mit den Orchideen? BALTHAZAR zuckt mit den Schultern. BALTHAZAR: Ist doch egal. Wir lieben sie alle. So oder so. GEORG: Ich habe so ein Bauchgefühl, dass diesmal ich…

17.
PINK verabschiedet sich von HELMUT und FRANZ und geht hinüber zu CARLO, GEORG und BALTHAZAR. PINK: Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet. Dafür lade ich euch jetzt zum Essen ein. Habt ihr eine Idee, wo wir hingehen können? CARLO: Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich habe schon einen Tisch im „Heavens Gate“ für uns alle bestellt.

18.
Im „Heavens Gate“ sitzen die Vier an einem etwas abseits von den anderen Gästen gelegenen großen runden Tisch. Vor sich Gläser mit Champagner. In drei Vasen stehen in der Mitte des Tischs die drei Blumensträuße. PINK klopft mit einem Messer an ihr Champagnerglas und steht auf. PINK: Zuerst mal, danke für die Blumen. PINK lacht, weil sie weiß, dass die Drei wissen, dass das der Titel ihres vierten Gedichtbands ist. PINK: Ich weiß, dass ihr alle Drei mich liebt, und ich weiß, dass auch ich euch Drei liebe. So was ist normalerweise nicht möglich - und auch im höchsten Grade unmoralisch. Zumindest für eine Frau wie mich, die in einer Klosterschule aufgewachsen ist. CARLO, der versucht witzig zu sein, sagt: Das sind die allerwildesten Mädchen, das weiß doch jeder. PINK (geht nicht darauf ein): Also - ich will euch was erzählen. Ich war gestern zum ersten mal seit ein paar Jahren wieder in einer Kirche, und da ist was Komisches passiert. Ob ihr es glaubt oder nicht, da hat Gott zu mir gesprochen. Die Stimme war plötzlich in meinem Kopf da. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet? Keine Ahnung. Sie hat gesagt, dass ich so nicht weiterleben soll. Und dann hat sie gesagt, ich muss mich entscheiden - für einen von euch. Leider hat sie nicht gesagt, für wen. Und dass ich den Richtigen dann heiraten soll! Deshalb müsst ihr heute alleine schlafen.

19.
PINK sitzt in ihrem Arbeitszimmer in der Fabriketage. Draußen wird es langsam dunkel. Auf ihrem Schreibtisch ein Laptop und ein Drucker. Ganz vorne auf dem Schreibtisch drei Blätter mit den rot unterstrichenen Überschriften: CARLO, GEORG, BALTHAZAR. Darunter viele Notizen. Zu jeder Notiz eine Zahl. (Nah)

20.
CARLO sitzt in seiner geräumigen Altbauwohnung und trinkt ein Glas Rotwein. Er tippt eine SMS in sein Handy: „Wenn du hier wärst, würde ich jeden Tag deine Füsse küssen - bevor sie den Boden berühren. Carlito“ (nah)

21.
BALTHAZAR geht durch seinen Garten und setzt sich an das Ufer seines Teichs. Er schaut ins Wasser. Die Frösche quaken wie verrückt, denn es ist warm draußen.

22.
PINK holt einen Taschenrechner und tippt alle Zahlen, die hinter den Notizen von Carlo stehen, rein. Dann drückt sie auf die Summentaste. PINK: WOW! Das hätte ich nicht gedacht. PINK schreibt in ihr Notizheft: „Wenn mein Papa mich sehen könnte, wäre er stolz auf seine Tochter! Liebe = das Produkt planmäßigen Vorgehens + kalter Verstand. Eine einfache Rechenaufgabe. Leider bist du tot, Papa und kannst mir bei meiner Entscheidung nicht helfen.“ (nah) PINK steht auf, holt ihre kleine Pistole, setzt sich damit in einen Schaukelstuhl und schaukelt. Sie entsichert die Pistole, zielt auf eine große, leere Vase aus Glas und drückt ab. Die Vase zersplittert mit lautem Knall.

23.
Ein anderer Tag. Draußen regnet es in Strömen. GEORG sitzt im Büro von LILLI BERG (33), einer Psychotherapeutin. GEORG: Es ist schön dich mal wieder zu sehen! LILLI: Aber deshalb bist du nicht hier. Du hast dich drei Jahre nicht blicken lassen. Seit unserer wunderbaren Reise durch Amerika. GEORG: Du weißt doch, wie das Leben so spielt. Manchmal verliert man sich einfach aus den Augen. (Pause) Es geht um eine Freundin, die ich liebe. LILLI: Hast du Liebeskummer?

24.
CARLO und PINK gehen im Wald spazieren. Vielleicht regnet es immer noch. CARLO: Schau mir in die Augen! CARLO hält PINK fest. CARLO:Du weißt, dass ich dich wirklich von ganzem Herzen liebe. PINK: Ist ja gut. Sei nicht so altmodisch! Willst du wissen, wofür ich mich entschieden habe? CARLO: Ja, das wäre schon schön. PINK: Für dich. Ich werde dich heiraten! Ab jetzt liegt alles bei dir. Jetzt musst du mich glücklich machen! Küss mich! CARLO küsst PINK.

25.
In PINKS Arbeitszimmer. Eine große Uhr an der Wand zeigt, dass es fünf Minuten vor dreiundzwanzig Uhr ist (Nah). PINK kommt mit einer Flasche Mineralwasser und einer Flasche Weißwein und setzt sich an ihren weißen Laptop. Sie mischt Wasser und Wein, schaut auf die Uhr, öffnet den Computer und trinkt einen Schluck. Dann beginnt sie zu schreiben: „Die Sonne scheint / Die Rosen blühen / Rot, blau und gelb…“ (Nah) Dann hört sie auf zu tippen und löscht per Doppelklick das Wort „blau“. Sie versinkt in tiefes Nachdenken, nimmt eine Zeitung in die Hand und fängt an zu lesen.

26.
CARLO ist wieder in seiner Wohnung und kommt aus der Dusche. Er nimmt sein Handy von der Ablage vor dem Spiegel, trocknet notdürftig seine Hände und schreibt nackt und tropfend eine SMS: „Ich liebe dich und wenn du aufhörst, mich zu lieben, werde ich sterben. 1000 Küsse Carlito“ (Nah).

27.
In einer festlich geschmückten katholischen Kirche. CARLO und PINK ziehen sich vor dem Priester die Ringe an und küssen sich. PINK trägt ein großartiges weißes Brautkleid.

28.
Ein Restaurant. Die Hochzeitsgesellschaft beim Hochzeitsessen. PINK klopft an ihr Glas, steht auf und sagt: Ja, ich habe geheiratet. Ab jetzt will ich nur noch glücklich sein! GEORG läuft eine Träne übers Gesicht (Nah). BALTHAZAR: Das wünsche ich dir auch. Von ganzem Herzen. BALTHAZAR laufen mehrere Tränen übers Gesicht, aber er lacht dabei.

29.
Vor CARLOS Wohnung. CARLO trägt PINK über die Schwelle zu seiner Wohnung.

30.
PINK und CARLO ziehen sich im Schlafzimmer aus. CARLO: Das Bett kennst du noch nicht. Ich habe das beste Bett der Welt gekauft. Alles aus Holz, keine Schraube, kein Nagel und eine Matratze, auf der du schlafen kannst, als wenn du immer auf mir(!) liegen würdest. Sanft und weich und an den richtigen Stellen hart.

31.
Am Morgen des nächsten Tages. CARLO deckt in seiner hypermodernen Küche ein Frühstück für PINK. Dann schreibt er ihr eine Nachricht auf einen Briefbogen mit seiner privaten Adresse: „Guten Morgen meine wunderbare Frau! Das ist jetzt Dein neues Zuhause. Lass es Dir gut gehen! Carlito.
PS: Ich liebe Dich!!!“ (Nah)

32.
Es ist Winter geworden. Draußen liegt Schnee. PINK streicht ein Zimmer in CARLOS Wohnung in der Farbe Pink. Ihre Haare, ihre Kleidung sind voller Farbe.

33.
Badezimmer. PINK versucht die Farbe von ihren Händen und ihrem Gesicht abzuwaschen. Das Waschbecken ist voller Farbspuren. Es geht nicht so leicht, wie sie sich das vorgestellt hat. Dann nimmt sie den Pinsel und bemalt wütend den Spiegel. „Keine Lust allein zu sein!“

34.
In der Küche bemalt PINK die Fliesen über der Spüle und schreibt auf den Kühlschrank. „Tschau!“

35.
PINK betritt ein kleines Café, wo GEORG auf sie wartet.

36.
Im Café. PINK trinkt einen Schluck aus einem Sektglas. PINK: Am liebsten würde ich ihn erschießen. GEORG: Das wäre absolut unklug, denn dann kommst du ins Gefängnis. Eine Gefängniszelle ist noch unangenehmer als mit Carlo verheiratet zu sein! PINK: Das denkst du! Du hast ja keine Ahnung.

37.
PINK nimmt ihr Gepäck, das ihr ein TAXIFAHRER aus dem Kofferraum seines Taxis holt, und betritt mit einer Reisetasche und zwei großen Koffern ein billiges Hotel.

38.
Am Empfang. PINK: Wir haben vor einer Stunde miteinander telefoniert. HOTELIER: Guten Tag, Frau Pink. Haben Sie sich inzwischen überlegt, wie lange Sie bleiben wollen? PINK: Ich hatte keine Zeit. Ich habe mich von meinem Mann getrennt und weiß nicht, wie es weiter geht. Ich bleibe wahrscheinlich einen Monat. Wenn Sie wollen, bezahle ich im Voraus. HOTELIER: Sie kriegen auch mein schönstes Zimmer.

39.
Im Hotelzimmer. PINK schreibt eine SMS an CARLO. „Ich lasse mich scheiden. Es klappt nicht mit uns beiden. Wage es nicht, mich anzurufen! PINK“.

40.
PINK stapft durch den Schnee. Sie schaut auf das Schild vor der Praxis von Lilli. „Liebeskummer, Burnout-Syndrom, Weltschmerz, Lebensüberdruss - Psychotherapeutische Praxis Lilli Berg, Telefon: 881 70 77“ (Nah).

41.
In der Praxis von LILLI. PINK umarmt LILLI zum Abschied. PINK: Du kannst dir nicht vorstellen, was bei mir im Kopf manchmal so losgeht. LILLI: Ein bisschen schon. Darüber reden wir nächste Woche. PINK: Du bist super! LILLI: Das ist mein Beruf. PINK: Tschau. LILLI: Heute Abend kaufe ich mir deine Gedichtbände.

42.
LILLI liegt im Bett und liest im Schein einer Nachttischlampe in „Kopfsprung ins Leben“. Dann legt sie das schmale Bändchen weg und schaltet das Licht aus.

43.
Eine Woche später. PINK liegt auf einem Sofa in der Praxis von LILLI. Sie weint hemmungslos. LILLI streichelt PINKS Kopf. LILLI: Du hast deinen Bruder und deinen Vater sehr geliebt. PINK: Ja. Beide schweigen lange. LILLI:Ich habe mich nie für Gedichte interessiert. Ich habe noch nie so schöne Gedichte gelesen. PINK wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und küsst LILLI.

44.
PINK, GEORG und LILLI gehen in ein kleines Off-Theater. GEORG: Die Leute hier sind wirklich gut. Seit fünf Jahren gehe ich in jede Premiere.

45.
Ein zur Bühne umgebauter Fabriksaal. Sechs bis acht Schauspieler spielen „Down By The River“. Ein sehr modernes Theaterstück. PINK, GEORG und LILLI schauen zu. PINK sitzt zwischen den beiden.

46.
Nachts in LILLIS Wohnung. PINK und LILLI liegen im Bett. Sie berühren sich sanft und küssen sich.

47.
Nacht. Im Büro von CARLO. CARLO nimmt aus seinem Aktenkoffer einen Nylonstrick, stellt einen Stuhl auf den Schreibtisch, steigt hinauf und befestigt an der Lampenhalterung den Strick. Er macht eine Schlinge, legt sie sich um den Hals, denkt noch mal eine Weile nach, ob es richtig ist, was er tut. Dann zählt er laut: Zehn, neun, acht…drei, zwei, eins. Bei Eins stößt er den Stuhl vom Schreibtisch.

48.
Am nächsten Morgen. PINK und LILLI frühstücken zusammen. PINK: Es ist schön mit dir zu sein. Aber ich glaube, ich liege doch lieber mit einem Mann im Bett. Vielleicht versuche ich es mal mit Georg. Er hatte beim direkten Vergleich meiner drei Freunde die zweitbeste Punktzahl. LILLI: Ich kann ihn dir nur empfehlen. Ich war drei Jahre mit ihm zusammen.

49.
LISA kommt ins Büro. Sie schaut in den Terminkalender, wo wieder Herr Pferdemenger als erster Besucher eingetragen ist (Nah). Dann geht sie in das Zimmer von CARLO und sieht ihn über seinem Schreibtisch an der Decke baumeln. Auf dem Schreibtisch liegt ein Blatt Papier: „Für PINK! Tschau! Ich tue immer, was ich sage!“ (Nah)

50.
Ein verschneiter Friedhof. Es ist bitterkalt. Die Trauergäste tragen dicke Mäntel. Der PFARRER spricht die letzten Worte. Dann wird der Sarg herabgelassen. (aus großer Distanz von oben aufgenommen).

51.
Standesamt. PINK holt die Sterbeurkunde von CARLO ab. PINK: Die sieht ja genau so aus wie eine Geburtsurkunde. STANDESBEAMTER: Richtig. Wir Standesämter sind die wichtigste Behörde in Deutschland. Das Leben jedes Deutschen beginnt bei uns mit der Geburtsurkunde. Bei uns wird geheiratet mit der Heiratsurkunde. Bei uns werden die Kinder geboren mit weiteren Geburtsurkunden. Und am Ende wird bei uns gestorben mit der Sterbeurkunde. Ist das nicht ein wunderbarer Kreislauf? Brauchen Sie noch Kopien? PINK: Wozu? STANDESBEAMTER: Für die Bank, für das Finanzamt, für die Versicherungen und natürlich für das Standesamt - falls Sie wieder heiraten wollen. PINK: Ach so.

52.
PINK sitzt im oberen Stockwerk des doppelstöckigen Regionalexpress. Der Zug fährt durch eine winterliche Landschaft.

53.
Ein kleiner Bahnhof. Auf dem Bahnsteig steht BALTHAZAR mit einem dicken Mantel. Der Zug aus Berlin hält. PINK steigt aus. Sie hat eine Reisetasche in der Hand. BALTHAZAR geht zu ihr und begrüßt sie mit einer Umarmung.

54.
Nacht. In einem Kaminofen brennt Feuer. PINK und BALTHAZAR sitzen vor dem Ofen auf einem dicken Teppich und trinken Wein. PINK: Ich habe lange nachgedacht. Ich will wieder heiraten. (Pause). Ich werde Georg heiraten. Ich bin hierher gekommen, um dir das zu sagen.

55.
Ein neuer Tag. PINK und BALTHAZAR spazieren Hand in Hand durch die winterliche Landschaft. PINK: Es ist so schön bei dir. BALTHAZAR: Du weißt, was auch immer passiert, du bist bei mir jederzeit willkommen.

56.
Eine Woche später. Standesamt. Der STANDESBEAMTE fragt PINK, ob sie GEORG heiraten will. PINK: Ja.

57.
Das gleiche Restaurant wie bei der ersten Hochzeit. Die gleichen Hochzeitsgäste, nur LILLI ist dazugekommen. PINK trägt ein schwarzes Kostüm. PINK: Ihr müsst mir glauben, ich habe dazugelernt. (zu GEORG) Auf uns beide! GEORG steht auf und küsst PINK lange. PINK: Noch was. Schwör mir, dass du dich nicht umbringst, wenn ich dich verlasse. Ich habe keine Lust, später in der Zeitung zu lesen: Leichen pflastern ihren Weg. GEORG: Du wirst mich nicht verlassen, denn ich werde dich auf Händen durchs Leben tragen. PINK: Schwör es trotzdem!

59.
GEORG und PINK vor der Tür von GEORGS Wohnung. GEORG schließt die Tür auf, hebt PINK hoch und trägt sie über seine Schwelle.

60.
GEORG trägt PINK bis in sein Schlafzimmer. Dort setzt er sie sanft auf dem Bett ab, geht zum Fenster und zieht die Vorhänge zu. PINK will ihr schwarzes Kostüm ausziehen. GEORG: Warte, lass mich das machen! Aber erst muss ich noch die Kerzen anzünden. Es ist unsere Hochzeitsnacht! PINK: Oh Gott! Ich habe keine Zahnbürste dabei! Hast du noch eine?

61.
Am nächsten Morgen. GEORG und PINK liegen im Bett. PINK schläft noch. GEORG betrachtet sie glücklich.

62.
Beim Frühstück in der Küche. PINK sitzt nackt an einem runden Tisch und lässt sich von GEORG verwöhnen. GEORG: Wie willst du dein Ei? Hart oder weich? PINK: Weich. Aber genau fünf Minuten. Was machen wir heute? GEORG schenkt PINK Kaffee nach. GEORG: Zuerst holen wir deine Sachen aus dem Hotel, damit du was zum Anziehen hast. Dann fliegen wir weg. PINK: Weißt du schon wohin? GEORG: Nein. Wir nehmen einfach das nächstbeste Flugzeug, das in ein Land fliegt, wo es warm ist. PINK: Wow!

63.
PINK und GEORG fahren in einem offenen Cabrio über eine links und rechts von Palmen gesäumte Straße in Florida. GEORG sitzt am Steuer. Beide tragen große Sonnenbrillen. PINK küsst GEORG: So habe ich mir mein Leben immer vorgestellt, als ich noch klein war!

64.
PINK und GEORG sitzen in einem Restaurant am Wasser und essen Fisch. GEORG: Nachher besuchen wir eine alte Freundin von mir. PINK: Eine Freundin? GEORG: Die hat einen Künstlernamen. Genau wie du. Sie heißt Silver. Sie schreibt Romane. Mein Verlag hat einen gekauft und ins Deutsche übersetzen lassen. Sie hat ein Haus am Meer.

65.
SILVER (33) führt PINK und GEORG durch ihr Haus. Sie zeigt ihnen das Gästezimmer. SILVER: This is my guest room. You can stay here as long as you want.

66.
SILVER zeigt PINK ihr Arbeitszimmer im zweiten Stock des Hauses. Ein großer, fast leerer Raum mit Blick auf den Atlantischen Ozean. Vor den Fenstern nur eine Tischplatte, ein Stuhl und auf dem Tisch ein Laptop. SILVER: This is the place where I write. It‘s kind of a holy place. SILVER lächelt PINK an. PINK: Wow!

67.
Nacht. GEORG sitzt auf der Terrasse und trinkt Wein. SILVER bringt ihm ihren neuesten Roman. Er heißt „In The Middle Of Nowhere“ (Nah). SILVER setzt sich. SILVER: She‘s so beautiful.

68.
PINK sitzt mit ihren Laptop in der Dunkelheit am Strand und schreibt ein Gedicht. Sie schreibt gerade: „ich habe gelacht und geweint / meine Uhr ist ins Meer gefallen…“ (Nah)

69.
Ein neuer Tag. In der Küche. SILVER zeigt GEORG, wo alles ist. SILVER: I‘ll be back at noon. Hopefully, if everything goes well with my tooth. SILVER macht eine Grimasse. GEORG: Good luck!

70.
GEORG deckt den Tisch für das Frühstück auf der Terrasse. PINK kommt im Bikini aus dem Haus. PINK: Zuerst will ich schwimmen. GEORG: Pass auf, dass dich kein Hai frisst!

71.
Strand. PINK geht ins Wasser und schwimmt weit hinaus.

72.
GEORG und PINK fahren mit einem Motorboot auf einem Fluss. Links und rechts am Ufer Dschungel. PINK: Du bist ja ein richtiger Abenteurer! GEORG lacht: Manchmal.

73.
Zwei Wochen später. PINK und SILVER spazieren Hand in Hand am Strand. PINK findet eine große Muschel und hebt sie auf. PINK: This one I take with me. SILVER: Can‘t you stay a little bit longer? You became so familiar to me. PINK: No, I have readings in ten different cities all over Germany. Usually they are all sold out.

74.
PINK sitzt im Zug. Es ist immer noch Winter. Sie schreibt eine SMS an GEORG: „Wo bist du? Was machst du? Ich fühle mich so allein. PINK.“ (Nah)

75.
Im Foyer eines Hotels. PINK macht ein Interview für einen lokalen Fernsehsender. SANDRA, eine noch sehr junge Journalistin hat einen Zettel vor sich und stellt ihr Fragen. SANDRA: Was sind Ihre Lieblingsfarben? PINK: Blöde Frage. Pink! SANDRA: Sie haben vor kurzem zum zweiten Mal geheiratet. PINK: Ich beantworte keine Fragen zu meinem Privatleben. Das ist allgemein bekannt. SANDRA: Tut mir leid, das habe ich nicht gewusst. Also gut, sprechen wir über Ihre Gedichte. Was wollen Sie mit Ihren Gedichten ausdrücken? PINK: Nichts.

76.
Ein Hotelzimmer. GEORG liegt mit zwei PROSTITUIERTEN nackt im Bett. Sein Handy piept. Er nimmt es in die Hand und liest die SMS von Pink. GEORG: Just a minute. GEORG beantwortet die SMS: „Meine liebe Frau. Ich habe hier unheimlich viel zu tun. Muss noch nach Los Angeles fliegen. Komme wahrscheinlich 2 Wochen später. 1000 Küsse. Dein Georg“. (Nah) GEORG wendet sich wieder den PROSTITUIERTEN zu und sagt entschuldigend: My wife.

77.
In der Wohnung von GEORG. PINK hat auf einer fensterlosen Wand einen Strand und das Meer gemalt. Die anderen Wände streicht sie wieder Pink und wieder ist sie voller Farbe.

78.
Es ist Nacht. Die Uhr zeigt 11 Uhr an (Nah). PINK kommt aus dem Badezimmer. Sie ist wieder sauber. Sie setzt sich in dem frisch eingerichteten Zimmer an den Schreibtisch und schaut auf das an die Wand gemalte Meer. Neben ihrem Computer liegt die große Muschel, die sie am Strand von Florida gefunden hat. Sie versucht zu schreiben und tippt ein paar Wörter: „Kopf…leer…Zorn…“

79.
PINK sitzt wieder im Zug. Der Schnee draußen ist geschmolzen. Sie schreibt in ihr Notizheft: „Ein böser Tag, sonnenlos, schlaflos, ich trage noch immer den Zorn von gestern Nacht…“

80.
Ein Saal in einer anderen Stadt. PINK liest aus einem ihrer Gedichtbände. Sie spricht ganz sanft und leise. PINK: „Ich sitze am Meer / versunken in mein altes Leben / ich spüre, dass du mir wehtun möchtest / Aua! / Geh weg! /Lass mich los! / das, was du willst, geht jetzt nicht / verstehst du? / Nein, du verstehst mich nicht / du kannst mich nicht verstehen, weil du woanders bist.“

81.
Wohnzimmer von Georgs Wohnung. Der Tisch ist festlich für zwei Personen gedeckt. Überall brennende Kerzen und Blumen. PINK öffnet eine Flasche Wein und stellt sie auf den Tisch. PINK hört, dass die Wohnungstüre geöffnet wird.

82.
Im Flur. PINK fällt GEORG um den Hals. PINK: Du warst lange weg! Nächstes Mal fliege ich mit.

83.
Zehn Tage später. Das Schild einer Praxis für Haut-und Geschlechtskrankheiten: „Dr. Elisabeth Obermann, Fachärztin für Haut-und Geschlechtskrankheiten, Sprechstunden nur nach telefonischer Vereinbarung: Telefon: 211 78 277“. (Nah) PINK steht mit FRAU Dr. OBERMANN an einem Mikroskop. Dr. OBERMANN: Es ist ganz eindeutig ein Tripper. Schauen Sie selbst! PINK schaut durch das Mikroskop. PINK: Igitt. Diese Tiere sehen ja scheußlich aus. Und die sind jetzt in meiner Vagina? Dr. OBERMANN: Ja. Sie bekommen von mir ein Antibiotikum. Und morgen müssen Sie Ihren Partner herschicken. PINK: Nicht nötig. Ich werde ihn erschießen.

84.
Schlafzimmer von Georgs Wohnung. PINK steht mit gezogener Pistole vor GEORG, der seine Sachen aus dem Kleiderschrank in einen Koffer packt. GEORG: Das war nur ein Ausrutscher. Das kann doch mal passieren. PINK gibt einen Warnschuss ab.

85.
Flur. GEORG steht mit zwei Koffern an der Wohnungstür. PINK hält noch immer ihren Revolver auf ihn gerichtet. PINK: Raus! Ich will dich nie wieder sehen. Die Wohnung gehört jetzt mir.

86.
Ein Gerichtssaal. PINK und GEORG stehen vor dem SCHEIDUNGSRICHTER: Ihre Ehe ist hiermit rechtskräftig geschieden. Die Kosten des Verfahrens werden von beiden Parteien zu gleichen Teilen getragen. PINK: Herr Richter, wie lange muss ich warten, bis ich wieder heiraten kann?

87.
BALTHAZAR steht unter der Dusche und wäscht sich die Haare.

88.
BALTHAZAR steht vor seinem Kleiderschrank und zieht sein schönstes Hemd an.

89.
BALTHAZAR fährt mit seinem Auto über Landstraßen nach Berlin. Es ist Frühling geworden. Er trällert vor sich hin: Heute ist ein Glückstag! Heute ist ein Glückstag! Heute ist ein Glückstag.

90.
BALTHAZAR sitzt in einem Café. PINK kommt herein und begrüßt ihn mit einem Kuss.

91.
Ein Restaurant. BALTHAZAR und PINK essen.

92.
Eine Disco. BALTHAZAR und PINK tanzen.

93.
Schlafzimmer in Georgs früherer Wohnung. BALTHAZAR und PINK liegen im Bett und küssen sich zärtlich.

94.
Standesamt. PINK trägt wieder ein weißes Hochzeitskleid. Der STANDESBEAMTE fragt PINK: Frau Susi Bauer, wollen Sie Balthazar Beck heiraten? PINK: Ja, das will ich.

95.
In BALTHAZARS Garten. PINK und BALTHAZAR jäten in einem Beet das Unkraut. PINK: Mir tut der Rücken weh! BALTHAZAR: Hättet ihr Frauen damals im Paradies nicht diesen Apfel gegessen, würde hier kein Unkraut wachsen. Es ist die Strafe Gottes für eure Neugier. PINK: Ich bin überhaupt nicht neugierig.

96.
PINK und BALTHAZAR schaukeln in einer zwischen zwei Bäumen aufgespannten Hängematte. BALTHAZAR: Wenn die Rosen anfangen zu blühen, wirst du glücklich sein. (Pause) Glaubst du an Gott? PINK: Manchmal ja. Manchmal nein. Warum fragst du?

98.
Zwei Wochen später. PINK sitzt im doppelstöckigen Zug. Sie schreibt eine SMS: „Mein Mann, in einer Stunde bin ich bei dir. Ich halte es in der Stadt nicht mehr aus. PINK“ (Nah).

99.
PINK und BALTHAZAR gehen Hand in Hand durch den Garten. Überall blühen jetzt Tulpen (Nah). BALTHAZAR: Habe ich dir zu viel versprochen? PINK: Es ist wie ein Märchen. BALTHAZAR: Morgen musst du Ostereier suchen.

100.
Nacht. Wieder sitzen PINK und BALTHAZAR auf dem dicken Teppich vor dem Kaminofen. Im Ofen brennt ein starkes Feuer (Nah). PINK: Ich bin nicht nur da, weil ich es in der Stadt nicht ausgehalten habe. Ich muss dir was sagen. BALTHAZAR: Was? PINK: Vielleicht bist du schockiert.

101.
BALTHAZAR hat einen Korb mit bunten Ostereiern in der Hand und versteckt sie. Dabei singt er wieder vor sich hin. BALTHAZAR: Lieber Gott, ich danke dir! Du hast mich zum glücklichsten Mann auf der ganzen Welt gemacht. Du hast mich vor drei Jahren durch ein Wunder reich gemacht und jetzt darf ich auch noch Vater werden. Jetzt kommt hier endlich richtiges Leben in die Bude. Vor einem großen Buchsbaum kniet BALTHAZAR nieder und bekreuzigt sich.

102.
PINK und BALTHAZAR gehen durch den Garten. BALTHAZAR: Da ist es eiskalt. PINK: wechselt die Richtung. BALTHAZAR: Wärmer. PINK geht auf einen riesigen alten Walnussbaum zu. BALTHAZAR: Noch wärmer. PINK schaut sich den Baumstamm genau an. (Nah) BALTHAZAR: Heiß. Endlich entdeckt PINK ein durch ein Stück Rinde verdecktes Loch im Baumstamm. Sie nimmt es weg und holt das Osterei aus der Vertiefung.

103.
PINK und BALTHAZAR spazieren über eine Wiese am Waldrand. BALTHAZAR: Wenn es ein Junge wird, nennen wir es Thomas. Wenn es ein Mädchen wird, Sonja.

104.
Nacht. PINK sitzt an ihrem Laptop draußen im Innenhof und schreibt ein Gedicht: „Heute ist Vollmond / heute bin ich eine Wölfin / und heule den Mond an. / Ich hätte nie gedacht, / dass das Leben und alles, / was einfach so da ist, / die Wolken im Himmel und darunter die Erde, /so schön sein kann. / Ich hätte nie gedacht, dass ich wirklich lieben kann. / Oder ist es nur etwas wie eine Fata Morgana? / Ich hätte nie gedacht, dass ich ein Kind auf die Welt bringen kann…“ (Nah)

105.
PINK und BALTHAZAR stehen beide mit Gummistiefeln an der tiefsten Stelle im fast leergepumpten Teich. Das Wasser ist jetzt eine dicke, braungrüne Brühe. Mit einem kleinen Plastikgefäß schaufeln sie die letzten Wasserreste in vier bereitgestellte Eimer (Totale von oben).

106.
In der Küche. BALTHAZAR kocht.

107.
PINK steht unter der Dusche und singt das Gedicht, das sie gestern Nacht geschrieben hat. PINK: Heute ist Vollmond / heute bin ich eine Wölfin und heule den Mond an…

108.
Am nächsten Morgen. PINK schrubbt die schwarze Teichfolie mit einem Besen. BALTHAZAR spült mit einem Schlauch nach. BALTHAZAR: Das reicht! PINK: Wenn ich etwas mache, mache ich es gründlich!

109.
Nacht. Der Teich ist wieder voll Wasser gelaufen. BALTHAZAR hat eine Taschenlampe und leuchtet in das Wasser. Das Wasser ist ganz klar. PINK und BALTHAZAR stehen am Rand. PINK: Ich will sofort darin schwimmen. BALTHAZAR: Du bist verrückt. Das Wasser ist verdammt kalt. PINK zieht sich nackt aus und springt ins Wasser.

110.
Eine große Baumschule. PINK und BALTHAZAR spazieren durch das Gelände. Überall blühen Büsche und Bäume. PINK: Wenn unser Kind auf die Welt kommt, will ich einen Baum pflanzen, einen Baum der kurz danach blüht. Vielleicht eine große Magnolie?

111.
In Balthazars Garten. PINK steht auf einer Leiter und schneidet mit einer Gartenschere kleine Äste ab. BALTHAZAR hält die Leiter. PINK: Ich brauche eine Baumschere. Wieso hast du keine? BALTHAZAR: Doch ich habe eine. PINK: Hol sie bitte. BALTHAZAR: Dann musst du aber runter von der Leiter. Ich will nicht, dass dir was passiert. PINK: Ich schwöre, dass ich mich nicht von der Stelle bewege.

112.
In der Scheune holt BALTHAZAR eine an einem Nagel aufgehängte Baumschere (Nah). Dann hört er einen Schrei.

113.
Die Leiter ist umgekippt. PINK liegt im Gras und steht wieder auf. BALTHAZAR: Was ist passiert? PINK: Nichts. Ich bin OK.

114.
BALTHAZAR fährt mit PINK über eine Landstraße. PINK fasst sich mit der linken Hand an den rechten Arm. PINK: Jetzt tut es sehr weh.

115.
Krankenhaus. PINKS rechter Arm wird in Gips gelegt. BALTHAZAR fragt den ARZT besorgt: Wie lange wird das dauern? ARZT: Sechs Wochen. BALTHAZAR: Hauptsache, dass unserem Kind nichts passiert ist.

116.
Am nächsten Morgen. Badezimmer. BALTHAZAR putzt PINKS Zähne.

117.
Schlafzimmer. BALTHAZAR zieht PINK ein Kleid an.

118.
Nacht. PINK sitzt an ihrem Computer und tippt mit der linken Hand einzelne Buchstaben: I…c…h b…i…n k…r…a… (Nah)

119.
Esszimmer. PINK und BALTHAZAR frühstücken. BALTHAZAR füttert PINK. PINK: Das ist ein gutes Training für unser Baby.

120.
Badezimmer. PINK liegt in der Badewanne. Die eingegipste rechte Hand ragt heraus. BALTHAZAR seift sie ein und wäscht sie mit einem Waschlappen gründlich ab. Beide lachen dabei, denn es ist auch sehr erotisch. BALTHAZAR: Von mir aus könnte deine rechte Hand immer eingegipst sein.

121.
Wieder ein vollbesetzter Kinosaal. PINK steht auf der Bühne, noch immer im Gips, und singt zum ersten Mal zu einem Gedicht. BALTHAZAR sitzt neben ihr und spielt dazu Gitarre (vielleicht spielt er auch Klavier). PINK: Heute ist Vollmond / heute bin ich eine Wölfin / und heule den Mond an. / Ich hätte nie gedacht, / dass das Leben und alles, / was jeden Tag einfach so da ist, / die Wolken im Himmel, die Erde und auch die Tagesschau / am Abend, vor dem Einschlafen /so schön sein kann. / Ich hätte nie gedacht, dass ich lieben kann / oder ist es nur eine Fata Morgana? / die wieder verschwindet.
Als PINK fertig ist, tobt das Publikum vor Begeisterung.

122.
Zwölf Monate später. Es ist wieder Frühling. PINK sitzt auf einer roten Decke unter einem großen blühenden Magnolienbaum und schaukelt ihr Baby (nah) in den Schlaf. BALTHAZAR kommt, küsst PINK und setzt sich neben sie. BALTHAZAR: In einer halben Stunde ist das Essen fertig.

THE END

 

 

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