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16 März

01.03.16  




Ich kannte die Wettervorhersage, aber die Realität heute ist ein kleiner Schock.

Heute kriegt mein Auto einen neuen TÜV. Der gilt jetzt bis März 2018. Da läuft allerdings auch mein Pass und mein Personalausweis ab.

Gestern habe ich mein Auto noch durch die Waschanlage gefahren, damit er beim TÜV eine guten Eindruck macht.
Heute Nacht bin ich durch einen intensiven Traum, es war nicht wirklich ein Albtraum, aufgewacht. Ich war in einem anderen Land (?), wo gerade ein Hochhaus errichtet wurde. Ich bin mit einem Ingenieur in einen Lift gestiegen, der noch nicht nach außen geschlossen war. Er hatte mich gewarnt, aber ich wollte unbedingt ganz nach oben. Ich versuchte, mich beim Hochfahren irgendwo festzuhalten, aber da war nichts. Ich frage, wie hoch ist das Gebäude. Er sagt, hundertfünfzig Meter. Oben angekommen, sind wir ausgestiegen. In einer Hand hatte ich meinen kleinen Fotoapparat, mit der anderen Hand hielt ich mich an irgendetwas fest. Ich wollte unbedingt ein Foto aus dieser Höhe machen. Ich schaute nach unten und bekam plötzlich Angst. Da bin ich aufgewacht. Auch wenn dieser Traum mit meinen Autobiogaphie-Notizen etwas zu tun haben sollte, mache ich damit weiter.

Zu den Autobiographie-Notizen: Das gebrochene Bein von Herbert Fritsch ist selbstverständlich nicht das Ende der Hochzeitsreise und schon gar nicht das Ende der Ehe.

Herbert Fritsch hat Geburtstag…



…und bekommt als Geburtstagsgeschenk 31 Krawatten. Für jeden Tag im Monat eine, weil sie an ihm Krawatten liebt. Bei diesem Bild muss ich unwillkürlich an Howard Hawks denken. Ein Mann wird gezähmt. Wie konnte ich nur so grausam sein! Mir jedenfalls ist das in meinem Leben nie passiert.

Herbert Fritsch hat inzwischen als Schlafplatz nur noch eine Abstellkammer, denn für ihn ist in der geräumigen Wohnung kein Platz mehr.

Der 1. Teil von Petra Seegers Film über die Dreharbeiten von "JUST MARRIED". Da ist auch das Gespräch mit dem Vorsitzenden der FFA-Jury, Herrn von Andrenyi, enthalten, dass ich beim Drehbuch von "INS BLAUE" reingeschrieben habe. Petra Seeger hat mich später mal angerufen und gesagt, dass Leute, die "INS BLAUE" gesehen hatten, ihr gesagt hätten, dass ich Szenen aus ihrem Film geklaut hätte. Ich habe ihr gesagt, dass ich nichts von ihr geklaut habe, sondern das, was sie damals filmen durfte, ein Ereignis in meinem Leben war. Ich habe nur das, was mir damals passiert ist, wieder erzählt. Dazu gehörte auch, dass Vadimir Glowna bei seinem Telefonat mit der FFA von seiner Assistentin gefilmt wird.

02.03.16   Meine Nacht: zuerst in den Tagesthemen ein Interview des ARD-Korrespondenten aus Kairo mit Assad in Damaskus, dann auf Phönix die Berichte vom Super Tuesday in den USA, dann die Siegesfeier und Pressekonferenz von Donald Trump, der von Chris Christie vorgestellt wird: und hier kommt der nächste Präsident der Vereinigten Staaten. Dann steht er während Trump spricht mit versteinertem Gesicht neben ihm, als hätte ihn da jemand festgeklebt. Um das Maß vollzumachen zeigt Phönix dann auch noch eine Filmbiographie von Hillary Clinton.

Beim Radfahren heute gesehen.

Zu den Autobiographie-Notizen: In meiner Erinnerung hatten wir alle Szenen in Berlin zuerst gedreht und sind erst dann nach Italien gefahren. Jetzt sehe ich der Hauptdreh war - nach Italien - in Berlin.

Der Grund, warum für Herbert Fritsch in der Wohnung kein Platz mehr war.

Als er sich rasieren will, endeckt er diesen "Liebesbrief", mit teurem Lippenstift geschrieben, auf seinem Badezimmerspiegel. Das "Dich" ist mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben. Jeder Psychologe hätte ihm sagen können, dass er das nicht wörtlich nehmen darf und dass er das "hasse" durch "liebe" ersetzen könne.
Ich muss gestehen, dass ich das in meinem Leben auch schon mal erlebt habe.

Hier auf der Baustelle am Potsdamer Platz will Herbert Fritsch ein modernes Kinocenter bauen, denn" in zehn Jahren tobt da das Leben", sagt er zu seinem Kompagnon. Wie recht er da hatte. Vor allem während der Berlinale.

Herbert Fritsch versucht von seinem Bankdirektor, gespielt von Alexander Malkowski ((†), einen Kredit für sein geplantes Kinocenter zu kriegen.

Der Vater von Laura Tonke ist zu Besuch gekommen. Auf ihren Wunsch kommt er mit einem Blumenstrauß.

Das zweite Kind der Beiden wird getauft. Einmal ist sie vorher zu ihm in die Abstellkammer gekommen und wollte kuscheln. Dabei wurde vermutlich das zweite Kind gezeugt, denn sie hatten seit einem halben Jahr nicht mehr miteinander geschlafen. Er sagt, ich weiß gar nicht mehr, wie das geht. Sie sagt, leg dich einfach wieder hin. Ich mach das schon.

Die dritte Phase in der Ehe beginnt. Laura Tonke sucht einen Privatdetektiv, gespielt von Johannes Herrschmann, auf…

…denn sie hat geträumt, dass ihr Mann sie betrügt. Er fragt nach, ob sie nicht weitere Anhaltspunkte habe. Sie hat keine. Er nimmt trotzdem den Auftrag an und verlangt fünftausend DM Vorschuss. Dass Frauen beim Träumen Dinge erleben, die noch gar nicht passiert sind oder gerade dabei sind zu passieren, habe ich auch schon erlebt. Und da ich zur Zeit die Kurzgeschichten von Stephen King lese, finde ich das gar nicht allzu fantastisch.

Laura Tonke besucht Marquard Bohm, ihren Vater, der jetzt im Krankenhaus liegt. Er ahnt, dass er bald sterben wird.
Aus der Gegenwart: Gerade bin ich mit den Autobiographie-Notizen fertig geworden, gehe in die Küche und sehe durchs Fenster. Der Himmel ist blutrot. Ich nehme meinen Fotoapparat und renne raus. Da regnet es inzwischen. Schade, dass Serpil Turhan nicht bei mir ist. Oder meine Tochter Joya, die ihren Besuch bei mir um 2 Tage verschoben hat, weil das Wetter so schlecht ist.

03.03.16  




Der Dorfteich war wieder voller Eisschollen am Morgen. Im Garten tut sich noch immer nichts. Weder Schneeglöckchen noch Krokusse fangen an zu blühen.

Zu den Autobiographie-Notizen: Was ich hier zur Zeit auf meinem Blog mache, strengt mich maßlos an, und ich frage mich heute morgen beim Radfahren, ob ich damit weiter machen soll. Aber was man angefangen hat, soll man auch zu Ende bringen. Mit "JUST MARRIED" jedenfalls mache ich das.

Was Laura Tonke geträumt hat, ist Wirklichkeit. Herbert Fritsch trifft Valeska Hanel in einem Café. Im Hintergrund sitzt der von ihr engagierte Detektiv. Sie erzählt ihm, dass sie in der Nacht von ihm geträumt hat. Ich bin überrascht, wie raffiniert sich in meinem Drehbuch alles ineinander spiegelt.
Die Kritiker später haben das nicht bemerkt, sondern mehr oder weniger nur darüber geschrieben, ob das ein frauenfeindlicher Film ist oder nicht. Sie haben sich mit dem Inhalt auseinandergesetzt, nicht mit der Form (wo sich bei mir entscheidet, ob etwas KINO ist). Ich muss gestehen, seitdem ich mich vom Filmemachen abgewendet habe, interessieren mich bei anderen Filmen auch Inhalte, weil formal für mich die Filme, die ich noch sehe , nur meistens eine Kino-Wüste sind. Mit Ausnahme der Filme von Hong Sang-soo, denn da empfinde ich beim Sehen richtige KINO-Lust.

Bei dem was er sieht und für seine Auftraggeberin filmt, wird ihm ganz heiß unter der Mütze..

Im Film hört man im Hintergrund Lärm von anderen Badegästen. Die beiden stört das nicht. Für mich war das Drehen dieser Szene alles andere als einfach.

Der Detektiv zeigt das von ihm Gefilmte Laura Tonke in ihrer Wohnung.

Herbert Fritsch kauft bei Sülbiye Günar, die hier, zunächst etwas gegen ihren Willen, eine Blumenverkäuferin spielen muss, einen dicken Strauß Pfingsrosen, weil Pfingstrosen die Lieblingsblumen seiner Frau sind. Ein kleines privates Detail aus meinem Leben.

Laura Tonke, die gerade die Videoaufnahme des Detektivs gesehen hat, schmeisst Herbert Fritsch samt Pfingstrosen aus der Wohnung: Verschwinde. Ich will dich nie wieder sehen. Mir wird heute klar, dass man diese Geschichte dramatisch hätte erzählen können. So wie jeder Hollywoodfilm das getan hätte, aber ich beschreibe nur distanziert die einzelnen Phasen wie ein Wissenschafler, der das Leben von Ameisen filmt.

Marqard Bohm erzählt im Krankenhaus eine Liebesgeschichte aus seinem Leben. Er war Produktionsleiter bei einem Film in der Südsee und hat sich da unsterblich in Moana, eine Frau, die er da kennengelernt hat, verliebt. Er ist jedenfalls wegen ihr da geblieben, hat die Leitung eines Hotels übernommen und sie bekamen eine Tochter, Laura Tonke. Er hat ihr das nie erzählt. Sie fragt ihn: Kann es sein, dass meine Mutter noch lebt? Er weiß es nicht. Jedenfalls Moana hat ihn damals betrogen und er hat sie zum Teufel geschickt.

Marquard Bohm fragt Laura Tonke und Herbert Fritsch, ob sie sich noch immer lieben. Beide sagen ja. Er will nicht, dass sich seine Geschichte in ihrem Leben jetzt wiederholt, damit er in Ruhe sterben kann.
Vor dem Drehen von "SIEBEN FRAUEN" war ich mit Anna in einem sehr speziellen Seminar für Therapeuten von Juana Davis (In "SIEBEN FRAUEN spielt sie die Rolle der Großmutter, heisst im Abspann allerdings Johanna Danubius). Da wurde an mehreren Beispielen dargestellt, dass sich in Familien immer wieder gleiche Motive und Konstellationen wiederholen. Das hat mich damals unglaublich beeindruckt. Ich bin sicher, die Weisheit meines Drehbuchs in dieser Hinsicht verdanke ich ihr und natülich Anna, die mich dahin geschleppt hat.

Petra Seeger in ihrem Film zeigt das natürlich total von Außen. Ein Filmteam beim Drehen einer Sexszene.

04.03.16  
Halbmond über dem Dorfteich. Soeben belomme ich eine email von Professor Takagi aus Kyoto, bei dem ich im vergangenen November war. Er hat von mir eine DVD bekommen und schreibt mir:
"Es ist interessant, dass Sie Serpils Dokumentarfilm immer wieder in eine Fiktion verwandeln wollen, wo Sie vor der Kamera das Alltägliche „spielen“. Das bezeugt, dass Ihr Leben von der Fiktion nicht zu trennen ist, dass die Fiktion zu spielen für Sie eine Art Kampf gegen die Zeit ist. Sie sprechen lakonisch wie ein Held in einem Westernfilm vom klassischen Hollywood, erinnern sich an die alten „cool guys“ wie Martin Schäfer oder Maquard Bohm. Vielleicht sind Sie der letzte deutsche „Gunfighter“, der auf der Suche nach der Fiktion immer weiter reitet."

Beim Radfahren. Jetzt wird das Glasfaserkabel von Niendorf nach Hohenseefeld manuel in das Leerrohr gezogen.

Ich habe wieder Mal einen Auflauf gemacht. Der wartet jetzt auf Joya und Phlipp. Joya lässt mich per Whatsapp wissen, dass sie schon großen Hunger hat.

Besuch in ihrem renovierten Zimmer, das sie seit Oktober nicht mehr gesehen haben…

…im Garten und…

…am Dorfteich.

Phlipps erste große Tat für mich. Er hat über dem großen Spiegel eine LED-Lichtleiste angebracht.

Zu den Autobiographie-Notizen: Ich will heute mit "JUST MARRIED" zu Ende kommen.

Nach dem Besuch im Krankenhaus wird Marquard Bohm, Laura Tonkes Vater beerdigt.

Sie geht in eine Disko und sagt einem jungen Mann, dass er ihr gefällt. Die Szene in einer Einstellung gedreht, ist eine Meisterleistung von Carsten Thiele. Bei fast offener Blende immer scharf zu sein, ist ein Kunsstück. Ich denke, das hätte nicht mal Martin Schäfer hingekriegt.

Laura Tonke schläft mit diesem jungen Mann aus der Disko. Vorher hat sie in einer Apotheke Präservative gekauft.

Um 2 Uhr Nachts kommt sie nach Hause. Herbert Fritsch fragt, wo warst du. Sie sagt, jetzt sind wir quitt.

Am nächsten Tag scheint die Sonne und sie gehen mit ihren Kindern am Lietzensee spazieren. Sie will, dass er ihr sagt, den Film seiner Freundin nicht in seinen Kinos zu spielen. Er sagt, ich hab's ihr geschworen. Sie sagt, auf einen gebrochenen Schwur mehr oder weniger kommt's jetzt auch nicht mehr an. Du kommst eh in die Hölle. Er kriegt einen Anruf von ihr auf seinem Piepser. Sie nimmt ihn denPiepser weg und schmeisst ihn in den Lietzensee: Jezt kann Fräulein Weiß solange piepsen, bis sie schwarz wird.

Diese Szene ist Herbert Fritsch ziemlich schwer gefallen. Danach kommt in Petra Seegers Film ein Telefonanruf bei Hartmut Mausolf, der mir die Kamera und das Eqipment zu einem sehr günstigen Preis geliehen hat. Er will mir einfach nicht die kleine Moviecam geben, weil die jede Produktion haben will. Da die Dreharbeiten des nächsten Films "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" nur 3 Tage nach dem Drehende von "JUST MARRIED" weitergehen, bemühe ich Himmel und Hölle, damit er sie mir gibt.
Karlheinz Oplustil hat mir im übrigens gesten Nacht gemailt, dass Winfried Günther, der den Artikel über mich in "Buchers Enzyklopädie des Films" geschrieben hat, "JUST MARRIED" für meinen besten Film hält.
05.03.16  

Eine traurige Nachricht erreicht mich heute Nacht von Karlheinz Oplustil. Gudrun Max ist gestern Abend gestorben. Ab 1991 war sie bei "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" und "DIE SONNENGÖTTIN" meine Produktionsleiterin. Wir haben 1991 gemeinsam die Prometheus Filmverleih GmbH gegründet und dann diese beiden Filme ins Kino gebracht. Danach hat sie bei fast allen Filmen die Interviews zusammen mit Karlheinz Oplustil für die jeweiligen Pressehefte bis zum letzten Film "INS BLAUE" gemacht. Sie war mit Karlheinz unzählige Male auf meinem Bauernhof. Manchmal für fast vier Wochen, weil ich woanders gedreht habe. Da hat sie sich dann um meine Blumen gekümmert. Wir sind gemeinsam Fahrrad gefahren, haben gegrillt und Wein getrunken. In den letzten Jahren hat Gudrun jedesmal, wenn sie mit Karlheinz auf dem Bauernhof ankam, gesagt, hier will ich bleiben.

06.03.16  


Der Himmel über Niendorf weint heute Morgen und den ganzen Vormittag.
Joya und Philipp haben gestern Nacht zum ersten Mal meinen Film "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" gesehen. Sie sind begeistert von der Tanzszene mit Cora Frost und Herbert Fritsch und sagen, ich muss sie unbedingt online stellen.

Sie ist jetzt auf Vimeo und auch auf YouTube.

Beide in ihrer neuen Wohnung. Danach kocht Joya und ich mache einen Salat nach dem Rezept meiner ägyptischen Freundin. Nach dem Mittagessen schauen wir zu dritt den englischen Kurzfilm, in dem ich im letzten Jahr mitgespielt habe und bei dem Joya Regieassistentin war. Wir werden dabei nicht glücklich.

Danach gehen die beiden spazieren und ich fahre Rad.

Zu den Autobiographie-Notizen: Der Film "JUST MARRIED" war am 17 Juli 1997 abgedreht. Der Drehbeginn von "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN" war am 22. Juli. Also vier Tage später. Am 17. Juli bekam ich vom Filmboard Berlin-Brandenburg die Finanzierungszusage. Vorher hatte ich von Joachim von Mengershausen für den WDR, als Coproduzent, eine Finanzierungszusage über 200.000 DM bekommen. Am 18. Juli hatte Herbert Fritsch einen Friseurtermin. Er wollte für die neue Rolle als Zeitreisender blonde Haare. Da dachten wir noch nicht an Donald Trump. Am 19. Juli bekam er, damit seine Augen auch anders aussehen, Kontaktlinsen. Am 20. Juli (?) bekomme ich von der Agentur von Kathrin Angerer morgens um 7 Uhr einen Anruf, dass sie den Film nicht drehen kann. Sie habe nach den Ferien in der Karibik mit Frank Casdorf einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ich rufe meinen Versicherungsagenten Huber in München an, denn ich war ja ausfallversichert. Er war Gott sei Dank auch schon im Büro. Der sagte, sie muss sofort einen Arzt aufsuchen, der bestätigt, dass sie nicht drehen kann. Es gelingt mir, das zu organisieren. Dann fange ich damit an, eine neue Schauspielerin für die Rolle der Laura Luna zu finden. Unter anderem habe ich auch mit der Agentin von Heike Makatsch in Hamburg telefoniert. Gegen Mittag habe ich mich mit Valeska Hanel in einem Restaurant in Prenzlauer Berg zum Essen verabredet und habe ihr gesagt, dass sie die Rolle übernehmen soll. Sie war einverstanden und damit hatte ich unser Problem gelöst. Wir konnten am 22. Juli, wie geplant, mit dem Drehen anfangen.

Petra Seeger hat in ihrem Film diesen Abschnitt zwischen zwei Filmen dokumentiert.

07.03.16  
Abschied vom Bauernhof. Der Innenhof mit seinen Pflanzen erwartet den Frühling. Mit Joya und Philipp fahre ich nach Berlin. Ich muss wieder zu dem Arzt, bei dem ich schon mal im November war. Damals bin ich mit dem Taxi gefahren, heute mit der UBahn.

Jetzt entdecke ich, dass die Arztpraxis gleich neben dem Antiquitätengeschäft liegt, in dessen Schaufenster ein magisches Tablett liegt. Da haben wir eine Szene für "DAS ROTE ZIMMER gedreht. Edda Köchl (†) spielte die Besitzerin. Während wir da drehten, brachte meine ägyptische Freundin mir das sehnsüchtig erwartete Thomebuch aus dem Schüren-Verlag.

In einem der U-Bahnhöfe entdecke ich diese Werbung. Ägypten sucht händeringend nach Touristen.
08.03.16  
Bei dem Wetter hält mich nichts in Berlin. Immerhin habe ich die Gelegenheit genutzt, um eine ganze Menge Archivmaterialien für das Deutsche Filmmuseum hierherzubringen.

Joya hat mich gestern auf das neue Ortsschild hingewiesen. Auf dem Rückweg beim Fahrradfahren hab ich's fotografiert.

Zu den Autobiographie-Notizen: Während der Dreharbeiten in Berlin, unmittelbar nach unserem Umzug nach Niendorf am 8. August 1997, will ich mit Marquard Bohm besprechen, wann er gebraucht wird und wie er am besten herkommt. Er ist nicht zu erreichen. Ich werde nach mehreren vergeblichen Versuchen unruhig, telefoniere mit seiner Agentur Volker Störzel in Bochum, mit dem Bochumer Schauspielhaus, mit seinem Bruder Hark Bohm in Hamburg. Er soll die Rolle von Laura Lunas Vater spielen, dem im Film das Haus am Pfennigpfuhl mit den fünf weißen Säulen gehört. Ich versuche, einen Ersatz für Marquard zu finden. Zuerst telefoniere ich mit Sepp Bierbichler. Der will nicht. Dann mit Rüdiger Vogler in Paris. Rüdiger ist bereit, mitzumachen. Ich sage, die Gage ist viertausend DM. Am Ende der Dreharbeiten stellt sich heraus, dass er gedacht hat, er bekäme viertausend pro Drehtag und war daher ziemlich enttäuscht. Die Agentur von Marqurd hat irgendwann Marquards Wohnungstür öffnen lassen. Er stand regungslos in seinem Zimmer. Jedenfalls war er gesund, wenn auch nicht munter.

Cora Frost, die mit ihrem Mann von einer Hochzeitsreise aus Italien zurückkommt, hat auf einer einsamen Straße Herbert Fritsch aufgelesen. Er holt aus seinem Handschuhfach eine Pistole. Für alle Fälle. Sie gehen zu Dritt in ein Café in der Knaackstraße in Prenzlauer Berg, in dem man draußen sitzen kann. Cora redet ununterbrochen, wie chaotisch Berlin inzwischen geworden ist. Dann fährt ein Auto vorbei und es fällt ein Schuss.

Der Mann, der hier tot auf der Straße liegt, wird gespielt von Thomas Arslan. Viele Wochen später hat ihn mein Produktionsbüro wegen seiner Gage kontaktiert. Er hat mir einen Brief geschrieben, dass es für ihn eine Ehre sei, in einem Film von mir mitzuspielen. Er ist selbst Filmregisseur und hat zwei Filme mit Serpil Turhan gedreht, die ich durch ihn dann später kennengelernt habe.

Cora Frost lädt Herbert Fritsch ein, eine Nacht in der Wohnung, in der sie mit ihrem Mann lebt, zu schlafen.

Mein Filmteam hat es nicht geschafft, eine Wohnung zum Drehen zu finden. Also entscheide ich mich schweren Herzens meine eigene Wohnung in der Charles-King-Straße dafür zur Verfügung zu stellen, denn Anna war nicht da, und ich konnte hoffen, dass sie davon nichts merkt.

Sie hat es gemerkt und war gar nicht glücklich darüber.

Herbert Fritsch versucht, in einer Bank einen 200 Gramm Goldbarren in Bargeld zu verwandeln.

Dann geht er in eine Buchhandlung, sucht den Roman "Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan" von Laura Luna. Er ist nämlich ein Zeitreisender, hat ihren Roman in der Zukunft gelesen und sich in sie verliebt.

Er hat den Roman - in der Gegenwart, in der er sich jetzt aufhält - gefunden…

…und auch ihr Foto auf der Rückseite des Buchumschlags.

Nach dem Tanzen, dass seit gestern bei mir auf Vimeo LINK) zu sehen ist, und in dem Cora ihm sagt: Du riechst so gut, sagt sie jetzt: wenn du mich fragen würdest, ob ich mit zu dir komme, würde ich sofort ja sagen. Er hält das für keine gute Idee. Denn er hat ja die aufwändige Reise aus der Zukunft nur unternommen, um Laura Luna kennenzulernen.
Übrigens, in meinem ganzen Leben hat nur einmal eine Frau das zu mir gesagt. Das war Anna, als ich während einer mehrmonatigen Therapie, um wieder normal hören zu können, alles aufgegegeben hatte, was ich für nicht so gut halten könnte: klar Rauchen, Wein trinken und zu guter Letzt auch noch Tee trinken.
09.03.16  


Das Erste, was ich heute gemacht habe. Ein großformatiger Kalender für das Jahr 2016. Plus ein kleines Pinboard. In Berlin habe ich das. Hier hat es mir immer gefehlt.

Jetzt blühen die Krokusse endlich richtig, obwohl es nachts immer noch bis zu minus 24 Grad hat.

Danach ein Feuer im Innenhof.

Das habe ich heute auf der Suche nach etwas Anderem gefunden. Der Newton, den Laura Tonke bei "JUST MARRIED" ins Meer geworfen hat. Den kriegt auch das Deutsche Filmmuseum, wenn sie im April zu mir kommen.

Ein großes Foto des Hauses am Kummerower See, das Anna und ich 1994 kaufen wollten und wo ich dann 1999 "PARADISO" gedreht habe. Ich wusste, dass es existiert, habe es aber nirgendwo gefunden. Bei mir geht nichts verloren.


Zu den Autobiographie-Notizen: Weiter geht's mit "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN".

Herbert Fritsch besucht die Verlegerin von Laura Luna, Irm Herman.

Sie erzählt ihm, dass bisher nur 750 Exemplare von Laura Lunas Buch verkauft sind.

Mit 50 roten Rosen besucht er sie. Sie trennt sich gerade am Telefon von ihrem Freund.



Sie hat die Rosen in einen Plastikeimer gestellt und will eine Zigarette rauchen. Absolut verständlich nach diesem Telefonat. Er raucht nicht. Wahrscheinlich wird in der Zukunft überhaupt nicht mehr geraucht.

Er hat sie gefragt, ob ihr bewusst ist, wie gut ihr Roman ihr Roman ist. Sie weiß es nicht. Er erklärt ihr, dass das keine Rolle spielt, weil ein Kunstwerk so viele Ebenen enthält, die oft erst im Nachhinein sichtbar werden. Oh mein Gott, dabei habe ich an mich gedacht.

Auch sie sagt, wie Cora Frost: Du riechst so gut.

Sie will schwimmen gehen und fahren mit ihrem VW-Cabrio zu ihrem Lieblingssee. In meiner Erinnerung war das VW-Cabrio rot.

Ich hatte schon Angst, es sei der gleiche See wie in"JUST MARRIED". Aber es ist tatsächlich ein anderer See. Sie ziehen sich nackt aus und schwimmen. Naja, wie immer. Ein Zwischenfazit im Moment: Valeska Hanel als Laura Luna ist eine großartige Schauspielerin und ist wunderschön. Wahrscheinlich war es ein Glücksfall für mich, dass sie und nicht Kathrin Angerer diese Rolle gespielt hat. Und auch hier sind die Dialoge wunderbar.

10.03.16   Auf kinozeit.de (LINK) wird der Begriff "Neue Deutsche Sinnlichkeit" geprägt. Untertitel: "Poesie, Kino der Körper und märchenhaft schöne Bilder". Vor allem ganz neue Filme werden damit kategorisiert. Meine Filme "PINK", "DAS ROTE ZIMMER" und "INS BLAUE" zählt der Autor Urs Spörri auch dazu. Mir soll es recht sein.

Zu den Autobiographie-Notizen: Auch über diesen Film bin ich verwundert. Ich denke, er ist das Nonplusultra an Verrücktheit.

Herbert Fritsch zeigt Laura Luna auf dem Weg zu einem Goldhändler einen seiner Goldbarren.

Der Goldhändler, Dominik Bender war damals Chef des Theaters zum Westlichen Stadthirschen, untersucht den Barren fachgerecht und bietet für ihn 4.000 DM mit Personalausweis, 3.000 DM ohne. Herbert Fritsch hat nur einen amerikanischen Reisepass. Laura Luna gibt ihm ihren Personalausweis. Herbert Fritsch fragt ihn am Ende, kaufen Sie auch größere Mengen?

Laura Luna bekommt von Herbert Fritsch einen Tausendmarkschein.

Zuerst gehen sie Essen, dann Tanzen…

…und dann ins Bett. Wie immer bei mir und in meinen Filmen. Er sagt zu ihr, kurz bevor er kommt: Tigerstreifenbaby! Sie sagt zu ihm: Tarzan!

Am nächsten Morgen geht's zum Wannsee. Er erzählt ihr offen seine Geschichte. Er ist 1214 Jahre alt. Mit diesem dicken Ring konnte er offensichtlich die Zeitreise machen. Der Ring hat mich über tausend DM gekostet. Irgendwo müsste auch er noch geblieben sein.

Als sie in Laura Lunas Wohnung zurückkommen, steht die Tür offen und die Wohnung ist verwüstet. Sie sagt, du kannst nicht mehr zurück in dein Hotelzimmer. Er ruft Cora Frost an und bittet sie, die Goldbarren aus dem Hotelzimmer rauszuholen. Sie verabreden sich auf einer Autobahnraststätte.

Cora Frost kommt mit dem ganzen Gold tatsächlich. Das Auto ist das Auto von Anna. Sie hat es mir netterweise für die Dreharbeiten gegeben.

Auf der Weiterfahrt mit Cora Frost werden sie von einem BMW 745i (mein Auto) verfolgt. Laura Luna erzählt ihr, dass Herbert Fritsch aus der Zukunft gekommen ist. Da gibt es keine Frauen mehr, und die Männer sind unsterblich geworden.
Ich bin mehrmals vor dem Dreh mit Cora Frost Auto gefahren. Sie hatte zwar einen Führerschein, ist aber nie gefahren und hatte vor allem auf der Autobahn Angst. Wenn ich mich recht erinnere, war die Kamera und das Auto für die Szene auf einem Tieflader.

Cora Frost untersucht den Koffer von Laura Luna und findet einen Peilsender. Sie kennt sich damit aus, denn ihr eifersüchtiger Ehemann hat solche Sachen auch schon gemacht.

Alle Drei kommen auf ihrer Flucht schließlich in Niendorf an.

Laura Luna holt sich in der Gaststätte von Herrn Hertel (†) die Schlüssel für das Haus ihres Vaters am Pfennigpfuhl.

Nach einem Rundgang durch das Haus will Cora Frost zum Einkaufen fahren. Allen wird klar, dass sie jetzt hier zu dritt weiterleben werden. Ein Mann aus der Zukunft, zusammen mit zwei Frauen aus der Gegenwart,
11.03.16  


Ein Moana-Blogleser schickt mir ein Foto des amerikanischen Filmplakats von "Right Now, Wrong Then" von Hong Sang-soo, über den ich im Januar eine Kritik geschrieben habe.

Zu den Autobiographie-Notizen: immer noch kommentierte Bilder aus "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN". Übrigens, bevor ich es vergesse, hat mir Joya erzählt, dass sie mit Nicolai und Anna im Niendorfer Wald spazieren gegangen ist, und da haben die beiden jede Menge eine Mark-Münzen gefunden. Sie haben sie aufgelesen, um mir bei der Finanzierung meines Films zu helfen. Auch eine Art von Crowdfunding. Anna konnte manchmal sehr erfinderisch sein.

Cora Frost ist, nachdem sie sich von Herbert Fritsch hat Geld geben lassen, einkaufen gefahren. Valeska Hanel und Herbert Fritsch gehen spazieren und finden im Wald diesen Riesenbovist. Irgendjemand im Dorf hatte gehört, dass wir einen besonders großen Pilz für die Dreharbeiten suchen und uns diesen gebracht. Naja ich habe ihn dann an dieser vom Licht her schönen Stelle am Waldrand plaziert.

Cora Frost hat gekocht. Valeska fragt sie, wo sie das gelernt hat. Sie sagt von ihrer Oma: Gutes Essen ist für einen Mann wichtiger als guter Sex, habe sie gesagt. Sie habe sich das zu Herzen genommen und ihr sehr genau beim Kochen zugeschaut.

Laura Luna geht zu Herbert Fritsch ins Bett. Bevor sie das Licht ausmacht, darf er sie nackt sehen.

Cora Frost stellt einen Tisch vor das Haus mit den fünf weißen Säulen, das in dieser Szene so zum ersten Mal im Film zu sehen ist.

Der Tisch für das Frühstück im Grünen ist gedeckt. Der Mann aus der Zukunft kommt als Letzter und küsst beide liebevoll auf den Mund. Zuerst Cora Frost, dann Laura Luna.

Sie besprechen ihre Zukunft. Laura Luna will einen neuen Roman schreiben. Cora Frost will sie alle bekochen. Herbert Fritsch fragt, und was mache ich. Cora Frost antwortet: Du bist die Dekoration.

Laura Luna fängt sofort damit an, ihren neuen Roman zu schreiben. Cora Frost massiert ihr den Rücken: Du bist total verspannt.

Herbert Fritsch hat in einem vom Schilf zugewachsenen Teich eine Schlange gefangen.

Da zu ihrer paradisischen Situation auch eine Schlange gehört, baut er für sie ein Terrarium.

Bei der Rückenmassage hat Cora Frost, Laura Luna gefragt, ob sie sch mal mit einer Frau geschlafen hat. Sie sagt nein. Jetzt tun sie es. Ich muss gestehen, ich war beim Sehen heute schockiert.

Bei einem Waldspaziergang muss Herbert Fritsch schwören, dass er nicht heimlich ihren neuen Roman liest. Sie verrät ihm den Titel "Utopisch leben" und danach schläft sie mit ihm mitten im Wald.

12.03.16   Heute Abend läuft im RegenbogenKINO (LINK) in Berlin "BERLIN CHAMISSOPLATZ" als 35mm-Kopie.

Zu den Autobiographie-Notizen: Beim Suchen nach wichtigen Dokumenten habe ich auch ein Gutachten von Enno Patalas, dem Verfasser der ersten deutschen Filmgeschichte (zusammen mit Ulrich Gregor) gefunden. Ich habe es eingescannt und auf Google Drive (LINK) ist es jetzt abrufbar. Leider hat sich die Filmförderungsanstalt bei meinem Widerspruch gegen die Ablehnung davon nicht beeindrucken lassen.

Der Ehemann von Cora Frost sucht wie ein Detektiv, wo seine Frau steckt und entdeckt den vollen Briefkasten von Laura Luna.

Cora Frost hat große Mengen Gemüse eingekauft. Sie sagt: das ist gut für die Liebe und was gut für die Liebe ist, ist auch gut für den Kopf: Damit Laura Luna einen guten Roman schreiben wird.

Sie hat einen weiteren Goldbarren zu Geld gemacht und gibt ihm das Restgeld zurück.

Laura Luna sagt: Luise und ich haben beschlossen, dass wir heute zusammen alle drei in einem Bett schlafen.

Alle drei tanzen im Herrn Hertels Gasthof, den wir in eine Disko verwandelt haben.

Laura Luna hat zu Cora Frost gesagt, wenn du mit Frank tanzt, bin ich eifersüchtig.

In der Apotheke in Dahme kaufen die beiden Frauen zwei (!) Schwangerschafttests.

Beide sind gleichzeitig schwanger geworden. Sie können es kaum fassen.

Der Ehemann von Cora Frost ist jetzt bei Laura Lunas Verlegerin gelandet. Er wird sie beobachten.

Herbert Fritsch hat in einem Zoogeschäft Mäuse gekauft und eine Maus in das Terrarium gesetzt. Die Schlange frisst die Maus. Ich war so fasziniert von diesem Vorgang, dass im Film das Mausfressen so lange zu sehen ist, bis die Maus in der Schlange verschwunden ist. Bei der Uraufführung des Films beim BerlinaleForum im Delphi-Kino fragte mich Ulich Gregor in seiner ersten Frage, warum ich die Schlange eine Maus fressen lasse. Ich wollte cool sein und habe geantwortet: Schlangen essen nicht Spaghetti. Klar, hat da das ganze Publikum gelacht. Heute denke ich darüber, dass Ulrich Gregors Frage kein guter Einstieg in das Publikumsgespräch war und meine Antwort auch etwas zu sehr auf das Lachen des Publikums ausgerichtet war.

Cora Frost schreibt ihrem Ehemann diesen Brief. Als er ihn liest, ist er verzeifelt und weint.

Laura Luna ruft ihre Verlegerin aus einer Telefonzelle in Dahme an (damals gab es noch Telefonzellen) und sagt ihr, dass sie mit ihrem zweiten Roman fertig geworden ist.
Cora Frost hat übrigens nach dem Lesen des Drehbuchs von "DAS ROTE ZIMMER" mir gemailt: Rudolf, das haben wir doch schon gemacht.
13.03.16   Meine Tochter teilt mir per WhatsApp mit, dass Heinz Badewitz, der Leiter des Hofer Filmfestivals, gestorben ist.

Ein Grund mehr für mich auch bei diesem Wetter mit scheußlichen bodennahen Ostwinden meine 12 Kilometerstrecke mit dem Fahrrad zu fahren.

Zu den Autobiographie-Notizen: Das sind die letzten Screenshots zu "TIGERSTEIFENBABY WARTET AUF TARZAN".

Der Ehemann von Cora Frost hat ihrer Verlegerin aufgelauert und wird sie verfolgen. Er hofft, durch sie den Aufenthaltsort seiner Frau zu finden.

Laura Lunas Vater kommt überraschend zu seinem Haus. Ich erinnere mich noch, bei den Dreharbeiten habe ich eine Choreographie der jeweils ankommenden Autos gemacht.

Cora Frost hat mit Herbert Fritsch zum Essen eingekauft und ist schlecht gelaunt. Sie hat nicht gut geschlafen, sagt sie.

Laura Lunas Vater ist mit einem Immobilienmakler verabredet. Er will das Haus verkaufen. Der Makler schätzt, dass er dafür maximal 250.000 DM bekommen kann.

Cora Frost schlägt Laura Luna vor, das Haus ihrem Vater abzukaufen und dafür das Gold von Herbert Fritsch zu benutzen, dann können sie alle Drei weiter glücklich leben. Laura Luna korrigiert: alle Fünf.

Rüdiger Vogler fragt Herbert Fritsch beim Schach, mit wem er eigentlich zusammen ist. Er sagt mit beiden. Rüdiger Vogler sagt: Glückspilz. Und dann: Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.

Jetzt kommt auch die Verlegerin, die sich schon auf das Manuskript des neuen Romans freut.

Der Ehemann von Cora Frost ist der Verlegerin gefolgt.

Laura Luna fragt ihren Vater, ob er ihr das Haus vielleicht schenken könne. Er will darüber nachdenken.

Beim feierlichen Abendessen hält Rüdiger Vogler eine wunderschöne Rede. Ich weiß nicht, ob ich das so im Drehbuch geschrieben habe. Er schenkt ihr sein Haus.

Laura Luna übergibt ihrer Verlegerin den neuen Roman "Utopisch leben".

Der Ehemann von Cora Frost ist im Dunkeln in das Haus geschlichen, hört die Lustschreie seiner Frau beim Sex, flippt völlig aus…

…und schießt das gesamte Magazin seiner Pistole auf die drei im Bett.

Rüdiger Vogler und Irm Hermann kommen dazu.

Das Resultat. Naja, vielleicht haben wir es beim Blut ein bisschen übertrieben. Danach kommt die Erste Hilfe, die Polizei und ein Rettungshubschrauber. Ein Kommissar fragt Rüdiger Vogler, ob er sicher sei, dass es da noch eine weitere Leiche gegeben hat, denn der Körper von Herbert Fritsch ist wie durch ein Wunder verschwunden. Wahrscheinlich hatte er die Nase voll von der Gegenwart und hat sich wieder zurück in seine Zukunft katapultiert.
Ganz Niendorf hat an diesem Abend die Dreharbeiten verfolgt. Herr Hertel hatte sogar einen transportablen Bierausschank in einiger Entfernung zum Drehort aufgstellt. Ich habe zunächst davon nichts mitgekriegt.

Der Rettungshubschrauber mit Cora Frost fliegt weg. Carsten Thiele hat ihn gefilmt, als wäre er ein Raumschiff.

Ein paar Jahre später.

Cora Frost steht mit ihrem Kind am Grab von Laura Luna.
14.03.16  
Heute Sonne und kein Wind!
Meine Tochter Joya schickt mir einen Facebook-Eintrag der Oberhausener Filmfestspiele:

Der "Unbekannte" neben Heinz Badewitz bin ich. Das ist ein starkes Stück.
Weil das Wetter so schön ist, fahre ich zum ersten Mal in diesem Jahr mit dem Rad zum Körbaer See.

Der Geruch der frisch gefällten Bäume ist betäubend.

Jetzt hat der See wieder mehr Wasser als im letzten Jahr. Meine ägyptische Freundin wird sich darüber freuen.

Zu den Autobiographie-Notizen: Ab September 1997 arbeite ich gleichzeitig an zwei Spielfilmen. Ich bin da voll ausgelastet. Hier der Ablauf der Ereignisse aus meinem Terminkalender:.
Am 24. August 1997 ist Drehschluss von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“. Am Nachmittag des 25. August haben wir bei Geyer die Muster gesehen. Am 26. August ist das Schlussfest im Cantamaggio in der Alten Schönhauser Straße.
Am 29. August eine Notiz in meinem Terminkalender „Marquard Bohm noch immer nicht erreichbar.“
Am 1. September ist Schnittbeginn von „JUST MARRIED“ im Schneideraum von Gunter Kortwich (†). Ich google seinen Namen und sehe, dass er im letzten Jahr gestorben ist. Am 8. September ist der Rohschnitt fertig. Der Cutter für den Film ist Bernd Euscher, mit dem ich auch schon „DAS GEHEIMNIS“ geschnitten habe. Die Musik macht Benjamin Rinnert.
Am 16. September wird Anna Professor. Um das zu gebührend zu feiern lade ich sie in die Paris-Bar zum Essen eingeladen.
Am 17. 9. habe ich meinen BMW 745i für tausend Mark verkauft. Die Reparaturen sind zu teuer geworden. Am 24. 9. verkaufe ich auch das Golf-Cabrio.
Am 13. Oktober ist Schnittbeginn von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“. Diesen Film schneidet Dörte Völz-Mammarella, mit der ich seit „TAROT“ die meisten Filme geschnitten habe. Am 24. Oktober war ich mit Anna bei einer House-Warming-Party von Alexander Arnot, der früher stellvertretender Botschafter in Moskau war und der uns damals zu einem privaten Rouletteabend eingeladen hatte. Am 28. Oktober war ich im Trickstudio von Geyer. Die sollten die Titel für beide Filme machen. Als ich ankam, erfuhr ich, dass Thomas Wilk über Nacht gefeuert worden war. Er musste sofort alle seine Dinge in der Nacht abtransportieren. Ab sofort war Herr Schultze neuer Leiter des Trickstudios.
Am 30. Oktober kam Joachim von Mengershausen vom WDR zur Rohschnittabnahme von „TIGERSTREIFENBABY…“ Am 3. November haben wir den Musikschnitt von „JUST MARRIED“ begonnen.
Am 18. November 1997 installiert die Telekom die Telefone für die neue Wohnung im Reichensteiner Weg. Am 19. November bekomme ich von Wolfgang Böhmer, der mittlerweile in Hamburg ist, die Musik zu „TIGERSTREIFENBABY…“ per Eilboten. Am Nachmittag wird sie von Gunter Kortwich auf Perfoband überspielt. Vor ein paar Tagen musste ich Joya zeigen, wie ein Perfoband aussieht. Am 22. und 23. November machen Dörte und ich den Musikschnitt zu „TIGERSTREIFENBABY…“
Am 27. Und 28. November transportiere ich mit 2 Leuten vom Studenten-Schnelldienst alles nicht mehr Benötigte auf den Bauernhof. Da sind diese Dinge noch bis heute.
Am 1. und 2. Dezember ist die Mischung von „JUST MARRIED“. Am 3. und 4. Dezember die Mischung von „TIGERSTREIFENBABY…“
Wie ich das Alles ausgehalten habe, ich war damals schon fast sechzig, ist mir von heute aus gesehen ein absolutes Rätsel. Wahrscheinlich war ich da auf dem Höhepunkt meiner Energie. Vielleicht lag es an MA in Florida und auch an Anna, die mich da, so gut sie konnte, unterstützt hat. Die Liebe von beiden hat bei mir sicher Wunder bewirkt.
Heute ist ein Glückstag. Ich finde zuerst den Terminkalender von 2015, den ich überall in Berlin und auf dem Bauernhof gesucht hatte und auch noch das Buch der Daimler Art Collection, wo ich einen Text von Norbert Grob im Film von Serpil Turhan vorgelesen habe.
Ich habe, wie ich jetzt feststelle, das Buch schon damals nicht gefunden, den Text aber in meinem Blog wiedergegeben. Ich schreibe ihn nochmal hier auf:
"Die Filme Thomes entwickeln nicht zuletzt deshalb ihren ganz eigenen Charme. Sie verzaubern, während sie das Selbstverständliche beschreiben, und klären auf, während sie im Phantastischen schwelgen. Immer wieder gibt es entlegene Häuser am See. Musik und Gesang. Alltagsbilder mit Pasta und Rotwein. Liebes- und Kriegsspiele im Bett. Irritierende Bilder von Menschen in verwunschenen Landschaften. Dazu gibt es die Poesie des Alltäglichen - wie bei Jacques Rivette. Eine gelassene Heiterkeit - wie bei Jean Renoir. Und eine ironische Lakonie - wie bei Roberto Rossellini. Dadurch sind die Filme häufig kleine Wunder. Es ist, als öffneten sich unentwegt neue Fenster auf die Welt und zeigten alles verändert - minimalistisch in der Form, doch zugleich auch magisch, mytisch, märchenhaft."

15.03.16   Autobiographie-Notizen:
Ende November/Anfang Dezember muss ich auch mit meiner Familie von der Charles-King-Straße in den Reichensteiner Weg umgezogen sein, denn am 4. Dezember rufe ich Anna unter der Telefonnummer dort an, die sie noch heute hat.
Am 8. Dezember ist zunächst die Lichtbestimmung von „JUST MARRIED“ mit Herrn Huhn. Vier Stunden später die Lichtbestimmung von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ mit Herrn Brettmann.
Am 11. Dezember ist Nullkopieabnahme um 8.30 Uhr von „JUST MARRIED“ und um 10 Uhr von „TIGERSTREIFENBABY…“
Am 12. Dezember zeige ich im Arsenal-Kino für das BerlinaleForum-Komitee beide Filme ab 10 Uhr. Herr Gregor will nicht beide Filme zeigen. Er entscheidet sich für „TIGERSTREIFENBABY…“
Am 14. Dezember kaufe ich für meinen Schwiegervater eine Hohner-Zieharmonika als Weihnachtsgeschenk.
Am 16. Dezember um 10 Uhr ist die Teampremiere von beiden Filmen im Cinema Paris. Auch da scheint „JUST MARRIED“ nicht so gut anzukommen. Laura Tonke jedenfalls sieht am Ende nach beiden Filmen nicht so glücklich aus.
Am 18. Dezember bin ich bei einer Premiere in der Volksbühne mit Herbert Fritsch. Nach der Vorführung treffe ich in der Volksbühnenkneipe Kathrin Angerer und sage zu ihr „schade, dass du nicht mitgemacht hast“.
Am 19. Dezember kommt Philip Gröning zu mir in die Fidicinstraße. Er will meinen Schneidetisch kaufen. Er kauft ihn nicht. Warum weiß ich nicht mehr. Er war ohnehin ein schwieriger Mensch. Mehrere Jahre später haben wir Mühe, jemanden zu finden, der in geschenkt nimmt, denn da brauchten wir den Platz für „DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST“.
Außerdem finde ich eine Notiz für einen Filmtitel an diesem Tag in meinem Terminkalender: „Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“.
Am 23. Dezember fliege ich nach Paris und zeige dort der Quinzaine des Réalisateurs einen der beiden Filme (welchen weiß ich nicht mehr). Jedenfalls kann ich nicht mit zwei 35mm-Kopien nach Paris geflogen sein.
Danach gibt es keine weiteren Einträge, denn es ist Weihnachten. Am 29. Und 30. Dezember jedenfalls habe ich einen Transport zum Bauernhof gemacht. Aber das steht schon in meinem Terminkalender für 1998.
16.03.16  


Das Radfahren heute Morgen war eher eine Strafe. Denn es wehte ein eiskalter Nordostwind auf dem Rückweg. Ich bin zweimal abgestiegen und habe das Rad geschoben, um mich vom Wind zu erholen. Warum unterziehe ich mich freiwillig dieser Folter?

Gemütliches Mittagessen mit buntem Gemüseteller, etwas Fleisch, einem Glas Wein und Angela Merkel bei ihrer Regierungserklärung im Bundestag.

Autobiographie-Notizen: Anna hat von mir zu Weihnachten ein ISDN-Faxgerät der Telekom gekriegt. Es funktionierte hervorragend, machte aber ein Geräusch, welches ich nicht hören konnte, sie aber störte. Ich telefoniere mehrfach mit der Telekom. Ich wollte ein anderes, das keine Geräusche macht. Es hat nicht geholfen. Zu guter Letzt sagen sie: sie können daran nichts ändern. Danach hat es gut zehn Jahre bei mir auf dem Bauernhof gestanden und funktioniert.
Am 15. Januar mache ich das Interview zu „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ (LINK) mit Gudrun Max und Karlheinz Oplustil für das Presseheft. Ich glaube Gudrun Max hat es damals transskribiert. Ich könnte weinen, wenn ich daran denke, dass sie jetzt nicht mehr lebt.
Am 17. 1. 98 hat Katrin Meyer (sie hat das Design meiner Website 1999 entworfen und es existiert noch heute) das Plakat für „TIGERSTREIFENBABY…“ fertiggestellt.
Am 21. 1. 98 erfahre ich, dass die von Heinz Badewitz gemanagte „Deutsche Reihe“ „JUST MARRIED“ zeigen wird. Ich bin also mit zwei Filmen auf der Berlinale.
Am 27. Januar ist Cynthia Beatt mit den englischen Untertiteln zu „TIGERSTREIFENBABY…“ fertig.
Am 9. Februar ist der Andrucktermin bei Sala-Druck mit Herrn Schmeiß (ich habe ihn geliebt) für die Plakate von beiden Filmen.
Am 11. Februar war ich mit Anna beim Eröffnungsempfang der Berlinale. Klaus Lakschéwitz, der Chef der Degeto, hat, als er mich gesehen hat, beide Arme ausgebreitet und gesagt „mon regisseur“. Am 13. 2. lief in der Urania „JUST MARRIED“. Am 16. 2. um 16 Uhr lief „TIGERSTREIFENBABY… in einer Pressevorführung im Zoo-Palast 7 und um 19 Uhr im Delphi-Kino. Das war die offizielle Welturaufführung mit Ulrich Gregor als Moderator beim Publikumsgespräch. Am 17. 2. eine Wiederholung um 12.15 im Arsenal und am 18. 2. eine letzte Vorführung in der Akademie der Künste. An diese Vorführung erinnere ich mich ganz deutlich. Das Publikum hat endlos lange geklatscht. Ich bekam Tränen in den Augen. Das hatte ich so noch nie erlebt. Deshalb habe ich etwas Ähnliches in meinem nächsten Film „PARADISO – SIEBEN TAGE MIT SIEBEN FRAUEN“ nach einem Konzert von Hans Zischler versucht zu wiederholen. Da gab’s dann im Film allerdings eine „standing ovation“.
Am 17. 2. war ich noch bei der Regisseurs-Party von Heinz Badewitz in den Räumen einer Weinhandlung. Da bin ich immer gerne hingegangen, denn er hatte den besten Wein der Berlinale. Außerdem hatte ich da eine Szene in „DER PHILOSOPH“ gedreht. Johannes Herrschmann kauft da eine Flasche Chateaux Mouton Rothschild. Auch dieser Wein taucht in „PARADISO…“auf..
Bevor ich diese Notizen geschrieben habe, bin ich auch durch zwei Korrespondenz-Aktenordner (Moana+Thome) durchgegangen und habe da gesehen, dass ich zum Zeitpunkt der Berlinale 1998 einen sehr hohen Schuldenberg hatte. Ich weiß noch, dass ich den Verleihchef von Buena Vista, Herrn Ott, getroffen habe und ihm von der Publikumsreaktion in der Vorführung in der Akademie der Künste lebhaft erzählt habe. Eine amerikanische Major-Company hätte mich aus allen Finanzproblemen herausholen können.

Aus der Gegenwart: In meinem Briefkasten hier in Niendorf landet eine Einladung zu einer Veranstaltung des Bundespräsidenten. Die haben mich früher schon zweimal eingeladen, und ich bin da hingegangen. Aber die Briefe kamen immer in die Fidicinstraße. Woher wissen die, dass man mich auf dem Bauernhof jetzt besser per Briefpost erreicht?

Etwas später kam dann auch noch eine email, dass sie mein ok für die Verwendung von Ausschnitten aus "Rote Sonne" und "Supergirl" haben wollen. Ich habe gesagt, das ist ok. Sollte der Bundespräsident tatsächlich weiter sein Amt ausüben und ich es schaffe, 80 Jahre alt zu werden, würde ich mit Sicherheit bei der Würdigung meines 80. Geburtstags für entsprechende Ausschnitte aus meinen Filmen doch etwas Geld verlangen. Wir haben damals bei einer Veranstaltung zum 80. Geburtstag von Edgar Reitz darüber geredet.

17.03.16  


Ein bisschen Frühlingsvorfreude in den blauen ehemaligen Farbeimern.
Gegen Mittag sind meine Zähne zerbrochen. Ich musste sofort zu meiner Zahnärztin nach Berlin fahren, wollte danach sofort zurück, Aber der Verkehr in der Stadt hat mich so zermürbt, dass ich sicherheitshalber hier geblieben bin. Berlin im Auto ist die Hölle. Über all Baustellen. Überall Staus.
18.03.16  
Morgens früh noch auf der Autobahn bei Nieselregen. Jetzt schon wieder auf dem Radweg, der gerade frisch aufgeschüttet wurde.

Ein gut fünf Meter hoher Haufen für das Osterfeuer in Ihlow.

Autobiographie-Notizen:
Am 20. Februar 1998 läuft „JUST MARRIED“ in der Urania. Offensichtlich wurden die Filme der „Deutschen Reihe“ damals dort gezeigt. Am 24. Februar treffe ich Alexander van Dülmen, damals Chef des Progress-Filmverleihs in der Burgstr. 27. Am 26. Februar verkaufe ich Gudrun Max ein Bücherregal für 900 DM. Es wurde spezialangefertigt für das Arbeitszimmer des Vaters in „SIEBEN FRAUEN“ und stand danach bei mir in der Fidicinstraße. Gudrun Max wollte auch die beiden Gemälde kaufen, die ich 1986 nach meiner Retrospektive in Moskau aus Russland mitgebracht hatte, kaufen. Das Geld hätte ich dringend gebrauchen können. Aber ich wollte die Bilder nicht verkaufen.
Am 12. März bekomme ich die Absage von Pierre-Henri Deleau für die Quinzaine in Cannes. Da ging es um „JUST MARRIED“, denn Filme die in der Deutschen Reihe gezeigt wurden galten damals nicht als offizielle Festivalteilnahme. Am 13. März sagt auch der Progress-Filmverleih ab, am 19. März auch Buena Vista. Dabei stellte sich heraus, dass Christoph Ott meinen Film gar nicht angeschaut hat, sondern das einer Mitarbeiterin überlassen hat. Am 23. März ist Cynthia Beatt mit den englischen Untertiteln für „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ fertig geworden. Am 28. März steht bei mir im Terminkalender „11. Hochzeitstag“.
Am 31. März und 1. April bin ich auf dem Bauernhof, denn da wurde meine Jauchegrube leergepumpt. Etwas früher wurde ich da auch an eine zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Am 20. März jedenfalls habe ich die dafür angefallenen Kosten bezahlt. Vorher kam das Wasser aus meinem eigenen Brunnen.
Ostern 1989 jedenfalls waren meine gesamte Familie auf dem Bauernhof und haben vermutlich wie immer Ostereier gesucht, denn bis zum 13. April ist mein Terminkalender leer.
Vom 23. Bis 25. April bin ich beim Filmfestival in Oberhausen. Dort wird „JANE ERSCHIESST JOHN, WEIL ER SIE MIT ANN BETRÜGT“ wieder mal gezeigt und ich bin da bei einer Podiumsdiskussion.
Am 30. April zeigt die ARD um 0.40 Uhr „SIEBEN FRAUEN“. 400.000 Zuschauer.
Bei der Vorführung von „TIGERSTREIFENBABY…“ im Arsenal-Kino hat sich nach der Vorführung ein Zuschauer bei mir gemeldet und gesagt, dass er mir beim Eigenverleih des Films gerne helfen würde. Am 6. Mai habe ich mich mit ihm in der Fidicinstraße getroffen, und wir haben die Details der Zusammenarbeit besprochen. Ich bin immer wieder mit Fax und Telefon damit beschäftigt, die Festivals in Montreal, Sydney, Haiffa und Vancouver zu bedienen. Für Australien brauche ich sogar ein Visum?
Am 13. Mai pflanze ich auf dem Bauernhof zum ersten Mal Phlox. Damals meine Traumblume. Sie wächst noch heute. Am 15. Mai verabrede ich mit Petra Seeger, dass sie mit mir in Köln das Interview zu „JUST MARRIED“ macht.
Am 20. Mai kaufe ich das Programm Golive Cyberstudio, mit dem ich sebst meine ersten Webseiten (LNK) erstellt habe. Damals alles sehr bunt.
Vom 24. – 26. Mai bin ich mit Cora Frost beim Filmfestival in Emden. Sie wollte mit mir tanzen, aber ich hatte Angst davor, mit ihr zu tanzen. Ich war damas schon lange ein Tanz-Angst-Mann. Zu dem mich Cynthia Beatt gemacht hat, weil sie 1974 zu mir gesagt hat, dass ich nicht im richtigen Rhythmus tanze. So jetzt ist auch das mal raus.
Als ich am 26. Mai aus Emden zurückkam wollte ich eigentlich sofort ins Büro, denn so hatte ich das mit Anna abgesprochen, bin aber aus Zufall zuerst nach Hause gefahren. Da lag Joya im Bett, hatte Fieber (das hatte mir Anna vorher gesagt). Da ich immer gerne Fieber messe, habe ich das bei ihr gemacht. Es war hoch, aber sie verhielt sich irgendwie komisch. Das hat mich stutzig gemacht und ich habe den Notarzt angerufen. Der kam, hat sie untersucht und dafür gesorgt, dass sie sofort mit Blaulicht und so in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Ob Anna da schon dabei war, weiß ich nicht. Joya kam jedendenfalls wegen Meningitis sofort auf eine Intensivstation mit all den schrecklichen Schläuchen, an die Patienten da angeschlossen werden. Ich habe mit MA in Florida telefoniert, meinen geplanten Flug nach Köln am nächsten Tag gecancelled und saß mit Anna an einem entscheidenden Tag vor einem Raum, in dem die entscheidenden Untersuchung über ihr Leben stattfand, im Krankenhaus. Wir haben für ihr Leben gebetet, aber sicher nicht das Vaterunser, wie ich das in meinem Film „FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT“ inszeniert habe. Vaterunser-Beten ist Kino, bei Anna und mir ging es um Alles. Anna hat mir lange vorgeworfen, dass ich mein Leben in meinen Filmen benutze und fand das unmoralisch.
19.03.16  


Ich steige heute schon um 7.30 Uhr auf mein Fahrrad. Gestern Nacht habe ich die Wiederholung einer Talkshow von Markus Lanz mit Guido Westerwelle vom November 2015 gesehen. Ich gestehe, das hat mich mitgenommen. Vielleicht geht es mir beim Radfahren inzwischen nicht mehr nur um meine Knie, sondern auch ums Weiterleben.

Autobiographie-Notizen: Am 3. Juni bin ich dann, statt zu fliegen mit dem Zug nach Köln gefahren, um das vereinbarte Interview mit Petra Seeger für das Presseheft von „JUST MARRIED“ zu machen. Joya lag zwar immer noch im Kranhenhaus, war aber aus dem Gröbsten raus. Während ich im Zug saß, passierte die ICE-Katastrophe von Eschede mit über 100 Toten auf der Strecke von München nach Hamburg.
Am 5. 8. treffe ich mich mit August Föhr zum zweiten Mal. Er fängt an, Kinos für den Start von „TIGERSTREIFENBABY…“ anzurufen. Wir konzentrieren uns ausschließich auf Berlin und legen als Starttermin den 27. August fest.
Am 8. Juni ist Joya wieder zuhause. Am 11. Juni vereinbare ich mit Erika Gregor, dass das Arsenal zum Kinostart im September eine Retrospektive macht. Es war die letzte Retrospektive, die das Arsenal mit meinen Filmen gemacht hat.
Am 13. Juni fliege ich nach Sydney. Ich habe Joya versprechen müssen, dass ich mich unmittelbar nach der Landung von meinem Handy aus bei ihr melde. Das hat zu meinem Erstaunen problemlos funktioniert. Vor meinem Rückflug am 20.Juni treffe ich die Leiterin des Goethe-Insituts Ute Gräfin Baudissin, die mich sehr beeindruckt hat. Am Abend bin ich noch zu einem Dinner bei Dr. Brecht im deutschen Generalkonsulat. Meine Versuche, „TIGERSTREIFENBABY…“ nach Australien zu verkaufen, hatten keinen Erfolg. Seit 1978/79 hatte sich Sydney erheblich verändert. Jede Menge neue Hochhäuser und ich wohnte im Sydney Hilton. Ich habe keine Erinnerung, wie mein Film aufgenommen wurde. Ich weiß nur noch, dass das Festivalkino ein riesiger Saal war und wahrscheinlich aus den Zwanziger Jahren stammte.
Am 29. Juni macht das Moviemento eine Sneak-Preview von „TIGERSTREIFENBABY…“.
Am 4. Juli bin ich beim Sommerfest der Schule von Nicolai und Joya.
Ab dem 9. Juli bin ich mit Anna, Nicolai und Joya auf dem Bauernhof. Es sind Sommerferien.
Am 15. Juli teilt mir der Filmboard Berlin-Brandenburg mit, dass ich Verleihförderung für „TIGERSTREIFENBABY…“ bekomme: 30 TDM.
Ab dem 16. Juli läuft „TIGERSTREIFENBABY…“ für eine Woche im Kommunalen Kino in Hannover. Zusammen mit Valeska Hanel fahre ich mit dem Auto hin. Ich bin über die Zuschauerzahl enttäuscht. Bei mir sind nur die Zuschauerzahlen notiert: Do 49, Frei 48, Sa 60, So 20.
Am 3. August fliege ich für einen Tag nach München. Dort veranstaltet ein digitaler Sender der Kirchgruppe DF1 eine Art Literarisches Quartett für Filme. Meine Haupterinnerung daran ist Michael Althen, der sprach ruhig und bedacht und mit einer wunderbaren tiefen Stimme. Ich hätte ihn gerne als Schauspieler engagiert.
Am 4. August machen wir die Pressevorführung von „TIGERSTREIFENBABY…“ in Berlin.
Am 7. August gibt es eine TIP-Preview um 22.45 im Filmkunst 66.

So sieht mein Terminkalender in der Woche darauf aus.
Am 18. August erscheint der TIP mit einer Kritik von Katja Nicodemus:
"Ein Mann aus der Zukunft, zwei Frauen aus der Gegenwart, Utopia im märkischen Sand. Rudolf Thome verbindet Science-fiction, Krimi und Liebesgeschichte - und macht mit Cora Frost die schauspielerische Entdeckung der Saison.
Seit Hanna Schygulla ist keine mehr so durch einen deutschen Film gewandelt. Cora Frost hat es auch, dieses schwebende Danebensein, dem man eigentlich nur mit Widersprüchen auf die Spur kommt: diffus und zugleich präzise, abwesend und hyperpräsent, hellwach und bekifft. Wie bei Schygulla ist auch ihre Leinwanderscheinung eher Zustand als Darstellung - ein träges, verträumtes Gleiten durch die Horizontale.
Cora Frosts Geheimnis in Rudolf Thomes neuem Film läßt sich nicht auf den Punkt, nur aufs Paradox bringen: als Verbindlichkeit im Unverbindlichen.
Unverbindlich, weil ihr entrücktes Lächeln, ihre leicht affektierte Sprache wie zufällig auf Thomes Film zu verweisen scheinen, als sei sie von einem fremden Stern gefallen und halt in "Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan" gelandet.
Verbindlich, weil sie mit allem Vorgefundenen so vertraut scheint, als sei sie wiederum nur und unbedingt für diesen Film vom Himmel gefallen. Das Kinodebüt der nicht zu fassenden Frost ist sozusagen die filmische Entsprechung der Heisenbergschen Unschärferelation - versucht man sie festzulegen, ist sie schon wieder ganz woanders.
"
Zum Berliner Kinostart haben wir auch ein Flugblatt in den Farben Gelb, Grün und Rot gemacht. Ein paar davon habe ich vor ein paar Tagen gefunden. Auf der Rückseite stand die Kritik von Katja Nicodemus,

Auf einem anderen Server (LINK) gibt es auch noch meine alte, von mir selbst programmierte Website von 1998. Da stehen auch noch alle anderen Kritiken zu "TIGERSTEIFENBABY…" und "JUST MARRIED". Ich werde wehmüttig, wenn ich mir diese anschaue. Schon damals in 3 Sprachen: Deutsch, Englisch und Französisch. Und alle von mir gemachten Links funktionieren. Nur das Blog gab es damals noch nicht. Es ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Aber es gibt schon einen Test-Link zum Design der jetzigen Website.

20.03.16  
Der Frühlingsanfang beginnt bei mir mit einer größeren Staubsaugaktion einschließlich Absaugen sämtlicher Spinnweben in zwei Zimmern. Das macht mir Mut, danach trotz extremer Windböen aufs Fahrrad zu steigen.

zu den Autobiographie-Notizen:
Am 27. 8. startet „TIGERSTREIFENBABY…“ in 5 Kinos in Berlin. Die Zuschauerzahlen der ersten Woche sind Do 427, Frei 459, Sa, 462, So 471, Mo 488, Di 498, Mi 514 und in der zweiten Woche Do 527, Frei 534, Sa 540 – in der dritten Woche sind es dann täglich über 600 und in der vierten Woche täglich über 700 Zuschauer, am 30. September sogar 799.
Am 27.8. um 12 Uhr mache ich ein Live-Interview mit Reiner Veit für Info-Radio. Er ist pessimistisch was den Erfolg des Films angeht. Ich verweise ihn auf meine Website. Da könne er jeden Tag lesen, wieviele Leute in Berlin im Film waren.
Am 29. August stellt Cora Frost bei Kiepert ihr Buch „Mein Körper ist ein Hotel“ vor. Ich gehe da hin.
Da steht auch völlig aus jedem Zusammenhang eine Notiz „Das Paradies, Im Paradies“. Offensichtlich habe ich mir da schon überlegt, wie mein nächster Film heißen könnte.
Am 2. September ist die Eröffnung der Thome-Retro im Arsenal mit „JUST MARRIED“. Nach dem Film läuft der Film von Petra Seeger über die Dreharbeiten und ist ein Lacherfolg.
Am 7. September ist die Pressevorführung von „JUST MARRIED“ in Berlin im Central-Kino.
Am 9. September mache ich mit Rolf-Peter Kahl über „ROTE SONNE“ einen Vertrag. Er will ein Remake machen. Außerdem fangen wir jetzt im Büro an, uns um Termine im übrigen Deutschland zu kümmern. Leider sind die Kinobesitzer von der Berliner Zuschauerzahlen nicht sonderlich beeindruckt. Das sei ein Heimerfolg.
Am 24./25. September fahre ich mit dem Zug nach Hannover. Dort ist die Premiere von „JUST MARRIED“.
Am 26. September feiert Hans-Helmut Prinzler seinen 60. Geburtstag im Literarischen Colloquium am Wannsee. Ich fahre mit Anna hin, weil ich mir sicher bin, dass ich viel Wein trinken werde. Da ist wieder etwas Merkwürdiges passiert, an das ich mich nur bruchstückhaft erinnere. Ich weiß nur noch, es wurde getanzt. Und zwar etwas in Richtung Walzer, Foxtrott. Mir war es peinlich, da zu tanzen und schon gar nicht sowas. Irgendwie habe ich mich vielleicht mit Anna darüber zerstritten. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls bin ich, ohne mich von Irgendjemand zu verabschieden, raus gegangen und habe versucht, ohne Auto, denn das hatte Anna, nachhause zu kommen. Wie weiß ich nicht. Anna jedenfalls ist mir nachgefahren und kam nach mir in unsere Wohnung im Reichensteiner Weg.
Am 1. Oktober fliege ich über Toronto nach Vancouver. Dort läuft „JUST MARRIED“. Der Festivalchefin hat dieser Film besser gefallen als „TIGERSTREIFENBABY…“
Am 7. Oktober fliege ich nach Tel-Aviv zum Haiffa-Filmfestival. Da werde ich gleich nachdem ich meinen Koffer in Empfang genommen habe, von einem sehr seriös ausschauenden Herrn in Empfang genommen, der mich an allen Kontrollen vorbei zu dem Wagen bringt, der mich zum DAN Panorama-Hotel nach Haiffa bringt. Gefühlsmäßig war ich mindestens eine oder zwei Wochen da, aber mein Terminkalender sagt klipp und klar, es waren drei Tage.
21.03.16  


Diese Osterglocken sind bereit, bis zum Ostersonntag voll aufzublühen.

Zu den Autobiographie-Notizen:
Bei meiner Ankunft im Hotel in Haiffa , erwartete mich ein einundzwanzigjähriges Mädchen, die Tochter eines Generals, die sich während meines gesamten Aufenthalts um mich gekümmert hat. Vielleicht lief „TIGERSTREIFENBABY…“ schon am ersten Abend. Das Publikum jedenfalls hat mir sehr direkte Fragen gestellt. Am nächsten Tag jedenfalls lag ich ich mit ihr am Strand in der Sonne, denn es war heiß. Da kamen zwei oder drei junge Männer und versuchten, mit ihr anzubändeln. Das hat mich schockiert. Wahrscheinlich dachten die ich sei ihr Vater. Am Abend jedenfalls sah ich „Die Ewigkeit und ein Tag“ von Theo Angelopoulos mit Bruno Ganz als Hauptdarsteller. Um Bruno Ganz zu ehren, gab es einen Empfang der deutschen Botschaft. Beim Gespräch mit Bruno Ganz wurde mein Weinglas leer und ich wollte für ihn ein Glas Wein mitbringen. Er sagte, ich trinke nicht mehr. Ich war schockiert und sah dann auch, dass der Anzug, den er trug ein bisschen zu weit für ihn geworden war. Ich habe ihn gefragt, wie die Dreharbeiten mit Angelopoulos denn so waren. Es scheint nicht ganz leicht gewesen zu sein. Jedenfalls haben wir beide uns gefreut, uns nach 15 Jahren in Haiffa wieder zu treffen. Der Angelopoulos-Film hat mir gar nicht gefallen. In meinem Interview zu „PARADISO“ (LINK) sage ich dazu mehr.
Am nächsten Tag bin ich mit einem Bus zum See Genezareth gefahren und habe mich mit meiner Begleiterin über Israel unterhalten. Ich fragte, wieviel Einwohner hat denn das Land. Sie sagte 5 Millionen. Ich konnte es kaum glauben, dass die Zeitungen nahezu täglich voll waren über ein Land mit so wenig Bewohnern. Ich war damals noch sehr naiv. Die Berge am anderen Ufer des Sees waren die Golanhöhen. Ich hatte da volles Verständnis für Israel, dass sie die andere Seite des Sees besetzt haben.
Am 9. Oktober bin ich mit der Lufthansa um 15.30 Uhr zurückgeflogen. Ich musste, zwei oder drei Stunden vorher am Flughafen sein und jetzt war alles anders als bei meiner Ankunft. Kein VIP-Service, sondern alles wurde gecheckt, Koffer, Taschen und ich wurde bestimmt eine halbe Stunde von einer jungen Beamtin nach Strich und Faden ausgefragt.
Am 12. Und 13. Oktober machten wir Pressevorführungen von „TIGERSTREIFENBABY…“ in Köln und München.
Am 22. Oktober erschien eine Kritik in der Frankfurter Rundschau. Am 27. Oktober erreichte mich ein Brief von Anna Rheinsberg, die mich darauf hinweist, dass der Filmtitel aus einer Zeile eines von ihr verfassten Gedichts ist und dass sie eine „angemessene Entschädigung“ von mir erwartet. Ich habe ihr 1.000 DM vorgeschlagen. Ihr Anwalt verlangte 10.000 DM plus MWSt+ Anwaltskosten. Mein Anwalt hat mir gesagt, ich muss das bezahlen und das habe ich getan.
Am Abend des 22. Oktober bin ich zum Filmfestival nach Sao Paulo geflogen. Wahrscheinlich mit Anna. Jedenfalls hatten wir BusinessClass-Tickets. Ich war Jury-Mitglied und außerdem wurde sowohl „JUST MARRIED“ wie auch „TIGERSTREIFENBABY…“ gezeigt. Der Jurypräsident war Dusan Makavejev. Die Jury-Entscheidung zog sich bis lange in die Nacht – bis der Festivalchef Leon Cakoff mit einer Flasche Whisky kam. Ich wollte, dass der erste Film einer mexikanischen Regisseurin den Preis bekam. Die anderen sagten, das ist doch Fernsehen. Nur der Festivalchef von San Sebastian war auf meiner Seite. Bei der Preisverleihung bekam ich zum Trost ein Plakat des mexikanischen Films überreicht.
Am 1. November waren wir zurück in Berlin. Am 7. November bin ich nach Stuttgart geflogen und von da mit der Bahn nach Biberach. Rechtzeitig zur Vorführung von „Tigerstreifenbaby…“
Am 13. November ist die Pressevorführung in München und am 14. November, meinen 60. Geburtstag, bin ich in meiner Erinnerung da zu meinem Bruder in den Bayrischen Wald geflohen, aber in meinem Terminkalender steht da eine lange Einladungsliste. Ich dehe, dass meine Erinnerung mir immer wieder Streiche spielt. Ohne meine Terminkalender wäre ich völlig aufgeschmissen. Gott sei Dank gibt es ab dem Jahr 1999 auch digitale Fotos. Die ich hoffentlich auch noch irgendwo auf einer Festplatte finde.
Am 28. November bin ich im Babylon-Mitte. Dort zeigt Petra Seeger ihren Film über Franz Gsellmann, der in einem Dorf in Österreich seit 20 Jahren eine „Weltmaschine“ baut.
Am 4. Dezember fliege auf Einladung von Jacques Deniel zu einem Filmfestival in Fresnoy bei Lille. Dort läuft wieder „TIGERSTREIFENBABY…“ Am 6. Dezember fliege ich zurück.
Am 11. Dezember fliege ich wieder nach Paris. Dort wird die Vorführung von Fresnoy im Cine 104 wiederholt.
Anna bekommt von mir als Weihnachtsgeschenk eine Husquana-Nähmaschine. Die hatte sie sich gewünscht, aber in meiner Erinnerung nie benutzt.
Übrigens, was ich heute realisiere: Die „Zuschauerzahlen“ von „TIGERSTREIFENBABY…“ waren keine Zuschauerzahlen, sondern Klicks auf meiner Website. Aber immerhin bis zum 25. Jauar 1999 waren es im Kino insgesamt 10.215 Zuschauer.
Morgen gehe ich in den Terminkalender von 1999.

22.03.16  
Ich habe noch im Bademantel mein Fahrrad ins Zimmer geholt.

Denn die Teleskofederung der Vorderradgabel knackert beim Fahren seit einigen Tagen. Mein Fahrradhändler hat mir gestern gesagt, ich soll die Gummiumhüllung beiseite drücken und WD40 reinsprühen. Das tue ich.

Es knackert zwar immer noch, und ich wiederhole die Prozedur draußen nochmal. Diesmal anders herum. Jetzt ist Ruhe. Beim Radfahren kommt auf dem Rückweg sogar die Sonne ein bisschen raus.

Zu den Autobiographie-Notizen:
1999:
Das Kino in Dahme zeigt am 9. Januar 1999 „TIGERSTREIFENBABY…“ in zwei Vorstellungen. Zur ersten Vorstellung bin ich mit Nicolai hingegangen und habe am Anfang etwas gesagt. Nach dem Ende der beiden Vorstellungen sahen wir Autokolonnen zurückkommen. Später habe ich gehört, dass die Zuschauer aus Niendorf nicht besonders glücklich beim Anschauen des Films waren.
Anna, die mich heute bei der Trauerfeier für Gudrun Max in Berlin vertritt, ist eine gute Korrekturleserin. Die Geburtstagsfeier am 14. November 1998 war mein 59. Geburtstag. Darauf hätte ich auch selbst kommen müssen, aber manchmal kann ich auch nicht mehr richtig rechnen. Meinen 60. Geburtstag, da war meine Erinnerung richtig, habe ich tatsächlich bei meinem Bruder Helmut im Bayrischen Wald gefeiert.
Am 12. Januar bekomme ich eine Tetanusspritze, weil mich eine von Nikolais Wüstenmäusen in den Finger gebissen hat. Ich fand das überflüssig, aber Joya hat darauf bestanden.
Vom 16. Bis 19. 1. Bin ich beim Travelling-Festival in Rennes mit „TIGERSTREIFENBABY…“.
Übrigens: Ab dem 28. 12. 1998 hatte ich eine Telefonnummer auf Lebenszeit: 0700-14111411 bei Arcor. Ich fand sowas toll. Ich glaube, nur Hanns Zischler hat mich einmal unter dieser Nummer angerufen. Sie war schön, aber nutzlos.
Im Januar 1999 lief „TIGERSTREIFENBABY…“ noch auf den Filmfestivals in San Francisco, Rom und Puerto Rico. Ich bin da nicht mehr hingefahren, denn ich hatte die Nase voll.
Nur zum Miami-Filmfestival vom 23. 2. – 3. März bin ich hingeflogen, denn Florida war wegen MA für mich ein zweites Zuhause. Mein Film lief im Gusman Center for the Peforming Arts, ein prächtig restaurierter Filmpalast aus den Zwanziger Jahren. Ich hatte MA dazu eingeladen. Sie kam mit einem ganzen Bus voll Anhängern aus ihrem Ashram. Auch Radhe Schiff, die Sonnengöttin, war dabei. Beim Q&A nach dem Film hat mich der Festivalchef vorgestellt, und ich habe als Allererstes gesagt, dass ich stolz und froh bin, dass mein Guru die weite Reise unternommen hat, um mich und den Film zu sehen. Bei dem Wort „Guru“ hat der Festivalchef mich befremdet von der Seite angeschaut.
23.03.16   Beim Suchen nach Dialoglisten zu alten Filmen für eine Veranstaltung in Basel, finde ich durch Zufall auch eine exakte Auflistung der Zuschauerzahlen von "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN".



Zu den Autobiographie-Notizen:
Am 12. Februar treffe ich mich mit Katrin Meyer, die die Plakate zu „TIGERSTREIFENBABY…“ und „JUST MARRIED“ gemacht hat. Sie will meine Website grafisch neu gestalten, mit Ute Adamczewski alles programmieren und auch ein „Corporate Design“ (Briefbogen, Visitenkarte, Stempel) machen. Am 15. 2. schickt sie mir eine Kalkulation, wieviel das kosten würde und kommt auf 5.200 DM. Sie schreibt mir, dass sie über die Kosten selbst erschrocken ist. Damals war ich es nicht, heute beim Finden des Briefs schon. Aber wenn ich bedenke, dass ihr Website-Design seit 17 Jahren gleich geblieben ist, war das gut angelegtes Geld. Das einzige, was fehlt, sind die deutschen Filmkritiken zu den einzelnen Filmen, die ich alle gelöscht habe, als der „Tagesspiegel“ mir eine Abmahnung geschickt hat. Manchmal denke ich, ich könnte es wieder mal versuchen?
Im März treffe ich mich immer wieder mit Katrin Meyer. Mir gefällt ihr Design. Sie will bis zum Schreiben des nächsten Drehbuchs Mitte April mit allem fertig sein, sodass ich auf der neuen Website das Drehbuch online schreiben kann. Ich dachte, dass sei ihre Idee gewesen, aber aus ihrem Brief entnehme ich, dass es meine Idee war.
Am 25. März fliege ich nach Paris. Das Goethe-Institut zeigt „TAROT“. An die Vorführung habe ich keine Erinnerung.
Am 12. April, Nicolais Geburtstag, kriegt der Trabbi einen neuen TÜV+ASU. Am 19. Und 20. April renoviert ein Maler aus Dahme mehrere Räume im Bauernhof. Sie werden weiß gestrichen. Die Farben kommen sehr viel später.
Am 21. April beginne ich mit dem Schreiben meines neuen Drehbuchs online. Nur wenige Leute bekommen von mir den Link, um auf diese Seite zu kommen. Am 30. April steht bei mir letzter „Denktag“. Das betraf die handschriftlichen Notizen LINK), die ich damals noch mit Kugelschreiber gemacht habe. Am 1. Mai steht „wunderbarer Tag“ und etwas weiter unten „Stippvisite von Anna!“. Da saß ich draußen im Hof. In mein Schreibheft habe ich geschrieben: „Es ist die gleiche Situation wie in Florida, als ich den „PHILOSOPH“ geschrieben habe. Ich sitze draußen an meinem Tisch, vor mir brennt ein Feuer. Wenn mir nichts einfällt, lege ich neues Holz aufs Feuer.“ Vielleicht hat mich Annas "Stippvisite" durcheinander gebracht. Vielleicht auch nicht.
Am 2. Mai steht „Heute ist es schwierig. Ich komme nicht recht hinein. Ich muss wieder meine alte Technik entwickeln. Ideen bereits für den nächsten Tag sammeln.“
Am 3. Mai schreibe ich: „Das Schreiben jetzt im Internet ist wie das Drehen eines Films. Ich habe eine kleine Schaar von Zuschauern – die ich mir selbst ausgesucht habe (mein Team). Und alles muss einfach funktionieren.
Am 6. Mai schreibe ich: „Jetzt habe ich nur noch 2 Wochen, und zwei Tage verliere ich noch wegen der Kommunion. Ich gerate in Streß.“
Jetzt wieder aus meinem Terminkalender. Ich komme bis Szene 53. Danach fahre ich nach Berlin, bin beim Friseur und am Abend beim Geburtstagsfest von Charles Lang. Dort treffe ich auch Herbert Fritsch.
Am 8. Mai haben Nicolai und Joya Kommunion.
Am 10. Mai, auf der Rückfahrt von Berlin sind mir weitere Zwischentitel für das Drehbuch eingefallen.
In meinem Drehbuch waren Zwischentitel vorgesehen. Die hat mir Karin Nowarra, meine Cutterin, beim Schneiden ausgeredet. Wahrscheinlich hatte sie recht, denn der Film hatte ja ohnhin einen Off-Kommentar von Hanns Zischler und wäre mit den Zwischentiteln noch literarischer geworden.
Am 13. Mai bekomme ich Faxe von Nicolai und von Joya. Leider kann ich die nirgendwo finden.

Aus der Gegenwart: Ich habe heute dem Bildrausch Filmfest Basel meinen Besuch Ende Mai zugesagt. Die machen ein Spezialporgramm, das "Springtime in Munich" heißt. Schon muss ich wieder reisen. Die Organisatorin Nicole Reinhard war beim Telefonieren mit mir einfach zu nett.
24.03.16   Ich bin ständig am Suchen nach irgendwelchen Sachen und finde daher immer etwas. Jetzt zwei Fotos aus Sao Paulo.

Jurypräsident Dusan Makavejev

Ich bekomme das Plakat des Films. Ich google den Filmtitel und sehe, es ist ein spanischer Film.


Zu den Autobiographie-Notizen:
Noch ein Eintrag aus meinem Paradiso-Schreibheft, nachdem ich schon 96 Szenen geschrieben habe steht da: „Ich habe 2-3 Stunden, wo ich alles mache, was zu tun ist: Tee, Abwasch, Rasieren, Duschen. Dabei explodiere ich, wenn es gut geht mit Ideen und renne sofort zu meinem Notizheft und schreibe es auf. Wenn es nicht so gut geht, renne ich später rum wie ein Tiger im Käfig und leide.“ Zähneputzen hab ich vergessen. Kein Wunder, dass ich damals alle zwei Wochen beim Zahnarzt war.
Am 19. Mai bin ich mit dem Drehbuch fertig. Am 25. Mai schicke ich es ausgedruckt an die DEGETO - sowohl an Klaus Lakschéwitz, den Chef wie auch an Dr. Renate Michel, eine Redakteurin, damit es schneller geht.
Am 18. Mai treffe ich Horst Buchholz im Café Adlon und spreche mit ihm über das Drehbuch. Seine Agentin Ute Nicolai nennt mich am 1. Juni einen „Erlebnisgeiger“ und sagt ab. Ich erwäge auch Bruno Ganz und Otto Sander zu kontaktieren.
Am 4. Juni kaufe ich eine neue Lesebrille. Das Gestell ist von Armani. Ich trage sie noch heute.
Am 18. Juni sagt Frau Dr. Michel für die DEGETO zu.
Am 19. Juni rufe ich Hans Zischler an, erzähle den Inhalt des Film in drei oder vier Sätzen. Sage ihm, wann ich drehen will und frage, ob er Zeit hat. Er hat Zeit und will den Film machen. Ich sage, willst du nicht das Drehbuch lesen. Er sagt: Rudolf, ich kenn’ dich doch. Ich fahre dann trotzdem zu ihm hin und gebe ihm das Drehbuch. Am 20. Juni treffe ich Cora Frost.
Am 26. Juni fahre ich mit Reinhold Vorschneider (Kamera), Sülbye Günar (Regieassistenz), David Fermer (Produktionsleitung) zum Haus von Dr. Gebauer am Kummerower See.
Am 29. Juni treffe ich Guntram Brattia (†). Sülbye hat ihn in einer Kreuzberger Bar getroffen und kannte ihn vom Theater. Am 30. Juni erhalte ich bereits den Vertrag von der Degeto.
Hanns Zischler wollte, dass noch zwei weiter Frauen dabei sind. Elke Schmitter und Iris Radisch. Ich treffe sie. Beiden sage ich ab. Am 12. Juli treffe ich Simone Weigelt, die danach bis „DAS ROTE ZIMMER“ meine Standfotografin geblieben ist.
Am 15. Juli treffe ich Isabel Hindersin, die eine Opernsängerin spielt und die in „DAS ROTE ZIMMER“ eine nackte Liebesgöttin spielt und den Hauptdarsteller verführt.
Am 25. Juli fahren wir zur Motivsuche in das wüstenähnliche Militärgebiet bei Jüterbog.
Am 31. Juli bin ich mit Hanns Zischler und Guntram Brattia bei Charles Lang, ein Kollege von Anna an der HdK. Wir wollen trainierieren, wie Guntram Brattia mit einem Stock zuschlagen muss, damit es echt aussieht. Hanns Zischler will das nicht machen. Ich spiele seine Rolle und er filmt das.
Am 6. August gibt mir Rolf Hoppe, ein Freund, sein Saab Cabrio für die Dreharbeiten. Im Film ist es das Auto von Cora Frost.
Am 7. August ist der erste Drehtag. Ich schreibe zum erstenmal ein Drehtagebuch (LINK) und stelle von jeder gedrehten Einstellung ein Foto online.
Beim Überprüfen, ob alle Links funktionieren, stelle ich fest, dass bei der zweiten Drehwoche alle Fotos fehlen.
Vermutlich sind die Links irgendwann in all den Jahren verloren gegangen. Ich brauche eine Stunde, bis ich den Fehler korrigiert habe.
25.03.16   Gestern Abend. Rechtzeitig zum Niendorfer Osterfeuer kommen Joya, Philipp und Anna hier an.





Wie schon im letzten Jahr ist am Himmel ein roter Vollmond über dem Horizont zu sehen. Heute regnet es.





Jetzt ist das Haus wieder voll.

Geinsam treffen wir die Bildauswahl.
26.03.16  


Das Osterfeuer in Ihlow dampft immer noch, obwohl es gestern den ganzen Tag geregnet hat.

Nicolai und ich fangen an. den Gartenteich leerzupumpen.

In der Küche machen wir "Frühjahrsputz". Der letzte war vor 7 bis 10 Jahren. Gleichzeitig einen Auflauf zu kochen mit Unterstützung von Nicolai und Ina ist zwar schön, aber nicht ganz einfach.

Die Küche nach dem "Frühjahrsputz".

Dr Gartenteich nach 7 Stunden Punpen.

27.03.16  
FROHE OSTERN ALLEN MOANABLOGLESERN!



Rauhreif beim Radfahren heute.

Anna bringt mir einen Stoß uralter Fotos von mir. Joya sagt, sie hat mich noch nie so gesehen. Sie meint als ich achtzehn war. Ein paar alte Freundinnen sind auch dabei.

Ostereiersuchen für Alle. Vorher haben Nicolai und ich sie gemeinsam versteckt.

Nicolai dreht und wendet jedes Blatt einzeln, bevor wir es abtransportieren dürfen, denn er sammelt jeden Frosch und jeden Molch extra in spezielle Gefäße ein.
28.03.16  
Nicolai schöpft den letzten Rest Dreckwasser in einen Plastikkorb.

Nicolai und Philipp lassen frisches Wasser ein.

24 Frösche und 210 Teichmolche werden ins frische Wasser gesetzt.

Sonnenaufgang heute morgen.

Nicolai schleift diesen Tisch. Ich habe ihn 1980 bei einer Geschäftsauflösungs-Versteigerung für 100 DM gekauft, ihn 20 Jahre später einmal hier auf dem Bauernhof abgehobelt. Er hatte viele Unebenheiten und Rillen. Jetzt ist er glatt wie ein Babypopo.

Jetzt wird der Tisch mit Leinöl eingeölt.

Auch in meinem Garten hat Nicolai angefangen, meine Arbeiten vom letzten Mai (LINK) fortzusetzen. Wenn einmal ein Anfang gemacht ist, fällt es mir leichter, damit wieder weiterzumachen.
29.03.16   Zwei Tage ohne Nachtfrost. Schon blühen am Radweg Renekloden.



Der neue Gartenteich. Das scheußliche Wetter ist perfekt für ihn. Vielleicht bleibe ich mal wieder von Algen verschont.

Nicolai baut ein Regal in der Scheune. Hier sollen in Zukunft ALLE Werkzeuge gelagert werden und nach Benutzung zurückgebracht werden.

Nicolai macht mit mir eine Feldenkraisübung. Er ist ist sehr viel nachsichtiger als seine Mutter mit mir.
     
30.03.16   Um 7.30 Uhr fahren Nicolai und Ina wieder weg. Jetzt bin ich wieder mutterseelenallein auf dem Bauernhof. In einer Regenpause fahre ich Fahrrad. Ich musste Nicolai versprechen, dass ich sehr, sehr alt werde.
Es fällt mir schwer, wieder in meine unterbrochene Arbeit zurückzufinden.

Zu den Autobiographie-Notizen:
Am 11. August 1999 ist die Sonnenfinsternis. Geplant war an dem Drehtag eine Bootsszene, wobei die Kamera in einem aufblasbaren Gummiboot gewesen wäre. Da mir klar war, dass diese Aufnahme unendlich schwierig geworden wäre und mich den letzten Nerv gekostet hätte, kam mir die Sonnenfinsternis als Ersatz gerade recht. Da wir natürlich auch filmen wollten, wie die Sonne sich verdunkelt und es nirgendwo in Berlin noch Objektive gab, musste Reinhold Vorschneider eine Behelfslösung anwenden, die die Brennweite unseres Objektivs verlängerte.
Jedenfalls schien an diesem Tag noch die Sonne. In den folgenden Tagen wurde das Wetter immer schlechter. Ich bin jeden Morgen vor dem Frühstück zu einer 30 Kilometer entfernten Tankstelle gefahren, um dort den „Tagesspiegel“ wegen des Wetterberichts zu kaufen. Für Hanns Zischler habe ich bei der Gelegenheit auch die „TAZ“ mitgebracht.
Mein Produktionsleiter David Fermer wollte einmal die Dreharbeiten wegen des Wetters für ein paar Tage unterbrechen. Ich sollte das Drehbuch umschreiben, was ich weder konnte noch wollte.
Im übrigen wurde während der Dreharbeiten einmal das Geld aus der Produktionskasse gestohlen. Das ist mir noch nie passiert. Wer es war, konnten wir nicht herausfinden. Eigentlich waren die Dreharbeiten ein Albtraum. Wenn Hanns Zischler nicht ständig gut gelaunt gewesen wäre, hätte ich das kaum durchgehalten. Unser gemeinsames Frühstück am Morgen mit Tagesspiegel und TAZ hat mir immer wieder neue Energien gegeben.
Im übrigen zog das Cateringsfrühstück für das Filmteam zahlreiche Wespen an. Mehrere Leute wurden gestochen. Ich habe in der gesamten Umgebung des Drehorts nur an einer Stelle eine Spitzwegerichpflanze gefunden, die ich dem Gestochenen dann auf dem Stich verrieben habe. Ein Rezept meines Vaters, weil ich als Kind immer wieder Wespennester zerstört habe und dabei natürlich Wespenstiche abgekriegt habe. Eine andere Schwierigkeit war, dass die sieben Frauen während der Drehzeit in Mecklenburg immer wieder andere Termine hatten und daher immer wieder hergeholt werden mussten. Nur Guntram Brattia kam mit seinem Motorrad. Was mir auch Angst gemacht hat.
Eine ganz besondere Schwierigkeit war die Reaktion von Irm Hermann. Als sie ein Bild von MA, das sie als Geburtstagsgeschenk Hanns Zischler übergeben sollte, gesehen hat, hat sie sich geweigert. Das Bild sei des Teufels.

Hanns Zischler meinte, er könne mir wunderbare echte Ikonen stattdessen besorgen. Ich blieb hart und hatte ein langes privates Gespräch mit Irm. Da hat sie geweint und hat gesagt, dass sie auch bei der Kleidertauschszene mit Cora Frost bereit sei, oben ohne gefilmt zu werden. Ihr Busen sähe noch immer ganz schön aus.
Am 24. August, dem 16. Drehtag, war Bergfest. Ich habe keine Erinnerung wo und wie das war.
Am 1. September war drehfrei. Ich hatte einen Autounfall in der Friesenstraße. Am 2. September ist Cora Frost wieder in Mecklenburg und am 3. September ist dort unser letzter Drehtag. Am 4. 9. steht bei mir im Terminkalender „Schlange holen“. Am 5. September drehen wir die Konzertszene in einem großen Saal der HdK, der Platz für gut 500 Zuhörer hatte. Wir hatten vielleicht 100 Statisten. Ich habe denen kurz vor der Aufnahme erklärt, dass sie so laut Beifall klatschen sollen als wären sie vier oder fünfmal so viele. Sie haben das total verstanden. Leider hat Reinhold Vorschneider meine Ansage kaputt gemacht, weil er noch irgendein technisches Problem hatte. Ich denke, ich habe ihm das nie verziehen.
Am 6. September drehen wir im Militärgebiet nördlich von Jüterbog den Marsch durch die Sandwüste und ein Picknick. Dafür brauchten wir auch noch eine Schlange, damit Nicolai sie im Film finden und fangen kann. Auf dem Weg dahin hat Sülbye Günar Cora Frost im Auto gesagt, dass sie keine gute Schauspielerin sei und deshalb keine neuen Angebote bekomme. Ich war nicht dabei und bemerke erst beim Drehen, dass mit Cora Frost etwas passiert ist. Sie war anders als sonst und total verschlossen. Ich frage sie in einer Drehpause und da erzählt sie mir das.
Am 10 September ist der letzte Drehtag. Das Schlussfest ist im „La Cantina“ in der Bergmannstraße.

31.03.16   Zu den Autobiographie-Notizen:
Am 13. September 1999 beginnen Karin Nowarra und ich mit dem Schnitt von „PARADISO“. Am 29. September sind wir fertig mit dem Schnitt und schauen uns den Film zusammen mit Wolfgang Böhmer, dem Komponisten, bei Geyer im Mischstudio an. Am 8. Oktober bringt Wolfgang Böhmer eine Musikprobe mit, am 11. Oktober eine weitere Probe. Am 20. Oktober ist die Musik fertig. Inzwischen sind auch die Titel von Trick-Wilk fertig. Vom 27. Oktober bis 29. Oktober machen wir den Musikschnitt.
Der Filmtitel von „TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN“ macht neue Probleme. Eine New Yorker Firma „Tarzan Inc.“ hat die Markenrechte für das Wort „Tarzan“. Mein Anwalt in Köln handelt mit denen aus, dass wir den Titel auf allen Materialien weiter benutzen dürfen, nur für künftige Verwendungen (Fernsehausstrahlung, DVD usw.) muss er weggelassen werden.
Am 2. Und 3. November wird der Film bei Geyer gemischt. Am 5. November ist Lichtbestimmung bei Geyer mit Herrn Brettmann. Am 9. November ist die Nullkopie-Abnahme bei Geyer. Ich hatte den Film für die Berlinale angemeldet und teile ihnen jetzt mit, dass ich die Kopie am 10. November vorbei bringe.
Am 11. November am Spätnachmittag ruft mich Werner Gondolf von der Berlinale im Büro an und sagt, Herr Thome sitzen Sie oder stehen Sie. Ich sage, ich stehe. Er sagt, dann setzen Sie sich erstmal hin. Ich sage, jetzt sitze ich. Er sagt, Ihr Film „Paradiso“ ist für den Berlinale-Wettbewerb eingeladen. Ich sage, das glaube ich nicht, ich will das Schwarz auf Weiß vor mir sehen. Kurze Zeit später um 16.58 Uhr kommt ein Fax zur Bestätigung.

Am 16. November telefoniere ich mit Ira von Ginanth vom Prokino Filmverleih und sage, dass mein neuer Film im Wettbewerb der Berlinale läuft. Sie sagt, wir wollen ihn unbedingt sehen, können aber erst am 4. Dezember nach Berlin kommen.
Am 20. November ist die Team-Premiere im Filmpalast Berlin. Ich sage, bevor der Film läuft, ein paar einführende Worte und ganz am Ende, der Film läuft im Wettbewerb der Berlinale. Das wirkte wie eine Bombe.
Nach der Vorführung kam Klaus Lackschéwitz, Chef der Degeto, zu mir und sagte, das ist ein schöner Abschluss für meine Tätigkeit bei der Degeto, denn zum Jahresende gehe er in den Ruhestand.

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