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16 Februar

01.2.16  


Right Yesterday…

…Wrong Today.

Zu den Autobiographie-Notizen: Das Jahr 1994 beginnt mit einer Publikumsdiskussion im Arsenal-Kino zu „DIE SONNENGÖTTIN“ am 1. Januar.
Am 12. Januar haben Gudrun Max und ich einen Besichtigungstermin für das Columbia-Kino. Es ist wunderschön und liegt in Sichtweite unseres Büros in der Fidicinstraße. Aber es ist leider ein Traum, denn die monatliche Miete soll über 15.000 DM betragen. Wir dachten auch ein bisschen daran, dass meine Filme da dann kontinuierlich laufen könnten.
Am Abend gehe ich mit Anna zur Geburtstagsparty von Angelika Margull in eine ehemalige Tanzschule in Ost-Berlin. Sie wird 50, macht dann fünf Jahre später die Ausstattung zu „PARADISO“. Ihr Sohn macht so laute Musik, dass meine Ohren weh tun. Am nächsten Tag merke ich, dass ich ein Geräusch im Ohr habe, das vorher nicht da war, gehe aber nicht zum Ohrenarzt. Denn von einem Hörsturz hatte ich noch nie gehört.
Am 14. Januar bin ich mit „DIE SONNENGÖTTIN“ im KOKI in Hannover und am 16. Januar mache ich ein Publikumsgespräch zu „BESCHREIBUNG EINER INSEL“ im Checkpoint-Kino in Berlin. Zwischendrin immer wieder Kostümproben für „DAS GEHEIMNIS“. Am 21. Januar kaufe ich bei Kodak das Negativmaterial für den Winterdreh. Ich habe mich entschieden, den Film auf Super 16mm zu drehen. Ab dem 24. Januar steht ein Filmteam startbereit für den Dreh. Wir müssen lange warten, bis endlich Schnee fällt. Am 28./29. Januar bin ich beim Filmfest in Würzburg. Sie zeigen „LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK“, „DIE SONNENGÖTTIN“ und „BERLIN CHAMISSOPLATZ“. Am 2. Februar bin ich zum Casting bei Katharina Thalbach. Wir finden keine Gemeinsamkeiten.
Am 3. Februar fliege ich mit Anna nach Palermo. Das Goethe-Institut zeigt dort vermutlich die letzten beiden Filme. Was mir in Erinnerung geblieben ist, ich habe dort zum ersten Mal Rucola gegessen und habe den Geschmack geliebt. Auch da wieder ein Publikumsgespräch. Am 6. Februar waren wir wieder in Berlin.
Am 10. Februar war ich mit „DIE SONNENGÖTTIN“ im Kommunalen Kino Frankfurt. Am 18. Februar verliere ich für den Winterdreh die Nerven, denn die ersten Sträucher schlagen bereits aus. Am nächstmöglichen Termin (21.+22. 2.) sage ich, drehen wir auf jeden Fall. Wir holen Kamera und Licht bei Mausolf ab. Die Wettergötter sind auf meiner Seite. In der Nacht vom 20. auf den 21. schneit es. Und auf dem Bauernhof in der Uckermark liegt bereits so viel Schnee, dass manche Autos Mühe haben durchzukommen.
Für das Haus am Kumerower See habe ich übrigens am 2. Februar bereits bei der Telekom einen Telefonanschluss beantragt.

Das war die Anzeige in der "Zweiten Hand".

Und das war das Haus. Fünf Jahre später habe ich im Nachbarhaus und dort "PARADISO-SIEBEN TAGE MIT SIEBEN FRAUEN" gedreht.
Nachrichten von meiner Tochter Joya: sie zeigt mir ihre Bachelor-Arbeit:


02.2.16  
Es sieht nicht gut aus beim Radfahren heute.

Die Nilgänse flüchten in den Dorfteich, als ich mich ihnen nähere.
Das BerlinaleForum veröffentlicht heute den Text zu Serpil Turhans Filmporträt:
Rudolf Thomes eigensinniges Werk ist in einer Kontinuität entstanden, die zu den Ausnahmefällen im deutschen Kino gehört – er drehte seit 1968 in gut vier Jahrzehnten 28 Langfilme. Das Verfassen des Drehbuchs von Film Nr. 29 und die Versuche, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, sind der rote Faden dieses Porträtfilms, der ausschließlich aus Gesprächen und Beobachtungen an Thomes Wohnort, einem ehemaligen Bauernhof im Brandenburgischen besteht. Der Filmemacher gibt bereitwillig Auskunft. Man erlebt ihn außerdem als Gärtner, als Vater, als Fahrradfahrer und als Darsteller seiner selbst. Der Füllfederhalter gehört zu seinem Alltag genauso wie ein Online-Tagebuch und das Filmen von Sonnenuntergängen. Er freut sich über Rotschwänzchen, eine positive Rezension und Besucher auf seiner Website. Sein Filmschaffen kommt angenehm unsystematisch zur Sprache, ein Fehler in der Lichtbestimmung bei SUPERGIRL, die Nähe zu Marquard Bohm, die Schauspieler, die in seinen Filmen beim Zähneputzen zu sehen waren. Dass haufenweise Filmkopien in verrosteten Dosen in seiner Scheune liegen statt in einem Archiv, gehört zu den eher traurigen Momenten in diesem Film mit viel Witz, Herz und Verstand. (Birgit Kohler)


Zu den Autobiographie-Notizen: Am 5. März 1994 teilt mir der Eigentümer des Hauses am See mit, dass er vom Bauamt keine Teilungsgenehmigung bekommen hat. Da habe ich noch mal Glück gehabt. Am 17. März ziehe ich meinen Antrag auf einen Telefonanschluss bei der Telekom zurück. Vom 21. März bis 1. April bin ich mit Anna, Nicolai und Joya bei Herman Prigan ((†), einem Freund von Anna, auf Mallorca. Er war ein „land art“-Künstler und ist 2008 an schwarzem Hautkrebs gestorben.
Am 7. April bin ich zur Aufführung von „DIE SONNENGÖTTIN“ in Hamburg.
Am 13. März besprechen Gudrun Max und ich mit unserem Grafiker das Plakat für eine Wiederaufführung nach 25 Jahren von „ROTE SONNE“. Dann gibt es im Terminkalender keine Einträge mehr. Ich vermute, dass ich in dieser Zeit ein Computerprgramm benutzt habe, in das ich alles Wichtige eingegeben habe. Das Progamm exisiert nicht mehr und die Daten sind weg.
Am 31. Mai fliege ich nach München zu Claudius Seidl, der ein Buch über Uschi Obermaier veröffentlichen will und mich dazu interviewt.
Am 21. Juni 1994 fliege ich zum Pesaro-Filmfestival. Welcher Film da von mir lief weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall sah ich da den Film von Jürgen Böttcher „Jahrgang 45“ und war sehr beeindruckt. Auf der Rückfahrt am 24. Juni saßen wir beide zusammen im Zug nach Mailand. Er hat während der Fahrt angefangen, ein Mädchen, das vor uns saß zu skizzieren. Das Mädchen hat das gespürt und ihm immer wieder ein Lächeln geschenkt. Ich fand das so unglaublich schön, dass ich diese Szene Jahre später in ein Drehbuch für einen Film, den ich nie gedreht habe, geschrieben habe: es wäre eine Filmversion von „Die große Liebe“, ein Roman von Hanns-Josef Ortheil geworden. Eine Produktion von Gudrun Ruzickova in der ich nur Regie gemacht hätte. Aber alle Förderungen haben das Projekt abgelehnt. Am 6. Juli besuche ich Jürgen Böttcher in seiner Atelierwohnung in Ost-Berlin, sehe seine Bilder (als Maler heißt er Strawalde) und gebe ihm VHS-Kassetten meiner Trilogie „Formen der Liebe“. Am 29. Juli kommt Marquard Bohm nach Berlin, um den „Mann mit dem Kreuz“ in „DAS GEHEIMNIS“ spielen. Am 4. August ist Drehbeginn.
03.2.16  


Wenn Serpil Turhan mich immer noch filmen würde, hätte sie das Schilfschneiden bestimmt gefilmt. Da sie nicht da ist, und ihr Film fertig ist, filme ich mich selbst.

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 27. August ist das Schlussfest in „La Cantina“ in der Bergmannstraße. Ich glaube, ich habe da sogar mit Adriana Altaras getanzt. Das tue ich sonst nie. Am 29. August mache ich mit Peter Körte für die „Frankfurter Rundschau“ ein Interview zum Neustart von „ROTE SONNE“. Am 30. August gibt mir Jochen Brunow ein Exposé für einen Spielfilm „Aphrodites Bad“.
Am 1. August fliege ich nach München zu Beta-Film. Es geht um die Weltrechte an „ROTE SONNE“. Der Chef, ein Herr Riccabona, akzeptiert bei unserem Gespräch, dass die Weltrechte bei mir liegen und bestätigt das umgehend per Fax. Ich mache ihm den Vorschlag, er könne die Weltrechte für alle meine Filme haben, wenn Beta sich in Zukunft bei allen meinen Filmen mit 100.000 DM beteilige. Er meinte, das wäre für mich kein gutes Geschäft, denn nach dem ersten Film, den ich auf diese Weise machte, könnte er mir Leute vorbeischicken, die mich aus dem Verkehr ziehen. Dieser Hinweis passte für mich ganz wunderbar zu seinem Namen.
Am 7. September schickt mir Joachim von Mengershausen, Redakteur beim WDR, das Drehbuch seines Kollegen Wolf-Dietrich Brücker mit dem Titel „Gefangen“ und fragt mich , ob ich dazu bereit bin, es umzuarbeiten und dann später auch Regie zu machen.
Ich lese es und faxe ihm „ja“.
Am 16. September fliege ich für ein paar Stunden zur Degeto nach Frankfurt. Worum es da ging, weiß ich nicht.
Am 19. September mache ich mit dem Sender FAB ein Interview zum Neustart von „ROTE SONNE“. Der MFA-Verleih hat den Vertrieb von „ROTE SONNE“ übernommen. Er läuft ab dem 22. September in Berlin in 3 Kinos, in Bielefeld, Köln, Wuppertal und Frankfurt. Der Filmverlag hat inzwischen die Verleihrechte für „DAS GEHEIMNIS“ und bezahlt eine Garantie von 50.000 DM. Theo Hinz, der Verleihchef, darf deshalb an der „Rohschnittabnahme“ am 23. September dabei sein. Er überredet mich den fertigen Film nicht mehr „Das Geheimnis des Universums“ oder sogar „Spaghetti mit Butter und Käse“ zu nennen.
Am 29. September kommen Gisbert Dreyer, Geschäftsführer einer großen Baufirma und seine Frau, eine Architektin, zu Anna und mir zum Abendessen. Wir besprechen den Kauf eines unbebauten Grundstücks in Zehlendorf gegenüber der russischen Botschaft (von da aus hatten die Amerikaner die Russen belauscht) und dass wir da gemeinsam ein neues Wohnhaus zusammen bauen wollen. Ich sage Gisbert Dreyer, unsere anteiligen Kosten in Höhe von 700 TDM sind für mich kein Problem, aber vom Hausbauen habe ich keine Ahnung. Ein Koproduzent meiner Filme habe in unseren Vertrag immer reingeschrieben, dass eventuelle Budgetüberschreitungen ich alleine bezahlen muss. Könnten wir auch sowas vereinbaren? Er sagte, das sei kein Problem, und das haben wir dann vereinbart. Der Bau wurde um ca. 300 TDM teurer, und er musste das alleine bezahlen.
Am 30. September treffe ich mich mit Regina Ziegler in ihrem Büro. Wir besprechen von Produzent zu Produzent, wie wir mit der Realisierung des WDR-Drehbuchs, wenn ich es umgeschrieben habe, umgehen wollen.

04.2.16  
Regen, Regen, Regen heute kein Fahrradfahren.

Wie gut, dass ich gestern das Schilf geschnitten habe.

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 3. Oktober 1994 fahre ich mit Thomas Ruge und Sülbye Günar nach Bremen. Dort nehmen wir mit Uli Beckerhoff im Sundance Studio die Filmmusik zu „DAS GEHEIMNIS“ am 4. und 5. Oktober auf. Bei der Aufnahme merke ich, dass ich bestimmte Töne nicht mehr hören kann. Am 26./27. Oktober wird der Film von Dieter Schwarz im Havelchauseestudio gemischt. Am 3. November wechsele ich mit allen Konten der Familie von der Deutschen Bank zur Vereinsbank, weil sie mir keinen Baukredit geben wollen. Die haben den Kredit dann auch abgelehnt und ich bin wieder zurück zur Deutschen Bank gegangen.
Am 18. November nehme ich mit Reinhold Vorschneider, dem Kameramann, die Nullkopie ab. Die Farben auf Super16 waren leider schöner. Am 18. November bin ich mit Marquard Bohm im Checkpoint-Kino. Da lief „ROTE SONNE“.
Am 19. November war die Team-Premiere im Cinema Paris. Am 21. November schicke ich die Kopie von „DAS GEHEIMNIS“ an die Degeto und fliege am 23. November mit Anna, Nicolai und Joya nach Florida. Als ich dort ankomme, hat die Redakteurin Dr. Renate Michel den Film gesehen und mir ein Fax an das Büro von MA geschickt. Darauf stand nur ein Wort: „JA!!!“ Ich habe vor Freude laut geschrien. Am 24. November fange ich an, das Drehbuch „Gefangen“ für den WDR umzuarbeiten. Am 12. Dezember ist das Drehbuch fertig. Es heißt jetzt „Unterwelt 2010“, handelt von großen Flüchtlingszahlen, die aus Afrika nach Deutschland kommen und in Köln in verlassenen U-Bahnstationen untergebracht werden. Über ihnen in Köln tobt der Karneval.
Am 14. November sind wir wieder zurück in Berlin. Die Berlinale hatte inzwischen den Film abgelehnt und von der FBW hatte ich Prädikat „Wertvoll“ bekommen.
Am 16. November habe ich mit Dr. Knick, dem Eigentümer unseres Hauses in Schlachtensee einen Vertrag gemacht, dass wir, wenn wir ausziehen von ihm 50 TDM bekommen, denn er wollte das Haus verkaufen. Am gleichen Tag vereinbare ich mit Klaus Lackschéwitz die Vertragsdetails über den Ankauf von „DAS GEHEIMNIS“. 400 TDM, beliebig viele Ausstrahlungen für 12 Jahre. Am 21. Dezember lädt mich Sülbye Günar, die bei „DAS GEHEIMNIS“ Mädchen für alles war, ein zu den Dreharbeiten ihres ersten Kurzfilms ins Café Hegel am Savignyplatz zu kommen. Sie hatte viele Komparsen und jede Menge Lampen. Jedenfalls mehr als ich bei „DAS GEHEIMNIS“. Ich war stolz auf sie. Morgen geht es weiter mit dem Jahr 1995.
05.2.16  

Heute kann ic, da es nicht regnet, wieder Radfahren. Zwischen Niendorf und Hohenseefeld werden seit einer Woche Leerrohre für Glasfaserleitungen verlegt.


Zu den Autobiografie-Notizen: Über Weihnachten bin ich mit meiner Familie und Jochen Brunow und seiner Frau zum Skifahren in den Schweizer Bergen. Jochen hat eine Skihütte gemietet und Skier haben wir geliehen. Cynthia Beatt sitzt in Berlin und arbeitet an den englischen Untertiteln für "DAS GEHEIMNIS". Einmal fahren wir auch auf die Jungfrau in 4000 Meter Höhe. Dort wird mir plötzlich schwindelig. Und beim Telefonieren mit Cynthia klingt ihre Stimme im Telefon plötzlich total verzerrt. Zunächst dachte ich, dass es an der Telefonverbindung liegt. Aber leider ist es auch zuhause in Berlin dabei geblieben.

Marquard Bohm kommt in "DAS GEHEIMNIS" mit einem riesigen Holzkreuz zu dem einsamen Bauernhof, wo Adriana Altaras wohnt und sagt "Ich bin Jesus Christus." Sie sagt: "Ich bin Jüdin. Ich glaube nicht an Sie", lädt ihn aber zum Abendessen mit Spaghetti, Butter und Käse ein.

Nachdem er tot ist, schleppt sie das Kreuz hinters Haus.

Am Ende des Films schneit es, weil das so im Drehbuch steht und ich einen Deal mit den Wettergöttern gemacht habe.
Vom 10. Januar bis zum 11. Januar 1965 war ich täglich bei einem Ohrenarzt, der mir jedesmal eine Stunde lang eine Infusion eingeflösst hat. Das Resultat war, mein Gehör wurde nicht besser, sondern schlechter. Am 12. Januar fliege ich nach Paris und zeige der Quinzaine des Réalisateurs „DAS GEHEIMNIS“. Sie lehnen ab. Ich bin noch einmal beim Ohrenarzt und beschließe, nicht wieder hinzugehen. Der Vertrag mit Dr. Knick wird heute von mir unterzeichnet. Da steht, wir kriegen die 50 TDM als zinsloses Darlehen, auf dessen Rückzahlung er verzichtet. Vom 17. – 19. Januar bin ich zu einer Alternativheilerin nach Wittmund im Ostfriesenland gefahren. Die verschreibt mir Globuli und legt mich auf ein Bett, das den Rücken massiert. Beides hilft nicht. Am 27. Januar bin ich bei der LBB, die uns einen extrem günstigen Baukredit geben soll und bringe die für den Antrag benötigten Unterlagen vorbei. Am 31. Januar ist das Haus im Eiderstedter Weg leer und übergeben es dem Hauseigentümer. Anna hat in den Häusern in der Charles-King-Straße, die die amerikanische Armee verlassen hat, eine Wohnung bekommen, in der wir drei Jahre bleiben können, so lange bis der Neubau im Reichensteiner Weg fertiggebaut ist. Alles was da nicht reinpasste, landete in mehreren Fuhren in der Scheune meines Bauernhofs. Ich habe diese provisorische Wohnung in der Charles-King-Straße geliebt, denn sie war ungewöhnlich gut geschnitten für unser Familienleben. Meine Haupterinnerung daran, ist ein Kinderzimmer, in dem Joya mit hohem Fieber und Masern in ihrem Bettchen liegt. Zwei Jahre später habe ich in der Wohnung eine Szene aus „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ gedreht. Anna, die nicht da war, war darüber gar nicht glücklich. Ich auch nicht, aber mein Filmteam hatte keine andere Wohnung gefunden, und ich war in höchster Not.
Am 17. Februar war ich auf Annas Anraten bei Dr. Oelmüller, einem anthroposophischen Arzt wegen meines Ohrs. Der verschrieb mir vier oder fünf Medikamente, die ich täglich "essen" sollte und relativ teuer waren. Es brachte wieder nichts.
Am 2. Mai habe ich meinen homöopathischen Arzt gewechselt und bin von Günter Heck zu Roland von Nida gegangen. Ich merke, in diesem Jahr ist mein Leben total ins Schleudern gekommen. Bankwechsel, Arztwechel, Wohnungswechsel.
Bis zum 24. Oktober gibt es keinen einzigen Eintrag in meinem Terminkalender. Ich muss mein Leben bis dahin mühsam aus Papieren in den Aktenordnern dieses Jahres rekonstruieren. Ich weiß auch nicht, wann ich das Drehbuch für „JUST MARRIED“ geschrieben habe, denn das muss auch in diesem Jahr gewesen sein. Fotos aus dieser Zeit hat nur Anna, falls ich welche gemacht habe.

Mittags telefoniere ich mit Serpil Turhan. Wir besprechen, wie beide alles am Tag der Weltpremiere ihres Films am besten zusammen machen, und sie schickt mir ein Arbeitsfoto von den Dreharbeiten von "DAS ROTE ZIMMER. Am Abend soll ich auch noch ein Bild des Filmplakats bekommen. Vorher macht sie noch ein Interview mit einer Journalistin der "Märkischen Allgemeinen", die ihren Film gestern in der Pressevorstellung gesehen hat.

Damals war sie meine Regieassistentin. Beim nächsten Film haben wir nur noch das Casting zusammen gemacht, weil sie an der Filmschule in Karlsruhe Film studiert hat. Beim Casting hatte Serpil die Idee, unsere sehr speziellen Castings zu filmen. Ich sagte, das geht nur so spannend und lustig mit uns beiden. Jemand anderes müsste das filmen.
Am 1. Februar 2014 kam sie zu mir auf den Bauernhof (LINK), hat eine Kamera und ein Mikrofon aufgebaut und sagte dann zu meiner Überraschung: Ich will in diesem Jahr einen Film über dich machen.

06.2.16  


Diese Pflänzchen hatte ich im letzten Frühling in der Nähe des Radwegs ausgegraben. Sie blühen sogar früher als Schneeglöckchen.
Zu den Autobiografie-Notizen: Wir haben 1985 zwei Baustellen. In Berlin im Reichensteiner Weg, um die sich Anna kümmert. Und ich im Bauernhof, in dem eine Ölzentralheizung eingebaut wird. Seit dem 6. März gibt es dort auch Telefon und die Heizung kann ich da später per Telefon auch aus der Ferne ein- und ausschalten.
Am 19. Juni treffe ich John Malkovich im Kempinski zum Frühstück, der zur Kostümprobe von Volker Schlöndorffs „Der Unhold“ in Berlin war. Der WDR hatte das Drehbuch zu „Unterwelt 2010“ ins Englische übersetzen lassen. Ich übergebe ihm das Drehbuch. Schon am nächsten Tag schickt er mir aus Frankreich ein Fax, dass er den Film nicht machen möchte.

Am 13. Juli startet der Filmverlag „DAS GEHEIMNIS“ in 3 Kinos in Berlin und auch in Köln, München, Nürnberg und Regensburg. Meine Kinder haben vom 24. Juli bis 13. August Sommerferien. Wahrscheinlich dind wir da auf dem Bauernhof. In einem Zehlendorfer Krankenhaus werde ich einen ganze Tag wegen meines kaputten Ohrs untersucht und am 27. Juli wird eine Kernspintomographie meines Kopfes gemacht. Die Ärztin sagt danach zu mir, dass mein Gehirn absolut in Ordnung ist. Sie hat auch gesagt, dass sie meine Filme liebt. Deshalb habe ich eine ähnliche Szene mit Hannelore Elsner in „FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT“ 8 Jahre später in ihrer Praxis drehen dürfen.
Am 26. Juli 1995 habe ich mich auf Vorschlag von Egon Günther für die Regieprofessur der HFF in Potsdam beworben. Anna war Professorin geworden, also wollte ich auch ein Professor sein.
Im August lief „DAS GEHEIMNIS“ auf dem Festival in Taormina. In Liberation (LINK) erschien am 7. August eine schöne Kritik.
Vom 13. – 16. Oktober bin ich wieder beim Filmfestival in Dunkerque (LINK). Nicht als Jurymitglied sondern mit „DAS GEHEIMNIS“. Ich wurde am Flughafen in Paris abgeholt. Mit mir im Auto saß Bela Tarr. Seit dieser Fahrt habe ich eine Abneigung gegen seine Filme und habe keine Lust sie anzuschauen. Wahrscheinlich mochte er mich auch nicht.
Vom 25. Oktober bis 4. November bin ich mit meinen Kindern auf dem Bauernhof. Da sind inzwischen zwei Kachelöfen abgebaut und es gibt überall Heizkörper. Ich nehme an, dass ihre Großeltern – Opa und Oma - auch da sind. Ich habe beide geliebt. Oma hat immer als erstes die Fenster zur Straßenfront geputzt. Opa musste sämtliche Spinnweben absaugen und hat danach alles, was repariert werden konnte, repariert.
Am 24. Oktober 1995 beginne ich auf Anna´s Anraten und mit ihrer Empfehlung eine Spezial-Therapie (NLP) bei Wolfgang Lenk wegen meines kaputten Ohrs. Da kostet eine Stunde 180 DM, und ich muss nach jeder Stunde sagen, ob ich weitermachen will. Das war durchaus interessant, weil er mich nach jeder Stunde fragte, was ich in meinem Leben weiter verändern könnte. Ich habe im Verlauf der monatlichen Sitzungen damit angefangen, alles aufzugeben: Rauchen, Wein trinken und am Ende im März 1969 sogar das Teetrinken. Danach sagte Anna zu mir: du riechst so gut. Das wurde dann ein Dialogsatz von Cora Frost in „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“
Am 10. Novenber 1995 fahre ich mit dem Zug nach Herdecke. Dort laufen 3 Filme von mir. Auch "DAS GEHEIMNIS". An das Hotel, ein Fachwerkhaus, kann ich mich erinnern. Das Zimmer war winzig, aber schön. An die Filmvorführungen leider nicht.

07.2.16   Mein Morgen: Radfahren, Wäsche waschen und in der Sonne aufhängen. Und zu guter Letzt ein Feuer für Serpil Turhans Film. Dabei verbrenne ich das ganze Schilf, das ich letzte Woche abgescnitten habe.




Zu den Autobiographie-Notizen:
Am 18. November 1995 fahre ich mit einer Kopie von „DAS GEHEIMNIS“ zur „Anhörung“ an die HFF. Der Film gefällt den Studenten nicht. Mein Vortrag, den ich ablese, was die Studenten auch nicht gut finden, noch weniger, da ich ihnen im Wesentlichen ihre berufliche Zukunft in düsteren Farben ausmale. Nach einer halbstündigen Diskussion beende ich meine Anhörung und sage: ich ziehe meine Bewerbung zurück. Egon Günther sagt mir hinterher, ich hätte besser „ROTE SONNE“ zeigen sollen, und zwei oder drei Jahre später fragt er mich wieder, ob ich den Job doch noch machen wolle. Ich lehne ab.
Am 23. November fliege ich zum Festival des 3 Continents nach Nantes. Da bin ich in der Jury und habe im Kino Mascha Méril aus Godards „La femme mariée“ getroffen.
Von Nantes fahre ich direkt nach Belfort. Das Festival wird von Janine Bazin (†), der Frau von Cahiers du Cinéma-Gründer André Bazin, geleitet und sie zeigt da eine Reihe „Les nouvelle vagues a travers du monde – la décennie prodigieuse“. Da läuft alles was damals Rang und Namen hatte.Von mir läuft „ROTE SONNE“ und „MADE IN GERMANY UND USA“. Gleich am Abend meiner Ankunft lädt sie mich zu einem Abendessen ein. Bei ihr ist nur noch André S. Labarthe. Wir essen und plaudern und nach einer Weile frage ich sie, warum sie ausgerechnet mich zu diesem privaten Essen eingeladen hat. Es dauert ziemlich lange, bis sie mit dem Grund herausrückt. Sie macht eine Serie für ARTE mit dem Titel „Les cinéastes de notres temps“ und haben mich als ersten deutschen Regisseur dafür ausgewählt. Ich bin ziemlich sprachlos – warum nicht Fassbinder, Herzog oder Wenders -, freue mich trotzdem sehr. Dann besprechen wir Details. Sie drehen 14 Tage auf 35mm-Film auf meinem Bauernhof, Labarthe wird Regie machen und Frieda Grafe (†) wird mir die Fragen stellen. Ein paar Tage später schickt mir André S. Labarthe zehn VHS-Kassetten früherer Sendungen, darunter zwei mit Eric Rohmer, die ich mir sofort angeschaut habe. Leider ist daraus nie etwas geworden.
08.2.16  

Der anstrengenste Tag seit zwei Wochen. Ich fahre nicht nur Rad, sondern versuche, alle anstehenden Dinge auf einmal zu erledigen. Zuerst einmal demontiere ich das Geschirrabtropfregal über der Spüle in der Küche, dass Anna mir vor 20 Jahren aus Italien mitgebracht hat und dessen Beschichtung seit Jahren mehr und mehr abfällt.
Es geht leichter als gedacht. Ich bringe es auf Anraten meines Fahrradhändlers zu Maschinenbau Dahme zum Sandstrahlen, erfahre dort aber, dass sie ihren Sandstrahler vor einem Jahr verschrottet haben. Eine Nachbarin im Dorf hatte mir vorher gesagt, dass es auch eine Möglichkeit in Schöna-Kolpien gebe. Da finde ich schließlich eine Schlosserei, die bereit ist, den Auftrag anzunehmen. Der Weg dahin ist wunderschön, und ich bedaure, keinen Fotoapparat mitgenommen zu haben. Außerdem mache ich einen TÜV-Termin für mein Auto und bringe dem Fahrradhändler mein rotes Rad, bei dem zwei Speichen gebrochen sind. Er schaut sich das Rad an und sagt, dass es nicht fachgerecht zusammengebaut ist und dass das Fahren damit lebensgefährlich ist. Er wird es trotzdem reparieren. Da in meinem 6 Jahre alten Küchenherd, oben Gas und unten Elektro, der Backofen nicht mehr richtig funktioniert und das Saubermachen der Gaskochfläche eine Schweinearbeit ist, entschließe ich mich bei meinem Elektrogeschäft, die seit zwei Jahren auch meine Internet- und Telefonanbieter sind, einen Herd ohne Gas mit einer Cerankochplatte zu kaufen, weil sie zu einem günstigen Preis gerade im Laden stand. Wieder zuhause, sehe ich jede Menge Emails und verabrede mit dem rbb für die Sendung "vorgestellt - Brandenburger Persönlichkeiten" einen Filmtermin auf meinem Bauernhof am übernächsten Donnerstag.

Zu den Autobiographie-Notizen: Wo ich Weihnachten 95/96 verbracht habe, steht nicht in meinem Terminkalender. Wahrscheinlich bei meinen Schwiegereltern in der Nähe von Worms. Jedenfalls habe ich immer wenn meine Familie mit mir da war, Anna zum Geburtstag unmittelbar nach den Feiertagen 50 (!) rote Rosen geschenkt. Außerdem habe da auch eine Telefonsteckdose installiert, mit der ich ins Internet kam. Die Powerbooks hatten damals noch eingebaute Modems.
Am 4. Januar 1996 gehe ich als erstes zum Zahnarzt. Am 9. Januar bin ich wieder beim Zahnarzt und das war so schrecklich, dass ich das Gefühl hatte, ich muss mir etwas Gutes dafür antun und habe einen Fernsehapparat gekauft. Am Abend spreche ich mit Hans-Helmut Prinzler, der in der BMI-Jury war, über „Unterwelt 2010“. Er sagte, dass das Drehbuch in zwei Teile zerfällt. Mir wurde klar, ich hatte zu viel Rücksicht auf das Originaldrehbuch, weil ich dem Autor nicht auf die Füße treten wollte, genommen und zu viel davon beibehalten. Einen Tag später habe ich Joachim von Mengershausen angerufen und ihm gesagt, dass ich das Projekt nicht mehr weiter verfolgen will.
Danach ist wieder ein Umzug. Ich kaufe 30 Umzugskartons, miete einen Ford Transit, lasse in der Fidicinstraße in einem Zimmer den Dielenboden abschleifen und versiegeln.
Am 31. Januar 1996 ist Joya krank und hat Masern. Da jedenfalls waren wir in der Charles-King-Straße. Es spricht einiges dafür, dass wir nicht schon 1965, sondern erst 1966 dahin gezogen sind. Es muss so sein, denn am 5. Februar notiere ich: Kündigung BEWAG, BSR, Berliner Wasserbetriebe und Kabelfernsehen. Ich habe riesige Steuervorauszahlungen, denn um das Darlehen von der Bank zu kriegen, musste ich mein Gehalt ziemlich hochschrauben. Vorher durfte es so sein wie in den Jahren zuvor, um überhaupt zu den Sonderkonditionen des Senats berücksichtigt zu werden. Es war ein finanzieller Zirkus, den ich absolvieren musste. Ab dem 14, März bin ich fast täglich auf einer Sonnenbank, um mich auf die Frühlingssonne auf dem Bauernhof vorzubereiten. Am 19. März bin ich wieder bei meinem alten Homöopathen Günter Heck. Der sagte nur, ich wusste, dass du zurückkommst. Vom 25. März bis 23. April hatte Nicolai Osterferien und ich bin mir sicher, dass wir da auf dem Bauernhof waren.
In Paris gab es ein Festival „1ers Films“. Da bin ich am 3. April hin- und 5. April zurückgeflogen. Da lief „DETEKTIVE“, die deutschen Dialoge französisch eingesprochen. Vorher liefen Filme von Ken Loach und Chantal Akermann. André S. Labarthe sagte mir hinterher, dass ihn mein Film sehr an Godards „Außer Atem“ erinnert hat. Klar hat mich das gefreut.
Am 14. April 1996 habe ich damit angefangen, ein neues Drehbuch zu schreiben. Es wurde „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“. Da habe ich zum ersten Mal konsequent meinen Drehbuchschreibstil angewandt: 10 Tage Notizen, am 11. Tag mit dem eigentlichen Drehbuch anfangen.

09.2.16   Der neue Herd wurde heute Morgen geliefert. Die Techniker stellen fest, dass er einen Starkstromanschluss braucht. Den habe ich zwar, aber nicht in der Küche. Das Verlegen neuer Kabel würde so teuer wie der ganze Herd. Also haben sie den Herd wieder mitgenommen. Ich bin nochmal in das Geschäft gegangen und habe diesen Minibackofen gekauft. Fürs Pizzabacken und Aufbacken tiefgekühlter Brötchen ist der Backofen absolut ausreichend.



Die erste Pizza aus dem Backofen. Endlich nicht mehr verkohlt.

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 10. Mai 1996 ist das Drehbuch zu „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ fertig. Heute kommt mir die Idee, dass es vielleicht ein Schreibheft zum Schreiben des Drehbuchs gegeben hat. Ich suche und finde tatsächlich eins. Da steht alles, was mir ab dem 1. Februar durch den Kopf gegangen ist. Ich habe damals beim Schreiben gelitten wie ein Hund. Das Online-Schreiben ab „PARADISO“ hat mir das Drehbuchschreiben leichter gemacht.
Da gibt es auch manche Notizen zu meinen Kindern. Am 8. Februar : „Nicolai fragte mich nach der Wiedergeburt. Und meinte, daß er vielleicht in einem früheren Leben mein Vater gewesen sei u. deshalb über mich bestimmen könne.
Am 11. Februar: „Nach dem Frühstücken heute morgen hat Joya ein Bild gemalt. Bevor sie angefangen hat, vor dem leeren Blatt, hat sie gezögert. Sie hat überlegt, was sie malen soll. Ich habe sie gefragt: Denkst du nach, was du malen sollst? Sie antwortete: Ja. Dann schlug sie vor, uns beide am Tisch zu malen. Dann hat sie einfach angefangen. Es ist etwas anderes daraus geworden. Aber das Bild am Ende war neu und ihr hat es Spaß gemacht. – So ähnlich müßte es auch bei mir gehen.
10.2.16  

Auf SWR2 Journal am Morgen (LINK) ein Text (+eine mp3 Datei) von Rüdiger Suchsland zu Serpil Turhans Film über mich, in dem er meine Situation, keine Filme mehr machen zu können, als symptomatisch für die Krise des deutschen Films erkennt. Ob er da recht hat?

Ich komme gerade vom Radfahren zurück, da finde ich in meiner Mail einen Artikel und dieses Bild aus der Märkischen Allgemeinen: "Im Ihlower Ortsteil Niendorf entstand seit 2014 ein Porträt über einen außergewöhnlichen Bewohner dieses Dorfes, den Filmregisseur Rudolf Thome. Thome, der seit 1964 zu den produktivsten deutschen Regisseuren gehörte, arbeitete mit berühmten Darstellern wie Hanns Zischler, Hannelore Elsner oder Hannah Herzsprung zusammen. Eine seiner Schauspi lerinnen, die häufiger auch als Re- gieassistentin an seiner Seite wirkte, ist Serpil Turhan. Sie hat nun jenes Porträt über Thome gedreht, über Monate mit der Kamera seinen Alltag auf dem Vierseithof in Niendorf zwischen täglichen Radtouren, Gärtnern, Erinnern und Drehbuch-Schreiben verfolgt.
„Rudolf Thome – überall Blumen“ wird am 16. Februar um 19 Uhr im Berliner Kino Delphi Premiere haben. Serpil Turhan und Rudolf Thome werden dann dabei sein, wenn sich vor fast 800 Zuschauern der Vorhang öffnet. Wiederholt wird der Film im Rahmen der Berlinale am 20. Februar um 19 Uhr im Kino Arsenal und am 21. Februar um 14 Uhr in der Akademie der Künste.
"
Drei Filmbilder aus Serpils Film:

Bei den handschriftlichen Notizen für mein neues Filmprojekt "Überall Blumen".

In einem Stallgebäude zeige ich Serpil aus meiner Klappensammlung die von dem letzten Film, den ich mit Martin Schäfer (†) als Kameramann drehen konnte.

Ich fische wahrscheinlich Birkensamen aus meinem Gartenteich. Das Hawaihemd habe ich gebraucht in der Südsee beim Drehen von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" gekauft. Ich habe es bestimmt nicht oft getragen. Wie gut, dass Serpils Mann, der das Filmplakat gemacht hat, es als Motiv benutzt hat.

Zu den Autobiographie-Notizen: Zu den Titeln, die mir bei meinen handschriftlichen Notizen damals eingefallen sind, gehörten auch schon „Das Mädchen vom Fluss“ und „Ins Blaue“ und noch viele andere.
In meiner Erinnerung an das Drehbuchschreiben damals bin ich an einem Tag, an dem sich der Verlauf des Films in meinem Kopf abzeichnete aus lauter Glück nach Berlin gefahren und habe mir bei Pandasoft in der Uhlandstraße einen neuen Mac gekauft. Um mich zu belohnen.
Am 22. Juli 1996 ist der Baubeginn im Reichensteiner Weg. Vom 24. Juli bis zum 3. August fahre ich mit Anna, Nicolai und Joya nach Møn in Dänemark. Dort haben Nana Gravesen, die in der Fabrik in der Dessauerstr. 6-7 eine Fabriketage unter mir wohnte und Reiner von Polheim, ein Architekt, der später auch in einem Film von mir gespielt hat, einen großen Bauernhof gekauft und damit angefangen, ihn zu renovieren. Poli erzählt mir, dass sie sich über jedes Renovierungsdetail gestritten haben. Was mir sehr vertraut vorkam. Sie hatten, als wir da waren, viele Gäste, aber nur eine einzige Toilette, die auch noch gleich neben Küche und Esszimmer lag. Deshalb habe ich jetzt auf meinem Bauernhof vier Toiletten. Sie hatten auch Pferde. Da ist ein Pferd irgendwie nachts ausgeflippt und hat sich so verletzt, dass es getötet werden musste. Am 27. Juli lief im MDR „DER PHILOSOPH“ und wir sind zu Freunden von Poli und Nana gefahren und haben den Film da über Satellit geguckt. Poli fuhr einen roten Volvo 850 Kombi. Der gefiel mir so gut, dass ich ihm das Auto abkaufen wollte, aber er wollte nicht. Ein Jahr später habe ich mir dann, vor allem auch für die Dreharbeiten von „JUST MARRIED“, einen weißen Volvo 240 Kombi gekauft.
Der Bauernhof von Poli und Nana war etwa 500 Meter vom Meer entfernt. Sehr oft haben wir da nicht gebadet, denn es gab jede Menge Quallen. Außerdem wurde Anna von einer Zecke gebissen und hatte eine ziemlich große, runde Bißstelle am Oberschenkel. Erst in Berlin ist sie zum Arzt gegangen und der hat festgestellt, es ist eine Borreliose. Am 4. August besichtigen Anna und ich die Baustelle im Reichensteiner Weg. Ich erinnere mich düster, dass wir da irgendwas Wichtiges haben einbetonieren haben lassen. Was weiß ich nicht mehr. Vielleicht Fotos von Nicolai und Joya? Da sie liest, was ich im Blog schreibe, wird sie mir bald sagen, was es war.

Gerade habe ich meinen Arbeitstag beendet, gucke aus dem Fenster und sehe diese dunklen Wolken.

Ich telefoniere mit Serpil Turhan. Sie ist krank, ihr Kind ist krank und ihr Mann auch. Wir sprechen auch über 3SAT, die den Film, als er fertig und für die Berlinale ausgewählt war, gekauft haben. Auf dem Plakat und auf ihrer Website sind sie jetzt Koproduzenten. Sie schreiben (LINK)) dort: "Obwohl er sich von der Filmwelt vergessen fühlt, wagt Rudolf Thome im März 2014 einen letzten Versuch, einen Film zu realisieren. Er gewährt Serpil Turhan Zugang zu seinem heiligen Drehbuchschreibritual, das genau 28 Tage dauert, und zu seinem "Paradies". So nennt er seinen riesigen Garten, der neben dem Filmemachen seine große Passion ist. Die Entwicklung seiner Pflanzen dokumentiert er mit Fotos, Videos und Texten in seinem Tagebuchblog. Neben alltäglichen Dingen reflektiert er darin auch das Älterwerden und die Frage wie es mit seinem Film weitergeht. In ihrem Dokumentarfilm "Rudolf Thome - Überall Blumen" nähert sich Serpil Turhan über Gespräche und Alltagsbeobachtungen dem Menschen Rudolf Thome, der sich gerade im Übergang zu einer neuen Lebensphase befindet. In einem filmischen Dialog geht sie seiner Vergangenheit und seinem Schaffen als Regisseur auf den Grund und erzählt gleichzeitig von seinen Befürchtungen und Hoffnungen für die Zukunft."

11.2.16  


Auf einer Liste der Filme, die man bei der Berlinale sehen sollte, bei moviepilot (LINK): "Als hätte Serpil Turhan die Moana-Tagebücher verfilmt - absolut großartig! Ein poetischer wie unbeholfener Blick auf ein Leben und die Ungewissheit, in der es sich befindet. Ich hätte gerne noch ein paar Stunden im Kino verbracht und zugehört."
Wenn Serpil Turhan das liest, wird sie vielleicht weinen, denn sie hatte noch viele Stunden Film.

Mein Radweg heute Morgen.

Der Stadtkino-Filmverleih schickt mir die gedruckte Version meines Textes zu Hong Sang-soo, der morgen in Wien startet.

Zu den Autobiographie-Notizen: Anna schreibt mir, dass wir in das Haus im Reichensteiner Weg eine „Plombe“, eine Art Zeitkapsel, in den Beton versenkt haben mit Fotos von ihr, mir, Nicolai und Joya, zwei Gemälde der Kinder und die aktuellen Tageszeitung. Und dass sie eine kleine Ansprache gehalten hat. Und uns allen habe das gefallen.
Am 8. August teilt mir das Kraftfahrzeug-Bundesamt auf Anfrage mit, dass mein Punktekonto jetzt wieder auf Null steht. Am 10. August 1996 ist Joyas erster Schultag.
In meinem wiedergefundenen Schreibheft entdecke ich auch zwei Gemälde von Nicolai und Joya. Ich hatte sie in mein Schreibheft eingeklebt. Ich vermute, dass ich ihnen beim Schreiben als Aufgabe gegeben habe, den Bauernhof zu zeichnen.

Am 10. Septembe bin ich mit Anna bei der Eröffnung des Filmtheaters am Friedrichshain. Michael Verhoeven hatte es gekauft und war mit seiner Frau Senta Berger da. Mir hat das Kino unglaublich gut gefallen und ich träumte davon, dass da auch mal meine Filme laufen. Was leider nie passiert ist. Nur gedreht habe ich einmal da. Welchen Film weiß ich nicht mehr. Vielleicht "JUST MARRIED".
Am 30. September kommt eine Freundin von Anna, Barbara Rolfs, auf den Bauernhof. Sie gestalten gemeinsam den Garten und pflanzen da auch die Ligusterhecke, die ich vor einem Jahr ausgerissen habe. Stattdessen habe ich langsam wachsenden Bux gepflanzt. Barbara Rolfs war höllisch scharf darauf, mein neues Drehbuch „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ lesen zu dürfen. Sie durfte. Danach wollte es Anna selbstverständlich auch lesen. Ich gab nach. Und in der Nacht im Arbeitszimmer hat sie zwei Stunden lang das Buch leidenschaftlich kritisiert. Am nächsten Morgen wache ich auf und habe so ein Gefühl von innerlicher Leere, als sei in der Nacht etwas ganz Schlimmes passiert. Ich fühlte mich wie erschlagen. Um wieder in meine Wirklichkeit zurückzukommen, ziehe ich Turnschuhe und Trainingsanzug an und laufe gut eine Stunde durch den Niendorfer Wald. Ich laufe so wie früher beim Marathontraining. Jetzt allerdings ohne jedes vorherige Training. Am nächsten Tag habe ich derart starke Schmerzen im Knie, dass ich fast nicht mehr gehen kann.

12.2.16  


Abschied - für ein paar Tage - vom Bauernhof. Draußen ist wieder mal Bodenfrost. Mit dem verrückten Fantasy-Roman "Amalthea" werde ich auch heute fertig: eintausendfünfzig Seiten.

Meine Wohnung in Berlin ist jetzt eine Festung…

…und hier die funkelnagelneue Klingelanlage.
Am Nachmittag habe ich den Spiegel fertiggelesen, denn morgen kommt der Neue. Danach mache ich etwas, was ich vielleicht seit 10 Jahren nicht mehr gemacht habe: ich nähe mir einen Knopf an. Und wundere mich, wie einfach das noch immer geht.

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 16. Oktober 1996 bin ich bei Dr. Melkob, ein Orthopäde und Vater einer Klassenkameradin meiner Tochter für eine Knieoperation. Mein Schwiegervater war in Berlin und hat mich nach der OP abgeholt, denn nach einer OP lassen einen die Ärzte nicht mehr alleine nach Hause. Nicht mal mit einem Taxi. Bei meiner nächsten Knie OP vor fünf Jahren musste ich deshalb sogar lange auf einen Krankenwagen warten, dessen Fahrer mich dann auch noch bis zur Haustüre geleiten musste. Ab dem 4. November 1996 musste ich dann noch mehrere Stunden Krankengymnastik absolvieren. Da habe ich mich für Anna Klasse, deren Beruf das ist, entschieden. Sie hatte in „MADE IN GERMANY UND USA“ und in „BERLIN CHAMISSOPLATZ“ gespielt und nach dem ersten Film hatten wir uns für die Untreue ihres Mannes gerächt. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, einer der Titel im Schreibheft von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ war „Alle heißen Anna“. Schon in St. Petersburg hatte ich ein Annaproblem, denn da gab es drei Frauen, mit denen ich zu tun hatte. Ich habe sie in Gesprächen der Einfachheit halber Anna1, Anna2…getauft.
Am 11. Dezember habe ich im heute grünen Zimmer ein gebraucht gekauftes Doppelstockbett aufgebaut. Später kam noch ein zweites Doppelstockbett dazu. Sie sind jetzt im ehemaligen Kuhstall und warten auf die Benutzung durch die Kinder meiner Kinder. Am 22. Dezember sind wir wieder zu Opa und Oma gefahren. Und ich habe wieder 50 rote Rosen für Annas Geburtstag gekauft. Jetzt vor der Premiere von Serpil Turhans Film auf der Berlinale habe ich kein Annaproblem, sondern ein Barbaraproblem. Da sind es bis jetzt allerdings nur zwei Barbaras. Vielleicht kommt auch da noch eine dazu?
Als Barbara1, ihre Produzentin, mit Serpil Turhan am 6. November 2015 in der Fidicinstraße war, habe ich ihr die Bedeutung der Farben Rot und Blau (LINK) für mich erklärt.

Heute habe ich mit Barbara2, Serpils Pressefrau, am Telefon arrangiert, dass ich ein paar gedruckte Plakate des Films vor der Vorführung am Dienstag bekomme, denn Barbara1 ist außer Gefecht. Sie hat vor zwei Tagen ein Kind bekommen. Da ich mich nicht traue, sie anzurufen, gratuliere ich ihr hiemit online. Irgendwer wird es ihr schon sagen.

13.2.16  
Jochen Brunow stellt die 10. gedruckte Ausgabe seines "Scenario" vor. Nach einer Weile realisiere ich, dass er für den Buchtitel ein Foto aus "SYSTEM OHNE SCHATTEN" benutzt hat. Ohne mich zu fragen. Am Ende der Veranstaltung sage ich zu ihm: Was ist dir lieber? Entweder du gibst mir jetzt ein kostenloses Exemplar des Buchs oder ich schicke dir eine Rechnung. Er hat die erste Möglichkeit gewählt.

Iris Berben ist leicht erkältet und ich empfehle ihr, in Zukunft Calcium Frubiase Trinkampullen vorher zu nehmen. Aber sie hält ihre Lesung eine Stunde lang durch, steigert sich bei ihrer Lesung und macht daraus ein kleines Theaterstück. Ich bewundere und liebe sie dabei. Es ist echt schade, dass wir in unserem hohen Alter nicht nochmal einnen Film zusammen machen.

Jemand hat mir gesagt, dass an der Arsenal-Außenfront ein Bild von Serpil Turhans Film über mich hängt. Ich bitte Anna, die mich nach Hause bringt, ein Foto mit mir und dem Plakat zu machen.

Das Buch von Jochen Brunow. Hinten drin steht "Nicht in allen Fällen konnten wir die Rechteinhaber ermitteln. Berechtigte Ansürüche werden im Rahmen der üblichen Honorarsätze abgeglichen." Da hat Jochen Brunow eine gutes Geschäft gemacht.

Berlinale-Palast. Alles ist weiträumig abgesperrt. In die AudiLounge komme ich nur, weil mich Barbara2 schon außen erwartet hat. Sie ruft laut Rudolf, aber da ich nur auf einem Ohr höre, kann ich sie nicht lokalisieren. Jedenfalls komme ich mit ihrer Hilfe in die nochmal abgesperrte AudiLounge.

Hier findet gerade ein anderes Live-Interview statt. Danach komme ich dran.

Mein Live-Interview mit Patrick Wellinski macht mir Spaß. Jetzt sind auch wesentlich mehr Zuschauer als vorher da. Er sagt zuerst, wie sehr ihm Serpil Turhans Film gefallen hat.
Als Patrick Wellinski alle seine Fragen gestellt und ich sie beantwortet habe, wollte ich noch etwas sagen, denn ich dachte, es geht um die Situation des deutschen Kinos. Aber die Sendezeit war zuende. Ich habe dann doch noch gesagt, was ich sagen wollte. Das haben nur die Zuschauer in der AudiLounge über Lautsprecher gehört. Ich habe gesagt, meine Tochter plant im August auf meinem Bauernhof einen Film ohne Förderung zu drehen. Mit dem Titel "Königin von Niendorf". Ich habe auch kurz die Geschichte erzählt. Er fragt mich, was ich dazu gesagt habe. Ich antworte, ich habe ja gesagt. Das Publikum in der AudiLounge hat sehr viel Beifall gespendet. Am Ende sagt er zu mir, dass eine andere Kollegin noch ein langes Interview mit mir machen will. Ich sage : Ab Mittwoch bin ich wieder auf meinem Bauernhof. Er sagt, dann holen wir Sie ab. Ich gestehe, es macht mir Spaß, mal wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und fühle mich fast schon wieder so wie beim Filmfestival in St. Petersburg im September/Oktober 2015.
Am Abend kommen Barbara2 und Eva Hartmann, die Cutterin des Films, zu mir und bringen mir das Plakat und das Presseheft zum Film. Barbara2 kriegt von mir Soju zu trinken. Eva darf nicht, weil sie schwanger ist. Ich liebe beide und kann nicht aufhören, ihnen Geschichten aus meiner Vergangenheit zu erzählen.

Auf dem Foto links ist Barbara2, rechts ist Eva. Mir wird klar, ich bin ausgehungert vom einsamen Leben auf meinem Bauernhof. Sonnenuntergänge fotografieren und die Fotos der Pflanzen, die da wachsen und blühen, kann nicht alles für meinen letzten Lebensabschnitt - also die Zeit bevor ich sterbe - sein. Auf diesen Film muss ich irgendwie reagieren. Keine Ahnung wie. Aber zuerst muss ich Serpils Film erstmal am nächsten Dienstag sehen. Vieleicht hilft mir die Reaktion des Publikums im Delphi-Kino dabei, denn da gibt es vermutlich nach den Fragen der Moderatorin, auch Fragen der Zuschauer, die den Film gerade gesehen haben. Ich jedenfalls bin offen für alles, was da auf mich zukommt. Ich merke schon jetzt, es wird ein existentielles Ereignis in meinem Leben. Nicht einfach nur das Resultat von Dreharbeiten im Laufe des Jahres 2014. Vielleicht hat Serpil es geschafft, mein Innerstes, meine Seele zu knacken.
14.2.16   Hier kann man das Interview mit Deutschlandradio (LINK) in der AudiLounge hören. Heute habe ich frei.
In der Nacht kann, wer will den letzten Film, den ich mit Serpil Turhan als Regieassistentin gemacht habe in der ARD sehen: "DAS ROTE ZIMMER" um 1.25 Uhr (LINK).
Das BerlinaleForum hat einen Text, den ich 1978 geschrieben habe, um für "BESCHREIBUNG EINER INSEL" Förderungsgeld zu kriegen wieder ausgegraben, und in einer Art Zeitung veröffentlicht. Samt Faksimile des Forumsblatts zum Film.

Weil ich mich heute nach der gestrigen Euphorie langweile, finde ich auf der Website des BerlinaleForums auch das Forumsblatt zu Serpil Turhans Film (LINK) über mich und da das Interview, das sie zu ihrem Film gegeben hat. Sie wollte es vor mir verheimlichen und damit warten, bis ich den Film gesehen habe. Tut mir leid Serpil. Auch Männer können manchmal neugierig sein.
15.2.16   "DAS ROTE ZIMMER" haben gestern Nacht in der ARD 220.000 Zuschauer gesehen. Vor einem Jahr lief er auch. Da waren es noch 240.000. Vor 4 Jahren, bei der ersten Ausstrahlung, waren es 400.000. Mein Blog allerdings wurde von Klicks geflutet. Da ich keine Filme mehr mache, freue ich mich darüber sehr. Die Klickzahlen auf meinem Blog sind inzwischen auch ein Ersatz für die Zuschauerzahlen, al meine Filme noch im Kino liefen. Ich hoffe, dass es nach der Premiere im Delphi noch mehr Klicks werden.

Livia Theuer besucht mich in der Fidicinstraße. Sie hat mehrere Drehbücher von mir bearbeitet und war vor allem eine treue Begleiterin meines Live-Drehbuchschreibens. Auch sie hatte geplant, einen Film über mich zu machen, hat aber auf Finanzierungen gewartet und nicht bekommen. Serpil Turhan hat nicht auf Finanzierungen gewartet, sondern einfach gedreht. Livia ist gespannt auf Serpils Film und wird diesen mit einem lachenden und weinenden Auge morgen Abend sehen.
Wir gehen zusammen beim Thai-Restaurant essen und sie begleitet mich nach Hause.

Vor dem Haus ist jetzt eine Warnung, dass die großartige Klingelanlage noch nicht funktioniert. Da hatten auch Barbara2 und Eva gestern Abend geklingelt, und ich hatte nichts gehört. Ich hatte den beiden allerdings vorher gesagt, dass sie die Außenklingel einmal testen sollten. Livia habe ich das nicht gesagt. Sie hat da geklingelt, aber mich kurz vorher angerufen, weil sie meine Hausnummer vergessen hatte. Ich schaue nach der Post und da steht sie vor meiner Wohnungstüre.
Beim Googeln entdecke ich am Abend, bevor ich Schlafen gehe, diese erste "Kritik" in der "Jungen Welt" (LINK);
"Einen Film darüber drehen, wie Rudolf Thome plant, seinen 29. Langfilm zu drehen. Der Mann ist Legende, zu Hause zwischen frühem Punkrock (»Rote Sonne«, 1970) und spätem Eric-Rohmer-Tandaradei (alle Filme ab »Der Philosoph«, 1988)». Für »Rudolf Thome – Überall Blumen« spricht er mit seinem Sohn während der Gartenarbeit, mit seiner Tochter über Skype in New York und mit seiner Schauspielerin Serpil Turhan, die ihn filmt, während er sich im Morgenmantel rasiert. Nein, er kann nie vergessen, dass eine Kamera an ist, sagt er.
Mit dem 29. Film wird es nichts. Es gibt kein Geld mehr für ihn. All sein bisheriges Geld habe sein sehr schöner Bauernhof in Teltow-Fläming verschlungen. Da wohnt er und betreibt einen Blog. Der hat 269 Leser, wenn’s 300 wären, wäre Thome glücklich. Denn dann sei er wieder Thema, die Menschen würden sich gegenseitig anrufen oder anmailen. Er filmt zwei Schmetterlinge für 50 Sekunden und stellt das ins Netz. Nach zehn Minuten hat er das erste »Like«.(cm)"
Der Krtiker oder die Kritkerin muss den Film in der Pressevorstellung gesehen haben, denn er weiß mehr, als ich weiß und hat damit schon mal die Bitte des Festivals vor der ersten öffentlichen Aufführung nichts zu veröffentlichen verletzt.
16.2.16  


Ich freue mich über die ungewöhnlich vielen Klicks gestern, aber glücklich macht es mich nicht. Ich merke schon, ich bin heute überempfindlich.

Serpil Turhan kommt zu mir und holt mich ab zu einem Forumslunch.
Beim Forumslunch saß Volker Koepp neben mir. Er hat auch einen Bauernhof. Allerdings in der Uckermark. Der Forumsleiter Christoph Terhechte hat einen Bahnhof dort, an dem sogar noch der Zug hält.Mehrere Mitglieder des Forum-Auswahlkomittees bestätigen mir, wie schön sie Serpil Turhans Film gefunden haben und versprechen mir, dass ich mich darüber freuen werde.
Noch 3 Stunden bis zur Vorführung. Noch könnte ich einfach weglaufen?
Um mich zu beruhigen trinke ich jetzt erstmal eine Flasche Soju. und denke dabei an Hong Sang-soo.
17.40 Uhr: Der Soju hat gewirkt. Damit ich im Film nicht versehentlich einschlafe und vielleicht sogar schnarche, trinke ich schnell noch einen doppelten Espresso.

17.2.16   Serpil Turhans Film wurde gestern im Delphi-Kino gezeigt. Ich habe ihn gesehen. Ich wurde von vielen gefragt, wie ich ihn finde. Ich habe gesagt. Ich muss ihn erst mal alleine für mich sehen und fange an, darüber nachzudenken.
Lest einfach mein Blog in den nächsten Tagen.
Jetzt ist es schon nach Mitternacht und morgen früh fahre ich zurück auf meinen Bauernhof. Mir wird klar, dass ich schon beim Autofahren anfangen werde, darüber nachzudenken. Was für ein Film das geworden ist. Ich war ja mal ein sehr dezidierter Fimkritiker. Aber ich merke schon jetzt, dass ich über diesen Film keine dem Film gerecht werdende Kritik schreiben könnte. Jetzt bin ich erstmal gespannt darauf, ob es Kriiker geben wird, die das können, denn der Film ist bizarr und trotz seiner - auf den ersten Blick - Einfachheit ungewöhnlich komplex. Jetzt gehe ich endlich schlafen.


Eine meiner Lieblingsszenen im Film.
Nach einer nicht ganz einfachen Fahrt zum Bauernhof kaufe ich im Supermarkt in Dahme 3 Exemplare der "Märkischen Allgemeinen". Die Kassiererin fragt mich, ob ich denke, dass da verschiedene Sachen drinstehen. Ich schlage die letzte Seite auf. Dann versteht sie alles und lacht mich an.

Es ist ein sehr schöner Text über Serpil Turhans Film.

Hier schneit es inzwischen.
Eine email aus Schöna-Kolpien erreicht mich hier::
"Lieber Rudolf Thome,
danke an Sie und Serpil Turhan für das beeindruckende Filmerlebnis gestern im Delphi in Berlin! Als treue Blogleser und "Fastnachbarn" haben wir die Entstehung des Filmes über Ihre Blogeinträge verfolgt und waren nun sehr gespannt auf das Ergebnis. Welch angenehme Überraschung! Serpil ist ein so liebevolles und erfrischend ehrliches Porträt gelungen, das ganz fantastisch Ihre eigenen Spielfilme komplettiert. Die Tiefe des Filmes (collageartig zentrale Themen Ihres Lebens aneinanderzureihen ohne aufdringlich zu werden), die Offenheit und damit auch Verletzlichkeit, eine entwaffnente Natürlichkeit und Ästhetik - toll! Wir haben ihn sehr genossen und sind sicher, dass dieser Film auf sich aufmerksam machen wird.
Wir wünschen Ihnen einen zauberhaften Frühling und alles Liebe.
Herzliche Grüße aus Schöna-Kolpien von
Undine und Micha
"
Und meine Tochter Joya schickt mir einen Link zu Moviepilot (LINK) und scheibt dazu: "Es war soo schön gestern!!! Ich liebe den film."
Und auf Shomingekiblog (LINK) schreibt Rüdiger Tomczak einen langen englischen Text zum Film.

Beim Fahren auf der Autobahn dachte ich, dass mich Serpil Turhans Film auch an "Oki's Movie" von Hong Sang-soo erinnert.Über den schrieb ich in meinem Blog am 30. 11. 2010: "Oki's Movie" ist als Film wie ein Lebewesen von einem anderen Stern. Auf den ersten Blick kann man seine Gestalt sehen, aber alles was darin verborgen ist, erschließt sich nur teilweise. Auch beim zweiten Sehen bleiben Szenen übrig, die nicht zu entschlüsseln sind. Sie wirken wie Einschlüsse in Bergkristallen." Das tifft natürlich nicht direkt auf Serpil Turhans Film zu, aber es ist der Film einer Frau über einen Mann. "Oki's Movie" ist der Film einer Frau über zwei Männer.
Mein Nachmittag ist total von Computerarbeit ausgefüllt. Die Redakteurin vom rbb, die morgen her kommen wollte ist krank geworden und schickt eine Vertretung. Das was wir vorher vereinbart hatten, scheint nicht möglich. Sie wollten Ausschnitte aus meinen Filmen, die hier gedreht wurden, bei mir auf meinem Monitor abfilmen. Es ging um 3 Filme: "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN", "VENUS TALKING" und "PINK". Sie sollten sich die Filme bei alleskino.de downloaden. Aus "rechtlichen Gründen" sagt sie geht das nicht. Ich solle das bitte für sie machen. Gut und gerne drei Stunden habe ich dafür gebraucht.
Meine Tochter Joya mailt mir gerade einen Link zu einer Kritik von Lukas Förster (LINK) auf Perlentaucher.de. Sie ist echt super, arbeitet für die Berlinale und weiß durch ihr iPhone mehr als ich.

Als "knorriger Gegenstand" fühle ich mich perfekt aufgehoben. Mit der Punktezahl bin ich nicht einverstanden und habe Ekkehard Knörer das geschrieben. Seitdem gibt es auf der CARGO-Website keine neuen SMS-Nachrichten. Inzwischen hat sein Kollege Lukas Förster etwas erfreulicher auf Perletaucher geschrieben. Beide waren vor zwei oder drei Jahren bei mir und haben mich bestimmt fünf Stunden interviewt. Und Serpil hat das - mit besserem Equipment und einem Profi-Tonmeister - schon damals gefilmt.

18.2.16   Wer sich für die Auswirkungen von Serpils Film auf meine Website (da ist ja nicht nur mein Blog) interessiert, bitte schön:

Im Filmforum von Rolling Stone (LINK) schreibt einer, nachdem er den Film am Dienstag im Delphi-Kino gesehen hat: "Rudolf Thome sitzt an der Restaurierung eines sehr alten, sehr schönen Filmes. Marquard Bohm und Iris Berben in einem Hotelzimmer. Bohm sagt: "Was ich dir mal zeigen muss, das ist der Starnberger See bei Nacht". Schnitt: Die beiden stehen am Wasser, die Sonne leuchtet. "Das ist er, der Starnberger See bei Nacht." Humor und Melancholie, das ging bei Thome stets so leicht zusammen wie bei keinem anderen deutschen Filmemacher (und wenn man mich fragt: Es gab auch nie einen besseren). 29 wunderbare Filme entstanden so, größtenteils mit geringen bis nicht vorhandenen finanziellen Mitteln. Ein Dreißigster sollte nicht mehr folgen: 2014 wurde ein von Rudolf bei der Filmförderung eingereichtes Drehbuch abgelehnt. Gemeinsam mit seiner Tochter plante er daraufhin eine Crowdfunding-Kampagne, schrieb ein neues Drehbuch und stellte sich zuletzt doch dem Unvermeidlichen: Als er in einem Auto durch Berlin fährt, merkt er, dass ihm die Kraft fehlt, noch einmal einen solchen Neuanfang zu wagen, wie er ihn damals Mitte der 70er mit dem Umzug nach Berlin und den beiden No-Budget-Produktionen "Made in Germany und USA" und "Tagebuch" begann.
Während dieser Monate begleitete ihn die Schauspielerin und Regisseurin Serpil Turhan (deren toller "Meine Zuge dreht sich nicht" vor zwei Jahren bei Achtung-Berlin-Festival zu sehen war) ohne ein Produktionsteam mit der geschulterten Kamera. Entstanden ist dabei "Rudolf Thome: Überall Blumen", kein Dokumentar- oder Porträtfilm im eigentlichen Sinne, sondern ein hochpoetischer Film aus eigenem Recht, der von der intimen Dynamik zweier Künstler steht, die eine Generation auseinander liegen und sich doch auf einer Wellenlänge befinden. Die beiden rupfen gemeinsam die verwelkten Rhododendronblüten im Garten, beobachten Sonnenuntergänge und Serpil Turhan geht immer wieder auf Schatzsuche durch Rudolf Thomes Bauernhof: In einem Raum stapeln sich verstaubte und angerostete Filmrollen aus mehreren Jahrzehnten unter Verlängerungskabeln und Pappschildern. Thomes gesammeltes Werk. Als dieser große, mittlerweile auch alte und doch immer noch sehr jugendlich gewitzte Mann nach dem Screening samt Family auf die Bühne gebeten wurde, da kullerten mir Tränen die Backen runter. Ich glaube, es ging nicht nur mir so.
Sicherlich einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre (wenn dieses Lob nur nicht so wenig wert wäre)."

Drei Bilder von der Premiere im Delphi-Kino:



Dieses Foto hat mir Nikoletta Drossa gemailt.


Ich habe die Seite aus der MAZ auf GoogleDrive (LINK) hochgeladen. Sie sollte unter diesem Link für alle lesbar sein. Ich mache das zum ersten Mal und hoffe, dass es funktioniert.
Um 10.30 kommt das rbb-Team. Ich zeige ihnen bestimmt eineinhalb Stunden lang Szenen aus den drei Filmen, die ich hier gedreht habe an meinem 24 Zoll-Monitor.

Pune Djalilehvand, die Moderatorin oder Regisseurin, wird den Film schneiden und ihr technisches Team. Sie bringt einen Vertrag mit, der vorsieht, dass der rbb Ausschnitt-Material aus den 3 Filmen benutzen darf. Das war so nicht verabredet und daher streiche ich die betreffenden Sätze. Ich füge hinzu, wenn sie Originalmateral verwenden, kostet das 200 Euro pro Sekunde. Als wir dann am Dorfteich sind, soll ich am Teichrand (wegen der schönen Spiegelung) entlang laufen. Ich tue das, mache am Ende aus Jux und Tollerei einen kleinen Sprung. Der Kameramann hat damit nicht gerechnet und ich muss es nochmal machen. Danach gehen wir in den Innenhof. Zweimal muss ich aus der Haustüre herauskommen. In der nächsten Einstellung zweimal zum Trabi gehen, denn der war vorher in "VENUS TALKING" zu sehen. Dann soll ich ihnen die Dinge, die im Stall gelagert sind, zeigen: Requisiten und verrostete Filmdosen. Kurz vorher habe ich von Pune Djalilehvand erfahren, dass für den gesamten Beitrag nur dreieinhalb Minuten zur Verfügung stehen.
Ich lerne, ich hätte vorher fragen sollen.
Im Garten wird mein Gartenteich gefilmt, denn der wird in "PINK" von Hannah Herzsprung sauber gemacht. Ich habe inzwischen etwas die Lust verloren und bestimme jetzt selbst, wozu ich noch bereit bin. Mit den drei Stunden heute und den drei Stunden gestern habe ich also sechs Stunden gearbeitet. Unbezahlt selbsverständlich. Für die auf meinem Computer abgefilmten Filmteile bekomme ich pauschal 280 Euro, und davon kriegt alleskino.de 80 Prozent. Ich werde jetzt gleich die Rechnung schreiben und bin gespannt, wie lange es dauert, bis der rbb bezahlt.
Ich habe keine Rechnung an den rbb geschrieben und mir das Video vom Publikumsgespräch nach der Weltpremiere im Delphi-Kino mit Final Cut angeschaut, beide Szenen so stark wie es nur geht heller gemacht, und fand es dann akzeptabel. Vorher war alles mit Quicktime stockdunkel. Hab auch nichts sonst mehr verändert und alles in voller Länge auf Vimeo ins Netz gestellt. Ich finde, es ist ein historisches Dokument. Philipp Wunderlich hat es mit meinem Fotoapparat gefilmt. Bis man es sehen kann, wird noch eine ganze Weile dauern. Falls irgendein Blogleser es als DVD haben will, muss er sich beeilen und mir eine email schicken. Noch ist es für mich ganz einfach aus Final Cut auch eine DVD zu brennen.

19.2.16   Ein Moana-Blogleser aus Hannover schreibt mir, dass er jeden Tag mein Blog liest, dass er "süchtig" darauf ist. Er schickt mir ein Foto aus seiner Wohnung und wünscht sich eine DVD vom Publikumsgespräch.

Klar kriegt er eine DVD. Ich muss allerdings erst einmal Rohlinge kaufen. Das habe ich gemacht und bin dann endlich wieder Fahrrad gefahren. Die Fahrt war nach einem Kilometer zuende, denn das Hinterrad war platt.
Ich habe dann das Rad meiner ägyptischen Freundin genommen.

Heute ist wirklich nicht mein schönster Tag. Zuerst die Fahrradpanne und jetzt erfahre ich über Twitter, was Kerstin Decker im Tagesspiegel (LINK) über Serpil Turhans Film geschrieben hat. Titel "Ein Hinterbliener seiner selbst". Ihr letzter Satz ist: "Zu Lebzeiten ein Hinterbliebener dessen zu sein, der man einmal war. Erfahren, dass niemand ein Interesse an einem neuen Rudolf Thome-Film hat, vor allem nicht Degeto. Es gibt einfachere Existenzformen. "Überall Blumen" ist ein berührendes Dokument des Standhaltens gegenüber sich selbst und dem unbarmherzigsten Regisseur, der uns alle richtet: der Zeit."
Ich war gerade am Skypen mit meiner ägyptischen Freundin, als dieser fiese Text mich erreichte und ich wurde richtig wütend!!! Das ist mir in all den Jahren bei negativen Filmkritiken zu meinen Filmen noch nie passiert. Ich habe es halt hingenommen und den nächsten Film gemacht. Sie schreibt über Serpils Film eigentlich gar nichts, sondern vor allem über mich. Vielleicht ist das der Grund, der mich so wütend macht. Liebe Kerstin Decker, ich werde dieses Jahr siebenundsiebzig, bin aber trotzdem immer noch der, der ich einmal war. Ich habe 20 Jahre lang für den Tagesspiegel Filmkritiken geschrieben und noch einmal 2012 über Hong Sang-ssoo.
Vor drei oder vier Jahren (LINK) hat mich der Tagesspiegel durch einen Hamburger Rechtsanwalt abmahnen lassen, weil ich auf meiner Website mehrere Kritiken, die über mich im Tagesspiegel erschienen sind, ins Netz gestellt habe. Das hat mich sieben oder achthundert Euro gekostet und daraufhin habe ich alle Kritiken zu allen Filmen auf meiner Website gelöscht. Das Risiko, dass noch eine andere Zeitung das macht, war mir zu groß.
Es gibt zwar wunderschöne Texte Online, aber keine einzige gedruckte Berliner Zeitung schreibt über den Film. Sie haben mich schon lange vorher ins Grab geschickt.
20.2.16   Gleich am Morgen etwas Erfreuliches. Der rbb hat endlich auch mit Serpil Turhan ein Interview gemacht mit Ausschnitten aus ihrem Film.
Serpil mailt mir Fotos des Festivalfotografen von der Premiere im Delphi:

© Dario Lehner. Links Eva Hartmann, rechts Joya Thome.

© Dario Lehner
Ich kümmere mich um den Plattfuß an meinem Rad. Da es das Hinterrad ist, traue ich mich nicht, es auszubauen. Also pumpe ich es auf und halte das Rad ins Wasser meines Gartenteichs. Es sprudelt nur leicht an mehreren Stellen. Meine Diagnose der Schlauch ist porös geworden.

In Erinnerung an Serpils Film, betätige ich danach als Gärtner. Aber nur ein bisschen. Den Tagesspiegel habe ich mir dann auch noch gekauft, um zu sehen, wie der Text von Kerstin Decker gedruckt aussieht. In der Druckausgabe scheinen nur die besseren journalistischen Produkte einen Platz zu finden.
Nach dem Mittagessen ( Pizza), fange ich an, mich wieder in die Autobiographie-Notizen einzuarbeiten. Es geht jetzt um das Jahr 1997. Ich habe da zum ersten Mal zwei Filme in einem Jahr gedreht. Manche Szenen sind wie von einem Blitz in meinem Gedächtnis eingebrannt. Viele Eintragungen im Terminkalender sind mir noch rätselhaft. während ich mir zunächst einen groben Überblick verschaffe, werden draußen im Dorf mit schwerem Gerät Veränderungen vorgenommen.



Solche Hütten standen früher am Körbaer See und sind im letzten Jahr plötzlich verschwunden. Vielleicht hat unser junger Bürgermeister es geschafft, eine davon zu erwerben.
21.2.16  

Serpil Turhan gestern im Interview (LINK) mit Knut Elstermann auf Radioeins (beginnt bei 16:26 und endet bei 23.42 Minuten).

Heute fahre ich mit meinem ältesten Fahrrad. Damit ist Seyneb Saleh in "DAS ROTE ZIMMER" gefahren und es hatte nur sehr wenig Luft. Die Damen, die für Requsite verantwortlich waren hatten zwar eine neue Luftpumpe gekauft, wussten aber nicht wie man Reifen mit französischen Ventilen aufpumpt. Die muss man nämlich zuerst öffnen.
Serpil Turhan ist damir auch schon, bevor sie ihren Film gedreht hat, bei mir auf dem Bauernhof gefahren, und der Popo tat ihr nach einer Weile weh. Ich schaue mir den Sattel daraufhin an…

…und entdecke, dass der Sattel für's weichere Sitzen mit Luft gefüllt werden kann. Darunter ist nur Metall. Arme Serpil.

Zu den Autobiographie-Notizen: Der Januar 1997 fängt für mich schlecht an. Die FFA sagt mir am 16. Januar, dass sie "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" nicht fördern. Während der Berlinale treffe ich am Stand der Degeto Renate Michel, die Redakteurin die bei der Degeto für mich zuständig war. Sie sagt, dass mein Drehbuch ihr etwas zu verrückt ist. Jedenfalls ein nettes Nein. Ich sage, dass ich noch ein anderes, etwas normaleres Drehbuch geschrieben habe und schicke ihr am nächsten Tag das Drehbuch zu "JUST MARRIED". Gegen die Entscheidung der FFA lege ich Widerspruch ein (bei "TAROT" war es auch so und hat geklappt, Herrn von Andrenyi hatte mein Widerspruch gefallen - hat man mir damals gesagt). Während der Dreharbeiten von "JUST MARRIED" in Vasto in Italien war am 28. Juni die Entscheidung über meinen Widerspruch. Ich rufe Herrn von Andrenyi an und frage, wie es ausgegegangen ist. Leider nein, sagt er.
Petra Seeger ( LINK), die für den WDR ein Making of gedreht hat, hat den Anruf und meine Reaktion auf das "nein" live gefilmt. Ich habe dieselbe Situation bei meinem letzten Film "INS BLAUE" im gleichen Hotel in Vasto gedreht. Da spielt Vadim Glowna (†) mich (LINK) und ruft ebenfalls Herrn von Andrenyi (der Name stand jedenfalls im Drehbuch) an und kriegt ebenfalls eine Absage.
Ich suche diese Szene in Petra Seegers Film "Live is a Battleground" finde sie aber nicht. Der Film ist in fünf Teile aufgeteilt, weil sich auf YouTube damals nur 10-Minuten hochladen ließen. Es lohnt sich alle 5 Teile anzuschauen, denn sie sind immer wieder total lustig. Es könnte ein Fest für die Leute sein, die gerade den Film von Serpil Turhan über mich im Jahr 2014 gesehen haben. Und ist eigentlich eine Aufforderung an den WDR, Petra Seegers Film nochmal auszustrahlen. Vielleicht bekäme sie dafür dann auch nochmal Geld?! Am besten zusammen mit "JUST MARRIED". Dann bekäme auch ich Geld.
Ich sehe schon jetzt, ich muss um jeden Preis neunzig Jahre alt werden, damit das deutsche Fernsehen für das es noch ziemlich lange bei einzelnen Filmen die TV-Rechte hat, sie immer wieder umsonst senden kann. Meinen 70. Geburtstag im November 2009 mit insgesamt 13 Ausstrahlungen hilft mir noch heute durch die Zahlungen von VG Bild-Kunst beim finanziellen Überleben.. Auch meine Kinder Nicolai und Joya sollten zumindest bis zum 80. Geburtstag dafür sorgen, dass es mir auf meinem Bauernhof gutgeht, denn wenn ich erstmal tot bin, bin ich auch ausstrahlungsmäßig für das Fernsehen weg. Danach gibt es im besten Fall einen einzigen Film zum Gedenken an meine Arbeit.
Es würde mich sehr interessieren, ob manche Redaktionen schon fertige Nachruf-Texte auf Lager haben. Zum Beispiel die FAZ von Peter Körte, oder die SZ von David Steinitz, oder Hans-Georg Rodek für die Welt, von mir aus auch vom Spiegel.
Alles Gedanken, die mir heute Abend so durch den Kopf gehen.. Wenn ich das Drehbuch von "Überall Blumen" (LINK) verfilmt hätte, hätte ich die Rolle von Willy Steinhart gespielt und das wäre für mich ein schöner filmischer Abgang aus der Filmwelt gewesen. Die Links der handgechriebenene Drehbuchtexte, die Serpil gefilmt hat, funktionieren. Heute entdecke ich zu meiner Überraschung, dass ich das damals nicht in die komplexe Struktur meiner Website integriert habe. Vielleicht lag es daran, dass Serpil mich damals beim Schreiben gefilmt hat. Ich werde das nachholen, denn ich bin seit vielen Jahren ein ordentlicher Mensch geworden.

22.2.16  

Die Berlinale ist zuende. Serpil Turhans Film isr gestern zum letzten Mal gelaufen. Ich finde noch zwei Texte zum Film:
Der erste hier (LINK). Der zweite hier (LINK). Außerdem zeigt das rbb-Fernsehen heute Abend in der Reihe "Vorgestellt", was sie am letzten Donnerstag drei Stunden lang hier auf meinem Bauernhof gedreht haben. Ich bin gespannt, ob sie sich an unsere Vereinbarung gehalten haben. So ganz traue ich dem Frieden noch nicht.

Zu den Autobiographie-Notizen: Im Februar und März 1997 bin ich im Wesentlichen mit der Finanzierung der Eigentumswohnung im Reichensteiner Weg beschäftigt, ich kaufe und verkaufe Aktien und Ableihen und verdiene dabei ungefähr zusätzliche Eigenmittel so um die 20.000 DM im Laufe eines Jahres. Ich denke Anna hat davon nichts mitgekriegt. Schon damals online über eine Online-Bank. Um dabei keine Dummheiten zu begehen, musste ich selbstverständlich alle nur denkbaren Informationen aus Zeitungen und Zeitschriften täglich studieren. Mein Interesse an Aktien kann man schon in meinem Kurzfilm "JANE ERSCHIESST JOHN, WEIL ER SIE MIT ANN BETRÜGT" sehen. Da spicht Elke Haltaufderheide mit ihrer Bank und sagt: "Verkaufen Sie Höchst Limit 258 und kaufen Sie Gelsenberg bestens. -- Ja,ich weiß, Sie würden das nicht tun, aber ich tu das.." Bevor eine Moana-Blogleser auf die Idee kommt, mir größere Geldbestände zur Vermehrung anzubieten, sage ich gleich mal, ich mache das nicht. Auch für den 29. Thomefilm würde ich ich von Privatleuten kein Geld nehmen. Deshalb habe ich die Idee, ihn durch Crowdfunding zu finanzieren auch wieder fallen lassen.
Aus meinen Einträgen im Januar und Februar geht hervor, dass ich mir ein Hörgerät zugelegt habe, das immer wieder an mein Ohr angepasst werden musste. Ich erinnere mich an eine Szene bei der Motivsuche für "JUST MARRIED" in Italien. Da hatte ich mich so an das Ding gewöhnt, dass ich vergessen hatte, es abzunehmen bevor ich ins Meer gegangen bin. Zum Glück hat ihm das Meerwasser nichts ausgemacht.
Am 4. März war der Rohbau des Hauses mit unserer Eigentumswohnung fertig. Für den Widerspruch bei der FFA zu "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" vereinbare ich mit Enno Patalas und Harald Martenstein, dass sie ein Gutachten schreiben.
Am 27. März bekomme ich von der Degeto ein Fax, dass sie bereit sind, den Film "JUST MARRIED" vorab zu kaufen. Ich glaube, das war das erste Mal, dass sie sich auf einen Vorabkauf eingelassen haben. Die 6 Filme davor haben sie immer nach Besichtigung des fertigen Films gekauft und ich hatte sie durch diverse Förderungen finanziert. Mein Argument war: Wenn ihr sowieso jeden Film von mir kauft, warum dann nicht gleich vorab. Das würde mein Leben als Produzent sehr viel leichter machen. Das haben sie eingesehen. Ich habe das damals noch nicht mit Wolfgang Jurgan gemacht, sondern mit Klaus Lackschéwitz.
Am 2. April zeigt die ARD zum ersten Mal meinen Film "DAS GEHEIMNIS" an einem Mittwoch um 23 Uhr: 930.000 Zuschauer haben ihn damals gesehen. Ach ja, das waren noch schöne Zeiten, denn da gab es innerhalb der ARD noch einen festen Sendeplatz für den "Mittwochsfilm" von dem schon die drei "Formen der Liebe"-Filme profitiert hatten.

Noch etwas aus der Gegenwart. Beide Fahrräder sind inzwischen von meinem Fahrradhändler in Dahme repariert worden. Da er mich liebt und ich ihn auch, hat er sie mit seinem größeren Auto zu mir in den Bauernhof gefahren. Hier ist es wieder wämer geworden, aber es regnet fast den ganzen Tag. Ich hoffe die Sendung um 19.30 Uhr auf rbb-Brandenburg (nicht rbb-Berlin!) macht mich beim Anschauen nicht unglücklich. Außerdem ist heute Vollmond und es scheint eine Bauernregel zu geben, dass das Wetter heute auch für die nächsten vierzig Tage gilt.

Nach endlosen Nachrichten aus Brandenburg, kurz vor der Tagessschau der ARD kam auf rbb-Brandenburg das Porträt über mich. Alles total korrekt. Und nach all den politischen Nachrichten aus Brandenburg fast ein kleines Highlight für mich (LINK).
23.2.16  
Der Regen gestern. Sichtbar gemacht.

Livia Theuer schickt mir einen Link zu einer Besprechung (LINK) von Serpil Turhans Film auf kinozeit.de. Das bringt mich auf die Idee auf meiner Website die Kritiken (LINK) zu "INS BLAUE" aufzurufen, denn ich erinnere mich, dass da eine sehr positive Kritik geschrieben worden ist. Beim Lesen der Kritik von Joachim Kurz erlebe ich eine Überraschung. Serpil Turhans Film verändert bei mir die Wahrnehmung meiner eigenen Filme. Damit hatte ich definitiv nicht gerechnet. Wer wie ich alle 4 Kritiken gelesen hat und auf "INS BLAUE" neugierig geworden ist, kann ihn bei alleskino.de (LINK) sofort sehen oder sich die DVD kaufen.
Noch ein Link erreicht mich über mein Vimeo-Account (LINK) - ich hatte ihn bisher nur auf Englisch, hier derselbe Text auf Deutsch.

Zu den Autobiographie-Notizen: Im März und April 1997 laufen jede Menge Filme von mir in den dritten Programmen. Am 11. April treffe ich zusammen mit Sülbye Günar Herbert Fritsch, damals Theaterstar der Volksbühne. Wir reden eine Stunde lang fast nur über Computer, denn er hat wie ich einen Mac. Er ist noch verrückter als ich, was diesen Computer betrifft und macht immer wieder Sachen damit, die ihn abstürzen lassen. Ich bin bestimmt fünf oder sechsmal in seine Wohnung in der Chauseestraße gefahren, um ihm bei seinen Problemen zu helfen. Dabei wurden wir sogar richtige Freunde. Ich habe zu ihm gesagt, dass er die Hauptrolle in beiden Filmen spielen könnte. Er hat gesagt, dass es niemand gibt, der mit ihm zweimal gearbeitet hat.
Am 14. April treffe ich im Café Rost Margarita Broich, die in "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gespielt hat und Martin Wuttke. Am 17 April treffe ich wieder zusammen mit Sülbye Sophie Rois.im Café Orange. Da benutze ich zum ersten Mal mein Hörgerät, denn es war sehr laut. Sie war mehr an Sülbiye interessiert als an mir. Zwischen ihr und mir lef nichts. Am 20. April sehe ich im Volksbühnen-Prater eine One-Man-Show von Herbert Fritsch. Was er da genau gemacht hat, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls kommt er mir vor wie ein Schauspieler am Rande des Wahnsinns. Am 23. April treffe ich Kathrin Angerer. Ich wollte sie für die Rolle der Laura in "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" Sie war damals die Geliebte des Volksbühnen-Intendanten Frank Castorf. Vom 1. - 3. Mai bin ich in Wien zu einer Vorführung von "ROTE SONNE". Ich hatte inzwischen einen Newton von Apple gekauft und von Wien aus mehrmals täglich mit Herbert Fritsch (für mich Herbie) emails gewechselt. Das emailen habe ich von ihm gelernt. Im Mai habe ich auch Cora Frost in einem Café in Charlottenburg getroffen. Sie hatte gerade den Deutschen Kleinkunstpreis gewonnen und war ein Star. Wir haben eine Stunde miteinander geredet und uns zum Vertragsabschluss die Hand gegeben. Da ging es um "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" Ich wollte auch einen schriftlichen Vertrag. Sie sagte, komm zu meinem Auftritt "Fugu" in die Sophiensäle. Am 19. Mai Ich war mit Sülbiye da und nach ihrem Show habe ich ihr den Formularvertrag gegeben. Sie hat ihn unterschrieben und mich danach auf den Mund geküsst. Ich war total irritiert, aber es hat mir gefallen. Mir war klar, wir beide werden sehr gut beim Drehen miteinander auskommen. Einen Vertrag per Handschlag zu besiegeln, wurde von den großen Hollywoodproduzenten in den vierziger Jahren gemacht. Aber ein Vertragabschluss per Kuss war für mich neu.
24.2.16  
So langsam kommt die Sonne auch wieder zu den Wäscheleinen im Innenhof.

Aber es ist noch immer wieder mal so eiskalt, dass die Schneeglöckchen mit dem Blühen noch warten.

Zwei Stunden später: Wäsche nicht getrocknet. Hagel. Auch hier bei mir passieren schlimme Sachen (LINK).

Zu den Autobiographie-Notizen: Am 21. Mai fahre ich wie ein reuiger Sünder zu Irm Hermann und bringe ihr persönlich das Drehbuch zu "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" vorbei. Denn viele Jahre vorher bei meinem ersten Film "DETEKTIVE" hatte ich sie nicht genommen.
Die weibliche Hauptrolle neben Herbert Fritsch sollte ursprünglich Sabine Hagenbüchle (jetzt heißt sie Sabine Timoteo) spielen. Ich sehe sie noch neben Herbert Fritsch auf dem blauen Sofa in der Fidicinstraße sitzen. Herbert Fritsch war sehr angetan von ihr, ich auch. Also habe ich dann gleich mit ihr für die Rolle der Frangipani einen Vertrag gemacht. Ganz nebenbei: Cynthia Beatt hat es mir damals sehr übel genommen, dass ich den Namen ihrer Tochter in meinem Film benutzt habe. Wir hatten beide diesen Baum mit seinen weißen, duftenden Blüten auf Ureparapara geliebt. Und sie glaubte anscheinend, darauf ein Copyright zu haben.
Sabine Hagenbüchle hat den Vertrag sofort unterschrieben und ist damit nach Hause zu Philip Gröning gegangen und hat ihm den Vertrag gezeigt. Mit ihm lebte sie in der Bergmannstraße zusammen. Er wurde wütend, weil er in der Drehzeit meines Films seinen Film" L'amour, l'argent, l'amour" mit ihr als Hauptdarstellerin drehen wolle. Jedenfalls kam Sabine Hagenbüchle zurück zu mir ins Büro. Weinend und völlig aufgelöst. Ich habe sie beruhigt und vor ihren Augen beide Exemplare unseres Vertrags zerissen.
Sülbiye Günar fand auch sofort einen Ersatz, nämlich Laura Tonke. Sie hatte einen zweiten Vornamen Laura Maori, weil ihr Vater auch irgendetwas mit der Südsee zu tun hatte. Vielleicht hat die Südseegeschichte, die Marquard Bohm im Krankenhaus auf dem Sterbebett erzählt, etwas damit zu tun? Sie hatte in Michael Kliers "Ostkreuz" gespielt.
Am 23. Mai habe ich zusammen mit Nicolai von einem Musiker der Komischen Oper einen weißen Volvo 245 GL Kombi mit Glasschiebedach Baujahr 92 gekauft. Er war perfekt für den Film. Man konnte ihn mit nicht viel Licht bei den Nachtszenen am Strand in Italien sehen und Aufnahmen im Auto waren wegen des Glasschiebedachs auch unkompliziert. Er war perfekt für "JUST MARRIED". Am 9. Juni brachte ich ihn bei einer Volvo-Werkstatt zur Inspektion, denn am 17. Juni war Drehbeginn von "JUST MARRIED" und ich wollte sicher sein, dass in Italien nichts Unvorhergesehenes passiert. Da ist dann allerdings ziemlich viel Unvorhergesehenes passiert.
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Aus der Gegenwart: Meine wunderbare Tochter Joya schickt mir einen Link, den ich mit Google nicht gefunden habe. Es ist ein Blog (LINK) über was toll war auf der diesjährigen Berlinale. Der Text über Serpils Film: "Schön fand ich auch Rudolf Thome – Überall Blumen von Serpil Turhan. Ein Dokumentarfilm. Turhan interessiert sich vor allem für den Alltagsmenschen, weniger für den Regisseur Rudolf Thome und erstarrt vor allem nicht in Ehrfurcht vor diesem, ihr an Erfahrung deutlich überlegenen Regisseur. So entsteht eine Begegnung zweier Filmschaffender auf Augenhöhe, die letztlich dann auch deutlich mehr über den Filmemacher Thome erzählt als eine gewöhnliche Dokumentation, die vor allem seine Filmografie rekapituliert."
Nächste Woche will Joya zu mir auf den Bauernhof kommen und darüber freue ich mich sehr. Sie will auch die Busverbindung vom Bahnhof Luckau-Uckro benutzen, damit ich nicht so viele Kilometer mit dem Auto fahren muss. Ich liebe sie. Mehr als das zwischen Vater und Tochter sowieso der Fall ist.
25.2.16  


Beim Radfahren heute widersprüchliche Nachrichten aus der Außenwelt. Auf dem Hinweg schien die Sonne, auf dem Rückweg hat es geschneit. Nicht Hagelkörner wie gestern, sondern richtige Schneeflocken, die sanft durch die Luft schwebten. Außerdem habe ich zum erstenmal in diesem Jahr wieder Vögel singen hören.

Zu den Autobiographie-Notizen: Vor dem 1. Drehtag am 17. Juni in Berlin meldet sich Sabine Hagenbüchle bei Sülbiye, dass sie doch bei den Dreharbeiten dabei sein möchte. Sie könne das Catering machen. Ich sah da kein Problem, habe also ja gesagt. Am 2. Drehtag waren wir am Wannsee. Da wurde es dann ein Problem. Laura Tonke wollte nicht, dass Sabine Hagenbüchle ihr beim Spielen zuschaut. Die Wannsee-Szene habe ich übrigens auf dem gleichen Bootssteg gedreht, wo ich schon in „DER PHILOSOPH“ mit Johannes Herrschmann gedreht hatte.
Am 19. Juni drehe ich in der Wohnung von Jochen Brunow und Irene Schlebes dann die erste Szene mit Marquard Bohm. Ich bin den beiden noch heute dankbar, dass sie mir das gestattet haben.
Wann wir die Szene mit Marquard Bohm im Krankenhaus und mehrere Szenen in der Wohnung von Barbara Rolfs am Treptower Park gedreht haben, steht nicht im Terminkalender. Es müssen bestimmt drei Drehtage gewesen sein. Bei den Szenen zwischen Marquard Bohm und Herbert Fritsch fiel mir auf, wieviel Respekt Herbert Fritsch vor ihm hatte. Denn die beiden hatten schon mal am Schauspielhaus in Bochum zusammen gespielt, kannten sich also. Ich denke, Marquard Bohm wohnte bei mir in der Fidicinstraße. Am 20. Juni jedenfalls drehen wir zuerst die Beerdigung von Marquard Bohm. Dann die Taufe und danach die Hochzeit, also alles in der umgekehrten chronologischen Reihenfolge. Alle drei Szenen mit Stefan Felmy als Pfarrer. Viele Jahre später war bei „FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT“ (Beerdigung) und „DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST“ (Hochzeit) bei mir als Pfarrer tätig.
Am 22. Juni fuhr das gesamte Team nach Vasto an der italienischen Adriaküste. Ich fuhr den Volvo. Bei mir im Auto waren Sülbiye und François Rossier, Aufnahmeleiter und Standfotograf. Nach etwa 50 Kilometern auf der Autobahn machte der Volvo ein gefährlich klingendes Geräusch. Es klang nach Getriebe. Ich war im fünften Gang, versuchte runterzuschalten, aber das ging nicht mehr. Ich sage zu den beiden, wir müssen bis zum nächsten Flughafen weiterfahren und da dann einen Wagen mieten, denn es war Sonntag und Autovermieter gibt es nur da. Außerdem brauchen wir eine Werkstatt, die das Getriebe austauscht. Denn der Wagen war in Berlin bereits angedreht. Sülbye hat ununterbrochen auf der Suche nach einer Werkstatt telefoniert. Sie fand schließlich eine an einer Abfahrt in Nürnberg. Ich bin die ganzen 400 oder mehr Kilometer gefahren und habe gehofft, dass kein Stau kommt. Wir hatten Glück, es kam keiner. Aber die Abfahrt am Ende im fünften Gang mit immer wieder Kupplung treten und kommen lassen, hat mich den letzten Nerv gekostet. Die Werkstatt wusste von unserem Problem und fuhr uns zum Flughafen. Wir mieteten einen sehr schnellen Audi Kombi, wechselten an der Werkstatt unser gesamtes Gepäck. Ich entschied, dass François da bleiben muss, um den reparierten Volvo nach Italien zu fahren. Das war zwar prinzipiell die richtige Entscheidung, weil ein Aufnahmeleiter und Standfotograf war für das Weiterdrehen nicht unbedingt nötig. Allerdings wie sich später herausstellte, war er die einzige Person in unserem Filmteam, die fließend italienisch sprach. Trotz Autowechsel waren wir das erste Teamauto, das im Hotel in Vasto ankam. Ich erinnere mich noch, dass ich auf der italienischen Autobahn ein Wettrennen mit einem Porsche (?) gemacht habe.

Die Titelsequenz von "JUST MARRIED". Von Laura Tonke live geschrieben.
Jetzt habe ich auch das gesamte Interview mit Petra Seeger (LINK) füt das Presseheft zum Film heute wieder gelesen. Es ist ungwöhnlich offen und klar. Damals fand ich es etwas zu feministisch, Wir haben es am 2. Juni 1998 in ihrer Wohnung in Köln gemacht.

Aus der Gegenwart: Gerade (17.30 Uhr) bekomme ich einen Anruf von Hans-Peter Reichmann vom Deutschen Filminstitut in Frankfurt, dass er jetzt mit mit einem 7,5 Tonnen LKW und einem Sprinter in der zweiten Aprilwoche vorbei kommen will, um alles historisch Wichtige bei mir abzuholen. Am 28. 9, 2014 war er auch schon mal da und hat sich alles angeschaut. Ich hoffe, dass auch meine Kinder dann da sein können, denn was weg ist, ist weg. Serpil Turhans Film hat er nicht gesehen, aber davon gehört. Naja, es könnte später zu einer Rudolf Thome Austellung in Frankfurt zu meinem 80.Geburtstag führen. Vielleicht gibt es ja dann auch andere Filmarchive, die 35mm Filmkopien von mir haben wollen, denn die sind ja alle vernetzt.

Hans Peter Reichmann 20. September 2014.
26.2.16  


Gestern brachte mir die Briefträgerin das neue Buch von Stephen King. Schon die beiden Vorworte lesen sich gut.
Zu den Autobiographie-Notizen: Ich habe heute 30 Screenshots von „JUST MARRIED“ gemacht, bin immer wieder überrascht über viele Szenen, die ich schon längst vergessen hatte. Der Kameramann Carsten Thiele jedenfalls hat da bei seinem ersten Spielfilm etwas Großartiges geleistet. Laura Tonke, zu der ich beim Drehen keinen richtigen Kontakt fand, ist nicht nur schön, sondern als Schauspielerin einfach wunderbar. Das Drehbuch, also die Abfolge der Szenen, finde ich heute noch besser als damals, als ich es geschrieben habe und auch die Dialoge sind ungewöhnlich gut. Man sagt ja, Eigenlob stinkt, aber heute nach Serpils Film denke ich, habe ich eine angemessene Distanz.
Die Dreharbeiten in Italien waren von Anfang an schwierig. Wir hatten bei der Motivsuche ein Küstengebiet gefunden, wo alle Handlungsorte des Drehbuchs relativ dicht beieinander lagen. Wir hatten keine Drehgenehmigung und die Polizei die für den Strand und das Meer zuständig war, tauchte bald bei uns auf (in tollen weißen Uniformen). François Rossier, der mit ihnen italienisch hätte sprechen können, war noch immer in Nürnberg und wartete darauf, dass ein neues Getriebe aus Schweden zur Werkstatt kam. Ich habe Sülbiye gesagt, geh mit ihnen mit und erkläre ihnen mit Händen und Füßen, dass wir weiterdrehen müssen. Sie hat das geschafft. Wahrscheinlich besser als François Rossier auf italienisch.
Am 27. Juni kommt Petra Seeger mit ihrem jungen Team der Karlsruher Filmhochschule zu uns nach Vasto. Meinem Team gefiel das gar nicht. Sie meinten, ich hätte sie vorher fragen müssen, ob sie damit einverstanden sind, dass sie bei ihrer Arbeit gefilmt werden. Ich weiß nur noch, dass ich bei einem gemeinsamen Abendessen eine Rede gehalten habe, dass ich der Produzent bin und Petra Seeger das Drehen eines Making-of erlaubt erlaubt habe. Meine Rede war offensichtlich gut, denn danach hat mein Team das Drehen von Petra Seegers Team akzeptiert. Das Drehen mit Herbert Fritsch in Italien wurde allerdings von Tag zu Tag komplizierter. Die Sonne war ihm viel zu heiß. Immer wieder musste jemand mit einem Sonnenschirm neben ihm herlaufen. Und in der Nacht hat er, statt zu schlafen in Computerforen gechattet und da haben ihn die Leute im Chatroom nach einer Weile immer wieder rausgeschmissen. Das hat ihn verletzt und da er sich auch von Laura Tonke nicht geliebt fühlte, wollte er sich in einer Nacht mit einem Messer umbringen. Ich denke, er hat mir das Messer gezeigt.
Ich holte Anna, die mit Nicolai und Joya damals in einem Haus von Cynthia Beatt ganz in der Nähe Ferien machte. Sie war zu diesem Zeitpunkt bei uns im Hotel. Ich habe sie geweckt, und sie ist zusammen mit mir in das Zimmer von Herbert Fritsch gegangen, hat mir geagt, lass mich das machen. Sie hat mit ihm Feldenkrais gemacht. Nach einer halben Stunde kam sie zu mir zurück und sagte, jetzt ist er eingeschlafen.
Anna hat das Drehbuch zwar nicht geliebt - wie könnte sie - aber in einem entscheidenten Moment bei den Dreharbeiten war sie da. Ich müsste ihr nachträglich dafür ein Denkmal setzen.

27.2.16  
Eine NTSC-Version von Serpil Turhans Film geht heute nach Japan und nach USA.

Der Dorfteich ist heute wieder voller Eisschollen. Wann wird es endlich Frühling!

Zu den Autobiographie-Notizen:

Herbert Frisch ist besitzt mehrer kleine Kinos in Berlin, liebt "The Big Sleep" von Howard Hawks und hält sich fit auf einem Laufband.

Marquard Bohm besitzt viele große Kinos in Berlin. Laura Tonke ist seine Tochter: Durch die geplante Hochzeit entsteht in Berlin ein Kinoimperium.

Der Newton mit dem Herbert Fritsch auch auf der Hochzeitsreise in Italien Zuschauerzahlen abfragen kann. In einem Kino läuft "BERLIN CHAMISSOPLATZ". Ist doch lustig?

Auf dem Bootssteg am Wannsee muss Herbert Fritsch schwören, dass er sich auf der Hochzeitsreise nicht für die Zuschauerzahlen in seinen Kinos kümmern wird.

Vor der kirchlichen Trauung. Herbert Fritsch lässt Laura Tonke warten.



Vor der Abreise nach Italien hat Maquard Bohm Herbert Fritsch klar gemacht, dass ihm seine Kinos nicht wichtig sind, dass er ihm aber sämtliche Knochen im Leib brechen werde, wenn seiner Tochter etwas passiert.

Was soll ich dazu sagen. Frau fährt, Mann schläft.

Am Strand in der Nähe von Vasto. Beim Drehen von "INS BLAUE" waren alle Plätze durch Tourismus zerstört.

Aus der Gegenwart: Am Spätnachmittag bin ich zum Skypen mit meinem Sohn Nicolai verabredet. Wir haben 53 Minuten miteinander telefoniert. Über Ostern kommt er mit Ina zu mir auf den Bauernhof.

28.2.16   Frühmorgens fahre ich nach Schöna-Kolpien, um die Geschirrablage, die Anna vielleicht von den Dreharbeiten von "JUST MARRIED" aus Italien mitgebracht hat, abzuholen.



Eine reastaurierte Hollandmühle am Dorfeingang. Mit Anna, Nicolai und Joya war ich vor vielen Jahren auch einmal da drin. Auf dem Weg dahin haben wir auch einmal eine Herde wildlebender Mufflons gesehen.

Die Geschirrablage - sandgestrahlt und feuerverzinkt…

…kann ich endlich wieder beim Abwasch benutzen. Mein Leben ist durch und durch ritualisiert und in den letzten Wochen klaffte da in meinem Tagesablauf eine schmerzhafte Lücke.

Zu den Autobiographie-Notizen: Noch eine ganze Weile werde ich von "JUST MARRIED" nicht loskommen.

Der zweite Strand, den wir uns für das Hochzeitspaar ausgesucht hatten, musste anderrs aussehen als der erste, wo Herbert Fritsch den Volvo so nah ans Meer gefahren hat, dass er nur mit Hilfe eines Traktors nicht mehr aus dem Sand herauskam. Außerdem war das Wasser da bis an ihr Zelt gekommen. Dieser hier ist nicht flach, sondern liegt etwas erhöht. Zum Drehen mussten wir mit unserer Kamera ins Meer. Das klappte. Auf dem Rückweg trug Kerstin Ahlrichs, die Kamera-Assistentin die Kamera, eine sehr schwere Moviecam Superamerica, und kurz vor dem Erreichen des Strands begann Kerstin mit Kamera langsam zu versinken. Da ich immer, wenn die Kamera im Wasser ist, neben der Kamera bin, war ich in der Lage, sie und die Kamera wieder an Land zu kriegen. Die Stelle am Meer war durch ein Flatterband abgesteckt. Jetzt wussten wir warum. Da war Treibsand.

Der dritte Strand ist Laura Tonkes Traumstrand. Sagt sie.

Wie oft bei mir im Leben, also auch hier wird zum Glücklichsein Wein getrunken…

…und ein Feuer gemacht.

Herbert Fritsch sagt Laura Tonke, sie soll schwören, dass sie ihm verzeiht, wenn er etwas macht, was ihr nicht gefällt. Sie schwört. Er weiß, warum er das sagt, denn selbstveständlich hat er sich vorgenommen , auch in Italien die Zuschauerzahlen seiner Kinos abzufragen. Dafür hat er sich schließlich für 5.000 DM den Newton gekauft.

Sie hat sich auf die Suche nach ihm gemacht und findet ihn. Voller Zorn reisst sie ihm den Newton aus der Hand und schmeisst ihn ins Meer. Er versucht ihn absurderweise noch zu retten, rutscht ab und bricht sich ein Bein.

Das war die schwierigste Szene des ganzen Films und vor allem Herbert Fritsch hat sich darüber vor dem Drehen in Berlin viele Gedanken gemacht. Er war bereit zu Fallen, aber unter ihm mussten wir mindestens drei oder vier Schaumgummimatratzen auf den harten Kies legen. Petra Seeger hat das bei ihrem Making-of aus Distanz gefilmt. Was im Film gefährlich aussieht, ist ein Kinderspiel. Bei der Vorführung von "JUST MARRIED" und danach dem Film von Petra Seeger im Arsenal-Kino ein Jahr später haben die Zuschauer schallend gelacht.

Ein Ausschnitt aus Petra Seegers Film über die Dreharbeiten von "JUST MARRIED". Sie hat mich 1997 als Filmregisseur in action porträtiert. Das war mein siebzehnter Spielfilm, Danach habe ich nochmal elf Spielfilme gemacht bei denen Serpil oft mitgearbeitet hat. Zuerst als Schauspielerin, dann als Best Girl, dann als Regieassistentin und dann für das Casting. Serpils Film und Petra Seegers Film ergänzen sich auf wunderbare Weise, Für mich jetzt ist es ein Wunder, dass ich beide in meinem Blog zusammenführen kann.
29.2.16   Radfahren heute mit starkem Ostwind und Schneeflocken. Die täglichen Klicks auf meiner Website im Februar. Nur als "DAS ROTE ZIMMER" im Januar 2011 ins Kino kam, waren es noch mehr.

Zu den Autobiographie-Notizen: In diesem Restaurant in einem kleinen Dorf in den Bergen, wahrscheinlich in Cupello, haben wir mehrere Szenen gedreht.

Nach dem Drehen hat das gesamte Team statt etwas für die Drehgenehmigung bezahlen zu müssen, dort gegessen. Das Essen war gut, der Wein auch. Eine der beiden Ausstatterinnen, Nia Dryhurst oder Armgard Meyer hatte plötzlich Lust mit mir Armdrücken zu machen. Vielleicht dachte sie, dass sie stärker ist als ich. Wir haben es mit dem rechten und dem linken Arm gemacht. Sie hat verloren. Dann kamen andere auf die Idee, ich müsse das jetzt unbedingt auch mit meinem jungen Kameramann Carsten Thiele machen. Denn der hat mit der schwereb Moviecam Superamerica meistens aus der Hand gedreht. Vor allem die Frauen wollten wissen, wer von uns beiden gewinnt. Ich hatte das Gefühl, es war wie bei Tieren ein Kampf um die Rangordnung. Gott sei Dank habe ich auch bei Carsten Thiele gewonnen.
   



   

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