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15 April

01.4.15  

Ich bin heute mit meiner ägyptischen Freundin ca. 50 Kilometer durch die Stadt gefahren. Überall Baustellen. Überall Stau.

Überall Bären…

…für Touristen.

Die Rechnung für unser Essen ist nass geworden.

Am Ende dieses Tages bin ich müde.

02.4.15  
Wir fahren raus aus Berlin. Auch die Karl-Max-Straße ist wegen Bauarbeiten gesperrt.



Der Frühlingsfortschritt im Garten. Trotz Sturm.
Gerade lese ich auf Twitter: Manoel de Oliveira ist gestorben. Er wurde 106 Jahre alt.

Sonne und…

…Mond. Heute Abend.
03.4.15  

Die erste Radfahrt mit meiner ägyptischen Freundin.



Meine ägyptische Freundin und ich wünschen uns Sonne und Windstille. Auf wetter.com allerdings heißt die Vorhersageschlagzeile "eisiger Osterwind". Ich sammle im Garten die heruntergefallenen Äste ein. Kaum bin ich damit fertig, fängt es wieder an zu regnen. Ein Foto meiner Kletterhortensie konnte ich vorher gerade noch machen.

04.4.15  
Mit diesem Zug kommt meine Tochter Joya und ihr Freund Philipp, um bei mir Ostern zu verbringen. Morgen werden wir Ostereier suchen. Wir haben noch nicht ausgemacht, wer versteckt und wer sucht.

Joya färbt mit großer Hingabe die Ostereier.


05.4.15  

Niendorf hat gestern Abend ein Osterfeuer gemacht. Ein großes und ein kleines für die Kinder.





Meine Tochter Joya.

Hier gibt es Bratwurst und Bier.

Die roten Lichter im Hintergrund sind Windräder.

Philipp, Joya und ich.



Über dem Zelt geht der Vollmond auf. Wir sind alle beeindruckt von diesem Naturschauspiel.
Ich wünsche allen Moana-Bloglesern FROHE OSTERN.

Der Rest des Osterfeuers von gestern heute Morgen.

Ich schätze circa 40 Buxsträucher haben Philipp, Joya und ich ausgegraben und hier für einen Zwischenaufenthalt in die Erde gesetzt.

Vorher standen sie in dieser Ligusterhecke, die morgen mit Hilfe eines Baggers komplett entfernt werden soll.
Ich bringe Joya und Philipp zum Zug nach Berlin. Danach wandere ich durch den Garten und versuche das lezte Osterei, das ich irgendwo versteckt habe, zu finden. Ich finde es nicht.
Meine Tochter Joya ist wieder in Berlin und schickt mir dieses Foto vom Osterfeuer, das sie mit ihrem iPhone gemacht hat.

06.4.15  

Eigentlich hatte ich gestern Abend keine Lust mehr, zum Sonnenuntergang in den Garten zu laufen. Er sieht doch sowieso jeden Abend gleich aus. Aber dann hat mich der durch das Scheunentor fallende rote Schein doch wieder gepackt. Bitte schön:



Und eine halbe Stunde später dann über dem Dorfteich der fast noch volle Mond.

Gegen so ein Naturspektakel hat ein "Tatort" keine Chance. Ich bin gleich nach den ersten Bildern eingeschlafen.

Mein Nachbar Thomas befreit mich endlich mit einem Bagger von meiner ungeliebten Ligusterhecke mit ihren langen Wurzeln, die das jährliche Umgraben des Bodens sehr beschwerlich gemacht haben. Jetzt habe ich 100 Quadratmeter jungfräuliches Gartenland, wo neue Dinge wachsen können. Und vor allem, ich muss die Hecke nicht mehr schneiden.


Das befreite Stück Land.

Etwa hundert Ligusterbüsche habe ich herausgeschleppt. Sie können jetzt in der Frühlingssonne trocknen, und ich kann sie verbrennen.

Und spät am Abend fahre ich meine gewohnte Fahrradstrecke. Es weht ein eiskalter Nordwind.

07.4.15   Meine ägyptische Freundin und ich fahren heute zum Körbaer See. Wir freuen uns, dass der Wasserspiegel wieder steigt.



Statt Kaffee und Keks gibt es heute nur Schokoladenostereier.

Am gegenüberliegenden Ufer wurde ein Sandstrand aufgeschüttet und…

…eine neue Schleuse gebaut, die für frisches Wasser sorgt.
08.4.15   Gestern Nachmittag, drei Stunden lang, verbrenne ich nach und nach alle Ligusterbüsche. Das Verbrennen geht schnell, wenn das Feuer erstmal die richtige "Betriebstemperatur" erreicht hat, aber das Heranholen der Büsche aus dem Garten ist mühsam, denn die Büsche haben dicke Wurzeln, an denen zum Teil noch Erde hängt. Ich bin am Ende über mich selbst erstaunt, dass ich das geschafft habe.





Meine ägyptische Freundin hat mir die Haare geschnitten. Sie sagt mir erbarmungslos, es werden immer weniger.

Der Himmel ist heute eisgrau. Wie meine übriggebliebenen Haare. Ich fahre trotzdem meine gewohnte Radstrecke. Allerdings allein, denn der Frühling in Deutschland scheint sich in ihren Augen versteckt zu haben. Ich denke kurz an meine Autobiographie-Notizen.





Jetzt werden inzwischen Kartoffeln in die Erde gebracht. Ein High-Tech-Traktor zieht die Furchen und setzt die Kartoffeln.
09.4.15  
Während der Fahrt zum Körbaer See wird der Himmel immer blauer.

Auch die Schwäne sind wieder da. Das Leben ist schön, sagt meine ägyptische Freundin.

Ich transportiere mindestens 7 Schubkarren voll Wurzeln und übriggebliebene Ligusterzweige mit Hilfe meiner ägyptischen Freundin aus dem neuen Beet. Danach schaue ich bei einem Glas Wein auf meinen Gartenteich, um den herum jetzt alle Osterglocken aufgeblüht sind.
10.4.15   Weil ich auf eine Mail von FedEx geklickt habe und ein Paket erwarte, ist mein gesamter Computer teilweise nicht mehr funktionsfähig. Ich schwöre, ich klicke nie wieder auf Links in Emails. Bei der Gelegenheit verabschiede ich mich auch von Yosemite (10.10) und kehre zurück zu Mavericks (10.9) Für die ganze Operation brauche ich circa 5 Stunden. Aber jetzt ist mein Mac wieder hundert Prozent sicher.

Heute im Wald bei Gegenlicht und…

…bei Auflicht.

Die Sternmagnolie im Garten fängt an, ihre Blütenknospen zu öffnen.
Es hat nochmal eine Stunde gedauert, bis ich mein Blog von heute uploaden konnte. Heute um 18 Uhr funktioniert es wieder (LINK).
11.4.15  


Der Tag beginnt mit Wäschewaschen, Wäsche aufhängen. Dann zum See fahren. Danach ein Frühschoppen in der "Fläminghexe".

Es ist total windig, aber gefühlt brühwarm.

21 Grad. Die bisher höchste Temperatur in diesem Jahr.

12.4.15  
Nach zehn kaffeelosen Tagen freut sich meine ägyptische Freundin über ihren ersten Cappucino auf der Fahrt nach Berlin.
Keine unangenehmen und auch keine angenehmen Überraschungen in der Fidicinstraße. Die neue Heizungssteurung allerdings funktioniert hervorragend. Ich muss nur auf eine Taste drücken, um den Energiesparmodus zu beenden. Meine Gasrechnung wird mich in Zukunft glücklich machen.
Danach, weil ich schon mal dabei bin, meinen Laptop mit einer 250 GB-Festplatte neu zu organisieren, mache ich auch die Tagebuchseiten bis zu meinem 76. Geburtstag und entdecke dabei zeitsparende Möglichkeiten, die ich bisher noch nicht benutzt habe.
Morgen kauft meine ägytische Freundin einen neuen Laptop mit 500 GB-Festplatte. Davon träume ich, kann mir das aber nicht leisten. Ich tröste mich damit, dass sich "erst in der Beschränkung der Meister" (Goethe) zeigt.
13.4.15  

Der "Franken-Tatort" gestern Abend hat mir überhaupt nicht gefallen. Das ständige Gezoome ohne Sinn und Verstand ging mir auf die Nerven. Meine ägyptische Freundin sagt, immerhin war er besser als die letzten 5 deutschen Filme, die wir in den letzten Tagen auf DVD gesehen haben. Mein Gefühl: ich passe nicht mehr in die gegenwärtige deutsche Filmwelt.

Meine ägyptische Freundin öffnet die Verpackung ihres neuen Computers. Der Transfer ihrer Daten mit dem Migrationassistent funktioniert nicht. Ich telefoniere mit dem Apple-Support und entdecke, dass da niemand weiß, wo der Fehler liegen könnte. Mit dem FireWire auf Thunderbolt-Adapter geht es einfach nicht. Die sagen mir, dass es am uralten System des alten Computers liegt. Aber das kann nicht sein, denn im Targetmodus ist der alte Computer nur eine externe Festplatte.
Nach mehreren emails und Telefonaten mit Apple wird nichts klarer. Wenn ich nicht so ein hardcore Apple-Benutzer seit 1985 wäre, würde ich jetzt auf Windows umschalten. Aber ich denke, da ist es auch nicht besser.
Vielleicht war heute doch ein "Freitag, der 13", obwohl es Montag ist.

14.4.15  
Beim Brötchenholen heute Morgen bewundere ich die liebevolle Pflastergestaltung des Fidicinstraßen-Innenhofs.

Meine ägyptische Freundin sitzt jetzt im Flieger nach Kairo, und ich bin wieder auf dem Bauernhof. Eine kaum spürbare Veränderung hat es im Garten gegeben. Auch die weißen Osterglocken am Teich sind in den letzten zwei Tagen aufgeblüht.
15.4.15  
Der Duft der blühenden Zwetschgen- und Reneklodenbäume ist beim Vorbeifahren mit den Fahrrad wunderbar.

Die Sternmagnolie bei mir im Garten ist jetzt voll erblüht…

…und auch mein Pfirsichbaum.

Der japanische Knöterich, den ich im letzten Jahr mit dem Flammenwerfer behandelt habe, kommt schon wieder mit aller Kraft.

Nach dem Kochen und Mittagessen, Bratkartoffeln mit Salat, habe ich mich hier zum ersten Mal in diesem Jahr in die Sonne gelegt. Selbstverständlich nackt, damit ich überall braun werde. Eine halbe Stunde auf der Vorderseite, eine halbe Stunde auf der Rückseite. Mit dem starken Wind fühlte sich das an wie am Meer. Ich brauche definitiv kein Meer um glücklich zu sein.

Weil ich zur Sonnenbrandvermeidung mich nicht länger der Sonne aussetzen wollte, habe ich ein Feuer gemacht und die letzten Reste der Ligusterhecke, meistens Wurzeln, verbrannt.
Im übrigen bin ich noch immer damit beschäftigt, wie der neue Computer meiner ägyptischen Freundin wieder so funktioniert wie der alte vorher - obwohl sie jetzt mit ihrem neuen Computer in Kairo ist.

Der japanische Knöterich. Nach Flammenwerferinsatz.
16.4.15  

Gestern Sonne, heute Regen. Aber über dem Dorfteich fliegen die ersten Schwalben.
Nach dem Einkaufen entdecke ich, dass bei mir im Haus nichts mehr funktioniert. Der Strom war weg. Kein Internet, kein Telefon, kein Herd zum Kochen. Und das für circa fünf Stunden. Meine Nachbarin sagte mir, dass eine Stromleitung gerissen sei.
Ich bin Fahrrad gefahren, habe ein Buch gelesen, bin kurz eingeschlafen, aber der Strom kam nicht. Dann habe ich angefangen, im Garten zu arbeiten und ein paar Fotos gemacht.

Diese Pflanze hat gestern noch nicht geblüht.

Die Blüte des Kirschlorbeer. Es kommt mir vor, als hätte ich sie noch nie gesehen.

In den nächsten Tagen werden auch meine Tulpen blühen. Und vielleicht sogar die Kirschen.

Beim Blick durch die nichtgeputzten Fenster sieht die Magnolie schöner aus als wenn ich direkt vor ihr stehe.
Es ist so schön, wieder im Internet zu sein.
Ich bin ein Internet-Junkie.

17.4.15  


In Ihlow dürfen heute sämtliche jungen Lämmer draußen sein. Darunter sogar ein "schwarzes Schaf".

Einzelne Blütenblätter der Sternmagnolie fallen schon wieder ab. Dafür kommen bald die Kirschblüten.
Eine Besprechung in Film Comment über die Vorführung von "BESCHREIBUNG EINER INSEL"in Pamplona hilft mir, zurück zu den Autobiographie-Notizen zu finden:
"This conceptual gambit took on a playful feel in the hands of new artistic director Oskar Alegria. Island fever was never more palpable than in the festival’s choice opener, the admirable 1979 ethnographic feature documentary Study of an Island. Rudolf Thome and Cynthia Beatt’s film chronicles the plight of a group of Germans who arrive on the South Pacific island Ureparapara in the New Hebrides (now Vanuatu) with the intent of researching the local customs, language, and geography. From the opening shot on the arriving boat—passengers slouching on deck in the foreground, land looming on the horizon, a locally sourced pop song imposed on the soundtrack—the film looks bathed in the leftover light from René Clément’s Purple Noon, the textures suggesting naturalistic fiction. The sensation hangs on the film like humidity on a tourist, forging an uncanny relation between the feral nature depicted and clinical culture of the Western visitors, between intuition and science, the plucked spine of a young palm frond and a makeshift radio’s buzzing antenna. Unfolding like an anthropological performance in which the Germans become unwitting specimens, Study of an Island risks self-parody but sustains a sincere tone. As its European subjects descend into boredom, sickness, and incomprehension, the film comes to function as a postcolonial auto-critique, indebted to Jean Rouch’s ethno-fictions and pointing the way toward Miguel Gomes’s genre reconstructions."
Ich mache also da weiter, wo ich vor 14 Tagen aufgehört habe.

Nicholson - heute Chef der Insel und Besitzer eines Gästehauses - interessiert sich für das Radio von Otto Kayser.

Jonathan, der Custom Chief, kommt mit einem Baumstamm, um daraus eine Trommel zu machen. Im Film kann man sehen, wie er sie aushöhlt.



Der älteste Mann des Dorfes (dessen Namen ich leider vergessen habe) singt ein Lied, während drei andere auf der neuen Trommel trommeln.

Die Männer des Dorfes tanzen für uns im Rhythmus der Trommel.

Cynthia Beatts Bruder Brian ist angekommen…

…und begrüßt die beiden noch übriggebliebenen Frauen. Die sind krank und im Krankenhaus in Port Vila. Cynthia hat einen Fungus am Fuß und Gabrielle ein Loch im Trommelfell. Das ist wieder gefilmte Realität.

Der Dorf-Shop macht nur abends auf. Da kann man Zucker, Reis, Streichhölzer und Batterien kaufen.

Otto Kayser ist im Leben Architekt aber noch lieber macht er Horoskope. Am 5. Juli 1978 ist die Tochter von Mister Selwyn, der weil er Lehrer ist am besten Englisch spricht, geboren. Er macht für das Baby ein Horoskop und sagt Mr. Selwyn, dass es eine ganz wunderbare Zukunft hat. Sieben Tage später stirbt das Baby.

Mein Terminkalender.
Am 16. Juli hat jemand in meinen Terminkalender, vielleicht Sebastian Schröder, geschrieben: "Gabrielle, Cynthia und Max sind in Ureparapara angekommen. Sie bleiben alle! Auch Gabrielle! Keine Party!"
Am 23. und 24. Juli spreche ich lange mit Sebastian Schröder und entscheide mich, ihn zurückzuschicken. Am 24. Juli macht das Dorf einen Gottesdienst für ihn, denn sie haben ihn alle geliebt. Am nächsten Tag fahre ich mit Sebastian mit unserem Boot zur Nachbarinsel und wir fliegen beide von da aus weiter. Ich brauche einen neuen Kameramann aus Australien.
18.4.15   Der letzte Kurzfilm meiner Tochter Joya "Love, Yesterday" läuft heute Abend auf dem Filmfestival (LINK) "Achtung Berlin".
Ich mache jetzt weiter mit Screenshots aus "BESCHREIBUNG EINER INSEL".

Vor der Abreise von Sebastian Schröder, hat er noch ein kaputtes Funkgerät von der Nachbarinsel repariert. Wir kamen damit ins Telefonnetz in Port Vila und konnten mit Cynthia telefonieren. Die Filmszene ist nachgestellt.

Cynthia und Gabrielle kommen zurüch nach Ureparapara. Live.

Edda versucht mit einem Buschmesser eine Brotfrucht abzuschlagen. Sie schlägt dreimal zu und ruft dann Nicholson, der die Szene beobachte hat, zu Hilfe. Der schlägt nur einmal leicht zu und gibt die Brotfrucht Edda. Bei jeder Vorführung des Films ein Lacher.

Gabrielle und Otto diskutieren beim Wäschewaschen über die Probleme, die sie miteinander haben. Ich habe mich da reden Morgen rasiert und wurde dabei immer wieder von besonders intelligenten Tagesmoskitos gestochen.

Cynrhia spielt mit ihrem Bruder Brian Backgammon. Beide schimpfen über die anderen "Schauspieler" im Film.

Eine Hochzeit, die damals in Wirklichkeit stattgefunden hat. Zuerst das Ritual nach altem Brauch, wo der eine Brautvater dem anderen Brautvater Geschenke machen muss. Früher funktionierte das mit Schweinezähnen. Heute mit Früchten und mit Geld.

Das gesamte Dorf hat sich zur Hochzeit vor der Kirche versammet.

Der Pfarrer, der vom Dorf auf der Außenseite von Ureparapara zur Hochzeit gekommen ist, vollzieht die kirchliche Hochzeit und ermahnt die anderen Dorfbewohner zum Heiraten und Kinderkriegen.

Das Brautpaar.

Das Hochzeitsfest.

An einem Morgen war das gesamte Dorf in Unruhe, denn einer großer Fischschwarm ist in der Bucht aufgetaucht. Zum richtigen Zeitpunkt zündet der Custom Chief an einer Zigarette eine Dynamitladung an und wirft sie ins Meer. Dynamitfischen ist selbstverständlich verboten.

In dieser Szene schimpfen die vier deutschen Schauspieler über Cynthia. Ich habe sie gleichzeitig mit 3 Kameras aufgenommen. Auf dem Dokuntarfilmfestival in Lussac 1993 hat man mir übel genommen, dass ich das nicht öfter gemacht habe. Meine Antwort: ich hatte 2 deutsche Kameras mit Focusproblemen (für Fachleute das Auflagemaß hatte sich um 0,5 hunderstel Millimeter verändert) und jetzt mit einem neuen Kameramann eine dritte ohne Focusprobleme. Die leichte Unschärfe der beiden deutschen Kamras schien für mich vernachlässigbar. Bei einer Kamera musste ich Kameramann spielen.

Edda sagt versöhnliche Sachen bei diesem Gespräch.

Cynthia und Nancy waschen sich die Haare. Nancy war ihre beste Freundin. Sie hat mit Matthew Flanagan geschhlafen und sich später umgebracht. Das hat mir Cynthia erzählt. Ob sie schwanger war, weiß ich nicht.

Edda zeigt Brian die Brotfrucht, die sie inzwischen gezeichnet hat.
19.4.15   Blauer Himmel. Kein Wind. Ich entschließe mich heute mit dem Fahrrad zu einem Drehort von "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" zu fahren. Hin und zurück 25 Kilometer.



Schloß Wiepersdorf war im Film eine Nervenheilanstalt. Dort hat Karl Kranzkowski, ihr Ehemann, Hannelore Elsner nach dem Tod ihres Sohnes einliefern lassen.

Karl Kranzkowski im Film. Damals hat es immer wieder mal geregnet.

An dieser Stelle führen die beiden ein für ihre Zukunft wichtiges Gespräch. Eine meiner Lieblingsszenen.

Gedreht haben wir diese Szenen am 30. April 2003.
Nach dem Mittagessen lege ich mich in die Sonne. Kaum liege ich, tauchen Wolken auf. Das macht gar keinen Spaß. Aus lauter Verzweiflung mache ich ein kleines Feuer und topfe eine Pflanze, die schon seit Monaten darauf wartet, ein. Die Schwalben vom letzten Jahr sind wieder in ihr Nest zurückgekehrt. Sind es die Babies (LINK), die wieder an den Ort ihrer Geburt zurückkehren oder die Eltern?

Die ersten beiden Tulpen blühen. Die tränenden Herzen kommen auch bald.

Traubenhyazinthen. Die Tulpen und die Traubenhyazinthen ergeben wieder Rot und Blau. Im Garten meiner Mutter waren das meine Lieblingsblumen. Beim Autobiographie-Notizen schreiben ist mir aufgefallen, dass ich hier auf dem Bauernhof den Garten meiner Kindheit wiederherzustellen versuche.
20.4.15  
Die Schwalbe vor dem Schwalbennest. Leider durch eine seit Jahren nicht geputzte Scheibe fotografiert. Wenn ich die Türe aufgemacht hätte, wäre sie weggeflogen.

Nach dem Radfahren heute ein Foto von der Kirchturmspitze. Da kann ich sehen, aus welcher Richtung heute der Wind weht. Jetzt habe ich zum ersten Mal verstanden, wie das funktioniert. Der Zeiger zeigt in die Richtung, aus der der Wind kommt. In diesem Fall aus Nordost. Auch die Jahreszahl im Zeiger, 1908, habe ich noch nie gesehen.

Gartenarbeit. Heute und in den nächsten Wochen - ohne Hilfe vielleicht bis zum Ende des Jahres - meine Hauptbeschäftigung. Dieses vorher von einer Ligusterhecke umgebene Stück Gartenland neu herzurichten. Statt Liguster jetzt Bux.
Erstens ist der gesamte Boden voller Ziegelsteine. Heute habe ich 5 Schubkarren voll eingesammelt und an dieser Wand aufgestapelt. Mehr schaffe ich nicht pro Tag. Aber noch schlimmer als die Ziegelsteine sind die Wurzeln, die überall noch in der Erde sind.

Das sind die Wurzeln auf ca. 1qm Fläche. Insgesamt sind es 100 qm.

Ich teste mal, wie der Endzustand aussehen würde und setze einen Buxstrauch an das äußere Ende. Warum um alles in der Welt haben meine frühere Frau und ihre Freundin, die mit ihr die Gartenplanung gemacht hat, Liguster gepflanzt. Klar, Liguster ist billig, Bux ist teuer. An die Zukunft und an das Wurzelwachstum von Liguster haben beide nicht gedacht. Allein dieser eine Ligusterstrauch würde im Gartencenter um die 20 Euro kosten.
Zurück zu "BESCHREIBUNG EINER INSEL":

Wir besteigen den 750 Meter hohen Kraterrand der Insel und schreien runter ins Dorf. Jemand antwortet mit einem Spiegel. Der Weg dahin ist kein Weg, sondern muss erst mit dem Buschmesser freigemacht werden. Wir haben den Weg vorher getestet, und dabei fand ich eine gut zwei Meter große Schlange. Aus den Büchern, die ich alle gelesen hatte, wusste ich, dass es dort keine Giftschlangen gibt, also habe ich sie gefangen und auf dem Rückweg mit runtergebracht. Weil alle Angst hatten, habe ich sie später freigelassen.

Alfred bläst oben auf dem Kraterrand in eine Muschel, um die Spiegel-Nachricht unten im Dorf zu beantworten.

Ein Blick auf die Kraterbucht.

In den letzten Tagen auf der Insel wollten die Dorfbewohner uns zeigen, wie ihre altherbrachte Kultur funktioniert. Hier, weit weg vom Dorfplatz, wird eine Maske gemacht.

Die chemischen Weisheiten ihrer Kultur. Der ausgedrückte Saft von gelben Wurzeln verfärbt sich mit Muschelkalk rot.

Normalerweise gibt es den Tamatauftritt nur einmal im Jahr. Wenn bestimmte Fischschwärme im Meer auftauchen. Hier haben sie es für den Film gemacht, weil sie wussten, dass wir bald abreisen werden.



Alle Frauen werden von den Tamat-Männern gejagt. Film und Realität vemischen sich dabei.

Das im Vertrag festgelegte Boot "Dives Bay" kommt an. Für den Film.

Alle erwarten das Boot am Strand- für den Film.

Brian Beatt und Alfred.
Ich höre jetzt auf mit Screenshots von "BESCHREIBUNG EINER INSEL". Ich will endlich im Blog weiterkommen ins Jahr 1979. Außerdem eröffnen sich in der nächsten Woche neue Perspektiven, denn da soll ich in einem Kurzfilm eine größere Rolle spielen. Am nächsten Sonntag ist für mich Kostümprobe.
21.4.15  


Die ersten Rapspflanzen haben angefangen zu blühen. Wenn ich nächste Woche von den Dreharbeiten zurückkomme, ist bestimmt alles gelb.

Pfirsichblüten. Rot und Blau.
Draußen weht ein wahnsinniger Wind. Ich beschäftige mich jetzt mit dem Jahr 1979 und verschaffe mir mit diesem merkwürdigen Terminkalender einen Überblick.

Es war insgesamt gesehen ein sehr unruhiges, aber extrem produktives Jahr. "BESCHREIBUNG EINER INSEL" lief im Februar im Berlinale-Forum und im Oktober im Kino. Zwischendrin habe ich mit Jochen Brunow das Drehbuch zu "BERLIN CHAMISSOPLATZ" geschrieben und alleine das Drehbuch für den Kurzfilm "HAST DU LUST, MIT MIR EINEN KAFFEE ZU TRINKEN". Und für beide Filme Geld bekommen. Ich bin dreimal umgezogen, war zweimal in Italien. Einmal wie immer in Kalabrien und dann nochmal, mit einer neuen Freundin, in Ischia. Überhaupt Frauen. Ich habe das Gefühl, ich habe damals mit jeder Frau geschlafen, die mir über den Weg gelaufen ist. Es ist schon merkwürdig, dass ich genauere Erinnerungen an Sex so gut wie nie mehr habe. Nur in diesem Jahr erinnere ich mich an den Sex bei zwei Frauen ganz genau. Außerdem hatte ich in diesem Jahr trotz Fansidar (meiner Prophylaxe) Malaria.

22.4.15  
Nach dem Radfahren Bastelarbeiten. Früher habe ich sowas gerne gemacht. Heute überlasse ich das lieber meinem Sohn Nicolai. Aber der ist nicht da.

Die Spuren die der Bagger in der Wiese hinterlassen hat, müssen geglättet werden. Das funktioniert sehr gut, aber der Baumstamm wiegt bestimmt 30 Kilo.

Eigentlich war von mir auch ein Ton geplant, aber das externe Mikro meiner ägyptischen Freundin funktionierte nicht mehr. Als Stummfilm zeigt es vielleicht noch mehr meine Einsamkeit und Verzweiflung. Mit Vogelgezwitscher wäre es zu idylisch geworden.
23.4.15  
Sichtbarer technischer Fortschritt neben dem Radweg hinter Ihlow. Die Telekom legt eine Glasfaserleitung. Das Leerrohr dafür wurde schon 1995 in die Erde gebracht.

Diese Zwiebelpflanze im Tulpenbeet begeistert mich jedes Jahr aufs Neue.

Auch einer der Fliederbüsche fängt bald an zu blühen.
Nach dem Radfahren wieder Sklavenarbeit im Garten mit dem selbsgebastelten Stampfer. Ich hab den Rasen nassgespritzt, weil ich dachte, dass es dann besser geht. Es ging nicht besser. Dann fiel mir ein, dass es auch maschinelle Stampfer gibt, die ich bermutlich im hiesigen Baumarkt hätte ausleihen können.

Vier Buxbüsche sind jetzt gepflanzt. In 4 oder 5 Jahren wird daraus eine gleichmäßige Hecke. Ich habe sogar ein dünnes Seil gespannt, damit die Buxbüsche relativ gleichmäßig eingepflanzt werden. Ich hoffe, ich werde mit der hinteren Hecke noch fertig, bevor ich in Berlin als Schauspieler auftrete. Am Sonntag ist Kostümprobe. Aus dem Drehplan, den ich inzwischen bekommen habe, ersehe ich, dass alle meine Drehtage Nachtdrehs sind. Unter Nachtdrehs habe ich schon immer bei meinen eigenen Filmen gelitten.

Rhabarber. Im letzten Jahr ist er im Unkrautchaos überhaupt nicht mehr aufgetaucht. Im Jahr davor habe ich noch Erdbeer-Rhabarbermarmelade machen können. Jetzt werde ich ihn hegen und pflegen.
24.4.15  
Beim Radfahren heute entdeckt. Ein Kartoffelacker wird durch einen elektrisch geladenen Draht vor Wildschweinen geschützt. Das müssen besonders gute Kartoffeln sein, denn alle anderen Bauern tun das nicht. Wenn es nur einen ähnlichen Schutz vor Nacktschnecken gäbe, denn die werden sicherlich bald aus ihren Winterverstecken auftauchen.

Mein Arbeitstag im Garten heute.
25.4.15  
Die Buxhecke am Gartenende ist fast fertig. Direkt unter dem Kastanienbaum würde sie ohnehin schlecht wachsen. Ich habe mal provisorisch eine Gartenbank hingestellt, um zu sehen, wie das Sitzen unter dem Baum sich anfühlt. Es fühlt sich ungewöhnlich gut an: dieser Baum scheint mich zu schützen! Er war ein Geschenk zur Geburt meines Sohnes Nicolai. Der Baum wird es mir danken, wenn er nicht mehr von Ligusterwurzeln bedrängt wird.
Zum Nachmittag muss ich aufhören im Garten zu arbeiten. Es hat 23 Grad und ist extrem schwül.

Mein junger Walnussbaum geht voll ins Risiko. Im letzten Jahr sind alle aufgeblühten Knospen am 5. Mai bei minus 5 Grad erfroren.

Ein tränendes Herz ist aufgeblüht.
Ein Hinweis: In der Nacht von Samstag auf Sonntag um 4 Uhr früh läuft auf 3SAT mein Film "BERLIN CHAMISSOPLATZ".

Ich habe gerade Mal in den Quicktimefile vom digitalisierten Filmnegativ reingeschaut. Sabine Bach ist märchenhaft schön und Hanns Zischler mit seinem noch jugendlichen Charme der perfekte Liebespartner. Das Bild ist ein Screenshot nach ihrem ersten Kuss.
"BERLIN CHAMISSOPLATZ" hatte damals mit nur 6 Kopien laut FFA-Statistik 56.972 Besucher im Kino. Im Fernsehen ist er etwa zwanzigmal gesendet worden. Beim Filmfestival in Hof ist er am Ende ausgebuht worden.
26.4.15  


In Berlin angekommen, entdecke ich, dass mein Hausbesitzer es mir nachgemacht hat, alle Ligusterbüsche der Hecke in meinem Vorgarten sind ausgerupft worden. In "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" hat Hannelore Elsner sie noch mit einer Heckenschere kurz geschnitten, damit ihr Geliebter beim Romanschreiben mehr Licht bekommt.
Die Kostümprobe für "Gilt to Gold" - eine Vater - Sohngeschichte - ist beendet und es hat mir Spaß gemacht. Auch meinen Filmsohn habe ich kennengelernt, denn der schläft am Drehort. Klar, denn es ist eine lowbudget-Produktion. Er ist so groß wie ich und hat ähnliche Ohren. Ich denke, wir passsen gut zusammen und haben beim Drehen Spaß miteinander.
Außerdem wird der Film mit der Red Epic gedreht, eine Kamera die ich bem Drehen von "INS BLAUE" geliebt habe.

Mein Regisseur, Raphael Chipperfield, mit mir im Kostüm Nr. 1. So ein Hemd und so einen Mantel habe ich noch nie im Leben getragen. Naja, vielleicht hilft mir das im Film ein reicher Kunsthändler zu sein.

Im Kostüm Nr. 2. So würde ich heute gelegentlich auch gerne rumlaufen. Ganz in schwarz und mit einer perfekt sitzenden Hose.

27.4.15  

Meine Euphorie von gestern ist verflogen. Meine Zahnärztin röntgt einen Zahn und sagt mir, als sie das Röntgenbild gesehen hat, ich soll mich erstmal setzen. Dann eröffnet sie mir mit viel Mitgefühl, dass der Zahn leider gezogen werden muss. Ich sage nur, aber nicht jetzt, sondern erst in einem Monat, wenn meine ägyptische Freundin wieder da ist und mir die Hand halten kann.
Am Nachmittag: Ich habe alle Szenen, die morgen gedreht werden, inzwischen gut zwanzig mal durchgelesen und mir Notizen gemacht. Ich merke, dass ich zwar alles, was gesprochen wird, weiß, aber dass ich niemals das alles im Kopf behalten kann. Ich rede inzwischen mit mir selbst Englisch. Manchmal denke ich, dass das nie mit dem Improvisieren klappen kann. Dann wieder, ich muss von mir selbst überzeugt sein und cool durch die Windungen des Drehbuchs durchmarschieren, aber vor allem mit meinem Sohn ganz direkt sprechen. Vielleicht läuft dann alles wie von selbst.
Was passiert, könnte sozusagen "live" werden und dadurch absolut authentisch und nicht "gespielt", wie bei schlechten Schauspielern. Beim Drehen meiner eigenen Filme habe ich ja auch mich nicht groß vorbereitet, sondern alles dem Moment, wo die Kamera läuft, überlassen. Ich wusste da allerdings, dass ich mit allen Eventualitäten umgehen kann. Hier weiß ich das im Vorhinein nicht. Ich muss es einfach als ein Abenteuer sehen, als ein Experiment, bei dem weder ich, noch mein Filmsohn, und schon gar nicht der junge Regisseur wissen, wie das ausgeht. Ich bete, dass alles irgendwie gut geht und ich heute Nacht gut schlafe. Ich schwöre, dass ich das Drehbuch morgen nicht mehr lesen werde. Ich möchte, so gut wie möglich, entspannt in dieses Abenteuer gehen.

28.4.15   Ich gehe heute ganz entspannt Mittagessen. Bei einem Thai-Restaurant um die Ecke. Da ich heute Nacht hart arbeite, muss ich mir das gönnen. Der Regen draußen stört mich nicht, denn ich denke daran, wie gut er für meinen Garten ist. Ich kann schon wieder daran denken und nicht mehr ausschließlich an den Film. Das ist ein gutes Zeichen.
29.4.15  
Franziska Sanwald, meine Kostümbildnerin.

Mittagessen um 19.00 Uhr. Wie bei meinen eigenen Filmen kann ich auch hier so gut wie nichts essen.

Die erste lange Szene nach dem Mittagessen mit Edward Ashley, meinem Sohn. In drei Einstellungen. Jedes Mal in voller Länge ist sehr emotional. Wir bekommen beide feuchte Augen. Als die Kamera auf ihm ist und ich auf seine Frage nicht antworte, bricht er voll in Tränen aus und rennt weg. Das ganze Filmteam klatscht Beifall.

Bei den letzten beiden Szenen bin ich allein und muss telefonieren. Mein Gehirn fühlt sich an, als hätte es jemand durch einen Fleischwolf gedreht. Dialogbruchstücke schwimmen darin herum. Wir drehen sie immer wieder und auf der Terrasse ist es eisig kalt. Ich bin am Ende meiner Kraft. Ich spreche sie mal auf Deutsch, mal auf Englisch. Für mich ist das kein großer Unterschied mehr.

Ich kann nur beten, dass meine totale Erschöpfung von den Zuschauern des Films als emotionale Erschütterung auf das Weinen meines Sohnes interpretiert wird.
Heute morgen, nach vier Stunden im Bett, sind meine Füße noch immer wie Eisklötze.
30.4.15  
Hinter der Kamera.

Vor de Kamera.

Mittagessen um 19 Uhr. Heute im Freien.
Auch heute liege ich wieder erst um 2 Uhr morgens im Bett. Die beiden Nachtdrehs haben miich 2 Kilogramm Gewicht gekostet.

Ich sehe heute zum ersten Mal den neuen PowerMac, mit dem das Filmteam arbeitet. Er gefällt mir total und ist viel kleiner, als ich ihn mir vorgestellt habe. Allein er wäre ein Grund, nochmal einen neuen Film zu machen.
31.4.15   Ich weiß, dass es den 31. April nicht gibt, aber weil ich mich wohl fühle und glücklich bin, dass "Gilt to Gold" abgedreht ist, erlaube ich mir dieses nicht existiernde Datum in mein Blog einzufügen.

Ein Teamfoto mit der Red Epic, die das Team in einem Spiegel filmt. Sowas könnte auch Hong Sang-soo eingefallen sein. Ein größeres Kompliment kann ich dem Filmteam nicht machen.

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