Blog
Termine
Thome
Kontakt
Filmografie
Deutsch
English
Français



Kurzfilme

64 Die Versöhnung    66 Stella    67 Galaxis    67/68 Jane erschießt John, weil er sie mit Ann betrügt

80 Hast Du Lust mit mir einen Kaffee zu trinken?      84 Zwei Bilder

Spielfilme
68 Detektive    69 Rote Sonne      70 Supergirl      72 Fremde Stadt      74 Made in Germany and USA
75 Tagebuch  77/78 Beschreibung einer Insel  80 Berlin Chamissoplatz  82/83 System ohne Schatten
86 Tarot    87 Das Mikroskop     88 Der Philosoph    89 Sieben Frauen    91 Liebe auf den ersten Blick
92 Die Sonnengöttin    94 Das Geheimnis    97 Just Married    97 Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan
99 Paradiso, sieben Tage mit sieben Frauen       00 Venus talking        02 Rot und Blau
03 Frau fährt, Mann schläft      05 Du hast gesagt, daß Du mich liebst      05 Rauchzeichen
06 Das Sichtbare und das Unsichtbare      08 Pink    10 Das rote Zimmer     11 Ins Blaue




Info
Plakate
Bilder
Clips
Kritiken
Interviews



Kinemathek 66, 10/8   Karlheinz Oplustil, Die Versöhnung (1964)


DIE VERSÖHNUNG

Karlheinz Oplustil
Kinemathek 66
10/8
Wirklich eine einfache, alltägliche Geschichte: ein Mann holt eine Zeitung, frühstückt gelangweilt mit seiner Frau, geht auf's Oktoberfest und trifft eine junge Frau, die ihn durch ihr Selbstbewußtsein verwirrt zurückläßt, er kommt nach Hause, die Frau, im durchsichtigen Negligée, lustlos: "Ich dachte, du würdest später kommen."

Die Nouvelle Vague ist hier sehr gegenwärtig: wie die Kamera (Max Zihlmann!) mit der Hand gehalten wird und ausgiebig schwenkt, wie Zitate und Verweise eingebaut sind (ein Heft "Film” am Kiosk, ein Zeitungsbericht von den Filmfestspielen in Venedig "Goldener Löwe und Rote Wüste”, der Verweis auf Ausser Atem bei einer Einstellung mit dem Gewehr) oder wie Geschichten erzählt werden und die Illusion durchbrochen wird: nach einem Gespräch über die Zufälligkeit von Beziehungen und Unlust in der Ehe zitiert die Studentin direkt in die Kamera eine Passage aus Margaret Meads "Male and Female": "Aber von dem Zeitpunkt an, wo sich wirklich langdauernde Verbindungen zwischen menschlichen Wesen entwickeln, bei denen Mann und Frau zusammenleben und die Frau eine derartige Empfänglichkeit besitzt, daß sie jederzeit dem Verlangen des Mannes zugänglich ist, erhebt sich vor den menschlichen Wesen ein ganzer Berg neuartiger Probleme."
Aber im Vordergrund steht das Interesse für die Welt, die der Filmemacher kennt, die Aufmerksamkeit für Alltägliches, die Genauigkeit im Konkreten. Der Mann hat kurzes Haar, trägt Anzug und Schlips, die Frauen haben toupierte Haare, die Studentin trägt einen schwarzen Lackmantel - das war 1964.

Die Studentin, die ein Kind erwartet, weil sie "schon immer eins wollte", ist eigenwillig und selbstsicher, souverän und praktisch wie die Frauen in Thomes späteren Filmen. Von dem Mann, der vom Ausbruch träumt und von der Veränderung hauptsächlich redet, könnte man eine Linie denken über Karl in Made in Germany und USA bis zu Martin Berger in Berlin Chamissoplatzund Faber in System ohne Schatten.

Die Versöhnung hat vier deutlich voneinander abgesetzte Teile: der Gang zum Zeitungskiosk, das Frühstück, die lange Sequenz auf dem Oktoberfest, die Heimkehr. Vier Teile, durch abrupte Schnitte nebeneinander gestellt, das sind drei Zeitsprünge, drei Ellipsen: eine Welt in Ausschnitten zeigen.