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Drehbuch

 
Im Schatten des Mondes


 

1.
In einer Diskothek in Berlin tanzt SARAH HELLMAN (65) wild mit einem HERBERT (45) auf der Tanzfläche. Danach gehen beide zur Bar und trinken Wein. SARAH: Wohin gehen wir? Zu dir oder zu mir?

2.
Vor dem Eingang eines Hochhauses öffnet HERBERT die Haustür und lässt SARAH zuerst reingehen. Er sagt: Ich bin Herbert. Sie sagt: Ich bin Sarah. Mit „h“.

3.
Im Lift fragt SARAH: In welchem Stock wohnst du? HERBERT: Im siebten Stock. SARAH lächelt ihn an und sagt: Das ist meine Glückszahl. HERBERT: Das ist gut. Vielleicht sogar sehr gut.

4.
Im Appartment fragt HERBERT: Willst du noch etwas trinken? SARAH sagt nein, zieht sich aus und legt sich nackt ins Bett.

5.
Im Badezimmer putzt sich HERBERT die Zähne.

6.
Im Bett haben SARAH und HERBERT miteinander geschlafen. SARAH küsst ihn auf die Stirn und zieht sich wieder an. SARAH: Es war schön mit dir. HERBERT: Fand ich auch. Werde ich dich wiedersehen? SARAH: Nein.

7.
SARAH fährt mit ihrem Auto nach Hause.

8.
SARAH hält vor ihrem Haus im Westend. Eine großbürgerliche Villa. Sie steigt aus, drückt auf die Fernbedienung und schließt die Haustüre auf.

9.
SARAH öffnet in ihrer Küche eine Flasche Rotwein und gießt sich ein Glas ein. Sie trinkt einen Schluck und verlässt die Küche mit dem Flasche und dem Glas.

10.
In ihrem Schlafzimmer zieht sie sich aus und zieht einen alten Trainingsanzug und Turnschuhe an, die voller Farbflecken sind.

11.
In ihrem Atelier steht auf einer Staffelei eine leere Leinwand. Sie beginnt, ohne lange Nachzudenken, mit einem dicken Pinsel zu malen.
Sie malt mit roter und blauer Farbe. Dann trinkt sie wieder eine großen Schluck, geht zum Fenster und sieht draußen den Mond.

12.
Die Sonne scheint. In der Küche bereitet SARAH ihr Frühstück vor. Sie legt ihr IPhone auf den Küchentisch und schaut sich die einzelnen Phasen des von ihr in der Nacht gemalten Bildes an. In diesem Augenblick klingelt das Telefon. Es ist ihre Tochter Clara. CLARA: Mama, bist du zuhause? SARAH: Ja. CLARA: Ich komme in einer halben Stunde. Ich bin zuhause ausgezogen. Mein Karlheinz betrügt mich.

13.
In Cabourg in Frankreich sitzt HELMUT FISCHER in einem Zimmer im Grand Hotel vor seinem Laptop und schreibt. Es klopft an der Tür. HELMUT: Ja bitte. Ein KELLNER kommt rein und sagt: Ich bringe ihr Frühstück. HELMUT: Bitte stellen sie es auf diesen Tisch und schreibt dann weiter.

14.
In Berlin hält CLARA (35) vor dem Haus von Sarah. CLARA steigt aus. SARAH kommt aus dem Haus. Sie umarmen sich. SARAH (lächelnd): Musstest du dich von deinem Mann trennen, um mich einmal zu besuchen? CLARA geht nicht darauf ein, sondern fragt: Kann ich für eine Weile bei dir wohnen. Bis ich etwas Neues für mich gefunden habe? SARAH: Du kannst so lange hier wohnen, wie du willst. In Berlin eine Wohnung zu finden, dürfte nicht einfach sein. Und vielleicht versöhnt ihr euch ja wieder. CLARA: Definitiv nein. CLARA öffnet den Kofferraum ihres Wagens. Sie hat vier Koffer dabei. Zwei große und zwei kleine. SARAH: Du kannst wieder in dein altes Zimmer ziehen. Hier hat sich in all den Jahren nichts verändert. Sie tragen die vier Koffer gemeinsam in das Haus.

15.
In der Küche fragt SARAH: Hast du schon gefrühstückt? CLARA: Ja. Dabei ist alles passiert. Karlheinz und ich haben uns angeschrien. Er wollte um keinen Preis zugeben, dass er mit einer jungen Tussi, die er in seiner Firma kennengelernt hat, ins Bett geht. Ich habe ihm schließlich eine Ohrfeige gegeben und er hat mich geschlagen. SARAH: Mein Vater hat meinem großen Bruder und mir immer gesagt: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. CLARA: Ich habe keine Lust auf Versöhnungssex. SARAH: Willst du einen Kaffee? CLARA: Nein. SARAH: Ich schlage vor, bevor du mit dem Auspacken anfängst, dass wir zusammen spazieren gehen.

16.
SARAH und CLARA gehen zusammen am Strand des Wannsees spazieren. SARAH: Hier bin ich immer hingegangen, wenn ich Lebensprobleme hatte. Meistens alleine. CLARA: Karlheinz kann sowas von böse sein. Er ist ein böser Mensch. Er hat eine schwarze Seele.
SARAH: Mein Mann war auch nicht viel besser. CLARA: Mir hat er immer wunderbare Gutenachtgeschichten erzählt.

17.
Die Sonne scheint. HELMUT (68) fährt mit seinem Fahrrad am Strand entlang. Nach einer Weile steigt er ab und setzt sich auf eine Bank. Er schaut wie Proust den schönen jungen Mädchen nach. Ein Mädchen lächelt ihn an, und er lächelt zurück. Nach einer Weile kommt das Mädchen zurück. BERENICE (21): Darf ich mich zu Ihnen setzen (auf Französisch). HELMUT: Natürlich. Die Bänke sind für alle da. BERENICE: Ich habe Sie schon oft hier gesehen (Französich) Wir können uns auch auf Deutsch unterhalten. Wohnen Sie in Cabourg? HELMUT: Ich wohne im Grand Hotel. BERENICE: WOW. HELMUT: Ich bin jeden Sommer hier. BERENICE: Dann müssen Sie sehr reich sein. HELMUT: Ich schreibe an einem neuen Roman. BERENICE: Wissen Sie schon, wie er heißt. HELMUT: Ja. Ich brauche immer zuerst einen Tiitel, bevor ich mit dem Schreiben anfange. BERENICE: Und wie heißt er? HELMUT: Odysseus kommt nach Hause.

18.
Im Büro von PHILLIPP (52), eines Rechtsanwalts sitzen NICOLE (28) und ihr Mann. PHILLIPP: Sind Sie sich sicher, dass Sie sich scheiden lassen wollen? NICOLE: Todsicher. PHILLIPP: Haben Sie Kinder? NICOLE: Nein. PHILLIPP: Das macht eine Scheidung relativ einfach. Wollen Sie also eine einvernehmliche Scheidung? NICOLE und ihr Mann sagen zusammen Ja. PHILLIPP: Dann brauchen Sie meine Hilfe nicht. Rechtsanwälte sind teuer.

19.
SARAH, CLARA und NICOLE sitzen in der Paris Bar beim Abendessen. SARAH: Was habe ich nur für komische Kinder! Ihr trennt euch gleichzetig von euren Männern. CLARA: So ist das Leben manchmal. Nicole und ich waren schon immer eng miteinander verbunden. Das weißt du. Habt ihr Lust, nachher mit mir ins Kino zu gehen? Gegenüber im Delphi-Kino läuft ein toller Film.

20.
Im ziemlich leeren Kino sitzen SARAH, CLARA und NICOLE. Sie sehen „Paradiso - Sieben Tage mit sieben Frauen“. Sie sehen die Szene mit der Sonnenfinsternis. Als der Abspann des Films läuft, sagt NICOLE:
Was für ein toller Film! SARAH: Leider dreht niemand in Deutschland mehr solche Filme. Die wollen jetzt immer die Welt erklären. Oder Probleme lösen. NICOLE: Ich fand den Hauptdarsteller wunderbar. CLARA. Und auch die sieben Frauen. Ich musste so oft lachen. SARAH: Mir hat die schwierige Begegnung des Sohns mit seinem Vater gefallen. Und dass sie sich nach langer Zeit wieder versöhnen konnten.

21.
In Cabourg betreten LYDIA BERGER (44) HELMUT und BERENICE das Spielcasino. LYDIA fragt BERENICE: Hast du deinen Personalausweis dabei. Ohne Ausweis lassen die dich nicht rein. BERENICE: Ich habe ihn dabei. Ich war mit meinem Vater schon zweimal da. Ich habe sogar Geld gewonnen. Fünfhundert Euro.

22.
LYDIA, HELMUT und BERENICE sitzen an einem Roulettetisch. Der Croupier sagt: Faites vos jeux! LYDIA und BERENICE setzen ihre Chips auf die Farbe Rot. HELMUT setzt auf die Zahl vierzehn. Die Frauen gewinnen. HELMUT verliert. BERENICE sagt lächelnd zu Helmut: Pech im Spiel bedeutet Glück in der Liebe. HELMUTverdoppelt seinen Einatz auf der Zahl vierzehn beim nächsten Spiel. HELMUT: Es macht mir nichts aus, wenn ich verliere. Wenn ich verliere, kann ich danach besser schreiben. BERENICE: Ich würde gerne einen Roman von Ihnen lesen. HELMUT: Das lässt sich einrichten. Sie müssen mich nur noch einmal daran erinnern. Ich bin leider etwas vergesslich geworden.

23.
SARAH, CLARA und NICOLE sitzen in SARAHS großem Wagen. CLARA sitzt am Steuer, SARAH und NICOLE sitzen hinten. SARAH: Vor drei Jahren, als Onkel Heinrich, der Bruder meiner Mutter, gestorben ist, hat er mir sein ganzes Geld und dieses Haus am Meer vererbt. Ihr habt ihn nie kennengelernt. CLARA: Warum nicht? SARAH: Er konnte meinen Mann nicht leiden.

24.
CLARA hält an einer Autobahntankstelle in Frankreich. Sie tankt den Wagen voll. SARAH und CLARA gehen zur Toilette. Als sie zurückkommen, sagt SARAH: Die letzten dreihundert Kilometer fahre ich. Ich war bisher nur einmal da. NICOLE: Ich bin so gespannt.
SARAH: Wir werden das Haus gemeinsam einweihen. Es wird ein Frauenhaus. Böse Männer haben keinen Zutritt.

25.
Es ist Nacht geworden. SARAH hält vor dem Haus. Alle steigen aus. Über dem Meer scheint der Mond. NICOLE: Mir gefällt es hier. SARAH holt den Schlüssel aus ihrer Handtasche und schließt das Haus auf.

26.
Im Wohnziimmer, in dem auch drei von Sarah früher gemalte Bilder hängen, stellen die Drei ihre Koffer ab. SARAH öffnet die Gardinen. SARAH: Ihr könnt euch beide ein Zimmer, in dem ihr schlafen wollt, aussuchen. Morgen früh fahren wir alle zum Einkaufen ganz früh in den großen Supermarkt zum Einkaufen. NICOLE: Ich liebe die Supermärkte in anderen Ländern.

27.
LYDIA kauft am Morgen auf dem Fischmarkt am Ortsende von Cabourg frischen Fisch.

28.
HELMUT betritt mit einem Blumenstrauß für die Hausherrin die Wohnung von Lydia. BERENICE hat die Tür geöffnet und fragt ihn: Haben Sie in Ihren Roman gedacht? HELMUT: Oh! Den habe ich vergessen. Kannst du mir nochmal verzeihen? BERENICE: Ich werde dir das nie verzeihen. Sie lacht dabei. HELMUT: Du darfst mich ab jetzt immer duzen. BERENICE: Ok.

29.
SARAH, CLARA un NICOLE kommen mit zwei vollgepackten Einkaufswagen aus dem Carrefour-Supermarkt. SARAH: Wisst ihr noch, wo ich mein Auto abgestellt habe? CLARA entdeckt das Auto. Sie hat vor allem Wäsche und Haushaltswaren gekauft. SARAH, die mit Nicole Dinge zum Essen und zum Trinken gekauft hat, fragt Clara: Wozu hast du all dieses Zeug gekauft? CLARA: Für meine neue Wohnung. SARAH: In Berlin hättest du alles einfacher kriegen können. Jetzt musst du das alles mit dir zurückschleppen. CLARA: Vielleicht bleibe ich nicht in Berlin.

30.
In der Küche wollen die Drei frühstücken. Während die Eier kochen, sagt NICOLE: Ich bin fast gestorben vor Hunger. Als die Eier fertig sind und sich alle an den Tisch setzen, holt SARAH ihr iPhone und macht ein Selfie mit dem Selbstauslöser. SARAH: Ich will unsere Zeit hier dokumentieren. Ich bin leider keine gute Köchin. Ich schlage vor, dass wir uns beim Kochen abwechseln. CLARA: Ich fange damit heute an. SARAH: Ich gehe runter an den Strand. Ich will endlich wieder im Meer schwimmen. NICOLE: Ich komme mit. CLARA: Um wieviel Uhr wollt ihr essen? SARAH: Ist ein Uhr ok?

31.
Am Strand tragen SARAH und NICOLE Bikinis. Es ist gerade Ebbe, und sie müssen ziemlich weit laufen. Als sie im Wasser sind, sagt SARAH: Ich bin glücklich. Ich fühle mich wie ein Fisch im Wasser. NICOLE: Ich finde das Wasser hier ziemlich kalt. Der Wannsee wäre jetzt wärmer. Beide schwimmen.

32.
Im Wohnzimmer sitzen SARAH und NICOLE am gedeckten Tisch und warten auf CLARA. NICOLE entdeckt an der Wand die Bilder. NICOLE: Die sehen aus, als hättest du sie gemalt. SARAH: Es sInd ganz alte Bilder von mir. Onkel Heinrich hat sie mir am Anfang einmal abgekauft. CLARA kommt mit einem Tablett ins Zimmer. Es gibt Pasta und einen großen Salat.

33.
Alle Drei liegen auf ihren Badetüchern am Strand vor dem Haus. CLARA reibt Sarah mit Sonnencreme ein. NICOLE liest den neuen Roman von Murakami. CLARA sagt zu Nicole: Wenn du damit fertig bist, will ich ihn auch lesen. NICOLE: Da musst du noch lange warten. Ich lese sehr langsam, weil ich immer wieder nachdenken muss.

34.
HELMUT und BERENICE fahren auf der Strandpromenade zusammen Fahrrad. Dann setzen sich beide auf eine Bank. HELMUT: Mir gefällt deine Mutter. Ich habe seit einer Ewigkeit keine so wunderbare Frau kennen gelernt. BERENICE: Dann heirate sie doch und schlaf mit ihr. Sie hat gerne Sex. HELMUT: Wer hat dir das gesagt? BERENICE: Meine Mutter hat es mir erzählt. HELMUT: Oh! Und was sagt dein Vater dazu? BERENICE: Der ist tot. HELMUT: Oh! BERENICE: Er hatte Corona und kam ins Krankenhaus. Er war nicht geimpft und ist im Krankenhaus gestorben.

35.
NICOLE hält mit dem Auto vor einm großen Fahrradgeschäft. SARAH steigt aus. CLARA fährt weiter. SARAH geht in den Laden und schaut sich die Fahrräder an. VERKÄUFER: Kann ich Ihnen helfen? SARAH: Ich möchte ein Fahrrad kaufen. VERKÄUFER: Möchten Sie ein sportliches, schnelles Fahrrad? Oder etwas bequemes? LYDIA kommt mit ihrem Rad in den Laden. LYDIA: Ich brauche neue Bremsbeläge. LYDIA schaut SARAH an und sagt: Ich würde das Rad, das Sie gerade in der Hand haben. Meine Tochter fährt es und ist total zufrieden damit. SARAH sagt zum Verkäufer: Wenn diese Dame das sagt, dann kaufe ich es. Kann ich mit meiner Karte bezahlen? VERKÄUFER: Selbstverständlich. Er fragt LYDIA: Haben Sie eine Viertelstunde Zeit?
Der VERKÄUFER geht zur Kasse. SARAH redet mit LYDIA: Ich kenne hier niemand. Ich bin gestern aus Berlin angekommen. Darf ich Sie an einem der nächsten Tage zum Essen einladen? LYDIA: Gerne. Ich gebe Ihnen meine Handynummer.

36.
LYDIA ist ohne Berenice zum Abendessen gekommen. SARAH stellt ihre Töchter Clara und Nicole vor. Sie sagt ihnen, dass sie Lydia im Fahrradgeschäft kennen gelernt hat. LYDIA: Das Haus ist ein Traum. SARAH: Ich habe es von meinem Onkel vor drei Jahren geerbt. Mein Mann ist nach der Geburt von Nicole von Zuhause abgehauen. Wir hatten uns beim Abendessen böse gestritten. Ich hab vergessen, worum es ging. Am nächsten Morgen war er weg. Auf Nimmerwiedersehen. Mein Onkel konnte ihn nicht leiden. CLARA und NICOLE gehen aus dem Zimmer. LYDIA: Ich habe vor einer Woche einen ganz ungewöhnlichen Mann kennengelernt. Er hat ein Jahr auf einer Südseeinsel mit Eingeborenen gelebt. Jetzt scheibt er Romane und wohnt im Zimmer von Marcel Proust im Grand Hotel. Ich glaube meine Tochter Berenice hat sich ein bisschen in ihn verliebt. Du musst ihn unbedingt kennenlernen. Er sieht gar nicht so übel aus, aber vor allem kann er tolle Geschichten erzählen. SARAH: Liebe Lydia, willst du mich mit ihm verkuppeln? LYDIA: Ja. Männer wie er sind wie ein Sack voll Gold. SARAH lacht: Ich brauche kein Gold. Mein Onkel hat mir nicht nur dieses Haus, sondern auch sein ganzes Geld vererbt. In seinem Testament steht: Ich bestimme Sarah Hellman zu meiner Alleinerbin. Sie soll in Ruhe ihre Bilder malen und nie mehr an Geld denken müssen. LYDIA: Du bist ein Glückskind. Sind diese beiden Bilder von dir? SARAH: Ja. Die sind schon sehr alt. Jetzt male ich andere Bilder. LYDIA: Ich finde du solltest diesen Mann trotzdem kennen lernen. SARAH: Meine Töchter und ich haben beschlossen, dass dieses Haus für Männer tabu ist. NICOLE ist dazugekommen und sagt: Mama, wir könnten doch eine Ausnahme machen. Ich bin neugierig auf den Mann. Vielleicht kennt er sogar Haruki Murakami. LYDIA: Ich könnte euch alle bei mir zum Mittagessen einladen.

37.
Es regnet. HELMUT steht ohne Regenschirm vor einem großen Weingeschäft und betrachtet die Auslagen.

38.
Im Geschäft schaut sich HELMUT bei den Rotweinen um. Mit drei Flaschen Bordeaux geht er zum Ladeninhaber. LADENINHABER: Sie kennen sich mit Weinen offensichtlich aus.

39.
In der geräumigen Wohnung von Lydia ist LYDIA beim Kochen. BERENICE deckt den Tisch für sechs Personen. Es klingelt. LYDIA, die sich eine rote Kochschürze umgebunden hat, geht zur Türe. SARAH, CLARA und NICOLE stehen vor der Tür. NICOLE: Ist der Romanautor, von dem du erzählt hast, schon da? LYDIA: Noch nicht. SARAH sagt lachend: Vielleicht hat er den Braten gerochen. LYDIA: Wenn er in der nächsten halben Stunde nicht kommt, essen wir ohne ihn. BERENICE: Das dürft ihr nicht machen. Das ist total unhöflich. NICOLE: Vielleicht wurde er vom Regen überrascht. BERENICE: Ich schau mal, ob ich ihn von der Terrasse aus sehe. Nach einer Weile entdeckt sie ihn. Er trägt eine große Tasche: BERENICE ruft laut: ER KOMMT!

40.
BERENCIE rennt zurück in die Wohnung und öffnet die Tür und wartet. HELMUT kommt mit seiner Tasche aus dem Lift und sagt:Sorry, ich bin aufgehalten worden. Ich hatte noch etwas vergessen. BERENICE: Hast du den Roman für mich mitgebracht?
HELMUT: Ja. Du kriegst in später. Nach dem Essen. LYDIA stellt Helmut SARAH, CLARA und NICOLE vor: Das ist der Herr, von dem ich euch erzählt habe. Das Essen ist in zehn Minuten fertig. SARAH sagt zu Helmut: Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor. HELMUT: Vielleicht haben Sie mich in einer Talkshow gesehen. SARAH: Ich male. Ich sehe keine Talkshows. LYDIA: Bitte nehmt doch schon einmal Platz. HELMUT: Ich könnte, den Wein, den ich mitgebracht habe, inzwischen öffen. Es ist ein Grand Cru aus Bordeaux. Eigentlich müsste man ihn dekantieren. SARAH betrachtet Helmut mit nachdenklichem Gesicht beim Öffnen der Flasche und beim Einschenken in die Gläser. LYDIA, die ihre Kochschürze abgelegt hat, kommt mit einem Tablett, auf dem das Essen steht, ins Zimmer. Sie hat frische Fische gebraten. HELMUT: Ich habe ein Jahr lang auf einer Insel in der Südsee gelebt. BERENICE: Das muss wunderbar für Sie gewesen sein. HELMUT: Da habe ich auch immer frischen Fisch gegessen. Ich habe ihn auf offenem Feuer gebraten. In der Nacht habe ich viele Träume gehabt. Alle Träume meines bisherigen Lebens. Und ich habe sie verstanden. SARAH: Alle Träume? NICOLE: Hast du bei deinen Reisen Haruki Murakami kennengelernt? HELMUT: Ja. Aber nicht in Tokio, wo ich auch einmal war, sondern In Berlin. Bei einer Lesung im Literaturhaus am Wannsee. NICOLE: Ich lese gerade seinen letzten Roman. Der ist unglaublich schön. Ich finde es nicht in Ordnung, dass er noch immer keinen Nobelpreis bekommen hat. HELMUT: Die Entscheidungen des Nobelpreiskommitees spielen wahrscheinlich Roulette. Es ist mehr oder weniger Zufall, auf wen die Kugel fällt. LYDIA: Du übertreibst. HELMUT: Ein bisschen. HELMUT erhebt sein Glas und sagt: Lasst uns alle auf einen Nobelpreif für Haruki Murakami trinken. Alle stoßen darauf an. SARAH nicht. Sie sagt zu HELMUT: Ich muss dich nach dem Essen alleine sprechen. Oder soll ich Sie zu dir sagen. BERENICE: Habt ihr Geheimnisse?

41.
HELMUT und SARAH stehen nebeneinander auf der Terrasse. Der Regen hat aufgehört. SARAH schaut HELMUT lange in die Augen. Dann sagt sie: Du bist mein Mann. HELMUT antwortet nicht. Dann fragt er SARAH: Hast du eine Zigarette? SARAH: Ich habe schon lange mit dem Rauchen aufgehört. Jetzt würde ich auch gerne eine Zigarette rauchen. Ich hätte dich fast nicht erkannt. SARAH: Du hattest nur Augen für Lydia. Beide schauen auf das Meer. SARAH: Warum hast du deinen Namen geändert? HELMUT: Ich wollte keine Spuren hinterlassen. SARAH: Sollen wir es den anderen sagen. Oder willst du weiter der große Unbekannte bleiben. HELMUT: Ich denke, das ist jetzt kein guter Augenblick. SARAH nach einer Weile: Gib mir deine Handynummer. HELMUT gibt sie ihr.

42.
SARAH, CLARA und NICOLE verabschieden sich von LYDIA. Sie verlassen die Wohnung. BERENICE geht zu HELMUT: Wo hast du den Roman? HELMUT holt ihn aus seiner Tasche und gibt ihn ihr. Der Titel des Romans ist „Schwarze Erde“. BERENICE: Du musst noch eine Widmung für mich reinschreiben. HELMUT: Hast du was zum Schreiben. BERENICE holt einen Kugelschreiber und schreibt: Für Berenice, meine zukünftig hoffentlich begeisterte Leserin. Er unterschreibt mit Helmut Fischer.

43.
SARAH und ihre Töchter sitzen ein paar Tage später in der Küche beim Frühstück. SARAH: Ich habe ganz schlecht geschlafen. Mir ist ein Stück Zahn abgebrochen. Ich muss zu meinem Zahnarzt nach Berlin fliegen. CLARA: Du kannst doch auch hier zu einem Zahnarzt gehen. SARAH: An meine Zähne lasse ich keinen anderen Zahnarzt ran. Du musst mich nach Nantes zum Flughafen fahren. Ich habe meinen Flug schon gebucht.

44.
CLARA hält den Wagen vor dem Flughafen in Nantes. Sie hat kein Gepäck dabei. CLARA: Kannst du mir aus Berlin auch das Buch von Murakami mitbringen? SARAH: Das kann ich machen. Macht keinen Unsinn, während ich weg bin. CLARA: Klar. Ich passe auf Nicole auf. Du warst irgendwie komisch seit dem Besuch bei Lydia.

45.
SARAH checkt mit ihrem iPhone beim Checkin ein.

46.
In Berlin hält SARAHS Taxi vor ihren Haus. Sie bezahlt den Fahrer und geht in ihr Haus.

47.
SARAH geht sofort in ihr Atelier, schaut auf das Bild, das sie vor ihrer Abreise gemalt hat. Sie stellt es weg und stellt sofort eine neue Leinwand auf die Staffelei. Dann beginnt sie damit, ein neues Bild zu malen. Es ist verwirrend bunt. Es sieht aus wie ein Traum. Es ist inzwischen Nacht geworden.

48.
In der Küche schaut sie sich das neu gemalte Bild auf ihrem iPhone an. Sie holt aus dem Kühlschrank eine Flasche Wein und gießt sich ein Glas Wein ein und trinkt einen Schluck. Dann ruft sie Helmut in Cabourg an. SARAH: Ich bin jetzt in meinem Haus in Berlin. Ich will, dass du auch nach Berlin kommst. HELMUT: Ich habe mir schon sowas gedacht. Dein Wunsch ist mir ein Befehl. SARAH: Wir treffen uns in der Paris Bar. Gib mir Bescheid, wenn du da bist.

49.
SARAH kauft in einer Buchhandlung das neue Buch von Murakami.

50.
Am Abend betritt HELMUT die Parisbar. HELMUT: Meine Frau hat einen Tisch für zwei Personen reserviert. Ist sie schon da? Der KELLNER zeigt HELMUT einen Platz. HELMUT bestellt eine Flasche Rotwein. Den besten, den sie haben. Meine Frau und ich haben etwas zu feiern.

51.
Ein Taxi mit SARAH hält vor der Parisbar. SARAH bezahlt und geht rein.

52.
SARAH schaut sich um. Sie entdeckt HELMUT sofort und geht zu ihm. Er steht auf und gibt ihr die Hand. SARAH: Hast du schon lange gewartet? HELMUT: Ich war pünktlich. Möchtest du auch ein Glas Wein? SARAH. Ja. Vielleicht hilft uns der Wein, bei dem, was wir zu besprechen haben. HELMUT winkt dem Kellner zu: Bringen Sie für meine Frau bitte auch ein Glas Wein. Der Kellner bringt das Glas und fragt: Wollen Sie schon etwas zu Essen bestellen. HELMUT: Wir warten noch. SARAH: Ich bin nicht hungrig. HELMUT gießt Sarahs Glas voll und will mit ihr anstoßen. HELMUT: Auf unser Wiedersehen! SARAH: Als erstes müssen wir klären, was wir Clara und Nicole sagen. HELMUT: Willst du ihnen sagen, dass du ihr Vater bist oder soll ich das machen? SARAH: Wir müssen das gemeinsam machen. Und zwar sofort, wenn wir zurück nach Cabourg kommen. HELMUT: Ok. Da sind wir uns also schon einmal einig.

53.
HELMUT raucht vor der Parisbar eine Zigarette. Als er wieder reingeht, bestellt er beim Keller eine zweite Flasche Wein und setzt sich an den Tisch zu Sarah. Der Kellner bringt die neue Flasche und schenkt die Gläser der beiden voll. HELMUT: Jetzt musst du aber mit mir anstoßen. SARAH: In Gottes Namen. Hast du vor, dich hier zu betrinken? HELMUT: So schnell bin ich nicht betrunken.Das weißt du doch. SARAH: Ich habe jedes Vertrauen zu dir verloren. Willst du, dass wir wieder zusammen kommen? HELMUT: Das wäre doch schön für uns alle. Wenn wir wieder eine richtige Familie wären. SARAH: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so einfach ist. Ganz besonders Clara wird da nicht so einfach mitmachen. HELMUT: Wir müssen die Zukunft einfach positiv sehen. SARAH: Hast du noch deine Wohnung am Chamissoplatz? HELMUT: Ja.

54.
Vor der Parisbar. SARAH und HELMUT steigen in ein Taxi. HELMUT: Kann ich heute Nacht bei dir schlafen? Meine Wohnung ist mir zu kalt. SARAH: Ausnahmsweise.

55.
SARAH und HELMUT liegen zusammen im Bett. Sie schlafen nicht miteinander. SARAH schaut Helmut an: Wir sind immer noch miteinander verheiratet. Ich habe dich nicht für tot erklären lassen. HELMUT: Danke.

56.
In Cabourg fährt BERENICE mit dem Fahrrad zum Haus von SARAH. Sie findet CLARA und NICOLE unter Sonnenschirmen im Garten. NICOLE liest den Murakami. BERENICE: Seid ihr alleine? CLARA: Meine Mutter musste nach Berlin fliegen. Ein Zahn ist ihr abgebrochen.
BERENICE: Ich habe das Buch von Helmut, das er mir bei unserem Mittagessen gegeben hat, mitgebracht. NICOLE: Zeig mal her. BERENICE gibt ihr das Buch: Hast du schon angefangen, es zu lesen?
BERENICE: Es spielt auf Lanzarote. Ein Mann macht mit seiner Tochter dort Urlaub.

57.
In Berlin wacht HELMUT auf. SARAH ist nicht da. Er steht auf, zieht sich an und macht sich auf die Suche nach ihr. Sie ist nicht in der Küche und auch nicht im Wohnzimmer. HELMUT ruft laut: Sarah, wo bist du? SARAH antwortet aus dem Atelier, auf dessen Tür „Zutritt verboten“ steht. HELMUT: Darf ich reinkommen? SARAH: Ok. Kommrein. HELMUT betritt den Raum. HELMUT: Wieso hat du mich nicht geweckt? SARAH: Ich wollte dich nicht in Versuchung bringen. Sie steht vor dem Bild, das sie, als sie von Cabourg zurückgekommen ist, gemalt hat. HELMUT schaut das Bild eine Weile an.SARAH: Gefällt es dir? HELMUT: Sehr. Ein Mensch von einem anderen Stern könnte das gemalt haben. Du gibst deinen Bildern doch immer wunderbare Titel. Hast du schon einen für dieses Bild? SARAH: Ich bin noch am Nachdenken. Mein erster Gedanke war „Bruchstücke“, mein zweiter war „Im Schatten des Mondes“. HELMUT: Darf ich dich küssen? SARAH: Nein. Aber du darfst mich umarmen. Du hast dir doch bestimmt noch nicht die Zähne geputzt. HELMUT: Stimmt. Darf ich im Bad deine Zahnbürste benutzen?

58.
SARAH und HELMUT sitzen in der Küche und frühstücken. SARAH ruft CLARA in Cabourg an. SARAH: Ich komme mit Helmut heute Abend in Nantes an. CLARA: Mit Helmut? Ist der bei dir? Wie ging es beim Zahnarzt? SARAH: Das erkläre ich dir, wenn ich zurück bin. HELMUT: Bevor zum Flughafen fahren, will ich noch in meine Wohnung am Chamissoplatz. Ein paar Romane von mir für Berenice holen. SARAH: Ich würde auch gerne deine Romane lesen.59.
SARAH und HELMUT stehen vor der Wohnung. HELMUT: Willst du mit reinkommen? SARAH: Ja. Du hast mir übrigens nie die Schlüssel zu dieser Wohnung gegeben.

59.
In der Wohnung holt HELMUT drei seiner Romane aus einem Bücherregal. SARAH schaut sich neugierig um. Sie geht in die Küche und dann in sein Schlafzimmer. SARAH: Ich muss noch schnell auf die Toilette. Du kannst ja inzwischen das Taxi rufen.

62.
Am Flugafen in Nantes wartet CLARA in der Ankunftshalle auf Sarah und Helmut. Da beide nur Handgepäck dabei haben, kommen sie als erste heraus. CLARA: Hast du an den Roman von Murakami gedacht? SARAH: Ich hab ihn dabei. Nicole ist schon total neugierig auf euch.

63.
Vor dem Flughafen steigt SARAH auf dem Beifahrersitz. HELMUT setzt sich in den Fond.

64.
Im Auto auf der Autobahn. SARAH: Du musst mir rechtzeitig sagen, wenn du müde wirst. Wir können jetzt keinen Unfall gebrauchen. CLARA: Wieso jetzt? SARAH: Unsere Zukunft könnte schöner werden. CLARA: Du spricht in Rätseln.

65.
An einer Tankstelle gehen SARAH und CLARA auf die Toilette. HELMUT bleibt im Wagen sitzen. Als sie zurückkommen, sagt HELMUT: Ich kann auch fahren. Dann könnt ihr beide euch auf den Rücksitz setzen und in Ruhe plaudern. SARAH: Es ist besser wenn Clara fährt. Sie kennt den Wagen.

66.
Es ist Nacht geworden. In Cabourg hält SARAH vor dem Grand Hotel. HELMUT steigt aus. SARAH: Wir sehen uns morgen. Ich rufe dich an und sage, wo wir uns treffen können.

67.
HELMUT geht zur Rezeption und lässt sich den Schlüssel für sein Zimmer geben.

68.
Helmut geht zur Hotelbar und bestellt ein Glas Rotwein.

69.
SARAH parkt das Auto vor ihrem Haus. NICOLE kommt herausgelaufen. NICOLE: Wo habt ihr Helmut gelassen? SARAH: Den haben wir vor seinem Hotel abgesetzt. NICOLE: Nach so einer langen Reise hätte der doch hier schlafen können.

70.
SARAH, CLARA und NICOLE sitzen beim Frühstück. NICOLE: Wann rufst du ihn an? Wir könnten doch zusammen zu Mittag essen.

71.
In einem Restaurant am Strand warten SARAH, CLARA und NICOLE auf Helmut. Als HELMUT zu ihnen kommt, gibt er SARAH zuerst einen seiner Romane. SARAH: Wir haben beide eine Überraschung für euch. NICOLE: Habt ihr ein Geschenk mitgebracht? SARAH schaut Helmut an und sagt dann: Wir haben herausgefunden, dassHelmut euer Vater ist. NICOLE: Ich hab so etwas geahnt. Hallo Papa. CLARA sagt kein Wort, steht auf und verlässt das Restaurant.

72.
SARAH sitzt mit HELMUT in seinem Zimmer im Grand Hotel. Sie haben zusammen gefrühstückt. HELMUT: Wenn du hier nicht aufgetaucht wärst, hätte ich mit Lydia geschlafen. SARAH: Das kannst du immer noch tun. Du hast mich schon vor dreißig Jahren betrogen. HELMUT: Das tut mir leid. SARAH: Warum eigentlich? Du hast mir das nie gesagt. Du bist einfach von einem Tag auf den anderen davon gelaufen. HELMUT: Das ist schwer zu erklären. Eine Mitarbeiterin in unserer Anwaltskanzlei machte Urlaub in Italien und hatte mich gefragt, ob ich mir fahren möchte und ich habe ja gesagt. Es hatte vorher schon zwischen uns beiden geknistert. SARAH: Und jetzt knistert es zwischen dir un Lydia? Berenice hat angefangen, mich mit ihrer Mutter zu verkuppeln. Du warst und bist ein Lustmolch.

73.
CLARA liegt im Bett eines jungen Mannes. Sie haben miteinander geschlafen. Sie steht auf und sagt: Jetzt muss ich dich verlassen. Ich muss mich wieder um meine Familie kümmern. Die haben sich bestimmt schon große Sorgen um mich gemacht.

74.
BERENICE und NICOLE suchen den Strand ab auf der Suche nach Clara. NICOLE: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die Nacht am Strand verbracht hat. Dazu wird es in der Nacht zu kalt. BERENICE: Irgendwie erinnert mich das an die Geschichte von Helmuts Roman. Da ist auch der Held ganz plötzlich spurlos verschwunden, und seine Tochter macht sich auf die Suche nach ihm.

75.
CLARA fährt mit einem Taxi zu Sarahs Haus. Niemand ist da.

77.
CLARA geht runter zum Strand. Dort liegt NICOLE auf ihrem Badetuch und liest das Murakamibuch. CLARA: Wo ist Mama? NICOLE: Sie schwimmt im Meer. CLARA: Habt ihr euch keine Sorgen um mich gemacht? NICOLE: Und wie! Mama hat Lydia angerufen. Und dann auch noch die Polizei. Wo warst du? CLARA: Ich habe einen jungen Mann kennengelernt und habe in seinem Bett geschlafen. NICOLE: Hast du auch mit ihm geschlafen? CLARA: Ja. NICOLE: Wow! SARAH kommt aus dem Wasser und geht zu den beiden. SARAH: Wo warst du? CLARA: Lass dir das von Nicole erklären. Ich hasse Helmut.

78.
Alle drei essen im großen Wohnzimmer zu Mittag. NICOLE hat gekocht. SARAH: Du musst mit Helmut alleine reden. Eigentlich ist er ein ganz vernünftiger Mann. CLARA; Und warum hat er dich damals verlassen? Hat ihn damals seine Vernunft verlassen? SARAH: Allerdinngs. Er hatte ein Angebot einer jungen Frau, dem er nicht widerstehen konnte. Du hast deinen Mann doch auch ruckzuck verlassen. CLARA: Vielleicht liegt das Männer verlassen in unseren Genen. SARAH: Ich war bei ihm im Hotel und wir haben uns ausgesöhnt, Ein bisschen wenigstens. Wir könnten dafür das Tabu für dieses Haus aufheben. Eigentlich habe ich mir vorgenommen in der nächsten Zeit wieder mit ihm zu schlafen. CLARA: Ist das dein Ernst? SARAH: Ich warte nur noch auf irgendein Wunder. CLARA: Ich glaube nicht an Wunder im normalen Leben. NICOLE: Ich schon.

87.
Am Abend sitzen SARAH, CLARA und NICOLE beim Abendbrot. SARAH: Ich bin froh, dass du dich mit Helmut versöhnt hast. Ich ziehe mich jetzt zurück und lese seinen Roman. CLARA: Ich fange an, den Murakami zu lesen. NICOLE: Ich lese meinen Murakami weiter. Eigentlich brauchen wir in diesem Haus einen Lesesaal. So etwas Ähnliches wie die Bibliothek bei Murakami.

Innerer Monolog Sarah) IM:Ich misstraue der Einfachheit dieser Versöhnung. Nur kann ich Clara das nicht sagen. Die wirkliche Wirklichkeit ist immer sehr viel komplizierter.

88.
SARAH fährt mit ihrem neugekauften Fahrrad nach Cabourg.
IM: Das Fahrrad fährt sich richtig gut.

89.
Vor dem Hotel steigt SARAH ab und ruft Helmut an. SARAH: Hallo Helmut. Ich möchte mit dir zusammen Fahrrad fahren. HELMUT: Ich komme runter.

90.
HELMUT kommt mit seinem Rad zu Sarah. HELMUT: Guten Morgen Helmut. Wo willst du hinfahren? Nach Norden oder nach Süden? SARAH: Entscheide du. HELMUT: Süden. Sie fahren los.
IM: In Berlin sind wir immer zum Wannsee gefahren. Da habe ich auch immer gemacht, was er wollte. Ich bin mir sicher das war nicht gut für mich. Wenigstens für meine Seele.

91.
Auf einem Hügel steigen beide von ihren Rädern an. Sie schließen beide Räder mit einer Fahrradkette ab und gehen eine steile Treppe runter zum Strand.

92.
Am Strand setzen sich beide in den Sand, schauen aufs Meer und sagen lange nichts.
IM: Warum muss ich immer anfangen zu reden. Habe ich ihn damals wirklich geliebt? Ich denke schon. Sonst hätten wir keine Kinder.
HELMUT: Ich liebe dich. SARAH: Beweise es. Küss mich!

93.
BERENICE ist in den Garten von Sarahs Haus gekommen. Dort liegt Nicole in einem Liegestuhl und liest wie immer das Buch von Murakami.
BERENICE: Störe ich dich? NICOLE: Überhaupt nicht. BERENICE: Ich wollte den Tag mit euch verbringen. Ich habe mir den Roman von Helmut mitgebracht. NICOLE: Wie ist er? BERENICE: Er liest sich gut. Er beschreibt klitzeklein, was sein Held macht.

94.
SARAH und HELMUT steigen die steile Treppe wieder hoch. SARAH schließt die Fahrradekette auf und verstaut sie auf dem Gepäckträger. SARAH schaut auf ihre Uhr: Du musst alleine zurückfahren. Ich muss zum Mittagessen nach Hause. HELMUT: Kein Problem. Ich bin froh, dass du mich geküsst hast. SARAH: Du bist noch immer ein wunderbarer Küsser. Sie steigt auf ihr Rad und sagt: Ciao.

95.
CLARA ist in der Küche beim Kochen. CLARA: Das Essen ist in einer halben Stunde fertig. SARAH: Wo ist Nicole? CLARA: Sie ist mit Berenice im Garten.

96.
HELMUT sitzt in seinem Hotelzimmer und tippt weiter an seinem Roman „Odysseus kommt nachhause“. Er schreibt sehr schnell mehrere Sätze.

97.
CLARA ruft in den Garten: Das Essen ist fertig. NICOLE: Kann Berenice mit uns essen? CLARA: Selbstverständlich. Es ist genug für alle da.

98.
Alle sitzen beim Essen am Tisch. SARAH sagt: In drei Tagen ist Vollmond. Wir müssen etwas Besonderes machen. NICOLE: Du und dein Mond! Der kommt alle vier Wochen.
IM: Ich würde gerne Helmut dazu einladen. Ich habe ihn geliebt und ich liebe ihn noch immer. Obwohl ich ihn damals gehasst habe. Als er mich verlassen hat, konnte ich vier Wochen lang nichts mehr essen.

99.
HELMUT kommt zurück ins Hotel. Ein Herr am Empfang sagt: Herr Fischer Sie haben einen Brief bekommen. HELMUT nimmt den Brief in Empfang und geht zum Lift.

100.
In seinem Zimmer öffnet HELMUT den Brief. Er kommt von einem befreundeten Arzt aus München. Darin sind, sorgfältig in eine Plastikhülle verpackt, vier kleine Tabletten. Im Brief steht: „Wenn du sie nimmst, musst du vorsichtig sein. Der Ort und die Person, mit der du sie teilst, sind besonders wichtig“.

101.
Am Abend sitzen SARAH, CLARA und NICOLE beim Abenbrot. NICOLE: Wir könnten, wenn Vollmond ist, doch hier eine Dichterlesung machen. Helmut liest aus dem Roman, an dem er gerade schreibt. Und Mama spielt Murakami und liest aus „Die Stadt und ihr ungewisse Mauer“.

102.
HELMUT und SARAH sitzen zusammen am Meer und sehen den Sonnenuntergang. HELMUT: Was ist die lieber? Sonnenuntergänge oder Sonnenaufgänge? SARAH:Ich liebe Sonnenuntergänge. HELMUT: Mir sind Sonnenaufgänge lieber. Auf der Südseeinsel, wo ich war, konnte ich beides nicht sehen. Die Insel war ein Vulkan und war von den hohen Kraterwänden umgeben. SARAH: Du warst doch bestimmt sehr einsam dort. HELMUT: Eigentlich nicht. An besonderen Tagen habe ich mit den Männern Kava getrunken. Das ist eine aus Blättern zerstampfte Pflanze, die dich schwer macht. Du fühlst dich tief mit der Erde verbunden. SARAH: Du machst mich total neugierig. Ich habe noch nie im Leben irgendeine Droge genommen. Weder Haschisch noch LSD. HELMUT: Ich habe gerade so etwas Ähnliches von einem Arzt bekommen. Wir könnten es zusammen schlucken und dann im Gatsky-Club tanzen gehen. SARAH: Ich muss darüber nachdenken. Zum Tanzen hätte ich große Lust.
IM: Ich habe seit dreißig Jahren nicht mehr getanzt. Die Droge macht mir Angst.

103.
SARAH fährt mit ihrem Auto zurück nach Hause.
IM: Früher war Helmut ein toller Tänzer. Vielleicht sollte ich mich darauf einlassen.

104.
Im Wohnzimmer fragt NICOLE sofort: Hast du mit Helmut über die Dichterlesung gesprochen? SARAH: Noch nicht. NICOLE: Ich hab mir schon vorgestellt, wie wir das machen. Wir bauen eine Art Podium und stellen sämtliche Stühle, die wir haben, davor auf. Wir müssen auf jeden Fall auch Berenice und Lydia dazu einladen. Und du kannst Helmut beim Vorlesen filmen. Wenn er noch nicht aus dem Roman, den er gerade schreibt, vorlesen will, kann er ja aus dem Roman, den er dir gegeben hat, vorlesen.
IM: Nicole, ich liebe dich. Aber du bist mir zu schnell.

105.
HELMUT sitzt in seinem Hotelzimmer. Er schaut in seinen Terminkalender in dem ein Tag markiert ist. Dann ruft er SARAH an: Weißt du eigentlich, dass am Sonntag unser Hochzeitstag ist? SARAH: Bist du sicher? HELMUT: Hundertprozentig.

106.
LYDIA und BERENICE sitzen zusammen beim Frühstück. LYDIA: In drei Wochen sind deine Ferien zuende. Dann musst du wieder an die Uni nach Paris. Hast du eigentlich schon ein Zimmer? BERENICE: Ich finde schon eins. Lass uns jetzt nicht über die Zukunft reden. LYDIA: Ich denke immer an die Zukunft. Weißt du schon, wie lange deine Freundin Nicole in Cabourg bleibt?

107.
SARAH, CLARA und NICOLE haben im Wohnzimmer zuende gefrühstückt. SARAH: Was ist der Plan für heute? Ich gehe runter zum Strand und will schwimmen. CLARA: Wir machen erstmal zusammen den Abwasch und dann räumen wir auf.

108.
In der Küche wäscht CLARA die Teller und Tassen ab. NICOLE trocknet sie ab. CLARA: Sag mal ehrlich, glaubst du, dass es mit Helmut und unserer Mutter wieder gut wird? NICOLE: Bei Helmut bin ich mir sicher, denn der hat ein schlechtes Gewissen. Bei Mama nicht so sehr. Jedenfalls gibt sie sich Mühe.

109.
CLARA und NICOLE liegen in ihren Liegestühlen im Garten. Beide lesen. NICOLE liest aus dem Murakamibuch vor: „In der wirklichen Welt leben wir an zwei verschiedenen Orten. Sie liegen nicht weit voneinander entfernt, aber auch nicht so nah, dass wir uns spontan treffen könnten. Um zu dir zu kommen, muss ich zweimal umsteigen und brauche anderthalb Stunden. Aber unsere jeweiligen Wohnorte sind nicht von hohen Mauern umgeben. Wir können kommen und gehen, wie wir wollen und so weiter. Das ist das zweite Kapitel. Damit könnte er anfangen. So weit ich das sehe ist der Roman eine wunderbare Liebesgeschichte.

110.
SARAH kommt aus dem Wasser und trocknet sich ab.
IM: Warum muss ich immer an Helmut denken! Und an die Droge, die er mit mir schlucken will. Klar. Er will mich neu verführen. Aber soll ich das zulassen!

111.
SARAH kommt in den Garten zu Clara und Nicole. CLARA: Ein bisschen Schwimmen täte euch beiden gut. NICOLE: Wir machen schon Pläne für die Dichterlesung.

112.
HELMUT ist im Hotelzimmer beim Schreiben. Er schreibt: “ Es ist Nacht und trotzdem glühend heiß. In einer kleinen Oasenstadt irgendwo stehen Odysseus und Sarah, seine treue Assistentin, vor einem kleinen, mit Palmen umsäumten See und versuchen, Fotos zu machen. Zwischen den Palmen steht ein durch die Hitze riesenhaft vergrößerter Vollmond…“

113.
CLARA sitzt an ihrem Computer und bestellt bei Amazon japanische Kleidung. SARAH kommt dazu: Was machst du? CLARA: Ich bestelle dein Kostüm für deine Dichterlesung. Du spielst ja, dass du Murakami bist. NICOLE hat bereits auf YouTube einen Film gefunden, auf dem er spricht.

114.
Es ist Abend. HELMUT ruft on seinem Hotelzimmer aus Sarah an: Hast du Lust dich heute mit mir zu treffen? SARAH: Ich habe keine anderen Pläne. HELMUT: In dem kleinen Cafè. Um 8 Uhr. SARAH: Ok.

115.
HELMUT sitzt im Cafè und wartet. Er bestellt bei der Bedienung eine Flasche Champagner und eine Kerze. Als Sarah kommt, brennt die Kerze und auf dem Tisch stehen die Champagnergläser. HELMUT begüsst sie mit einem Kuss. HELMUT: Ich habe mir gedacht, dass wir die Pille am besten mit Champagner schlucken. SARAH: Also los. HELMUT gießt den Champagner in die beiden Gläser. Dann holt er aus seiner Jackentasche die beiden Pillen. Eine gibt er Sarah, die andere nimmt er in den Mund und schluckt sie mit dem Champagner runter. HELMUT: Jetzt musst du es tun. SARAH macht ein Gesicht, als müsse sie eine bittere Arzenei schlucken, aber sie tut es.

116.
HELMUT und Sarah wandern durch die Straßen. SARAH: Spürst du schon was? HELMUT: Nein. Das dauert eine Weile, bis die Wirkung einsetzt.

117.
HELMUT und Sarah betreten die Gatsky-Diskothek.

118.
HELMUT und Sarah tanzen zusammen. SARAH: Wow. das ist schön. Ich glaube jetzt spüre ich etwas. Sie fangen an leidenschaftlich zu tanzen. Der DJ scheint auf die Art ihres Tanzes zu reagieren.

119.
Es ist Nacht geworden. CLARA und Nicole sitzen im Wohnzimmer und schauen durch das Fenster auf den fast vollen Mond. NICOLE: Was die beide wohl machen! CLARA: Mir hat sie gesagt, dass sie mit Helmut tanzen geht. Wir sollen nicht auf sie warten.

120.
HELMUT und SARAH sitzen am Strand. Am Himmel über dem Meer sehen sie den Mond. Sie sind verschwitzt vom Tanzen. SARAH: Du bist mir unglaublich vertraut. HELMUT: Du mir auch. Sie umarmen sich und küssen sich lange.

121.
HELMUT und Sarah liegen im Bett des Hotelzimmers. Sie streicheln sich gegenseitig. SARAH: Möchtest du jetzt mit mir schlafen? HELMUT: Ja.

122.
Am Morgen kommt Sarah zurück in ihr Haus. CLARA: Das Frühstück ist fertig. NICOLE. War es schön beim Tanzen? SARAH ist ein bisschen verwirrt und sagt: Es war total wunderbar. Ich will jetzt öfter tanzen gehen. CLARA und Nicole schauen sich an. SARAH: Das solltet ihr beiden auch machen. NICOLE: Uns fehlen die Männer. Sie schaut Clara an. Die guckt weg. NICOLE schaut auf ihr iPhone, das eine Nachricht empfangen hat und sieht, dass Amazon die Lieferung der bestellten japanischen Kleider ankündigt.

123.
LYDIA und Berenice sitzen in ihrer Wohnung beim Frühstück. Ihr Telefon klingelt. Es ist Sarah: Morgen haben wir am Abend in unserem Haus eine Dichterlesung. Dazu möchte ich dich und Berenice einladen. LYDIA:Hast duHelmut dazu eingeladen? SARAH: Ja. Er liest aus dem Roman, den er gerade schreibt. Und ich lese aus dem Buch von Murakami.

124.
NICOLE nimmt an der Haustüre die Lieferung des Amazonfahrers an. Es ist ein dickes Päckchen.

125.
Im Wohnzimmer packt sie es zusammen mit Clara aus. Es enthält drei verschiedene Kimonos. Zwei davon sind einfarbig. Eines ist rot, das zweite blau. Das dritte ist mit bunten japanischen Motiven bedruckt. NICOLE: Was denkst du, welches Mama am besten gefällt? Wenn sie vom Schwimmen zurückkommt zeigen wir sie ihr.

126.
Am Mittag kommt Sarah zurück ins Haus. NICOLE: Wir haben uns ausgedacht, das du zur Dichterlesung einen Kimono trägst. Du kannst dir einen aussuchen. SARAH: Ihr beiden seid schon ein bisschen verückt.
IM: Ich glaube, wenn ich das mache, werde ich mir komisch vorkommen. Wir spielen doch hier nicht Theater.

127.
Am Abend des nächsten Tages kommen LYDIA und BERENICE mit dem Auto als erste Gäste. Sie haben mehrere Flaschen Wein mitgebracht. LYDIA: Ist Helmut schon da? NICOLE: Noch nicht. Er liebt es scheinbar, immer etwas später zu kommen. Dann kriegt er die ganze Aufmerksamkeit. SARAH: Ich muss mich ohnehin erst noch umziehen.

128.
HELMUT kommt mit seinem Fahrrad zum Haus.

129.
Im Wohnzimmer haben CLARA und Nicole für die Lesung einen provisorischen Stehpult aufgebaut. Davor stehen sechs Stühle. CLARA: Setzt euch schon mal hin. Sarah wird zur Eröffnung der Lesung etwas sagen.

130.
SARAH kommt im Kimono in das Wohnzimmer. SARAH stellt sich hinter das Stehpult. SARAH: Also Helmut, wie soll ich dich nennen Helmut Fischer, oder Hans Hellmann? Wie du geheißen hast, als ich dich vor über dreißig Jahren geheiratet habe. HELMUT: Das ist mir egal. LYDIA guckt erstaunt. SARAH: Also gut, dann bleibe ich bei Helmut. SARAH: Ich habe mich entschieden, ein neues Leben zu beginnen. Ich werde ganz von Berlin nach Cabourg ziehen. Ein Atelier finde ich hier auch. Und Helmut kann auch hier wohnen. Denn ich will wieder mit ihm zusammen leben. Helmut, bist du damit einverstanden? HELMUT: Wenn du das so willst, bleibt mir wohl nichts anderes übrig.

SARAH: Dann komm jetzt her und beginne mit deiner Lesung. HELMUT steht auf und stellt sich hinter das Stehpult. Er hat ein paar Seiten aus seinem Roman ausgedruckt. SARAH setzt sich auf seinen Platz.

HELMUT: Ich erkläre euch erst einmal, worum es in „Odysseus kommt nachhause“ geht. Der Roman spielt in der Zukunft. Odysseus ist ein Fotograf, der sich vorgemmen hat, die ganze Welt zu fotografieren. In einer Oase in der ägyptischen Wüste rettet er einer arabischen Prinzessin, die am verdursten war, das Leben. Ihr Vater ein mächtiger, reicher arabischer Scheich erfüllt ihm zum Dank jeden Wunsch, den er haben könnte. Er will ihn mit seiner Tochter Fatima verheiraten. Da Fatima seine Sprache nicht verstehen kann. Und Odysseus nicht Arabisch versteht, schließt er beide an neu entwickelte Computer an, die das gesamte Wissen das beide haben, in das Gehirn des anderen überträgt. Helmut beginnt aus den Papieren, die er mitgebracht hat, zu lesen…

131.
In einer Pause, in der alle Wein trinken, geht Lydia zu Helmut: LYDIA: Ich bin enttäuscht von dir, mein Lieber. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mit Sarah verheitet warst? Und was ich dich schon immer fragen wollte, wie bist du auf diese Südseeinsel gekommen? HELMUT: Die zweite Frage ist leichter zu beantworten als die erste. Ich habe bei einer Lesung in München ein junges Paar kennengelernt, das auf dieser Insel war. LYDIA: Und wie heißt diese Insel? HELMUT: Ureparapara. LYDIA: Ein schöner Name für eine Insel. Und was ist deine Antwort auf meine erste Frage? HELMUT: Das ist mir zu kompliziert. Ich denke, das solltest du Sarah fragen.

132.
SARAH zieht in ihrem Schlafzimmer vor einem Spiegel den mit japanischen Symbolen bedruckten Kimono an und bindet sich die Haare hoch. NICOLE ist bei ihr. NICOLE: Wenn du dein Haus in Berlin aufgibst, könnte ich es übernehmen? Vielleicht zusammen mit Clara? SARAH lacht: Dann könnt ihr in Berlin zusammen auf Männerjagd gehen.

133.
SARAH kommt mit dem Murakamibuch wieder zu den anderen ins Wohnzimmer. Sie geht hinter den Stehpult, setzt sich eine Brille auf und klappt das Buch auf. Die Stelle, aus der sie vorlesen soll, hat Nicole für sie mit Bleistift markiert (Großaufnahme). SARAH liest vor.
Als sie mit dem Vorlesen aufhört, klatschen alle. Jetzt können wir rausgehen und draußen gemeinsam den Vollmond anschauen. LYDIA: Ich möchte auch noch einen Beitrag zur Dichterlesung leisten. LYDIA geht hinter das Stehpult sieht Helmut an und singt ein Lied:

„Hänschen klein ging allein in die weite Welt hinein
Stock und Hut steht ihm gut, ist gar wohlgemut.
Doch die Mutter weinet sehr, hat ja nun kein Hänschen mehr:
Wünsch dir Glück!, sagt ihr Blick. Kehr nur bald zurück!

Sieben Jahr trüb und klar Hänschen in der Fremde war,
da besinnt sich das Kind, eilt nach Haus geschwind.
Doch nun ist‘s kein Hänschen mehr, nein, ein großer Hans ist er,
braun gebrannt Stirn und Hand, wird er wohl erkannt?

1, 2, 3 geh´n vorbei, wissen nicht wer das wohl sei,
Schwester spricht: “Welch Gesicht“, kennt den Bruder nicht!
Kommt daher sein Mütterlein, schaut ihm kaum in´s Aug´hinein,
ruft sie schon: „Hans, mein Sohn! Grüß dich Gott, mein Sohn“.

Alle klatschen begeistert. HELMUT klatscht am lautesten.

134.
Alle stehen im Garten und schauen auf den Vollmond. HELMUT umarmt SARAH, flüstert ihr ins Ohr: Heute ist übrigens unser Hochzeitstag.
IM: Das habe ich schon wieder vergessen. Ich denke, ich muss mir auch einen Terminkalender zulegen.
HELMUT sagt, als hätte er ihren Gedanken gehört: Da hast du recht. Dann küsst er sie. Sie küssen sich ziemlich lange. Die anderen klatschen. BERENICE sagt zu Lydia: Ein schönes Paar.

THE END





 

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